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Hispanica Guelpherbytana - Spanisch-deutscher Kulturtransfer im Siglo de Oro

Obschon die Bestände der Bibliotheca Augusta in weiten Teilen gut erforscht sind, ist die vox librorum der spanischen Drucke im Bestand des Herzogs bislang noch nicht wirklich erhört worden, was zur Folge hat, dass die Hispanica Guelpherbytana im Rahmen der vorliegenden Studie erstmals vollständig erschlossen und unter der Fragestellung der Bedeutung des Bestandes für den spanisch-deutschen Kulturtransfer im Siglo de Oro, welcher bislang von der Forschung ungeachtet der vielversprechenden Ansätze der Kulturtransferforschung ebenso wenig beachtet worden ist, erstmals systematisch untersucht wird. Zu diesem Zweck ist der gesamte Buchbestand, den Herzog August in seiner mehrere Dekaden währenden Sammelleidenschaft aufzubauen vermochte, auf der Grundlage einer eigens entwickelten Definition auf ebendiese spanischen Titel hin untersucht und ausgehend davon ein 1695 Titel umfassendes Untersuchungskorpus angelegt worden, wodurch einer der bedeutendsten frühneuzeitlichen geschlossenen spanischen Buchbestände außerhalb Spaniens zugleich erstmalig für weiterführende Forschungen zugänglich und nutzbar gemacht wird. Im Spiegel der bisher vorliegenden Erträge zur Theoriebildung der noch jungen Kulturtransferforschung umfasst die Studie zu Kulturtransferprozessen (nicht nur) zwischen Spanien und der herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel im Wesentlichen drei Komponenten. Es handelt sich um die Erwerbungskonjunkturen der importierten Artefakte, das zugrundeliegende Netzwerk in der Peripherie der Bibliothek und schließlich die hermeneutischen Funktionsverlagerungen der nach Wolfenbüttel transferierten Drucke. In Bezug auf die Akzessionskonjunkturen sind für die vorliegende Studie die Eintragungen im Bücherradkatalog, welche es erlauben, einen konkreten Erwerbungszeitraum für die Titel im herzoglichen Buchbestand zu konturieren, für sämtliche Titel des Bestandes ermittelt und ausgewertet worden, wodurch nun erstmals die sukzessive Erweiterung des spanischen Bestandes über Jahrzehnte hinweg nachvollzogen werden kann. Als Grundlage für die Aufarbeitung des Netzwerkes hingegen gereichten einerseits die Korrespondenzen von Herzog August mit seinen verschiedenen Agenten, die über mehrere Städte in ganz Europa verteilt waren und oftmals maßgeblichen Anteil an der Akzession einzelner Titel oder gar von ganzen Bibliotheken für die herzogliche Sammlung hatten. Anderseits werden durch die systematische Untersuchung sämtlicher Titel des Korpus auf Lesespuren erstmals die konkreten Transferwege, welche die Bücher im Rahmen dieser Vermittlungsprozesse beschritten, rekonstruiert und ausgewertet. Anhand der Untersuchung der Neustrukturierungen der spanischen Drucke im deutschen Zielkontext bietet die Studie darüber hinaus erstmals konkrete Einblicke in die Rezeption dieser spanischen Schriften, welche vor allem im Umkreis der Fruchtbringenden Gesellschaft ihren Niederschlag fand. Abgesehen von Herzog August, der im Jahr 1634 in die bedeutendste deutsche Sprachgesellschaft der Frühen Neuzeit aufgenommen wurde, beschäftigten sich insbesondere die beiden Mitglieder Georg Philipp Harsdörffer und Johann Michael Moscherosch, die zudem beide Kontakte zu Herzog August in Wolfenbüttel unterhielten, dezidiert mit spanischer Literatur. Hinzu kommen weitere Gesellschaftsmitglieder, die in einigen Fällen heutzutage fast vollständig in Vergessenheit geraten sind und dennoch durch ihre teils umfassende Auseinandersetzung mit der blühenden spanischen Literaturproduktion des Siglo de Oro eine bislang lediglich im Ansatz beschriebene Pionierfunktion hinsichtlich der frühen Aufnahme und Verbreitung von spanischen Kulturgütern im deutschen Zielkontext haben. Die skizzierten Funktionsverlagerungen werden dabei vor allem anhand von Harsdörffers und Moscheroschs Import und Implementierung der Schriften von Francisco de Quevedo, Miguel de Cervantes und Lope de Vega untersucht, da es sich bei diesen Bezugnahmen zweifelsfrei um die ausführlichsten und facettenreichsten Auseinandersetzungen mit der spanischen Literatur des Goldenen Zeitalters handelt.

Identiferoai:union.ndltd.org:uni-osnabrueck.de/oai:repositorium.ub.uni-osnabrueck.de:urn:nbn:de:gbv:700-202003242682
Date24 March 2020
CreatorsSchlingmann, Tobias
ContributorsProf. Dr. Susanne Schlünder, Prof. em. Dr. Wolfgang Adam
Source SetsUniversität Osnabrück
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf, application/zip
RightsAttribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany, http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/

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