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Brauchen wir gadoliniumhaltiges Kontrastmittel in der Hirn-MRT-Diagnostik bei Kindern?

Hintergrund und Ziele: Gadolinium (Gd) wird seit 1988 als Kontrastmittel (KM) für Hirn-Magnetresonanztomographie (MRT)-Untersuchungen verwendet und gilt auch heute noch in vielen Kliniken zum Standard einer „lege artis“ durchgeführten pädiatrischen Hirnuntersuchung. Es galt lange Zeit als sehr nebenwirkungsarm, doch in den letzten Jahren wurden vermehrt Studien veröffentlicht, die von zum Teil schweren Folgen aufgrund der Gd-Applikation berichteten (Nephrotic systemic fibrosis, Gadolinium deposition disease). Ziel dieser Studie war es, den diagnostischen Zugewinn durch die generelle Gabe von Gd bei Kindern zu beurteilen, wenn initial im nativen Hirn-MRT kein pathologischer Befund zu finden war.
Methodik: Für diese retrospektive Studie wurden 6.683 kraniale KM-MRT-Untersuchungen von Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren nochmals ausgewertet und daraufhin untersucht, ob die KM-Gabe zusätzliche relevante Informationen liefern konnte.
Ergebnisse: In 8 von 3.003 (0,03 %) nativ unauffälligen Untersuchungen konnte durch KM-Gabe ein relevanter Zusatzbefund ermittelt werden. In allen 8 Fällen handelte es sich dabei um ein meningeales Enhancement. Dies entspricht einem negativen prädiktiven Wert (NPV) von 0,97. Von diesen relevanten Zusatzbefunden war das Enhancement nur bei einem Kind (0,03 %) richtungsweisend für die Diagnostik. Bei den nativ auffälligen Untersuchungen konnte in 297 von 3.680 (8,1 %) MRT´s ein relevanter Zusatzbefund gefunden werden.
Schlussfolgerungen: Unsere Studie zeigte, dass eine KM-Gabe bei nativ unauffälligem Befund nur in einem Fall (0,03 %) eine richtungsweisende Diagnose mit Änderung der therapeutischen Strategie brachte. Stellt man diesem Ergebnis die Nachteile einer routinemäßigen Gd-Applikation gegenüber, ergibt sich eine zahlenmäßig begründete Evidenz, zukünftig routinemäßig auf die KM-Gabe bei nativ unauffälligen Befunden zu verzichten. In Einzelfällen kann von dieser Empfehlung abgewichen werden, wenn klinisch der Verdacht auf eine ZNS-Infektion besteht, oder wenn bei unklarer Symptomatik ein spreitender meningealer Tumor mit KM-Gabe ausgeschlossen werden soll. Bei pädiatrischen MRT-Untersuchungen des Gehirns, die schon vor KM-Gabe Auffälligkeiten zeigen, besteht weiterhin eine klare Indikation für die KM-Applikation. / Abstract
Background: Brain imaging is the most common examination in pediatric magnetic resonance imaging (MRI), often combined with the use of a gadolinium-based contrast medium. The application of gadolinium-based contrast medium poses some risk. There is limited evidence of the benefits of contrast medium in pediatric brain imaging.
Objective: To assess the diagnostic gain of contrast-enhanced sequences in brain MRI when the unenhanced sequences are normal.
Materials and methods: We retrospectively assessed 6,683 brain MR examinations using contrast medium in children younger than 16 years in the pediatric radiology department of the University Hospital Leipzig to determine whether contrast-enhanced sequences delivered additional, clinically relevant information to pre-contrast sequences. All examinations were executed using a 1.5-T or a 3-T system.
Results: In 8 of 3,003 (95% confidence interval 0.12-0.52%) unenhanced normal brain examinations, a relevant additional finding was detected when contrast medium was administered. Contrast enhancement led to a change in diagnosis in only one of these cases.
Conclusion: Children with a normal pre-contrast brain MRI rarely benefit from contrast medium application. Comparing these results to the risks and disadvantages of a routine gadolinium application, there is substantiated numerical evidence for avoiding routine administration of gadolinium in a pre-contrast normal MRI examination.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:73885
Date15 February 2021
CreatorsBühning (geb.: Dünger), Dennis
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relation10.1007/s00247-017-3999-2

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