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Epidemiologie der schweren Pneumonie im zeitlichen Verlauf

Zusammenfassung
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades
Dr. med.
Epidemiologie der schweren Pneumonie im zeitlichen Verlauf
eingereicht von
Jennifer Fetzer
angefertigt an / in
Universität Leipzig
Interdisziplinäre Internistische Intensivstation
betreut von
Prof. Dr. med. Sirak Petros
Monat und Jahr
November 2023
75 Seiten, 14 Tabellen, 8 Abbildungen, 130 Literaturquellen
Die Pneumonie stellt die häufigste Infektion auf Intensivstation dar und ist mit einer
hohen Sterblichkeit verbunden. Erregerepidemiologische Kenntnisse sind für die
Behandlung von großer Bedeutung. Für die Ermittlung epidemiologischer Daten
wurden Surveillance Systeme eingeführt. Diese haben sich national und international
als sehr erfolgreich bei der Verhinderung zunehmender Infektionsraten und
Resistenzen erwiesen. Die mit einer Infektion verbundene Mortalität, höhere Kosten
und ein längerer Krankenhausaufenthalt konnten so reduziert werden. Oft handelt es
sich jedoch um Querschnittserhebungen an einem einzigen Tag und Vergleiche
zwischen ambulant erworbenen und nosokomial erworbenen Pneumonien sind in der
Literatur nur eingeschränkt vorhanden.
Ziel dieser Studie war es, epidemiologische Daten der schweren Pneumonie auf einer universitären internistischen Intensivstation im zeitlichen Verlauf zu vergleichen. Je nach Ursprung der Pneumonie wurde die Häufigkeitsverteilung für die ambulant und nosokomial erworbenen Pneumonien analysiert. Die Gruppe von immunsupprimierten Patienten wurde zusätzlich berücksichtigt. Sekundär wurden zeitliche Veränderungen der Erregerepidemiologie, des Antibiotikaeinsatzes und die Verteilung multiresistenter Erreger als Verursacher der schweren Pneumonie beurteilt.
Es wurde eine retrospektive Kohortenanalyse der Patienten mit schwerer Pneumonie
vorgenommen, welche in der interdisziplinären internistischen Intensivmedizin des
Universitätsklinikums Leipzig behandelt wurden. Die Daten der Jahre 2011-2012
wurden gegenüber denen der Jahre 2016-2017 verglichen.
Insgesamt wurden Daten von 1139 Patienten mit 1256 Pneumonie-Episoden in den
benannten Zeiträumen erfasst. Dabei waren 34,6% der Pneumonien ambulant und
64,3% nosokomial erworben. Von den nosokomial erworbenen Pneumonien waren
31,1% auf Intensivstation erworben. Davon waren wiederum 67,7%
beatmungsassoziierte Pneumonien. Eine signifikante Veränderung der
Häufigkeitsverteilung im zeitlichen Verlauf ließ sich nicht darstellen.
Es gab 270 (23,7%) Patienten mit einer immunsupprimierenden Erkrankung oder
Therapie. Diese wiesen 321 Pneumonie-Episoden auf. Während sich im Vergleich der beiden Zeiträume die prozentualen Anteile der außerhalb der Intensivstation
erworbenen Pneumonien in dieser Gruppe kaum verändert hat, sank die auf ITS
erworbene Pneumonie von 25,6% auf 12,1%.
Bezüglich der Erregerepidemiologie konnte keine signifikante Zu- oder Abnahme im
zeitlichen Verlauf festgestellt werden. Die häufigsten Erreger der ambulant
erworbenen Pneumonie waren Streptococcus pneumoniae (22,5%), Influenza A und
B Viren (14,6%) sowie Staphylococcus aureus (14,0%). Bei den nosokomial
erworbenen Pneumonien war der häufigste gram-positive Erreger
Staphylococcus aureus (19,7%). Unter den gram-negativen Erregern wurden vor allem Pseudomonas Spezies (19,7%), Klebsiella Spezies (14,6%) und Escherichia coli (14,1%) nachgewiesen. Pseudomonas Spezies waren mit 27,7% auch bei den
immunsuppressiven Patienten die häufigsten gram-negativen Erreger. Patienten, die
eine Immunsuppression aufwiesen, hatten zudem signifikant häufiger Herpesviren
(23,2% versus 7,0%) und Pilze (9,5% versus 1,7%) als immunkompetente Patienten
(p<0,001).
