Den Anlass zur vorliegenden Studie gibt die Spezifik der Rezeption beim Dolmetschen. Sprachverstehen ist eine Basiskompetenz der Translation. Im Unterschied zu einfacher Kommunikation nutzt der Translator zeitbedingt oft nur unvollständig entwickelte Verstehensergebnisse zur Erstellung des Zieltextes und überwindet dabei sprachliche und kulturelle Barrieren. Diese einmalige Besonderheit des Dolmetschens verlangt vom Translator eine dolmetschspezifische Rezeptionskompetenz. Vor allem für den simultanen Modus, der durch die sofortige Umsetzung von Information gekennzeichnet ist, die häufig nicht ausgiebig verarbeitet werden kann, muss eine stark spezifische Rezeptionskompetenz angenommen werden. Um Kompetenz gezielt zu erwerben und nicht allein auf Intuition und trial-and-error angewiesen zu sein, ist bewusste Kenntnis des Gegenstands notwendig. Eine Beschreibung der Faktoren, Prozesse, Produkte und des Ablaufs des Sprachverstehens beim Dolmetschen ist die Grundlage für bewußten Erwerb und effektive Vermittlung von dolmetschspezifischer Rezeptionskompetenz.
Die Studie hat zum Gegenstand die noch näher zu beschreibenden Produkte des Sprachverstehens beim Dolmetschen. Im weiteren Sinne befasst sich die Arbeit mit der Form mentaler Repräsentation von verstandenem Text und mit dem zeitlichen Fortschreiten ihrer Entstehung. Obwohl das Produkt nicht losgelöst von den an seiner Entstehung beteiligten Faktoren und Prozessen betrachtet werden kann, ist die gewählte Perspektive die vom Produkt des Verstehens her.
Das Ziel der Studie ist eine Beschreibung des konzeptuellen Substrats und seiner Rolle für die Dolmetschkompetenz. Damit soll eine stärkere Bewusstheit der Rezeptionshandlungen des Dolmetschers ermöglicht werden, um auf diese Weise den Bereich der Rezeption beim Dolmetschen stärker für strategisches Handeln und effektivere Vermittlung in der Ausbildung zu öffnen.
Die Studie ist so angelegt, dass sie auf den relevantesten Studien zur allgemeinen und dolmetschspezifischen Sprachverarbeitung mit ihren zentralen Begriffen und Definitionen aufbaut. Dabei spielen übersetzungswissenschaftliche Studien insofern eine Rolle, als sie teilweise die Grundlage für spätere dolmetschwissenschaftliche Forschungen waren. Zweitens wird ausgehend davon der Stand der Forschung zu einer Synthese verdichtet, um zentrale Fragestellungen herauszuarbeiten und strittige Punkte zu diskutieren. Diese Synthese mündet im Versuch eines Modells des konzeptuellen Substrats beim Dolmetschen. Die Hypothese wird in empirischen Tests überprüft. Nach der Auswertung der Testergebnisse werden abschließende Schlussfolgerungen zur Rolle des konzeptuellen Substrats in Praxis und Ausbildung gezogen.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:12175 |
Date | 18 December 2007 |
Creators | Dreißig, Peter |
Contributors | Kutz, Wladimir, Krüger, Elke, Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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