Einleitung
Dermanyssus gallinae ist ein weit verbreiteter Ektoparasit bei Hühnern in Europa. Vor allem in den Sommermonaten entwickeln sich in Hühnerställen sehr große Milbenpopulationen. Die Milbenstiche und der damit einhergehende Blutverlust gehen zulasten des Tierwohls und verursachen hohe wirtschaftliche Einbußen. Die Milben befinden sich nur nachts für den Saugakt auf den Tieren und verstecken sich tagsüber in trockener Einstreu oder in dunklen Ritzen und Spalten. Dies macht die Bekämpfung schwierig und aufwendig. Seit September 2017 ist ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff Fluralaner auf dem deutschen Markt verfügbar. Dieses soll die Bekämpfung der Roten Vogelmilbe einfacher machen.
Ziel der Untersuchungen
Ziel dieser Dissertation ist die Bewertung der Milbenreduktion bei Behandlung mit
Fluralaner in der Dosierung 0,5 mg/kg Körpergewicht bei zweimaliger Applikation im Abstand von sieben Tagen in natürlich infizierten Geflügelställen. Verglichen wurde jeweils ein behandelter Versuchsstall mit einem unbehandelten Kontrollstall unter Beachtung der Good Clinical Practice (GCP).
Tiere, Material und Methoden
In der vorliegenden Arbeit wurden die Ergebnisse von zwei Junghennenbetrieben, drei Legehennenbetrieben und einem Elterntierbetrieb betrachtet. Auf jedem Betrieb waren zwei möglichst ähnliche Ställe mit vergleichbaren Tieren vorhanden. Die Ställe durften vor der Studie länger als drei Monate nicht mit Antiparasitika oder Silikatstaub behandelt worden sein. Die Höhe des Milbenbefalls in den Ställen wurde mit Fallen der Firma AviVet B.V. (Niederlande) ermittelt. Diese wurden in regelmäßigen Abständen vor und nach der Behandlung an gleichmäßig im Stall verteilten, festen Plätzen für 24 Stunden im Stall ausgebracht. Anschließend wurden sie tiefgefroren und bei Avivet B.V. in Lunteren, Niederlande ausgezählt. Die Hühner im Behandlungsstall wurden zwei Mal im Abstand von sieben Tagen mit einer Fluralaner-Lösung (10 mg/ml) behandelt. Die Dosierung betrug 0,5 mg/kg Körpergewicht. Die Studie galt nach einer Versuchsdauer von sechs Monaten nach der ersten Applikation, nach Beendigung eines Produktionszyklus, nach einem starken Absinken der Milbenreduktion oder wenn der Kontrollstall aufgrund des Tierwohls gegen D. gallinae behandelt werden musste, als beendet. Außerdem wurden Mortalität, klinische Auffälligkeiten und bei Legehennen die Legeleistung beobachtet. Die Milbenreduktion der Fluralaner-Lösung wurde mit der Henderson-Tilton Formel berechnet. Tests auf signifikante Unterschiede zwischen der behandelten und unbehandelten Gruppe wurden mit dem U-Test nach Mann-Whitney durchgeführt.
Ergebnisse
Durch die Behandlung mit Fluralaner konnte bei allen Betrieben eine signifikante (P < 0,05) Milbenreduktion erreicht werden. Bei drei Betrieben wurde eine Milbenreduktion von über 99 % erreicht, in den anderen drei Betrieben lag die Milbenreduktion zwischenzeitlich bei 100 %. Die Dauer der Milbenreduktion unterschied sich jedoch von Betrieb zu Betrieb zum Teil stark. In den Aufzuchtbetrieben wurde am Ende des Produktionszyklus (42 Tage nach erster Fluralaner Applikation) noch eine Wirksamkeit von 96 % beziehungsweise 99,6 % und damit ein signifikanter Unterschied (P < 0,05) festgestellt. In zwei Legehennenbetrieben sank die Milbenreduktion 70 Tage nach der ersten Fluralaner Applikation unter 90 % (P > 0,05). In einem Legehennenstall lag die Wirksamkeit 119 Tage nach der ersten Fluralaner Applikation (Produktionsende) noch bei 98,95 % (P < 0,05). Bei den Elterntieren sank die Milbenreduktion 126 Tage nach der ersten Fluralaner Applikation unter 90 % (P > 0,05). Bei der Mortalität konnten keine signifikanten (P > 0,05) Unterschiede zwischen Versuchs- und Behandlungsstall festgestellt werden. Auch klinisch gab es keine Auffälligkeiten. Bei zwei von drei Betrieben war die Legeleistung im Behandlungsstall gegenüber dem Kontrollstall erhöht. In einem dieser Betriebe könnte diese Differenz aber durch ein unterschiedliches Tieralter verursacht worden sein.
Schlussfolgerungen
Auf allen untersuchten Betrieben konnte eine Milbenreduktion von über 90 % erreicht werden. Eine zweimalige Applikation im Abstand von sieben Tagen mit Fluralaner in der Dosierung 0,5 mg/kg Körpergewicht ist als wirksam gegen D. gallinae einzustufen. Aufgrund der einfachen Applikation über das Trinkwasser bietet die Behandlung mit Fluralaner viele Vorteile gegenüber im Stall auszubringenden Akariziden und Silikatstäuben.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:75259 |
Date | 30 June 2021 |
Creators | Johannhörster, Katharina |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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