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Einfluss von Umwelt- und individuellen Faktoren auf die Prävalenz von Rickettsia spp. in Kleinsäugern und Zecken

Die am häufigsten vorkommenden Zeckenarten in Deutschland sind der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Für beide Arten stellen Kleinsäuger Wirte für die subadulten Stadien dar und bestimmen so ihr gemeinsames Vorkommen in den Habitaten der Wirtstiere. Zecken fungieren als Vektoren und/oder Reservoire für verschiedene Pathogene und sind die Vektoren von fast allen Rickettsienarten der Zeckenstichfiebergruppe. Die in Deutschland vorkommenden Rickettsienarten Rickettsia helvetica und Rickettsia raoultii wurden mit Erkrankungen des Menschen in Verbindung gebracht.
Untersuchungen über den Einfluss von umweltassoziierten und individuellen Faktoren auf die Rickettsienprävalenz in Zecken und Kleinsäugern sind rar. Aufgrund dessen war es Ziel dieser Studie, die Prävalenz von Rickettsien in Zecken und Kleinsäugern nicht nur in Bezug auf Spezies und Saison zu untersuchen, sondern auch verschiedene Habitatstrukturen zu betrachten. Zusätzlich wurden Daten zu Ko-Infektionen der beiden Bakteriengattungen Rickettsien und Borrelien in Zecken und Kleinsäugern erhoben.
Untersucht wurden den Hainich-Dün Nationalpark in Thüringen umschließende Gebiete. Insgesamt standen DNA-Proben von 1167 Kleinsäugerohrsegmenten (zehn Spezies; Frühjahr und Sommer 2017-19) und 1098 Zecken (zwei Spezies; Frühjahr, Sommer, und Herbst 2018 und 2019) zur Verfügung. Die Untersuchungsstellen wurden dabei für Kleinsäuger in die Habitate Waldgebiet und Grasland und für Zecken in die Habitate Waldgebiet und angrenzender Ökoton zwischen Waldgebiet und Grasland eingeteilt. Die DNA-Proben wurden mittels einer quantitativen real-time PCR auf das Vorhandensein des gltA Gens von Rickettsien untersucht. Positive Proben wurden mithilfe einer das ompB Gen detektierenden konventionellen PCR auf Rickettsia-Speziesebene durch anschließende Sanger Sequenzierung charakterisiert. Die statistische Auswertung umfasste unter Anderem die Errechnung von Konfidenzintervallen (95 % KI) und die Erstellung mehrerer linear gemischter generalisierter Modelle (GLMM).
Rickettsien-DNA wurde in 11,4 % (n=125) der Zecken gefunden. Innerhalb der I. ricinus Zecken (8,6 %; 88/1018) war die Rickettsienprävalenz niedriger als in D. reticulatus Zecken (46,3 %; 37/80) (GLMM: p=<0,001). Im Herbst gesammelte Zecken waren signifikant häufiger Rickettsia-positiv als Zecken aus dem Frühjahr und Sommer (GLMM: jeweils p=<0,001). Das Habitat hatte keinen Einfluss auf die Infektionswahrscheinlichkeit der Zecken (GLMM: p=0,7109). Adulte Zecken waren signifikant häufiger Rickettsia-positiv als Nymphen (GLMM: p=0,0199). Es wurden 87 Rickettsia-positive Zeckenproben auf Spezieslevel bestimmt. Alle 75 I. ricinus Zecken konnten als R. helvetica und alle 12 D. reticulatus Zecken konnten als R. raoultii bestimmt werden.
In 9,9 % (n=115) der Kleinsäuger (8/10 Arten: Microtus arvalis, Microtus agrestis, Clethrionomys glareolus, Apodemus flavicollis, Apodemus sylvaticus, Apodemus agrarius, Sorex araneus, Sorex minutus) konnte Rickettsien-DNA detektiert werden. Tiere aus den Waldgebieten waren häufiger Rickettsia-positiv als Tiere aus dem Grasland (GLMM: p=<0,001). Der Faktor Saison hatte keinen Einfluss auf die Infektionswahrscheinlichkeit (GLMM: p=0,1062). Die Rickettsienspezies konnte ausschließlich in Proben zweier A. flavicollis als R. helvetica identifiziert werden.
Die Zahlen der Ko-infektionen waren bei Zecken (0,8 %) und Kleinsäugern (0,8 %) gering. Lediglich S. araneus zeigte eine vergleichsweise hohe Ko-Infektionsrate (10,0 %; 2/20).
Die detektierte Rickettsienprävalenz in Kleinsäugern und Zecken deckt sich jeweils mit den Prävalenzen voriger Studien aus Deutschland. Interessanterweise beeinflusste das Habitat (höher im Wald als im Grasland) ausschließlich die Prävalenz innerhalb der untersuchten Kleinsäugerpopulation, nicht jedoch die Prävalenz innerhalb der untersuchten Zecken. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte die hohe Prävalenz der vermehrt im Wald gefangenen Arten A. flavicollis und A. sylvaticus sein. Rickettsia helvetica und R. raoultii wurden jeweils ausschließlich in ihren assoziierten Zeckenspezies detektiert.:Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG 1
2 LITERATURÜBERSICHT 3
2.1 ZECKEN 3
2.1.1 Taxonomie der Zecken 3
2.1.2 Habitat der Zecken 3
2.1.3 Lebenszyklus, Blutmahlzeiten, Wirte 4
2.1.4 Transmissionswege von Pathogenen innerhalb einer Zeckenpopulation 5
2.1.5 Vektorfunktion von Ixodes ricinus 6
2.1.6 Vektorfunktion von Dermacentor reticulatus 7
2.2 KLEINSÄUGER 8
2.2.1 Taxonomie 8
2.2.2 Wühlmäuse der Gattung Microtus 9
2.2.3 Die Wühlmäuse Clethrionomys glareolus und Arvicola amphibius 10
2.2.4 Echte Mäuse der Gattung Apodemus 11
2.2.5 Spitzmäuse: Sorex spp. und Crocidura russula 12
2.3 RICKETTSIA SPP. 13
2.3.1 Taxonomie und Aufbau des Bakteriums 13
2.3.2 Vektoren von Rickettsien der Zeckenstichfieber-Gruppe (SFG) und Übertragung auf den Wirt 14
2.3.3 Verbreitung von Rickettsien der Zeckenstichfieber-Gruppe in Deutschland, Europa, Welt 15
3 PUBLIKATION 19
4 DISKUSSION 38
5 ZUSAMMENFASSUNG 48
6 SUMMARY 50
7 ANHANG/REFERENZEN 52
7.1 LITERATURVERZEICHNIS 52
7.2 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 62
7.3 TABELLENVERZEICHNIS 62
8 DANKSAGUNG 63

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:91970
Date10 June 2024
CreatorsArz, Charlotte
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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