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Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Migräne in der neuropädiatrischen Ambulanz der Universitätskinderklinik Leipzig

Zusammenfassung der Arbeit

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades
Dr. med.


Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Migräne in der neuropädiatrischen Ambulanz der Universitätskinderklinik Leipzig


Eingereicht von Michael Rohlfing

Angefertigt an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig



Betreuer: Prof. Dr. med. Andreas Merkenschlager


März 2021

In der vorliegenden Dissertation wurde retrospektiv eine Analyse der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Migräne in der neuropädiatrischen Ambulanz der Universitätskinderklinik Leipzig im Zeitraum 01/2013 - 12/2017 durchgeführt. Alle recherchierten Patienten mussten zum Zeitpunkt der Untersuchung im Alter von 3 bis 18 Jahre sein. Der Hauptvorstellungsgrund der Kinder lautete Migräne-Kopfschmerz, eine Diagnose V.a. und/oder gesicherte Migräne (ICD10 G43.0-G43.9) sowie Kopfschmerzen vom Mischtyp mit Migräne als führende Komponente und eine Kopfschmerzsymptomatik über mindestens einen Monat. Es wurden 368 von initial 728 Patienten in die Studie eingeschlossen. Die ambulante (Behandlung außerhalb des Universitätsklinik) Diagnostik und Therapie dieser Patienten, wurde der klinischen (Behandlung nach der Vorstellung in der neuropädiatrischen Sprechstunde) gegenüber gestellt.
209 Mädchen und 159 Jungen waren zu 2,7% 3-5 Jahre, zu 33,2% 6-12 Jahre und zu 64,1% 13-18 Jahre alt. Die analysierte Patientenkohorte entspricht somit der zu erwartenden Alters - und Geschlechtsverteilung, weiblich und jugendlich.
Die Gruppe der psychischen Erkrankungen (z.B. Belastungsreaktion, ADHS, Depression oder Scheidungskind) war mit 13,1% der Patienten mit einer Nebendiagnose am häufigsten. Eine Epilepsie bestand bei 6,8% der Patienten.
Bei 54,3% (n=201) aller Patienten bestand eine positive Familienanamnese für Migräne. Der signifikanteste Marker für Migräne-Kopfschmerz war die Erkrankung der Mutter.
Die mittlere Dauer der Kopfschmerzen bis zur Vorstellung in der neuropädiatrischen Sprechstunde betrug 1,2 Jahre. 42,4% der Patienten konnten eine Angabe zu einem spezifischen Auslöser der Kopfschmerzen machen. Viele Kinder haben mehrere Triggerfaktoren genannt. Mit 45,5% aller Patienten, die einen Trigger angegeben haben, wurde Stress in Beruf, Schule und/oder Freizeit am häufigsten genannt. In 57.3% (n=211) aller Patientenfälle wurde keine Angabe zu Triggerfaktoren dokumentiert. Die große Mehrheit der Patienten (40,5%) gab eine sporadische Beschwerdehäufigkeit (1-2 Tage/Monat) unterhalb der Grenze zur Indikation der medikamentösen Prophylaxe an. Insgesamt erfüllten 113 Patienten (30,5%) die Indikation zur medikamentösen Migräneprophylaxe in Bezug auf die Häufigkeit mit Kopfschmerzen, ≥3 Tage/Monat. Die Anzahl der Fehltage wurde nicht standardisiert erfasst, nur bei 15.8% (n=58) aller Patienten wurde eine Angabe dokumentiert. Hier kann mit einem standardisierten Fragebogen die Kopfschmerz-Anamnese insbesondere im Hinblick auf mögliche Auslöser der Beschwerden und die Anzahl der Fehltage, die die erhebliche sozioökonomische Belastung der Patienten aufzeigt, vervollständigt und die Therapie gemäß der ICHD verbessert werden.
In der ambulant erfolgten Diagnostik wurde bei 1,9% (n=7) der Untersuchungen eine Diagnose als ursächlich für den Kopfschmerz bewertet: 3 von 116 durchgeführten EEG-Untersuchungen und 4 von 77 ophthalmologischen Befunden. Kein radiologischer Befund der 132 ambulant durchgeführten cMRT-Untersuchungen war therapierelevant.
