Nach einer vorab veröffentlichten Studie der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten [vEF11] nutzen mittlerweile mehr als 50 Millionen Menschen in Deutschland das Internet. Die Verbreitung beträgt bei Frauen 68,5% und 78,3% bei Männern, wobei vor allem in den Gruppen der Senioren und bei den Frauen erhebliche Zuwachsraten beobachtet wurden. In kaum mehr als einem Jahrzehnt (1997 nutzen lediglich 6,5% der Bevölkerung das Internet), hat hier eine neue Technologie die Bevölkerung in ihrer ganzen Breite durchdringen können. Die nächste Revolution zeichnet sich bereits ab, diesmal hinsichtlich der Nutzungsformen des Internets. Wurde es zunächst noch als Substitut klassischer Medien in ebensolcher Weise eingesetzt – als Medium für die Massen – stehen mit Blogs, Wikis und Social Networks nunmehr Plattformen zur Verfügung, die das Internet zu einem Medium von den Massen werden lässt.
Eine zentrale Herausforderung im Kontext dieser auch als Social Media bezeichneten Medienformen, ist die schier unfassbare Menge produzierter Informationen: Im Oktober 2010 wurden 35 Stunden Videomaterial pro Minute auf YouTube gespeichert [Wal10], im Juni 2011 berichtete Twitter von 200 Millionen Tweets pro Tag [Twi11]. Das Problem im Umgang mit Informationen besteht nicht mehr in deren Beschaffung, sondern in deren Filterung [Sav07]. Ein wesentliches Merkmal ist dabei das Fehlen jeglicher Instanz zur Qualitätssicherung [GT09]. Die Möglichkeit für jeden, sich an der Erstellung von Informationen und ihrer Verbreitung zu beteiligen, ist Segen und Fluch zugleich. Nach der anfänglich bedenkenlosen Euphorie treten zunehmend kritische Stimmen ans Licht. Die ungehinderte Verbreitung ethisch bedenklicher Meinungsäußerungen [Lis11], Cybermobbing [LN11] oder Informationsvandalismus [Kop11] häufen sich. Mit Burnout durch Information Overload [EM04] [LP10] oder sog. Facebook Depressionen [Wri10] [OCP11], werden die ersten Krankheitsbilder direkt mit dem Konsum von Social Media in Verbindung gebracht.
Für den Umgang mit diesen neuen Medienformen ist es daher unerlässlich, ein Bewusstsein für Risiken, Nebenwirkungen und mögliche Störungen zu entwickeln, und (potenzielle) Dysfunktionen entsprechend zu berücksichtigen. Aufbauend auf die Arbeit von [SL11], in der eine erste Taxonomie potenzieller und realisierter Pathologien (krankhafter Phänomene) beschrieben wurde, vertieft dieser Beitrag die Beobachtungen zur pathologischen Mediennutzung im Kontext der Social Media. Er stellt ein Modell zur Beschreibung der Störungszusammenhänge bei der Partizipation an Social Media im Speziellen und der Exposition gegenüber Social Media im Allgemeinen vor. Der Beitrag ist in weitere vier Abschnitte gegliedert: Abschnitt 2 gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung im Bereich Social-Mediabezogener Störungen. Abschnitt 3 beschreibt anschließend die Struktur dieser Störungen anhand der in der Literatur beschriebenen Symptome und deren taxonomischer Einordnung. Abschnitt 4 führt das erwähnte Beschreibungsmodell ein bevor Abschnitt 5 Herausforderungen und den weiteren Forschungsbedarf skizziert.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:19640 |
Date | January 2011 |
Creators | Lorenz, Anja, Schieder, Christian |
Publisher | TUDpress |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:conferenceObject, info:eu-repo/semantics/conferenceObject, doc-type:Text |
Source | In Proceedings of the 14th GeNeMe Conference, Gemeinschaften in Neuen Medien – Virtual Enterprises, Communities & Social Networks. Dresden: TUDpress. Slides: http://www.slideshare.net/anjalorenz/struktur-undmodell- medienbezogener-strungen-durch-social-mediapartizipation-und-exposition (Stand: 06. 01. 2012) |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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