Der Anteil multiresistenter Erreger als Ursache der schweren Pneumonie sank
signifikant von 13,8% im Jahr 2011-2012 auf 10,3% im Jahr 2016-2017 (p<0,003).
Bei der schweren ambulant erworbenen Pneumonie wurden im Vergleich zur
nosokomial erworbenen Pneumonie signifikant häufiger Ampicillin/Sulbactam und
Makrolide als erste Antibiose auf ITS verordnet. Unter den nosokomial erworbenen
Pneumonien wurden bei den am häufigsten verordneten Antibiotika signifikant mehr
Carbapeneme eingesetzt als bei der ambulanten Pneumonie. Im Jahr 2016-2017
wurde zusätzlich Piperacillin/Tazobactam signifikant mehr bei der nosokomialen
Pneumonie angewandt (p<0,001). Allgemein betrachtet wurden Chinolone und
Glykopeptide 2016-2017, im Vergleich zu den Jahren 2011-2012, signifikant weniger
verordnet (p<0,001). Bei Immunsupprimierten wurden signifikant häufiger
Carbapeneme in beiden Zeiträumen eingesetzt (p<0,001). Eine Antibiotika-Deeskalation fand 2016-2017 signifikant häufiger statt als 2011-2012 (24,1% versus 13,2% (p<0,001)).
Die ITS-Letalität der Studienkohorte hat sich mit 29,2% im Zeitraum 2011-2012 und
33,9% im Zeitraum 2016-2017 nicht signifikant verändert. Auch die Krankenhaus-Letalität war mit 40,0% bzw. 42,1% vergleichbar. Komorbiditäten wie Leberzirrhose,
aktives hämatologisches Malignom, Chemotherapie oder Bestrahlung sowie
Immunsuppression waren mit erhöhter ITS- und Krankenhausletalität assoziiert.
Zusammenfassend konnten in der vorliegenden Studie zwischen den Jahren
2011-2012 und 2016-2017 keine signifikanten Unterschiede in der
Häufigkeitsverteilung der ambulant und nosokomial erworbenen Pneumonie
festgestellt werden. Zudem hat sich die Erregerepidemiologie nicht signifikant
verändert. Allerdings konnten signifikante Zusammenhänge zwischen Art der
Pneumonie und Häufung bestimmter Erreger nachgewiesen werden. Hinsichtlich der
Antibiotika-Einsätze konnte eine Optimierung der Auswahl beobachtet werden.
Allerdings bleibt der Einsatz von Carbapenemen hoch. Möglichkeiten zur raschen
Erkennung der Infektionserreger könnten in Zukunft dabei helfen, Antibiotika-Einsätze, die zum Teil aus Sorge um multiresistente Erreger erfolgen, weiter zu optimieren. Die Letalität der schweren Pneumonie auf ITS ist weiterhin hoch, wobei hier die Ursprünge der Pneumonie sowie Risikofaktoren differenziert berücksichtigt werden müssen.:Inhaltsverzeichnis
1. Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................ 3
2. Einleitung ............................................................................................................. 5
2.1. ambulant erworbene Pneumonie................................................................... 7
2.2. nosokomial erworbene Pneumonie ............................................................. 11
2.3. Pneumonie bei immunsupprimierten Patienten ........................................... 16
2.4. Anteil multiresistenter Erreger als Ursache der Pneumonie ........................ 18
3. Zielsetzung der vorliegenden Arbeit................................................................... 20
4. Material und Methoden ...................................................................................... 21
5. Ergebnisse ......................................................................................................... 26
5.1. Demografische und klinische Parameter des Patientenkollektivs................ 26
5.2. Epidemiologie der Pneumonie nach Ursprung ............................................ 28
5.3. Erregerepidemiologie nach Ursprung der Pneumonie im zeitlichen
Vergleich… ............................................................................................... 31
5.4. Trend im Anteil der multiresistenten Erreger als Ursache der schweren
Pneumonie .................................................................................................. 40
5.5. Trend im Antibiotikaeinsatz in den beiden Zeiträumen ................................ 41
5.6. Pneumonie-assoziierte ITS- und Krankenhausletalität................................ 47
6. Diskussion.......................................................................................................... 50
7. Zusammenfassung............................................................................................. 55
8. Literatur.............................................................................................................. 58
9. Anlagen.............................................................................................................. 72
10. Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit .................................... 73
11. Lebenslauf.......................................................................................................... 74
12. Danksagung....................................................................................................... 75

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:91940
Date07 June 2024
CreatorsFetzer, Jennifer
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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