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Das Ringen zwischen akademischer Korporation, Stadt und Landesherrschaft sowie bürgerlichen Reformkräften um den Universitätszugang in Leipzig (1600-1830)

Im Beitrag werden die gesetzlichen Normen für die Immatrikulation an der Universität Leipzig und die Zugehörigkeit zum privilegierten Rechtskreis der akademischen Bürger untersucht. Ihre historische Entwicklung wurde von sozioökonomischen Kämpfen um Einkommensquellen, die Ausübung bürgerlicher Gewerbe und Tätigkeiten sowie die Verteidigung von Eigentumsrechten und öffentlicher Ordnung im städtischen Sozialraum bestimmt.
Eine zu weitreichende Zugehörigkeit zur Universität wurde 1605 revidiert und ausgehend von den Statuten auf die entscheidenden Merkmale des aktiven Studierens und der Immatrikulation beim Rektor zurückgeführt. Die Vereinbarung zwischen Universität und Rat von 1721 ermöglichte, dass vermögende ausländische Bildungsstudenten ohne Immatrikulation als Schutzverwandte der Universität in deren Rechtskreis gezogen wurden und sich unbehelligt vom Rat in Leipzig aufhalten konnten.
Das kursächsische 'Mandat wegen Qualificirung junger Leute zu künftiger Dienstleistung' von 1793 wurde zur Zäsur und zum Auftakt für epochale Einschnitte durch den sich aufrichtenden modernen Staat und bürgerliche Reformkräfte, die, begründet mit Gemeinwohlrhetorik, letztlich 1830 in die Beseitigung der korporativ-ständischen Universität als mittelalterliches Relikt mündeten.
Die erwachenden bürgerlichen Klasseninteressen des aufsteigenden Bildungsbürgertums richteten sich gegen den traditionell weitgehend freien Universitätszugang unterprivilegierter Schichten. Die Kreise der Berechtigten wurden in der Krise mit Hilfe von Ausgrenzungsmustern, Moralpolitik und Zeugnispflicht zusammengezogen. Alte Studenten und Graduierte, die keine feste Anstellung gefunden hatten, verloren nun überall das akademische Bürgerrecht.
Der moderne Studentenbegriff bildete sich heraus. Die nachmittelalterliche Gelehrtengemeinschaft in der Einheit von Lernen, Lehren und Anwenden der Studien wurde von der sozial und zeitlich stark eingeschränkten Abfolge von Wissenerwerb (Studium) und anschließender Wissensverwertung (Akademiker) abgelöst.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:77104
Date22 December 2021
CreatorsSchubert, Jens
ContributorsLeipziger Geschichtsverein e.V.
PublisherSax-Verlag
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:article, info:eu-repo/semantics/article, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relation1437-8604, 978-3-86729-194-1

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