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Verträglichkeit von Encorafenib/Binimetinib in der Behandlung des fortgeschrittenen Melanoms nach Abbruch vorausgegangener BRAF-/MEK-inhibierender Therapien aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen - eine retrospektive, multizentrische Analyse

1. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Analyse der Verträglichkeit der neusten BRAF/MEK-Inhibitor-Kombinationstherapie Encorafenib/Binimetinib nach vorangegangenem Abbruch früherer Generationen der zielgerichteten Medikation aufgrund von Toxizität. Insgesamt wurden 24 Patient:innen mit einer metastasierten Melanomerkrankung untersucht, die nach einer Therapie mit Vemurafenib/Cobimetinib und/oder Dabrafenib/Trametinib nebenwirkungsbedingt auf Encorafenib/Binimetinib umgestellt wurden. Aufgrund der kleinen Stichprobe ist die Aussagekraft der Resultate eingeschränkt. Deshalb lädt diese Arbeit dazu ein, weitere Studien zu diesem Sachverhalt durchzuführen, um die Validität zu steigern und Relevanz der Ergebnisse zu beweisen. Es erfolgte der Einschluss von erwachsenen Patient:innen aus insgesamt sechs Tumorzentren, die im Zeitraum vom 01.11.2018 bis zum 30.04.2020 auf die BRAF-/MEK-Inhibitor-Kombination Encorafenib/Binimetinib umgestellt wurden. Dabei wurden Daten zu den Patient:innen, Tumoreigenschaften sowie die Ausgangssituation mit Metastasenanzahl und Laborparametern erfasst. Weiterhin wurden Dauer, Outcome sowie jegliche Modifikationen der Therapien erhoben. Alle unerwünschten Arzneimittelwirkungen der verschiedenen Organsysteme unter diesen Therapien wurden mit ihrem Schweregrad dokumentiert. Neben der deskriptiven Betrachtung zur Verträglichkeit wurde eine statistische Auswertung mithilfe von Microsoft Excel und SPSS durchgeführt.
2. Die Untersuchung hat ergeben, dass sich die Rate der Patient:innen mit Nebenwirkungen nach der Umstellung auf Encorafenib/Binimetinib von ursprünglich 100% auf 54,2% reduziert. Auch schwere Grad 3/4-Nebenwirkungen sind unter Encorafenib/Binimetinib weit weniger häufig zu verzeichnen (V/C: 86,7% und D/T: 75% vs E/B: 12,5%). Im Studienkollektiv beklagt jede:r Patient:in unter Vemurafenib/Cobimetinib rund 6,6 sowie unter Dabrafenib/Trametinib 3,3 unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Im Gegensatz treten unter Encorafenib/Binimetinib nur durchschnittlich 0,8 Nebenwirkungen pro Patient:in auf. Folglich deutet die Analyse auf ein selteneres Auftreten von Nebenwirkungen hin, die sich insgesamt mit einem geringeren Schweregrad präsentieren. Betrachtet man die Nebenwirkungen gruppiert nach Organsystemen für die einzelnen Therapien, sind unter Vemurafenib/Cobimetinib vor allem gastrointestinale sowie kutane und subkutane vorherrschend, während unter Dabrafenib/Trametinib vorrangig Fieber und Fatigue sowie muskuloskelettale Beschwerden auffällig werden. Die wenigen Nebenwirkungen unter Encorafenib/Binimetinib betreffen größtenteils das Gastrointestinalsystem oder die Erhöhung der Leberwerte. Unter Encorafenib/Binimetinib sind Therapiepausen (20,8%), Dosisreduktionen (8,3%) und Abbrüche (12,5%) in unserer Kohorte seltener zu beobachten als unter den beiden anderen Therapiekombinationen in deren Zulassungsstudien. Die Daten zu Therapiemodifikationen von Encorafenib/Binimetinib können nicht mit denen der beiden anderen Inhibitor-Kombinationen in dieser Kohorte verglichen werden, da nur Patient:innen mit schlechter Verträglichkeit unter Vemurafenib/Cobimetinib oder Dabrafenib/Trametinib eingeschlossen wurden und damit häufiger Anpassungen der Therapie notwendig waren.
3. Ist eine Melanomerkrankung einmal metastasiert, sinkt die prognostische Überlebenszeit rapide und erfordert demnach eine rasche und effektive Behandlung. Die Ergebnisse unserer Arbeit zeigen die Möglichkeit auf, die gut wirksame zielgerichtete Therapie, trotz aufgetretener Nebenwirkungen, mittels eines Präparatewechsels fortzuführen. Nach toxizitätsbedingtem Abbruch unter anderer Wirkstoffkombination kann durch die Umstellung auf Encorafenib/Binimetinib mit besserer Verträglichkeit, weniger schweren Nebenwirkungen und weniger Therapiemodifikationen gerechnet werden. Damit kann eine kontinuierliche hilfreiche Behandlung gewährleistet werden. Möglicherweise hätten durch eine entsprechende Anpassung der Leitlinie mehr Patient:innen einen längeren progressionsfreien oder -armen Krankheitsverlauf.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:90135
Date26 February 2024
CreatorsBrockmann, Lisa Marie
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman, German
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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