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Untersuchung zum Einfluss von schwerer Karies und Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation im Hinblick auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern

Kinder, die von Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) betroffen sind, leiden
häufig an stark hypersensiblen Zähnen. Dies erschwert die Nahrungsaufnahme durch
Schmerzen beim Essen und Trinken und verschlechtert die häusliche Mundhygiene,
was ein erhöhtes Kariesrisiko zur Folge hat. Darüber hinaus beeinträchtigen gelblichbräunliche
Opazitäten an den Fazialflächen der Inzisiven das Erscheinungsbild der
Kinder. Mädchen und Jungen mit kariösen Zähnen zeigen ab einem bestimmten
Schweregrad ganz ähnliche Symptome wie Kinder mit MIH. Auch hier vermindern
schmerzende Molaren und optisch veränderte kariöse Frontzähne die Lebensqualität
der Betroffenen erheblich.
Das Ziel der Studie war es, den Effekt von therapeutischen Maßnahmen bei Kindern
mit schwerer Karies und schwerer MIH auf die mundgesundheitsbezogene
Lebensqualität (MLQ) durch einen Vorher-Nachher-Vergleich zu analysieren. Ferner
sollte untersucht werden, bei welchem der beiden Krankheitsbilder eine stärkere
Verbesserung der Lebensqualität erzielt werden kann. Zu diesem Zweck wurden 210 Kinder der Kinderzahnarztpraxis ‚Leo Löwenzahn‘ aus Bergisch Gladbach untersucht
und in zwei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe bestand aus Probanden mit
mindestens zwei schweren kariösen Läsionen, die Kinder der zweiten Gruppe hatten
mindestens zwei stark hypomineralisierte Zähne. Um die Einschlusskriterien zu
erfüllen, durften die Kinder nur eine der beiden Erkrankungen aufweisen. In dieser
Studie wurde das von Michaelis et al. (2021) entwickelte Risikoschema verwendet, was
sowohl Probanden mit MIH als auch mit Karies in drei Schweregradkategorien
differenziert. Im Rahmen einer klinischen Untersuchung wurde zunächst die Schwere
der einzelnen erkrankten Zähne bewertet. Bei den MIH-Probanden geschah dies mit
Hilfe der MIH-Klassifikation von Mathu-Muju & Wright (2006). Das Ausmaß der
kariösen Zerstörung wurde unter Zuhilfenahme eines Diagno-Pens nach der ADAKariesklassifikation
(American Dental Association) bewertet. Unter Berücksichtigung
des klinischen Schweregrades der Erkrankung der Zähne wurden bei beiden
Krankheitsbildern Risikopunkte verteilt, die zu einem Summenwert addiert einen
entsprechenden Risiko-Score ergaben. Die Summe der Risikowerte der Probanden
ordnet die Patienten in die entsprechende 'Schweregradkategorie' ein, so dass der
Schweregrad beider Erkrankungen vergleichbar ist. Für diese Studie wurden nur Kinder
im Alter von 7 und 11 Jahren aus der High-Severity-Category eingeschlossen. Um die
subjektive Beeinträchtigung der MLQ der Probanden zu erheben wurde die deutsche
Version des Child-Perceptions-Questionnaire-8-10 (CPQ-G8–10) verwendet. Die
Datenanalyse wurde mit der Software SPSS 22 (IBM Corp., USA) durchgeführt und
umfasste die deskriptive Analyse und Wilcoxon-Rangsummen-Test. P-Werte wurden
als signifikant angesehen, wenn sie kleiner als 0,05 waren.
Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 9 (±2) Jahren und war in beiden
Gruppen gleich, da sie nach Alter gematched wurden. Nach Winkler und Stolzenberg
(2009) gehörte mehr als die Hälfte (54%) der Studienpopulation zur Mittelschicht. Die
meisten Patienten (84%) wurden im Wachzustand behandelt, die übrigen unter
Sedierung oder Narkose. In der MIH-Gruppe waren die Seitenzähne häufiger betroffen
als die Frontzähne, wobei die Hälfte der bleibenden Seitenzähne (57%) und fast alle
(97%) Frontzähne eine invasive Therapie benötigten. Der Gesamt-CPQ in der MIH-Gruppe war mit einem Ausgangswert von 17,8 am höchsten, während der Wert bei
den Probanden der Kariesgruppe 13,8 betrug. Dies zeigt, dass bei vergleichbarem
Schweregrad, Patienten mit stark ausgeprägter MIH stärker in ihrer Lebensqualität
beeinträchtigt wurden als Kinder mit entsprechenden kariösen Läsionen. Innerhalb der
Subdomänen zeigte sich die stärkste Beeinträchtigung bei beiden Erkrankungen im
Bereich 'orale Symptome'. Ein signifikanter Unterschied (p>0,01) vor der Behandlung
bestand in der Domäne 'funktionelle Einschränkungen', da die MIH-Gruppe einen
deutlich höheren Wert (4,9 ± 3,3) als die Kariesgruppe (2,9 ± 3,6) aufwies. Das
bestätigt, dass Kinder mit MIH-Zähnen funktionell mehr eingeschränkt waren. Nach
der Therapie erreichten beide Gruppen einen ähnlichen CPQ-Gesamtwert (7,5 ±4,7
bzw. 7,3 ± 6,7). Dies zeigt, dass bei einer adäquaten zahnärztlichen Sanierung bei
beiden Erkrankungen, trotz unterschiedlicher Bereiche der Einschränkung, eine
ähnliche Verbesserung in der MLQ erreicht werden konnte.
Die Ergebnisse dieser Dissertation bestätigen die Hypothese, dass eine
befundorientierte und adäquate Therapie die Lebensqualität der betroffenen Kinder
bei beiden Krankheitsbildern anzuheben vermag. Der Ausgangswert beim CPQ-G8–10
war zwar bei Probanden mit schwerer MIH signifikant höher als bei Patienten mit
schwerer Karies, dennoch konnte die MLQ nach geeigneter Therapie in beiden Gruppen
auf das gleiche Niveau angehoben werden. Vor dem Hintergrund der massiven
Auswirkungen beider Krankheitsbilder auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der
Betroffenen hat das klinische Management eine zentrale Bedeutung.:Inhaltsverzeichnis
1. Einführung ............................................................................................... 1
1.1 Allgemeine Angaben zum Krankheitsbild von Karies und Molaren-Inzisiven-
Hypomineralisation (MIH) ..................................................................... 1
1.1.2 Ätiologie, klinisches Erscheinungsbild und Klassifizierung von Karies........ 2
1.1.3 Ätiologie, klinisches Erscheinungsbild und Klassifizierung der MIH ........... 4
1.2 Einfluss von Karies und MIH auf die MLQ von Kindern ............................... 6
1.2.1 Messinstrumente für MLQ ..................................................................... 6
1.2.2 Einfluss der Karies auf die MLQ von Kindern .......................................... 8
1.2.3 Einfluss der MIH auf die MLQ von Kindern ........................................... 10
1.3 Therapiemethoden von Karies und MIH .................................................. 11
1.3.1 Therapie von Karies ........................................................................... 11
1.3.2 Therapie von MIH .............................................................................. 12
1.4 Ziel der Studie ...................................................................................... 14
2. Publikationsmanuskript ........................................................................... 16
3. Zusammenfassung .................................................................................. 28
4. Literaturverzeichnis ................................................................................. 31
5. Anlagen ................................................................................................. 40

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:82687
Date19 December 2022
CreatorsAltner, Sarra
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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