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Barrierefreie Kommunikation in mündlicher Form: adressat:innengerechtes Sprechen in der Museumspädagogik

Wie auch im universitären Rahmen ein Beitrag zu geforderter Teilhabe im kulturellen Umfeld geleistete werden kann, erforschten die Teilnehmer:innen eines Service- Learning-Seminars der TU Dresden im Sommersemester 2019 bereits zum zweiten Mal. Im Seminar mit dem Titel „Verständnisorientierte und barrierefreie Kommunikation“ wurde partizipativ mit Gewährspersonen des Christlichen Sozialwerks Dresden und Studierenden der Professur für Germanistische Sprachgeschichte und Linguistik unter der Leitung von Professor Lasch ein auf Verständnis optimierter Audioguide entwickelt. Dieser stellt ein zusätzliches barrierefreies, kulturelles Angebot für die Albrechtsburg in Meißen dar und ermöglicht somit die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen.

Jenes Seminar bot dem Verfasser einen ersten Kontakt zu Menschen mit kognitiven sowie körperlichen Einschränkungen im musealen Kontext. Gleichzeitig erhielt er einen vertieften Einblick in das Konzept der barrierefreien Kommunikation und verschiedene Sprachkonzepte, welche zur Umsetzung derartiger Angebote genutzt werden. Neben den schon bekannten Konzepten der Leichten und einer einfachen Sprache, rückt das auf Verständnis optimierte Sprachkonzept VERSO in den Fokus. Bisher bekannte barrierefreie Angebote in Museen sind dabei sehr häufig in schriftlicher oder auditiver Form umgesetzt und bedienen sich unter anderem des Konzepts der Leichten Sprache, welche entsprechende Regeln bereithält. Das Sprachkonzept nach VERSO hingegen beruht auf Empfehlungen, die stets durch empirische Untersuchungen belegt werden und

so die Möglichkeit stetiger Weiterentwicklung bieten. Allen Konzepten hingegen gemein ist, dass sie primär für schriftlich realisierte Angebote genutzt werden.

Die Erarbeitung des Audioguides hingegen beruhte auf mündlich realisierter Sprache, die in Form von Führungsgesprächen durch die Museumspädagogin der Albrechtsburg, sowie den mündlichen Äußerungen der Gewährspersonen in Audioaufzeichnungen vorliegen. Diese Aufzeichnungen sind es, aus denen im Seminar Barrieren identifiziert wurden, um sie gezielt für den Audioguide zu verringern oder zu beseitigen. Doch werden die ersten sprachlichen Barrieren nicht schon im Führungsgespräch selbst durch die Museumspädagogin erkannt und verringert? Dieser Gedanken ist es, durch den die Sprache der Museumspädagogin als Forschungsgegenstand der vorliegenden Arbeit in den Fokus rückt. Denn ihre Sprache trägt dazu bei, dass sie während eines Führungsgesprächs für ihre Zuhörer:innen verständlich sein kann. Wie jedoch mündliche Sprache geartet sein muss, damit sie möglichst barrierefrei und verständlich ist, wurde bisher nicht empirisch untersucht. Aus diesem Grund wird mit vorliegender Arbeit ein erster Schritt unternommen, um die Frage zu klären, wie die Museumspädagogin ihre Sprache an ihren Adressat:innenkreis anpasst.

Die partizipative Erarbeitung des Audioguides erlaubte es, auf eine große Anzahl an Aufzeichnungen von Menschen mit geistiger sowie körperlicher Beeinträchtigung zurückzugreifen, welche ganz unterschiedliche kognitive und ebenso sprachliche Kompetenzen aufweisen. Um die daraus resultierende sprachliche Anpassung der Museumspädagogin an die vermuteten Kompetenzen der Gewährspersonen deutlich sichtbar zu machen, wurde zudem eine Führung derselben Museumspädagogin mit einer sechsten Klasse einer Oberschule aufgezeichnet. Anhand dieser Vergleichsdaten soll die aufgestellte Hypothese belegt oder widerlegt werden, dass „Je geringer die vermutetet sprachliche sowie kognitive Kompetenz der Museumsbesucher:innen ist, desto größer ist die sprachliche Anpassung der Museumspädagogin“.

Betrachtet man die unterschiedlichen Sprachkonzepte, welche zur Realisierung barrierefreier Angebote herangezogen werden, nimmt VERSO eine Sonderstellung ein, da die Weiterentwicklung der Empfehlungen stets von Bedeutung ist. Aus diesem Grund sollen auf Basis der Ergebnisse der Arbeit erste Empfehlungen ausgesprochen werden, die für eine mündliche Realisierung verständnisorientierter und barrierefreier Sprache herangezogen werden können. Um die aufgeworfene Forschungsfrage zu beantworten, die Belegung oder Widerlegung der Hypothese zu verwirklichen und die Erarbeitung erster Empfehlungen für VERSO umzusetzen, ist die Arbeit in drei Abschnitte gegliedert.

