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Sprachliche Wissensrepräsentationen der AfD: Eine framesemantische Analyse von parlamentarischen DebattenJamjumrus, Phongsakorn 20 November 2023 (has links)
Zuwanderungs- bzw. Migrationsdiskurse stehen seit langer Zeit im Mittelpunkt der öffentlich-politischen Kommunikation in Deutschland. Sie werden auch in der jeweiligen Phase der Diskussion von neu entstandenem Wissen und einem bestimmten Zeitgeist geprägt. Besonders seit 2015, als in Reaktion auf die Flüchtlingsbewegung politisch rechte Parteien in vielen europäischen Ländern wie Frankreich, Österreich, Polen, Dänemark, Schweden usw. sowie in den USA in Parlamente gewählt wurden, gewann auch die deutsche, rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD) allmählich eine enorme Popularität.
Dies führte schließlich dazu, dass sie 2017 in den deutschen Bundestag einziehen konnte, wodurch sich ihr neue Möglichkeiten der Selbstdarstellung eröffneten. Eine Gemeinsamkeit aller rechtspolitischen Parteien in den europäischen Staaten besteht im Widerstand gegen das Anderssein. Mittlerweile führt dies zu heftigen Diskussionen und es bilden und verfestigen sich negative Einstellungen gegenüber ausländischen Zuwanderer:innen.1 2 Diese befinden sich infolge von Krieg, Gewalt, Verfolgung und Mord auf der Flucht, weshalb sie auf Schutz angewiesen sind. Darüber hinaus gehören auch diejenigen dazu, die die Chance auf einen besseren Lebensstandard ergreifen und von der deutschen Absicherung der alltäglichen Bedürfnisse profitieren möchten. Für rechtspopulistische Bewegungen fungieren Zuwanderer:innen als einer ihrer politischen Sündenböcke, weshalb sie zum unverzichtbaren Instrument rechtspopulistischer Rhetorik gehören (vgl. Wodak 2016: 20). Dementsprechend stellt dieses heikle, aktuelle Thema einen brisanten Diskurs zur Erschließung und Erfassung relevanten Wissens über diese Menschengruppe dar, aus dem eine Reflexion zur Selbstdarstellung der AfD erfolgen kann.
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Zwischen dünnen Mädchen und Stofferweibern: face work im weiblichen BodybuildingLadwig, Rahel 18 December 2023 (has links)
Weibliches Bodybuilding ist ein Wettkampfsport, bei der die Körper der Athletinnen nach ihrer Muskulosität bewertet werden. Durch ihre ausgeprägte Muskulatur weichen Body-builderinnen von der Vorstellung einer eindeutigen Geschlechterbinarität ab, in welcher der weibliche Körper das kleinere und schwächere Gegenstück zum männlichen Körper ist. Aufgrund dieser Abweichung von Gendernormen erleben Bodybuilderinnen in sozi-alen Interaktionen häufig Stigmatisierung.
Die vorliegende Arbeit untersucht, basierend auf Erving Goffmans Theorie des face, welche Strategien Bodybuilderinnen einsetzen, um mit Stigmatisierung umzugehen. Die Forschungsfrage lautet somit: Wie wahren Bodybuilderinnen in der Interaktion ihr face? Um diese Frage zu beantworten, wird in Bodybuilding-Podcasts nach Stellen gesucht, an denen Bodybuilderinnen sich über vergangene face-Bedrohungen unterhalten. Diese Stellen werden positionierungsanalytisch untersucht.
In den untersuchten Podcasts nutzen die Bodybuilderinnen zwei soziale Kategorien als Positionierungsressourcen: die des ‚Mädchens‘ und die der ‚Bodybuilderin auf Stoff‘. Die Kategorie des ‚Mädchens’ nutzen Bodybuilderinnen, um Frauen zu beschreiben, welche den dominanten Weiblichkeitsnormen entsprechen. Bodybuilderinnen positionieren sich als diesen ‚Mädchen‘ körperlich und psychisch überlegen. Auf diese Art deuten sie im Gespräch mit anderen Athletinnen die Teilnahme am Bodybuilding vom potenziellen Stigma zum Zeichen der Überlegenheit um.
