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Dental and Periodontal Treatment Need after Dental Clearance Is Not Associated with the Outcome of Induction Therapy in Patients with Acute Leukemia: Results of a Retrospective Pilot Study

Patienten mit einer akuten Leukämie haben ein erhöhtes Risiko, systemische
Infektionen zu erleiden. In diesem Zusammenhang spielt die Bakteriämie
unterschiedlicher Herkunft eine entscheidende Rolle. Orale Erkrankungen,
insbesondere parodontale Entzündungen, stehen im Zusammenhang mit potenziell
pathogenen Bakterien und einer gesteigerten Permeabilität der entzündeten
Epitheloberfläche. Grundsätzlich wird vor der Induktionstherapie bei Patienten mit
diagnostizierter (akuter) Leukämie empfohlen, dentale Rehabilitationen
durchzuführen.
Das Ziel dieser retrospektiven Pilotstudie war es, festzustellen, ob ein zahnärztlicher
Behandlungsbedarf und die parodontal entzündete Oberfläche (PISA), nach einer
zuvor durchgeführten „Fokussanierung“, einen Einfluss auf das Ergebnis und den
Verlauf einer Induktionstherapie bei erwachsenen Patienten mit akuter Leukämie
haben.
Im Rahmen einer klinischen Untersuchung zwischen Januar 2015 und April 2015
wurden in der Klinik für Hämatologie und Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen Patienten mit akuter Leukämie zur Induktionstherapie in eine klinische Studie eingeschlossen und zahnärztlich untersucht. Die orale Untersuchung wurde einmalig unter standardisierten Bedingungen durchgeführt und umfasste folgende Parameter:
einen zahnärztlichen Befund mit Erfassung kariöser (D-T), fehlender (M-T) und
gefüllter (F-T) Zähne (gesamtheitlich DMF-T-Index) sowie einen Parodontalstatus mit
Erhebung der parodontalen Sondierungstiefe (ST), dem Auftreten von Blutungen auf
Sondieren (BOP) sowie dem klinischen Attachmentverlust (AV). Im Rahmen dieser
retrospektiven Untersuchung wurden aus den erhobenen klinischen Befunden der
zahnärztliche Behandlungsbedarf (dental: kariöse Läsionen, parodontal:
Vorhandensein von ST ≥ 3,5 mm in mindestens zwei Sextanten) sowie die Periodontal inflamed surface area (PISA) ermittelt. Zudem wurden medizinische und
leukämiebezogene Daten aus den Patientenakten aller Teilnehmer retrospektiv
erfasst: a) Anzahl der Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten vor und nach
Therapiebeginn; b) Dauer der Thrombopenie, Anämie, Leukopenie, Neutropenie und
des Fiebers während der Erstbehandlung; c) Nachweis positiver mikrobiologischer
Befunde in der Blut- und Urinkultur; d) leukämie- bzw. therapiebedingte Beschwerden wie Schwäche, Tachykardie, Schwindel und Dyspnoe; e) Tod der Teilnehmer während der Therapie und der Grund, warum die Teilnehmer gestorben sind.
Die erfassten Patientendaten wurden mit SPSS für Windows (SPSS Inc., USA)
analysiert. Die Daten wurden mit dem Shapiro-Wilk-Test auf Normalverteilung
getestet. Für normal verteilte Daten wurde ein t-Test verwendet, während nicht normal verteilte Daten mit dem Mann-Whitney-U-Test analysiert wurden. Mit Fishers-exact-Tests und Chi-square-Tests wurden kategorisierte Daten analysiert.
In die vorliegende retrospektive Querschnittstudie konnten insgesamt 39 Patienten mit akuter Leukämie im mittleren Alter von 55,61 ± 17,01 Jahren einbezogen werden. Bei 75 % der Studienteilnehmer wurde ein gesamtheitlicher zahnärztlicher
Behandlungsbedarf (dental und parodontal) festgestellt, während 76 % davon einen
parodontalen Behandlungsbedarf aufwiesen. Die durchschnittliche PISA betrug
153,18 ± 158,09 mm². Für den zahnärztlichen Behandlungsbedarf wurden keine
signifikanten Assoziationen zu den Anfangsblutwerten und den -therapieparametern
gefunden (p > 0,05). Darüber hinaus waren positive mikrobiologische Kulturen in Blut
und Urin nicht mit dem Vorhandensein eines dentalen / parodontalen
Behandlungsbedarfes verbunden (p > 0,05). Patienten mit parodontalem
Behandlungsbedarf zeigten eine statistisch signifikant niedrigere Thrombozytenzahl
(43,0 ± 44,5 vs. 131,3 ± 108,5, p = 0,03). Weitere Zusammenhänge zwischen
parodontaler Behandlungsbedürftigkeit und weiteren Blutparametern,
therapiebezogenen Faktoren sowie mikrobiologischen Befunden konnten nicht
festgestellt werden (p > 0.05). Basierend auf der Verteilung durch die mediane PISA
hatten Teilnehmer mit einer PISA > 98 mm² drei Tage nach Einleitung der Therapie
eine signifikant geringere Erythrozytenzahl (3,0 ± 0,5 vs. 3,9 ± 1,5, p = 0,01). Andere
Assoziationen wurden für PISA nicht gefunden (p > 0,05).
Für die bewerteten behandlungsbezogenen Beschwerden, einschließlich Schwäche,
Tachykardie, Schwindel / Nausea und Dyspnoe, wurden keine Assoziationen zum
zahnärztlichen Behandlungsbedarf oder zur PISA festgestellt (p > 0,05). Von den 39
eingeschlossenen Patienten, die eine Induktionstherapie erhielten, starben sechs
Patienten innerhalb der Beobachtungszeit. Die Hälfte von ihnen (n = 3) starb an der
Krebserkrankung selbst, während der Grund für zwei weitere von ihnen eine Infektion war. Das Vorhandensein von zahnärztlichem Behandlungsbedarf sowie die PISA waren nicht mit der Sterblichkeit der Teilnehmer verbunden (p > 0,05).
Schlussfolgernd zeigt diese retrospektive Pilotstudie, dass der Bedarf an
zahnärztlichen Behandlungen (dental / parodontal) als auch die parodontale
Entzündungslast (PISA) nach einer „Fokussanierung“ nicht mit dem klinischen Verlauf der Induktionstherapie bei erwachsenen Patienten mit akuter Leukämie
zusammenhängt. Um eine Bakteriämie oralen Ursprungs zu vermeiden, sollte
dennoch vor einer Chemotherapie eine zahnärztliche Voruntersuchung stattfinden.
Demnach erscheint die akute dentale und parodontale Behandlung
(„Fokussanierung“) vor der Chemotherapie als ausreichend, um systemische
Komplikationen zu vermeiden. Nach der Chemotherapie sollten die verschobenen
zahnärztlichen Behandlungen, u. a. eine systematische Parodontitistherapie, mit
einem individuell ausgearbeiteten Behandlungskonzept durchgeführt werden.
Grundsätzlich scheint das Vorgehen - zunächst: „Fokussanierung“, nachfolgend:
bedarfsgerechte Therapie und Prävention - adäquat.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:76888
Date07 December 2021
CreatorsTulani, Lulzim
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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