Return to search

Welcher Kapitalismus, welche Krise?: Finanzmarktkapitalismus in der Diskussion : Beiträge des Kolloquiums am 25. April 2015 in Leipzig

Am 25. April 2015 fand am Leipziger Sitz der Rosa-Luxemburg-
Stiftung Sachsen das Kolloquium „Welcher Kapitalismus, welche
Krise? Finanzmarktkapitalismus in der Diskussion“ statt. Anlass
war der seit geraumer Zeit nicht nur unter linksorientierten Sozialwissenschaftlern
geführte Disput über eine angemessene Charakterisierung
des gegenwärtigen Kapitalismus und seiner Entwicklungsperspektiven.
Dabei geht es um die Frage, in welchem
Kapitalismus wir leben: Finanz- oder Finanzmarktkapitalismus,
Staatsmonopolistischer Kapitalismus, Neoliberaler Kapitalismus,
Post-Fordismus? Sind das überhaupt sich gegenseitig ausschließende
Charakterisierungen? War die jüngste Weltwirtschaftskrise
Schlusspunkt des bisherigen und Auftakt eines neuen Akkumulationsregimes
oder gar – wie manche meinen – einer neuen,
womöglich der allerletzten Entwicklungsphase des Kapitalismus?
Was war oder ist das überhaupt für eine Krise? Welche Rolle spielt
in diesem Zusammenhang das Verhältnis von Finanzsphäre und
sogenannter Realsphäre? Die Antworten auf diese Fragen scheinen
den Veranstaltern auch deshalb so wichtig, weil strategisch
bedeutsame politische Entscheidungen des linken Spektrums
auch davon beeinflusst werden, wie diese Fragen beantwortet
werden.
Als Referenten traten Wissenschaftler auf, die diesen Diskurs in
jüngster Zeit mit ihren Publikationen bereichert haben: Joachim
Bischoff, Wolfgang Krumbein, Günther Sandleben und Michael
Wendl. Jürgen Leibiger hatte mit einer Rezension zu Krumbein
Stellung bezogen.
Die Konferenz-Beiträge – Michael Wendl konnte krankheitsbedingt
nicht teilnehmen und reichte den geplanten Beitrag schriftlich
nach – zeigten, wie kontrovers diese Diskussion auch unter
Linken und sich auf Marx beziehenden Wissenschaftlern geführt
wird. Neben bloßen Missverständnissen gibt es – wie es den Herausgebern
scheint - auch konstruierte Gegensätze und Unterstellungen.
Die Herausgeber selbst teilen manche der hier vertretenen
Auffassung nicht, enthalten sich jedoch jeglicher Kommentierung.
Theoretische Gegensätze wurden auch in der von Dieter Janke
geleiteten, durchweg kameradschaftlich geführten abschließenden
Podiumsdiskussion deutlich, an der sich die etwa dreißig Teilnehmer
des Kolloquiums mit Anfragen und Meinungsäußerungen
rege beteiligten.
Obwohl darauf nicht Bezug genommen wurde, erinnerten manche Fragestellungen an eine schon den 1980er Jahren geführte
Diskussion. Die Weltwirtschaftskrise von 1974/1975 mündete damals
in einer Wende in Richtung der neoliberalen Kapitalstrategie.
Auch damals wurde über den Zusammenhang von Real- und
Finanzsphäre und einer vermeintlichen Abkopplung der letzteren
gestritten. Auch damals ging es um die Frage einer strukturellen,
überzyklischen Überakkumulation, um „lange Wellen“ der Konjunktur
und die mögliche Perspektive einer Stagnation. Und auch
damals wurde heftig um die richtige Kennzeichnung des zeitgenössischen
Kapitalismus gestritten.
So gesehen handelte es sich bei diesem Kolloquium um die
Fortführung eines alten Diskurses, der noch lange nicht beendet
ist. Die sächsische Rosa-Luxemburg-Stiftung stellt die Diskussionsbeiträge dem interessierten Publikum mit dem Hinweis auf eine
Fortsetzung im Jahr 2016 zur Verfügung.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:87634
Date24 October 2023
CreatorsJanke, Dieter, Leibiger, Jürgen
PublisherRosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V.
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:book, info:eu-repo/semantics/book, doc-type:Text
SourceDiskurs
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationurn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-876305, qucosa:87630

Page generated in 0.002 seconds