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Strategien des Simultandolmetschens in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Ausgangstextes: Untersucht an Studierenden in der Sprachrichtung Deutsch - Englisch

Die vorliegende Arbeit untersucht Strategien des Simultandolmetschens unter dem Einfluss einer variierenden Vortragsgeschwindigkeit des Ausgangstextes. Hierzu wurde eine praktische Untersuchung mit vier fortgeschrittenen Studierenden des Masterstudiengangs Konferenzdolmetschen an der Universität Leipzig in der Sprachrichtung Deutsch-Englisch durchgeführt, die drei fünfminütige Abschnitte eines realen Redetranskripts verdolmetschten. Diese wurden von der Verfasserin zuvor in einer verlangsamten (80 wpm), einer angemessenen (110 wpm) und einer erhöhten (140 wpm) Geschwindigkeit aufgenommen. Im Ergebnis
werden Erkenntnisse von Shiryaev (1971 und 1979), Déjean Le Féal (1980) und Lederer (1981) bestätigt, denen zufolge Simultandolmetscher ihr Sprechtempo unabhängig von der Geschwindigkeit des Ausgangstextes wählen. Entgegen anderer experimenteller Werte, denen zufolge die durchschnittliche Décalage bei angemessener Geschwindigkeit bei 2-3 Sekunden liegen sollte, lag der Median der Phasenverschiebungen im vorliegenden Versuch bei angemessener Geschwindigkeit des Ausgangstextes zwischen 3 und 5 Sekunden. Im
Teil mit erhöhter Geschwindigkeit vereinheitlichte sich der Median bei allen Versuchspersonen auf 3 Sekunden, während er im Teil mit langsamer Geschwindigkeit bei zwei von vier Versuchspersonen unter dem im Teil mit der angemessenen Geschwindigkeit lag. Untersuchungsergebnisse von Seeber (2001 und 2005), denen zufolge Antizipation die bevorzugte Strategie bei SOV-Strukturen darstellt, konnten nicht bestätigt werden. Nur im Teil mit
erhöhter Geschwindigkeit lag der Anteil der durch mindestens eine Person antizipierten Verben in Letztstellung über der Hälfte. Dies widerspricht ebenfalls Versuchsergebnissen von Seeber (2005), denen zufolge bei einer erhöhten Geschwindigkeit des Ausgangstextes weniger antizipiert wird. Dagegen wird die unabhängige Hypothese bestätigt, dass bei einer übermäßig langsamen Geschwindigkeit häufiger antizipiert wird. Ähnlich lag die Antizipationsgenauigkeit im Widerspruch zu den Ergebnissen von Seeber (2005) bei erhöhter
Geschwindigkeit (60 % exakte Antizipationen) über der bei angemessener Geschwindigkeit (<40 % exakte Antizipationen). Bei der langsamen Geschwindigkeit lag sie dagegen mit über 70 % exakten Antizipationen am höchsten. Die Antizipationszeit lag entsprechend der Ergebnisse von Seeber (2005) nach der Bereinigung um den Kompressionskoeffizienten bei erhöhter Geschwindigkeit niedriger als bei angemessener Geschwindigkeit und bei der
langsamen Geschwindigkeit gleichauf. Im Widerspruch zu Beobachtungen von Kucharska (2009) wurde bei langsamer Geschwindigkeit bevorzugt syntaktisch transformiert anstatt transkodiert. Bei drei von vier Versuchspersonen verschob sich dieses Verhältnis mit steigender Geschwindigkeit in Richtung des syntaktischen Transkodierens. Ebenfalls drei von vier Versuchspersonen wandten bei erhöhter Geschwindigkeit vermehrt Notstrategien anstatt Näherungsstrategien an. Dies wiederum bestätigt Beobachtungen von Kalina (1998) und Kucharska (2009). Ein vermehrter Einsatz nachträglicher Korrekturen bei erhöhter
Geschwindigkeit konnte entgegen Kucharska (2009) nicht nachgewiesen werden.:1. Einleitung
2. Das Simultandolmetschen
2.1. Definition und Unterteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.2. Modelle des Simultandolmetschens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.2.1. Prozessmodell des Simultandolmetschens von Barbara Moser . . . 9
2.2.2. Effort-Modell des Simultandolmetschens von Daniel Gile . . . . . . 14
2.3. Dolmetschmodusspezifische Schwierigkeiten des Simultandolmetschens . . 17
2.3.1. Spezifische Schwierigkeiten der Sprachrichtung Deutsch → Englisch 22
3. Strategien des Simultandolmetschens
3.1. Verstehensstützende Strategien . . . . . 29
3.2. Strategien der Zieltextproduktion . . . . . 33
3.2.1. Ausgangstextbestimmte Strategien 33
3.2.2. Zieltextbestimmte Strategien . . . . 35
4. Die Geschwindigkeit beim Simultandolmetschen 37
4.1. Einfluss der Vortragsgeschwindigkeit auf die Geschwindigkeit der Verdol-
metschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
4.2. Einfluss der Vortragsgeschwindigkeit auf die Strategienwahl . . . . . . . . . 39
4.3. Einfluss erhöhter Vortragsgeschwindigkeit auf das Antizipationsverhalten . 42
5. Praktischer Versuch
5.1. Methodik . . . . . . . . . . . 44
5.1.1. Vorbereitungen . . . . 45
5.1.2. Durchführung . . . 50
5.1.3. Datenaufbereitung . . 51
5.2. Hypothesen . . . . . . . . . . 55
5.3. Auswertung . . . . . . . . . . 58
5.3.1. Sprechgeschwindigkeiten 58
5.3.2. Phasenverschiebung 70
5.3.3. Antizipation . . . . 76
5.3.4. Strategienwahl . 83
5.3.5. Metaergebnisse . 87
5.4. Diskussion der Ergebnisse 91
6. Zusammenfassung und Ausblick 96

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:36277
Date26 November 2019
CreatorsKunze, Sophie Frederike
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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