Bislang wurden Gated Communities beziehungsweise geschlossenem und be-wachtem Wohnen hierzulande wenig Bedeutung zugeschrieben. Im Gegensatz zur Beobachtung ihrer weltweiten Verbreitung dominiert in Deutschland die Vorstellung, dass eine vorherrschend wohlfahrtsstaatliche Steuerung von Stadt-entwicklung das Aufkommen einer derartigen Form des Wohnens weitestge-hend konterkariert. Mit dem Bau des prominenten Beispiels Arkadien in Pots-dam Ende der 1990er Jahre – der ersten vorstädtischen Gated Community Deutschlands nach explizit amerikanischem Vorbild – erscheint dieses Thema jedoch immer wieder in deutschen Tages- und Wochenzeitungen, Internetblogs sowie Fernsehproduktionen. Die anhaltend mediale Aufmerksamkeit wird nicht zuletzt durch die Fertigstellung weiterer Projekte ähnlichen Charakters in ver-schiedenen (Groß)Städten (wie Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Münster) genährt. Das Thema ist dabei ebenso in den Fokus von Stadtplanungsausschüssen sowie sozial-politisch motivierten Protestinitiativen gerückt. Oft werden sie dadurch in andere Stadtentwicklungsproblematiken einge¬klammert, wie die Rückkehr des (Innen)Stadtwohnens, den Bedeutungs-verlust des sozialen Wohnungsbaus, allgemeine Miet- und Kaufpreisentwick-lungen, Segregationsprozesse oder Gentrifizierungsängste. Die wissenschaft-lichen Auseinandersetzungen sind entgegen diesen Beobachtungen jedoch ver-halten. Es gibt kaum Publikationen, laufende Forschungsprojekte oder empiri-sche Fallstudien, die sich mit den Entstehungsursachen und genaueren Ausprä-gungen in Deutschland befassen. Da es sich bei den hier im Fokus stehenden Fällen nicht um direkte Initiativen von SelbstnutzerInnen privaten Eigentums handelt, sondern um ein sicherheits- und serviceorientiertes Angebot seitens kommerzieller Wohnungsmarktakteure in bestimmten Preissegmenten, werden die ProduzentInnen dieser Wohnprojekte ins Zentrum dieser Arbeit gestellt. Ent-gegen den dominanten Erklärungsgesuchen des wissenschaftlichen Diskurses zu Gated Communities, die bislang vor allem auf Nachfragepräferenzen beruhten, werden so die Entstehungsbedingungen und -ursachen bei den HerstellerInnen und deren jeweiligen Handlungskontext gesucht. Die Arbeit gibt damit zugleich Einblick in die ermöglichenden und beschränkenden Bedingungen, unter denen städtischer (Wohn)Raum in der Gegenwart (re)produziert wird.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:16722 |
Date | 09 November 2017 |
Creators | Bader, Franziska |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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