Return to search

Psychische Belastungsfaktoren bei Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion während und außerhalb einer antiviralen Interferontherapie

I) Hintergrund Die chronische Hepatitis-C-Infektion stellt global ein wesentliches Gesundheitsproblem dar. Diese Virusinfektion kann bei unbehandelten Patienten zur Leberzirrhose und im weiteren Verlauf bis hin zur Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms führen. Die einzige Behandlungsoption mit der Aussicht auf dauerhafte Viruselimination besteht in modernen Kombinationstherapien, die das Zytokin Interferon alfa enthalten. Wesentliche Merkmale sind – neben inzwischen sehr hohen Ansprechraten – eine Behandlungsdauer zwischen 24 und 48 Wochen, hohe Therapiekosten und ein Nebenwirkungsprofil, das sowohl somatische als auch psychopathologische Symptome umfassen kann. II) Untersuchungsgegenstand und Fragestellungen Sowohl die chronische Virusinfektion an sich als auch die aktuell verfügbaren Therapieverfahren bergen ein erhebliches psychisches Belastungspotential. Hauptgegenstand dieser Dissertation ist die Erfassung der psychologischen Aspekte der Erkrankung und der psychischen und psychopathologischen Nebenwirkungen einer Interferonbehandlung. Wesentliche bearbeitete Fragestellungen sind: - Welchen Belastungsfaktoren sind Hepatitis-C-Patienten bereits ohne aktuelle antivirale Interferontherapie ausgesetzt bzw. welche psychopathologischen Symptome zeigen diese Patienten? - Wie ist der zeitliche Verlauf psychopathologischer Symptome bei Hepatitis-C-Patienten vor, während und nach einer antiviralen Therapie? - Wie wirksam und wie sicher ist eine medikamentöse Behandlung der Interferon-induzierten Depression mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) unter Fortführung der antiviralen Therapie? III) Patienten und Methoden Studienteilnehmer waren Hepatitis-C-Patienten, die sich ambulant vorstellten bzw. in unsere Ambulanz überwiesen wurden und die jeweiligen Einschlusskriterien erfüllten. Zu den wichtigsten verwendeten psychometrischen Selbstbeurteilungsskalen zählen: HADS (Depressivität, Angst), SCL-90-R (psychopathologische Symptome), SF-36 (Lebensqualität) und FKV (Krankheitsverarbeitung). IV) Wesentliche Forschungsergebnisse Bereits ohne Einfluss des Zytokins Interferon bestehen starke Krankheits-assoziierte psychische bzw. psychosoziale Belastungen der Patienten, die sich in einem erhöhten Depressionsrisiko ausdrücken. Die erhobenen Depressionsscores stehen in signifikantem Zusammenhang mit der Erkrankungsdauer und den individuell bestehenden Optionen und Erfolgsaussichten einer antiviralen Interferontherapie. Prospektive Erfassungen der Auftretenshäufigkeit klinisch relevanter Interferon-assoziierter Depressionen ergeben Raten von ca. 30 %. Diese Größenordnung wurde sowohl in einer eigenen prospektiven Studie als auch im Rahmen einer vorgestellten Übersichtsarbeit bestätigt. Die Umstellung der verwendeten Formulierung des Medikaments von herkömmlichem Interferon alfa auf die pegylierte Variante brachte keine Verbesserung der Verträglichkeit z.B. im Hinblick auf die interferonassoziierte Depression. Ein rechtzeitiges Erkennen der entsprechenden Symptome vorausgesetzt, ist die antidepressive Behandlung der Interferon-assoziierten Depression mit Hilfe von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren auch ohne generelle Prophylaxe sehr effektiv und sicher möglich. V) Diskussion Empfohlen wird ein engmaschiges psychometrisches Monitoring aller Hepatitis-C-Patienten im Therapieverlauf. Ausführliche Aufklärung, enger Arzt-Patienten-Kontakt während der Therapie, sowie die Betreuung durch einen festen Ansprechpartner während der bis zu einem Jahr dauernden Therapie sind wichtige Rahmenbedingungen für eine solche Behandlung. Für die medikamentöse Behandlung der Interferon-induzierten Depression gilt: Bei besonderer Indikation (z.B. Interferon-assoziierte Depression bei früheren Therapieversuchen) sollte eine SSRI-Sekundärprophylaxe in Betracht gezogen werden. Ansonsten ist eine entsprechende SSRI-Intervention beginnend mit dem Einsetzen einer klinisch relevanten Depression ausreichend.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:14-ds-1202232399967-13502
Date05 February 2008
CreatorsSchäfer, Arne
ContributorsTechnische Universität Dresden, Psychologie, Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen, Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen, Prof. Dr. Dr. Michael R. Kraus, Prof. Dr. Clemens Kirschbaum
PublisherSaechsische Landesbibliothek- Staats- und Universitaetsbibliothek Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

Page generated in 0.0034 seconds