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Anachronismus und Zeit der Philosophie in den Leibniz-Interpretationen von Martin Heidegger und Gilles Deleuze

Anachronistische Lektüren ziehen das Verstehen aus der Gegenwart in die Vergangenheit zurück und orientieren es neu: Was uns in Anbetracht des Interpretierten gewaltsam erscheint, ist es zugleich für die Interpretation, weil sich ihr Horizont nachhaltig verändert. Es ist das Paradox philosophiehistorischer Arbeit, daß die Gegenwart der Philosophie neu definiert wird, sobald man ihre Vergangenheit uminterpretiert. Es gibt keinen Zwang, beispielsweise Leibniz auszulegen, weder für Heidegger, noch für Deleuze oder sonst einen Philosophen. Er ist bereits interpretiert, in Monographien, Aufsätzen und Philosophiegeschichten. Eine neue und starke Interpretation verändert in jedem Fall diese Voraussetzungen und zugleich damit die Modelle der Geschichte der Philosophie. Es ist ein anderer Anachronismus, der Heideggers Leibniz-Evokationen auszeichnet, als der Rückgang Deleuzes auf den "Denker des Barock". Es ist auch ein jeweils anderes Modell der philosophischen Zeit und der Bestimmung des Verhältnisses von Vergangenheit und Gegenwart der Philosophie.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-149203
Date18 July 2014
CreatorsSchneider, Ulrich Johannes
ContributorsKönigshausen & Neumann,
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:bookPart
Formatapplication/pdf
SourceAnachronismen : Tagung des Engeren Kreises der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland (AGPD) vom 3. bis 6. Oktober 2001 in der Würzburger Residenz / hrsg. von Andreas Speer. Würzburg : Königshausen & Neumann, 2003, S. 141-151 ISBN 3-8260-2565-2

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