Die neurologische körperliche Untersuchung bei Vorstellung in der neuropädiatrischen Sprechstunde war in 90,2% (n=332) unauffällig, 3 der auffälligen Untersuchungen zogen eine therapierelevante Diagnostik nach sich. Insgesamt wurden 72 EEG-Untersuchungen bei den vorgestellten Patienten durchgeführt, 26,4% (n=19) dieser Untersuchungen ergaben einen auffälligen Befund, 1 Patient erhielt eine neue antikonvulsive Therapie. Bei 17,0% (n=63) aller Patienten wurde ein cMRT durchgeführt. Die Untersuchungen waren in 79,4% (n=50) unauffällig. Keine der 13 auffälligen Befunde waren therapierelevant oder Kopfschmerz erklärend.
Die in der neuropädiatrischen Ambulanz veranlasste Diagnostik wird als leitlinienkonform bewertet und unterstreicht bezüglich der therapeutischen Konsequenz die insgesamt geringe Relevanz der apparativen Diagnostik.
Insgesamt wurde ambulant in 340 Fällen eine Medikation eingenommen bzw. eine Therapieentscheidung getroffen. In 10 Fällen wurde keine Medikation eingenommen, in 9 weiteren Fällen war keine Medikation erforderlich, 9 Patienten lehnten eine Medikation ab. Mindestens 87,2% aller Patienten haben eine ambulant verordnete Medikation eingenommen. In 54,1% (n=199) aller Medikationen wurde Ibuprofen eingenommen sowie in 75,1% der Akuttherapien. Eine Bedarfsmedikation erhielten 79,7%, eine prophylaktische Dauertherapie 8,3% aller Patienten.
Ein Unterschied zwischen Mädchen und Jungen lag nicht vor (46% zu 45%). In 7,6% (n=28) der insgesamt 386 Patientenfälle wurden keine Angaben dokumentiert.
Bei 162 Patienten wurde vor der Behandlung in der Universitätsklinik Leipzig eine Angabe zur Dosierung der Medikation dokumentiert, in 59,3% (n=96) der Fälle war die Dosierung korrekt. In 55,6% (n=206) der insgesamt 386 Patientenfälle wurden keine Angaben zur Dosierung der Medikation dokumentiert. Die Zufriedenheit der Patienten mit medikamentöser Therapie (n=253) liegt bei 67,6% (n=171). In 31,1% (n=115) der insgesamt 386 Patientenfälle wurden keine Angaben zur Therapiezufriedenheit dokumentiert. Die standardisierte Erfassung von Wirkstoff, Präparat, Dosierung, Häufigkeit der Einnahme und Zufriedenheit des Patienten kann die Beurteilbarkeit des Therapieverlaufes verbessern.
Bei den ambulant verordneten Nicht-Pharmakologischen Therapien wurden Schlaf (60,6%) sowie Ruhe und Entspannungstechniken (12,4%) gefolgt von Physiotherapie (6,7%) am häufigsten empfohlen. Die Zufriedenheit der Patienten mit der Nicht-Pharmakologischen Therapie (n=201) liegt bei 93,5%. In 47,4% (n=175) der insgesamt 386 Patientenfälle wurden keine Angaben zur Patientenzufriedenheit dokumentiert.
Insgesamt wurde nach Vorstellung in der neuropädiatrischen Sprechstunde in 337 Fällen eine Medikation eingenommen bzw. eine Therapieentscheidung getroffen. In 5,7% (n=21) der insgesamt 386 Patientenfälle wurden keine Angaben zur Medikamenteneinnahme dokumentiert. Neun Patienten lehnten eine medikamentöse Behandlung ab. Die ambulante Pharmakotherapie wurde in 29 Fällen (7,8% der Gesamtanzahl der Patienten) unverändert beibehalten. Bei 92,1% (n=245) der Patienten mit einer medikamentösen Verordnung wurde diese korrekt dosiert. In insgesamt 10 Fällen wurde der Dosierungsempfehlung nicht gefolgt, da eine geringere Dosierung eine Beschwerdefreiheit erbrachte, obwohl Sie eine höhere Dosierung hätten einnehmen können. In 29,6% (n=109) der insgesamt 386 Patientenfälle wurden keine Angaben zur Medikation dokumentiert.
Die klinisch nicht-pharmakologische Therapie wurde in 64,5% der Fälle empfohlen, die 3 häufigsten waren das Kopfschmerztagebuch 21,3%, die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson 16,3% und Physiotherapie 13,0%. In 129 Fällen (35,3%) wurde keine Angabe zur nicht-medikamentösen Therapieempfehlung dokumentiert.
Eine operative Therapie, insbesondere zerebraler Raumforderungen, wurde in keinem Patientenfall notwendig.

