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Komorbiditäten von Patienten mit Barrett-Karzinom

Auch wenn die Erkrankungen Barrett-Ösophagus und -Karzinom seit etwa 1950 beschrieben sind und sich vor allem innerhalb der letzten 30 Jahre eine sehr deutlich angestiegene Inzidenz in westlichen Industrieländern abzeichnet, existiert bis heute kein einheitliches effektiv angewandtes anamnestisches Screening-Tool. Trotz der immer weiter entwickelten operativen und endoskopischen Behandlungsmöglichkeiten hängt die Prognose dieser Erkrankung noch immer sehr stark vom initialen Tumorstadium beziehungsweise dem Infiltrationsausmaß bei der Erstdiagnose ab. Um ein optimales Therapieergebnis erreichen zu können, ist es deshalb unabdingbar, die Faktoren und Variablen zu definieren, welche eine möglichst frühe und präzise Sicherung der Diagnose erlauben. Durch diese Bemühungen der Forschung soll der steigenden Inzidenz des Barrett-Karzinoms mit einer optimierten Therapie und verbesserten kurativen Behandlungsmöglichkeiten begegnet werden.
Ein weitgehender wissenschaftlicher Konsens besteht hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Reflux aus dem Magen in den distalen Ösophagus und der intestinalen Metaplasie der ösophagealen Schleimhaut. Der genaue Pathomechanismus bei der Konversion dieser anfänglichen Metaplasie in das maligne Barrett-Karzinom und die dabei entscheidenden Risikofaktoren sind allerdings noch nicht hinreichend identifiziert worden.
Die vorliegende Arbeit befasst sich aus diesem Grund mit der Fragestellung nach verschiedenen internistischen Komorbiditäten und deren Zusammenhang mit dem Barrett-Karzinom. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Asthma bronchiale, der arteriellen Hypertonie, der Herzgefäßerkrankung, dem Schlaganfall und dem Diabetes mellitus Typ 2. Ausgewählt wurden diese Erkrankungen, da sie gemeinsam im Kapitel „internistische Krankheiten“ des Fragebogens abgefragt wurden und zu den häufigen Erkrankungen in der deutschen Bevölkerung (laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2015) gehören [178]. Dadurch sollte eine Verbindung dieser anamnestisch in Untersuchungen sehr häufig festgestellten Erkrankungen und dem Barrett-Karzinom überprüft werden.
Die Herangehensweise dieser Analyse basiert auf der Überlegung, dass ein gehäuftes Auftreten bestimmter Erkrankungen in diesem Patientenkollektiv die Schlussfolgerung zulässt, dass kausale Zusammenhänge mit dem Barrett-Karzinom bestehen könnten. Zum einen kann sich dieser Zusammenhang in Form von gemeinsamen ätiopathogenetischen Risikofaktoren äußern, welche beide Erkrankungen begünstigen. Zum anderen besteht allerdings ebenfalls die Option, dass die eine Erkrankung eine Komplikation beziehungsweise Folge der anderen darstellt.
Ziel dieser Arbeit war es, dazu beizutragen, das Risikofaktor-Profil des Barrett-Karzinoms noch präziser beschreiben zu können, um dadurch die Früherkennung und Therapie dieser Erkrankung zu optimieren.
Hierzu wurden in unserer Studie per Fragebogen und standardisiertem Telefoninterview 1035 Patienten mit bekanntem Barrett-Karzinom retrospektiv zu ihren Komorbiditäten und Lebensgewohnheiten vor der Erstdiagnose befragt. Verglichen wurden die Prävalenzen der entsprechenden Erkrankungen daraufhin mit den Daten aus der durch das Robert Koch-Institut herausgegebenen Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2015 [178].
Dabei zeigten sich statistisch signifikante Unterschiede bezüglich des Auftretens der arteriellen Hypertonie, der Herzgefäßerkrankung, des Schlaganfalls und des Diabetes mellitus Typ 2. Die Wahrscheinlichkeit, an einer dieser Krankheiten zu leiden, ist für Patienten mit bekannter Barrett-Karzinom-Diagnose gemäß unserer Daten gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt 1,5- bis 2-fach erhöht.
Damit lässt sich ein kausaler Zusammenhang durch unsere Untersuchung zwar nicht zweifelsfrei belegen, dennoch ergeben sich aus dieser Arbeit durch das gemeinsame vermehrte Auftreten von Barrett-Karzinom, arterieller Hypertonie, koronarer Herzkrankheit, Schlaganfall, Diabetes mellitus Typ 2 und einem erhöhten durchschnittlichen BMI in unserem Kollektiv weitere Hinweise darauf, dass diese Faktoren und Folgeerkrankungen des metabolischen Syndroms mit dem Auftreten des Barrett-Karzinoms vergesellschaftet sind.
Auch nach Abschluss und mit Hilfe der Erkenntnisse dieser Arbeit ist es anzustreben, dass durch weitergehende Forschung zusätzliche Risikofaktoren und, wenn möglich, auch konkret messbare Biomarker für das Barrett-Karzinom identifiziert werden können. Somit wäre es in der Zukunft möglich, Risikopatienten für diese Erkrankung besser zu identifizieren und eine prognostisch vorteilhafte, flächendeckende Früherkennung zu erreichen. Dadurch ließe sich die Erkrankung beziehungsweise die Erkrankungskombination des metabolischen Syndroms hervorgehend aus den von uns erhobenen Daten als Risiko-Komorbidität eines Reflux- oder Barrett-Ösophagus-Patienten zur Entwicklung eines Barrett-Karzinoms verstehen.