Die Kategorie der ‚Bodybuilderinnen auf Stoff‘ nutzen Bodybuilderinnen vor allem, um sich gegen face-bedrohliche Kritik von Nicht-Bodybuilder:innen zu wehren. Nicht-Bodybuilder:innen werten Bodybuilderinnen häufig ab, da sie mit weiblichem Bodybuilding die Vorstellung von Frauen verbinden, die stark von Weiblichkeitsnormen abweichen. Bodybuilderinnen gehen mit dieser face-Bedrohung um, indem sie argumentieren, dass diese Beschreibung nur auf ‚Bodybuilderinnen auf Stoff‘, die leistungssteigernde Drogen nehmen, zutrifft. Von diesen ‚Bodybuilderinnen auf Stoff‘ grenzen sich die Bodybuilderinnen vehement ab.
Schließlich nutzen Bodybuilderinnen epistemische Positionierung, um sich gegen face-Bedrohungen zu immunisieren, indem sie Bodybuilderinnen die Wissensautorität zum Thema Bodybuilding zuschreiben und Nicht-Bodybuilder:innen das notwendige Wissen absprechen, um die Körper und Körperpraxen von Bodybuilderinnen zu bewerten.
Die Ergebnisse dieser Arbeit bieten einen Einblick darin, wie Individuen mit Stigmatisierung auf Grund von Gendernormabweichung umgehen können.:1. Einleitung
2. Stigma und face work
3. Positionierungsanalyse
4. Methodik
5. 'Mädchen' und 'zarte Pflänzlein': soziale Kategorien der Normalität
5.1. 'Mädchen' und Weiblichkeitsnormen
5.2. Vom 'Mädchen' zur Bodybuilderin: eine Coming-of-Age-Geschichte
5.3. Die Sorge um verletzliche 'Mädchen'
6. 'die haben einfach keine Ahnung': face work durch epistemische Positionierung
6.1. Epistemische Selbstpositionierung
6.2. Epistemische Fremdpositionierung und face work
7. 'diese Stofferweiber': face work durch Abgrenzung
7.1. 'Bodybuilderin auf Stoff' als Ressource des face work
7.2. 'Bodybuilderinnen auf Stoff' als Opfer
8. Fazit
9. Literatur
10. Danksagung
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Nützliches Werkzeug oder unberechenbarer Konkurrent? Unterschiedliche Konzeptualisierungen von Künstlicher Intelligenz in sprachlichen WissenstransferprozessenLammers, Svenja 18 October 2024 (has links)
„Forscher warnen: Künstliche Intelligenz wird wahrscheinlich die Menschheit auslöschen“ (Schmidt 2022) – solche Headlines begegnen uns im Diskurs über künstliche Intelligenz immer wieder. Reißerische Titel, die die Übermacht der Maschinen und den damit einhergehenden Untergang des Menschen postulieren. Sie schüren Angst und Misstrauen gegenüber neuen Technologien – und verhindern somit gegebenenfalls die Bereitschaft zu Fortschritt und Wandel.
Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz werden in der Bevölkerung immer noch mit Misstrauen beobachtet. Das liegt vor allem daran, dass es sich bei diesem Forschungsfeld um ein komplexes handelt und in der öffentlichen Kommunikation häufig zur vermeintlichen Vereinfachung eine vermenschlichende Darstellungsform von Künstlicher Intelligenz gewählt wird. Es fehlen adäquate Beschreibungsformen und Sprachbilder, auf die nicht nur Medienvertreter:innen, sondern auch Wissenschaftler:innen zurückgreifen können. Womöglich unpassende vorhandene Metaphern und Sprachbilder, die die öffentliche Sicht auf das prägen, was sie beschreiben sollen, werden immer wieder bemüht. Diese unreflektierte Wiederholung führt zu einer starken Verankerung der Sprachmuster und damit zur Verankerung von irreführenden Konzeptualisierungen von Künstlicher Intelligenz. Derartige Sprachgebrauchsmuster formen den gesamtgesellschaftlichen Diskurs und leiten ihn somit gegebenenfalls in eine ungewollte Richtung.
Neue Entwicklungen und Forschungsergebnisse kommunizieren die Wissenschaftler:innen häufig nicht direkt an die Öffentlichkeit, sondern oft sind Medien zwischengeschaltet. Der Informationsaustausch birgt somit (wie beim Stille-Post-Spielen) Risiken für Missverständnisse oder ungenaue Informationsweitergabe. Es ist auch Aufgabe der Wissenschaft, das eigene Kommunikationsverhalten zu reflektieren und die Öffentlichkeit über sie betreffende Entwicklungen auf angemessene Weise aufzuklären. Dafür bietet die Linguistik Unterstützung. Sie kann anderen Disziplinen Werkzeuge und Empfehlungen an die Hand geben, um ihren Wissensaustausch mit der Gesellschaft zu reflektieren und zu verbessern.