Zusammenfassend werden die Patienten durch die neuropädiatrische Sprechstunde der Universitätskinderklinik Leipzig leitlinienkonfrom diagnostiziert und therapiert. Es ist naheliegend, dass eine standardisierte, einheitliche Dokumentation einer interdisziplinären Anamnese die Auswahl der Diagnostik und Therapie positiv beeinflussen kann.:1. Einführung Seite 6
1.1 Epidemiologie Seite 6
1.2 Klassifikation Seite 7
1.3 Diagnosestellung Seite 9
1.4 Therapeutische Verfahren Seite 12
1.4.1 Pharmakotherapie Seite12
1.4.2 Nicht-Medikamentöse TherapieverfahrenSeite 15
2. Aufgabenstellungen Seite 18
2.1 Primäre Fragestellungen Seite18
2.2 Sekundäre Fragestellungen Seite18
2.3 Zielsetzung der Arbeit Seite 19
3. Materialien und Methoden Seite 20
3.1 Studiendesign Seite 20
3.1.1 Einschusskriterien Seite 20
3.1.2 Ausschlusskriterien Seite 20
3.2 Patientenparameter Seite 21
3.2.1 Alter Seite 21
3.2.2 Altersgruppe Seite 21
3.2.3 Geschlecht Seite 21
3.2.4 Diagnose Seite 22
3.2.5 Dauer der Beschwerden……………………………………………………………………...Seite 22
3.2.6 Vordiagnostik…………………………………………..………………………………………...Seite 22
3.2.7 Häufigkeit der Beschwerden………..……………………………………………………...Seite 22
3.2.8 Anzahl der Fehltage……………………………………………………………….…………...Seite 22
3.2.9 Triggerfaktoren…………………………………………………………………………..……...Seite 23
3.2.10 Neurologische Untersuchung……………………………………….…………………...Seite 23
3.2.11 Familienanamnese ….………………………………………………………………….…...Seite 23
3.2.12 Nebendiagnosen ……...…………………………………………………………….………...Seite 23
3.2.13 Diagnostik…………………………………………………………………………………...…...Seite 23
3.2.14 Ambulante Pharmakologische Therapie ……………………………………………Seite 24
3.2.15 Ambulante nicht-pharmakologische Therapieverfahren…………….………Seite 24
3.2.16 Klinische Pharmakotherapie…………………………………………………..…………Seite 24
3.2.17 Klinische nicht-pharmakologische Therapieverfahren………….……………Seite 24
3.3 Datenauswertung ………………………………………………………………………………………….…Seite 24
3.4 Definition der leitlinienkonformen Therapie……………………...………………………………Seite 25
3.5 Software ……………………………………………………………………………………………………….…Seite 25
3.6 Ethikvotum………………………………………………………………………………………………………Seite 25

