Einleitung: Lahmheiten bedingt durch Klauenläsionen spielen als Ursache von Tierabgängen in der Schweinehaltung eine sehr große Rolle. Speziell zur Histomorphologie der Laminitis beim Schwein gibt es jedoch kaum Untersuchungen.
Ziel der Untersuchungen: Es soll geklärt werden, ob Laminitis bei den Schweinen der untersuchten Population überhaupt auftritt und wenn ja, durch welche Histomorphologie diese Erkrankung gekennzeichnet ist. Gleichzeitig soll untersucht werden, ob sich die Haltung bzw. die Qualität der Muttersau auf Prävalenz und Qualität der Laminitis bei deren Nachkommen auswirken kann.
Tiere, Material und Methoden: Untersucht wurden 329 verschieden alte Schweine aus einem Tierversuch mit unterschiedlichen Haltungsbedingungen und Muttersau-Qualitäten. Die Altersgruppen setzten sich wie folgt zusammen: 115 Ferkel am 3. Lebenstag (Saugferkel), 111 Ferkel am 11. Tag nach dem Absetzen (Absatzferkel) sowie 103 adulte Tiere zum Mastende (Mastschweine). Es wurde jeweils die mediale sowie die laterale Klaue einer Gliedmaße untersucht. Unterschieden wurde zwischen Tieren mit normaler und verbesserter Haltung sowie zwischen Tieren mit guter und schlechter Muttersauen-Qualität. Die verbesserte Haltung zeichnete sich durch zusätzliches Heu-/Strohangebot, Mutter-Kind-Beckentränken, Schalentränken sowie durch eine Trinkwasserhygienisierung mittels Chlorbleichlauge aus. Die jeweilige Sauen-Qualitätsgruppe leitete sich von den Ergebnissen der Bonitur der Muttersauen im Hinblick auf Entzündungsanzeichen an den Klauen und der Milchleiste um den 50. Trächtigkeitstag ab und wurde auf die Ferkel übertragen. Das routinemäßig aufgearbeitete Probenmaterial wurde anhand verschiedener Laminitis-typischer Merkmale lichtmikroskopisch untersucht. Zur Auswertung herangezogene statistische Methoden umfassten einen Mann-Whitney-Test (Parameter im Vergleich mit den Haltungs- & Sauen-Qualitätsgruppen) sowie einen Kruskal-Wallis-Test mit „Dunnʾs multiplem post-hoc-Test“ (Parameter im Vergleich mit den drei Altersgruppen). Für den Parameter „Abweichungen von der Lederhaut-blättchenform“ wurden Zusammenhänge zwischen den Haltungs-, Sauen-Qualitäts- und Altersgruppen jeweils mittels einer Häufigkeitstabelle dargestellt. Weiterführend wurden ein exakter Test nach Fisher (Haltung & Sauen-Qualität) sowie ein Chi-Quadrat-Test mit einem exakten Test nach Fisher als post-hoc-Test (Altersgruppen) durchgeführt.
Ergebnisse: Die überwiegende Mehrheit der Tiere zeigte Abweichungen von der Lederhautblättchenform im Sinne einer Zergliederung der Lederhautblättchen. Bezogen auf die ausgewerteten Klauen fand sich bei der Mehrzahl eine Mehrfach-Zergliederung. Mastschweine wiesen im Vergleich zu Saugferkeln einen signifikant höheren Anteil an Abweichungen von der Lederhautblättchenform (Zergliederung) auf. Weiterhin nahm die Länge der Lederhautblättchen mit dem Alter signifikant zu. Altersabhängige Effekte zeigten sich auch bei subepithelialen Ödemen, die bei den Saugferkeln im Vergleich zu den anderen Altersgruppen signifikant stärker ausgeprägt waren. Absatzferkel und Mastschweine wiesen hingegen signifikant mehr epitheliale, interzelluläre Ödeme auf. Weiterhin wurden signifikant stärkere Leukozyteninfiltrate bei den Mastschweinen (vornehmlich Lymphozyten) festgestellt. Absatzferkel wiesen im Vergleich zu den Mastschweinen signifikant mehr Thromben auf.
Haltungsabhängige Effekte wurden bei der Lederhautblättchen-assoziierten epithelialen Hyperplasie und bei den epithelialen, interzellulären Ödemen beobachtet, wobei jeweils nur die Tiere der verbesserten Haltung signifikante Effekte zeigten. Saugferkel wiesen die höchsten epithelialen Schichtdicken auf. Es zeigten sich signifikant mehr epitheliale, interzelluläre Ödeme bei Absatzferkeln und Mastschweinen. Die Faktoren Alter und Haltung hatten allerdings keinen signifikanten Einfluss auf das Vorkommen von epithelialen, intrazellulären Ödemen und subepithelialen Blutungen. Hinsichtlich der Muttersauen-Qualität zeigten sich keinerlei signifikante Effekte bei den untersuchten Parametern. Weitere untersuchte Parameter wie „Hornkappen“, subepitheliale Fibrose, subepitheliale/epitheliale Nekrose, Hyperämie, intraepitheliale Blutungen, Hämosiderose, Vaskulitis sowie Arteriosklerose wurden nicht nachgewiesen. Mittels PAS-Reaktion fanden sich keine Hinweise auf Basalmembrandegenerationen.
Schlussfolgerungen: Laminitis-typische histopathologische Veränderungen waren bei den untersuchten Schweinen nicht nachweisbar. Nichtsdestotrotz wurden wertvolle Erkenntnisse zur Histomorphologie des dermo-epidermalen Übergangs des Wandsegmentes gewonnen, die für weitere Untersuchungen an der Schweineklaue von Nutzen sein werden. Hierbei sind zum einen neu gewonnene Daten zur Schichtdicke des Stratum germinativum in Abhängigkeit vom Alter des Tieres und zum anderen neue Erkenntnisse hinsichtlich der bei einer Mehrzahl der Tiere vorgefundenen Zergliederung der Lederhautblättchen zu nennen.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:88145 |
Date | 17 November 2023 |
Creators | Schiffbauer, Vivien |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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