Auch von einem gesundheitsökonomischen Standpunkt aus betrachtet ist die Suche nach Mitteln der Früherkennung von Risikofaktoren eines Barrett-Karzinoms wie im Rahmen unserer Untersuchung von Belang. Zum einen stellt die vermehrte Nutzung diagnostischer Verfahren zum Screening von Risikopatienten zwar eine finanzielle Belastung des Gesundheitssystems dar. Gleichzeitig besteht jedoch die Möglichkeit, dass durch ein effektiv angewandtes Screening die Folgekosten für die Therapie beziehungsweise Rehabilitation sonst erst sehr spät entdeckter Erkrankungen eingespart werden könnten.:Abkürzungsverzeichnis IV
Tabellenverzeichnis V
Abbildungsverzeichnis VI
1 – Einleitung 1
1.1. Zielsetzung 2
2 – Literaturdiskussion 3
2.1. Definition 3
2.2. Epidemiologie 3
2.3. Klinisches Bild des Barrett-Karzinoms 4
2.3.1. Symptomatik 4
2.3.2. Komplikationen 5
2.4. Pathophysiologie 5
2.5. Risikofaktoren 8
2.5.1. Gastroösophageale Refluxkrankheit 8
2.5.2. Übergewicht 9
2.5.3. Männliches Geschlecht 10
2.5.4. Familiäre Faktoren 10
2.6. Diagnostik 11
2.7. Klassifikation 12
2.8. Screening 15
2.9. Surveillance 16
2.10. Therapie 17
2.10.1. Medikamentöse Therapie bei Barrett-Ösophagus 19
2.10.2. Endoskopische Therapie 20
2.10.3. Chirurgische Therapie 22
2.10.4. Perioperative Radiochemotherapie 23
2.10.5. Palliative Therapie 24
2.11. Prävention 25
3 – Material und Methodik 27
3.1. Das Patientenkollektiv 27
3.2. Einschlusskriterien 29
3.3. Fragebogen 29
3.4. Prozedere 30
3.5. Datenbank, Datenschutz und Ethik 31
3.6. Statistische Auswertung 31
3.7. Komorbiditäten 33
4 – Ergebnisse 34
4.1. Asthma bronchiale 34
4.2. Arterielle Hypertonie 35
4.3. Herzgefäßerkrankung 36
4.4. Schlaganfall 37
4.5. Diabetes mellitus Typ 2 38
4.6. Häufigkeitsverteilung von multiplen internistischen Komorbiditäten 39
4.7. Weitere Merkmale bezüglich Phänotyp, symptomatischer Ausprägung und Lebensstil im Patientenkollektiv 40
4.7.1. Augenfarbe 40
4.7.2. Hauttyp 41
4.7.3. Sodbrennen 42
4.7.4. Nachtschlaf 43
4.7.5. Kaffeekonsum 44
4.7.6. Medikamentöse Therapie gegen Sodbrennen 45
5 – Diskussion 46
5.1. Asthma bronchiale 47
5.1.1. Krankheitsbild Asthma bronchiale 47
5.1.2. Ätiopathogenese des Asthma bronchiale 47
5.1.3. Asthma bronchiale und Barrett-Karzinom 48
5.2. Arterielle Hypertonie 50
5.2.1. Krankheitsbild arterielle Hypertonie 50
5.2.2. Ätiopathogenese der arteriellen Hypertonie 50
5.2.3. Arterielle Hypertonie und Barrett-Karzinom 51
5.3. Herzgefäßerkrankung 53
5.3.1. Krankheitsbild Herzgefäßerkrankung 53
5.3.2. Ätiopathogenese der Herzgefäßerkrankung 53
5.3.3. Herzgefäßerkrankung und Barrett-Karzinom 54
5.4. Schlaganfall 55
5.4.1. Krankheitsbild Schlaganfall 55
5.4.2. Ätiopathogenese des Schlaganfalls 55
5.4.3. Schlaganfall und Barrett-Karzinom 56
5.5. Diabetes mellitus Typ 2 57
5.5.1. Krankheitsbild Diabetes mellitus Typ 2 57
5.5.2. Ätiopathogenese des Diabetes mellitus Typ 2 57
5.5.3. Diabetes mellitus Typ 2 und Barrett-Karzinom 58
5.6. Überblick über die untersuchten Komorbiditäten 59
5.7. Überblick über weitere untersuchte Merkmale im Patientenkollektiv 62
5.8. Limitationen 64
6 – Zusammenfassung und Ausblick 66
7 – Literaturverzeichnis 69
8 – Anhang 80
8.1. Überblick der Ergebnisse 80
8.1.1. Auswertung Patienten gegen Kontrollpersonen nach Erkrankungen 80
8.1.2. Weitere Komorbiditäten im Patientenkollektiv 82
8.1.3. Häufigkeitsverteilung von Patienten mit multiplen internistischen Komorbiditäten 83
8.1.4. Weitere phänotypische, symptomatische sowie Lebensstil-Merkmale im Patientenkollektiv 83
8.2. Fragebögen 86
8.2.1. Fragebogen A 86
8.2.2. Fragebogen B 98
9 – Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit 104
10 – Lebenslauf 105
11 – Publikationen 107
11.1. Abstract für die 72. Jahrestagung der DGVS 108
11.2. Poster für den 135. Kongress der DGCH 109
12 – Danksagung 110

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:33839
Date29 April 2019
CreatorsNiel, Sebastian Andreas
ContributorsGockel, Ines, Hoffmeister, Albrecht, Keim, Volker, Lordick, Florian, Eichfeld, Uwe, Universität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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