Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Betroffenen von Berufsdermatosen, die aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung in ein stationäres Heilverfahren überwiesen wurden. Aus gesundheitspädagogischer Forschungsperspektive wird beleuchtet, wie diese Betroffenen die Erkrankung erleben und wie sich dieses Erleben in der gesundheitspädagogischen Dimension „Verhalten“ bei den Betroffenen darstellt. Den theoretischen Bezugsrahmen für diese Untersuchung liefert das HAPA-Modell nach Schwarzer (2004). Auf der Grundlage dieses Modells werden Erkenntnisse über den Prozess der Krankheitsbewältigung gewonnen. Ziel dieses Vorgehen ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, die eine Weiterentwicklung und Verbesserung der stationären Maßnahme aus gesundheitspädagogischer Perspektive ermöglichen, so dass die Betroffenen in ihrem Prozess der Verhaltensänderung in Bezug auf Hautschutz weiter unterstützt werden können.
Untersuchungen zum HAPA-Modell liefern Hinweise, dass unter anderem die Konstrukte „Planungsverhalten“ und „Selbstwirksamkeit“ einen entscheidenden prädiktiven Einfluss auf die volitionale Phase haben. Diese Modellannahmen des HAPA werden im Rahmen dieser Untersuchung aufgegriffen. Die Interviewpartner (N=14) wurden auf der Basis des ermittelten Wertes in der Skala der Allgemeinen Selbstwirksamkeitswerwartung (Schwarzer/Jerusalem 1999) rekrutiert. Auf diese Weise konnten Interviewpartner mit hohen (n=1), mittleren (n=10) und niedrigen (n=3) Werten in der allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung in die Studie aufgenommen werden. Um den volitionalen Prozess der Interviewpartner möglichst in Gänze zu erfassen, wurde die Studie als Längsschnittstudie über einen Zeitraum von zehn Wochen mit vier Interviewzeitpunkten durchgeführt.
Folgende Erkenntnisse sind zentral:
In Bezug auf das HAPA-Modell (schwarzer 2004) lässt sich festhalten, dass die prädiktive Aussagekraft der Konstrukte Selbstwirksamkeit und Planung im Rahmen dieser Studie nicht in jedem Fall bestätigt werden konnte.
Für die Umsetzung der Hautschutzempfehlungen waren die gesundheitspädagogischen Interventionen im Rahmen des stationären Heilverfahrens zentral. Auf Basis dieser pädagogischen Maßnahmen wurden entsprechende Intentionen zum Hautschutz und zur (cortisonfreien) Therapie von den Betroffenen festgelegt und überwiegend umgesetzt. Dennoch konnten einige Bereiche aufgedeckt werden, die im Rahmen der pädagogischen Interventionen aufgegriffen werden sollten, um den volitionalen Prozess weiter zu unterstützen:
• soziale Unterstützung. Es konnte aufgezeigt werden, dass Interviewpartner, die sich sozial unterstützt fühlten bzw. soziale Unterstützung aktiv einforderten, eine positivere Einstellung zu Haut- bzw. Hautschutz hatten. Im Rahmen der gesundheitspädagogischen Bemühungen könnte gemeinsam mit dem Betroffenen überlegt werden, wie hier Potenziale aktiviert werden können.
• Verbesserung der Handlungs- und Bewältigungsplanung mittels der Broschüre Hautschutz für mich. Die Studie liefert Hinweise, dass Personen, welche die Broschüre nutzten, eine positivere Einstellung zu Haut und Hautschutz aufwiesen und Barrieren und Hindernisse besser überwinden konnten. Lediglich in einem Fall schien die Broschüre ihr unterstützendes Potenzial durch das Selbststudium nicht ausreichend entwickeln gekonnt zu haben. Um hier insgesamt zu einer Verbesserung zu kommen, könnte es angebracht sein, die Broschüre in die pädagogischen Interventionen zu integrieren, z. B. durch Einbinden einzelner Bereiche in die Seminare. Auf diese Weise könnten die Betroffenen bei Problemen in der Erarbeitung von Handlungs- und Bewältigungsplänen unterstützt– und Überforderungen, die unter Umständen zu weiteren Frustrationen führen, vermieden werden.
• Barriere Zeitdruck/Stress. Die Barriere Zeitdruck/Stress konnte im Verlauf des stationären Heilverfahrens, anders als andere Barrieren, wie z. B. Barrieren, die in den Hautschutzmaßnahmen an sich gesehen werden, kaum abgebaut werden. Hier scheinen die Betroffenen vermehrten pädagogischen Unterstützungsbedarf zu haben.
Die vorliegende Untersuchung zeigt deutlich, dass der Erfolg einer Intervention weniger von einzelnen Parametern abhängt, sondern vielmehr alle Ebenen ausschlaggebend für Erfolg oder Nichterfolg sein können. Soziale Ressourcen (Familie, Freunde, Arbeitsplatz) können in gleicher Weise zum Gelingen oder Nichtgelingen einer Intervention beitragen, wie personelle und körperliche Ressourcen. Für erfolgreiche gesundheitspädagogische Interventionen erscheint daher eine individuell angepasste Intervention unabdingbar und wird auch in der Literatur bereits gefordert (Lippke et al 2004, Schüz et al. 2009, Schwarzer 2004).
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse lassen sich erste Hinweise finden, die zu einer Verbesserung insbesondere der gesundheitspädagogischen Interventionen des stationären Heilverfahrens beitragen können. Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf, um diese zu konkretisieren.
Identifer | oai:union.ndltd.org:uni-osnabrueck.de/oai:repositorium.ub.uni-osnabrueck.de:urn:nbn:de:gbv:700-2015012613019 |
Date | 26 January 2015 |
Creators | Sieverding, Maike |
Contributors | Prof. Dr. Britta Wulfhorst, Prof. Dr. Sven-Malte John |
Source Sets | Universität Osnabrück |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis |
Format | application/pdf, application/zip |
Rights | http://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/ |
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