Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Möglichkeiten und Grenzen der automatisierten Analyse orthographischer Leistungen von Schreibanfängern zu erforschen und zu bewerten. Ausgangspunkt der Betrachtungen ist ein linguistisch orientiertes Modell der deutschen Orthographie, für das zudem erprobte didaktische Umsetzungen für den Anfangsunterricht im Lesen und Schreiben existieren. Dieses Modell dient, vor allem auf den Bereich der Wortschreibung fokussiert, als Beurteilungskriterium etablierter standardisierter und nicht-standardisierter diagnostischer Rechtschreibtests. Bei den betrachteten Tests wurden Defizite auf mehreren Ebenen festgestellt. Zum einen operieren sie mit linguistisch nicht sauber begründbaren Begriffen und Kategorieabgrenzungen. Zum anderen und zum Teil daraus folgend erlauben sie nur wenige diagnostische Schlüsse, die zielgerichtetes didaktisches Handeln begründen können. Aus diesen Gründen wird ein neues, vor allem auf phonologische Aspekte der Wortschreibung abzielendes Auswertungsschema definiert. Auf dieser linguistisch gesicherten und für den Praxiseinsatz vielversprechenden Grundlage werden unterschiedliche algorithmische Verfahren entworfen, umgesetzt und erprobt werden, die die notwendigen Analyseschritte automatisieren oder zumindest teilautomatisieren können. Für die Erprobung der Verfahren wurde ein Testkorpus von ca. 750 Bildergeschichtenverschriftungen aus verschiedenen Regionen Deutschlands erhoben. Die entworfenen Analyseverfahren decken drei Bereiche ab: Die Analyse von Wortschreibungen ohne Kenntnis der korrekten Schreibungen, den Vergleich korrekter und beobachteter Wortschreibungen und die Analyse von Groß- und Kleinschreibungsleistungen. Die Verfahren liefern keine unmittelbaren Erkenntnisse über Wissen und kognitive Zustände der Schreiber. Vielmehr liegt ihnen ein Modell zur Validität von Analyseergebnissen zugrunde, das sich wesentlich auf die Gültigkeit zweier Übertragungen beruft: Zum Einen die Übertragung des Gegenstandsbereichs Orthographie in ein linguistisch fundiertes Modell der deutschen Orthographie und daraus begründete Analysekategorien. Und zum Anderen die Übertragung der beobachteten Leistungen in ein Wissensmodell des Lerners, das wiederum linguistisch fundiert ist und mithilfe linguistisch begründeter didaktischer Modelle in unterrichtliches Handeln umgesetzt werden kann. Die Verfahren konnten so weit entwickelt und umgesetzt werden, dass sie für den tatsächlichen Praxiseinsatz geeignet sind.
Identifer | oai:union.ndltd.org:uni-osnabrueck.de/oai:repositorium.ub.uni-osnabrueck.de:urn:nbn:de:gbv:700-201006096307 |
Date | 09 June 2010 |
Creators | Thelen, Tobias |
Contributors | PD Dr. Helmar Gust, Prof. Dr. Utz Maas |
Source Sets | Universität Osnabrück |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis |
Format | application/pdf, application/zip, application/zip |
Rights | Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported, http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/ |
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