Im ersten Abschnitt der Arbeit werden theoretische Grundlagen geklärt, die der Untersuchung einen Rahmen geben und daher in vier Unterkapitel gegliedert sind:

Zuerst wird dabei das Forschungsfeld der Kommunikation eingehender betrachtet und geklärt, wie sie aus sprachwissenschaftlicher Sicht definiert wird. Zudem wird auf unterschiedliche Merkmale und Formen von Kommunikation eingegangen, die in der Betrachtung zur Kommunizierbarkeit von Wissen münden. Die Voraussetzung zum Gelingen dieses Wissenstransfers spielen ebenso eine Rolle wie daraus resultierende Kommunikationsbarrieren, die sich dabei eventuell herausstellen.

Von den dargelegten Barrieren ausgehend befasst sich der zweite Teil mit Sprachkonzepten, die genutzt werden können, jene zu überwinden. Betrachtung finden in diesem Abschnitt die Leichte Sprache mit ihrem normativen Regelwerk und einer weniger restriktiven einfachen Sprache, die durch variable Empfehlungen eine größere Adressat:innenschaft als Zielgruppe in den Fokus nimmt. Dass ebenfalls auf Empfehlungen beruhende Projekt VERSO ist das jüngste der betrachteten Konzepte und durch die schon beschriebene kontinuierliche Weiterentwicklung besonders hervorzuheben.

Ein weiterer Teil geht auf die Möglichkeiten der kulturellen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein und gibt dabei einen Überblick über rechtliche Vorgaben, die wiederum Bezug nehmen auf darin verankerte Sprachkonzepte. Ebenso werden beispielhaft Museen vorgestellt, die barrierefreie Kulturangebote bereitstellen und so die gesetzliche Teilhabe und Inklusion fördern.

Abschließend wird die Entwicklung der Museen zu Bildungsinstitutionen verdeutlicht und die damit einhergehende Entstehung der modernen Museumspädagogik. Gezielt wird in diesem Zusammenhang auf das Repertoire der personalen Vermittlungsmethoden eingegangen und der aktuelle Stand nachgezeichnet.

Der zweite Abschnitt eröffnet den empirischen Teil der Arbeit und gibt dafür den methodischen Rahmen vor. Dabei wird nachgezeichnet, wie die Daten beider Untersuchungsgruppen erhoben und diese durch Transkription für die anstehende Analyse zugänglich gemacht wurden. Im abschließenden Kapitel dieses Abschnitts steht die Gesprächsanalyse im Fokus der Betrachtung, wobei gleichzeitig die vier Analysekriterien vorgestellt werden, die dann an beide Teiltranskriptionen angelegt werden.

Im dritten Abschnitt werden die Teiltranskriptionen beider Untersuchungsgruppen getrennt mit den zuvor festgelegten Analysekriterien abgeglichen und exemplarisch ausgewählte Fundstellen präsentiert. Der darauf folgende Vergleich stellt sie gegenüber und fasst die Resultate zusammen. Den Abschluss bildet ein Fazit, in dem erste Empfehlungen für eine mündlich realisierte, verständnisorientierte und barrierefreie Sprache ausgesprochen werden.:Abkürzungsverzeichnis 2
Legende der Schriftarten 3
Legende der Transkriptionszeichen 4
1. Zielstellung 7
2. Theoretische Grundlagen 11
2.1 Kommunikation 11
2.1.1 Was ist Kommunikation? 11
2.1.2 Kommunizierbarkeit von Wissen 15
2.1.3 Barrierefreie Kommunikation 18
2.2 Konzepte zur Überwindung sprachlicher Barrieren 21
2.2.1 Leichte Sprache 21
2.2.2 Einfache Sprache 24
2.2.3 Verständnisorientierte Sprache nach VERSO 26
2.3 Ermöglichung von kultureller Teilhabe von Menschen mit Behinderungen 28
2.3.1 Rechtliche Vorgaben 28
2.3.2 Umsetzung der Vorgaben in der Museumslandschaft an ausgewählten Beispielen 31
2.4 Entwicklung der Museumspädagogik und ihr Methodenrepertoire - von der klassischen Führung zur moderierten Vermittlung 34
3. Methodik der Datenerhebung 40
3.1 Ablauf der Datenerhebung 40
3.2 Transkription des Audiomaterials 43
3.3 Gesprächsanalyse 45
4. Datenanalyse 48
4.1 Gesprächsanalyse eines Führungsgesprächs mit kognitiv beeinträchtigten Personen 49
4.2 Gesprächsanalyse eines Führungsgesprächs mit einer sechsten Klasse einer Oberschule 60
5. Vergleich der Ergebnisse 72
6. Fazit 78
Literatur 80
Selbstständigkeitserklärung 89
Anhang 90
Anhang 1: Fundstellen aller weiteren sprachstruktureller Beobachtungen aus der Transkription der Co-Forschenden 90
Anhang 2: Vollständiges Transkript der Audioaufzeichnungen der Co- Forschenden vom 13.05.2019 92
Anhang 3: Vollständiges Transkript der Audioaufzeichnungen der Vergleichsgruppe vom 28.01.2020 100
Anhang 4: Gesprächsinventar zur Audioaufzeichnung vom 13.05.2019 105
Anhang 5: Gesprächsinventar zur Audioaufzeichnung vom 28.01.2020 117

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:73683
Date29 January 2021
CreatorsWels, Thomas
ContributorsLasch, Alexander, Hünecke, Rainer, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/updatedVersion, doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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