4. Ergebnisse………………………………………………………………………………………………………………..Seite 26
4.1 Patientenrekrutierung………………………………………………………………………………………Seite 26
4.2 Patientenprofile……………………………………………………………………………………………..…Seite 26
4.2.1 Geschlechterverteilung…………………………………………………………………….…Seite 26
4.2.2 Altersverteilung……………………………………………………………………………….…Seite 26
4.2.3 Nebendiagosen……………………………………………………………………………..……Seite 27
4.2.4 Familienanamnese……………………………………………………………...………………Seite 28
4.3 Kopfschmerzprofile……………………………………………………………………………..……………Seite 28
4.3.1 Dauer bis zur ersten Vorstellung…………………………………………………………Seite 28
4.3.2 Verteilung der Diagnosen in Bezug auf Alter und Geschlecht …………….…Seite 29
4.3.3 Triggerfaktoren………………………………………………………………………….………Seite 30
4.3.4 Häufigkeit der Beschwerden………………………………………………….……………Seite 31
4.3.5 Anzahl der Fehltage……………………………………………………………………………Seite 31
4.4 Diagnostik………………………………………………………………………………………………………..Seite 32
4.4.1 Vordiagnostik…………………………………………………………………………………….Seite 32
4.4.2 Neurologische Untersuchung………………………………………………………………Seite 33
4.3.2.1 Diagnostik nach auffälliger neurologischer Untersuchung……...Seite 33
4.4.3 EEG……………………………………………………………………………………………………Seite 34
4.4.3.1 Indikation EEG…………………………………………………..…………………Seite 34
4.4.3.2 Auffällige EEG-Befunde………………..………………………………….……Seite 35
4.4.4 cMRT……………………………………………………………………….…………………………Seite 36
4.4.4.1 Indikation cMRT…………………………………………………………………..Seite 37
4.4.4.2 Pathologische cMRT Diagnosen…………………………………………….Seite 38
4.4.5 Konsiliaruntersuchung…..………………………………………………………………...…Seite 39
4.5 Therapeutisches Vorgehen ………………………………………………………………………….……Seite 40
4.5.1 Ambulante Pharmakotherapie ……………………………………………………………Seite 40
4.5.1.1 Ambulant verordnete Medikationen………………………………...……Seite 40
4.5.1.2 Dosierungen der ambulant verordneten Medikationen………….Seite 41
4.5.1.3 Therapiewirkungen der ambulant verordneten Medikationen Seite 42
4.5.2 Ambulante nicht-pharmakologische Therapieverfahren…………………….. Seite 42
4.5.2.1 Ambulante verordnete nicht-pharmakologische Therapien…...Seite 42
4.5.2.2 Therapiewirkungen der ambulant verordneten nicht-
pharmakologischen Therapien……………………………………..………Seite 43
4.5.3 Klinische Pharmakotherapie ………………………………………………………………Seite 43
4.5.3.1 Klinisch verordnete Medikationen……...…………………………………Seite 43
4.5.3.2 Dosierungen der klinisch verordneten Medikationen…………….Seite 44
4.5.4 Klinische nicht-pharmakologische Therapieverfahren…………………………Seite 45
4.5.4.1 Klinisch verordnete nicht-pharmakologische Therapien………..Seite 45

5. Diskussion………………………………………………………………………………………………………………..Seite 46
5.1 Materialien und Methoden………………………………………………………………………………...Seite 46
5.1.1 Patientenkohorte………………………………………………………………………………..Seite 46
5.1.2 Datenerfassung…………………………………………………………………………………..Seite 46
5.1.3 Kopfschmerzklassifikation………………………………………………………………….Seite 46
5.2 Patientenprofile………………………………………………………………………………………………...Seite48
5.2.1 Epidemiologische Daten……………………………………………………………………...Seite 48
5.2.2 Komorbiditäten………………………………………………………………………………….Seite 48
5.2.3 Familienanamnese……………………………………………………………………………...Seite 50
5.3 Diagnostik………………………………………………………………………………………………………...Seite 51
5.3.1 Neurologische Untersuchung……………………………………………………….……..Seite 51
5.3.2 cMRT……………………………………………………………………………………………..…..Seite 51
5.3.3 EEG………………………………...….Seite 52
5.4 Therapeutisches Vorgehen ………..Seite 54
5.4.1 Medikamentöse Akuttherapie……………………..Seite 54
5.4.2 Migräneprophylaxe…..…...Seite 57
5.4.3 Nicht-medikamentöse Therapieverfahren Seite 58

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:76877
Date06 December 2021
CreatorsRohlfing, Michael
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/updatedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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