Die Gründung des Tübinger Center for Rhetorical Science Communication Research on Artificial Intelligence (RHET AI) im Jahr 2021 zeigt, wie aktuell und wichtig diese Aufgabe ist. Immer mehr Linguist:innen beschäftigen sich mit Künstlicher Intelligenz, was auch auf die „Verwandtschaft“ zwischen den beiden Disziplinen zurückzuführen ist. Auch auf diese Beziehung wird im Folgenden eingegangen.
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Sprachwissenschaft als argumentative Ressource in der Debatte um gendersensible Sprache: Eine Analyse öffentlicher Diskurse in den Sozialen MedienBuchwitz, Julia 01 August 2024 (has links)
Seit geraumer Zeit bietet das Thema gendersensible Sprache eine breite Angriffsfläche für sprachideologische Auseinandersetzungen in Politik, Wissenschaft, aber auch oder vor allem im öffentlichen Diskurs. Obschon Positionen und Erkenntnisse der linguistischen Genderforschung in alltagsweltlichen Metasprachdiskursen bislang wenig Nachhall finden, berufen sich Befürworter:innen wie auch Kritiker:innen eines genderinklusiven Sprachgebrauchs mitunter auf (pseudo-)linguistische „Fakten“ zur Legitimierung der eigenen bzw. Delegitimierung der gegnerischen Position. Verweise auf die (Nicht-)Unterscheidung von Genus und Sexus, aber auch auf (nicht-)natürlichen Sprachwandel prägen ebenso die Diskussion wie die Berufung auf wissenschaftliche Autoritäten.
In meiner Arbeit zeige ich, wie sich auf linguistische Begriffe und Theorien stützende Argumente im metadiskursiven Sprechen über gendersensible Sprache niederschlagen, welche sprachlichen Mittel dabei zum Einsatz kommen und inwieweit die Argumentationen überhaupt durch inhaltliche Stringenz überzeugen können. Als Beispiel dient die Kommentarsektion des mit 2,4 Mio. Views und rund 18.500 Kommentaren überaus erfolgreichen YouTube-Videos „Warum Gendersprache scheitern wird“ von Alicia Joe. Ausgehend von theoretischen Ansätzen der Sprachideologieforschung werden die hier ausgehandelten laienlinguistischen und metapragmatischen Wissensbestände in einer Kombination aus korpuslinguistischen und argumentationsanalytischen Methoden rekonstruiert. Dabei wird der Diskussion um gendersensible Sprache jedoch keine weitere sprachwissenschaftlich legitimierte Meinung hinzugefügt, sondern vielmehr das alltagsweltliche Sprechen über das Thema Gendern als metadiskursive Sprachpraxis analysiert.:1. Einleitung
1.1 Fragestellung und Vorgehensweise
1.2 Forschungsstand
2. Grundlagen der linguistischen Genderforschung
2.1 Möglichkeiten der genderbezogenen Personenreferenz im Deutschen
2.2 Das sogenannte generische Maskulinum
3. Positionen in der Debatte um gendersensible Sprache
3.1 Fachlinguistischer Diskurs
3.2 Laienlinguistischer Diskurs
4. Methodik und Methodologie
4.1 Grundlagen der Diskursanalyse
4.2 Methodische Vorgehensweise
4.2.1 Beschreibung des Untersuchungsmaterials
4.2.2 Datenakquise und -aufbereitung
4.2.3 Vorgehen bei der Datenanalyse und -auswertung
5. Empirischer Teil
5.1 Korpuslinguistische Exploration
5.2 Toposanalytische Untersuchung
5.2.1 Überblick und quantitative Befunde
5.2.2 „ich als angehender Lehrer“: Autoritäts-Topos
5.2.3 „nicht Teil der Rechtschreibreform“: Sprachnormen-Topos
5.2.4 „von ‚oben‘ der gesellschaft aufoktroyiert“: Sprachwandel-Topos
5.2.5 „Sprache schafft Wirklichkeit“: Sprache-Wirklichkeit-Topos
5.2.6 „Lehrer war nie ein Wort bloß für Männer“: (Sprach-)Geschichts-Topos
5.2.7 „Auch im Englischen gibt es diese Diskussion“: Beispiel-/Analogie-Topos
6. Fazit
7. Literatur
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