Als die Autorin vor einigen Jahren in Marokko unterwegs war, sah sie von weitem auf einer Wiese viele schwarze Punkte und dachte, es sei ein Schwarm von Krähen, der sich dort zum Fressen niedergelassen hatte. Beim Näherkommen stellte sie dann aber fest, dass es keine Vögel waren, sondern die üblichen schwarzen Plastiktüten, die vom Wind umher geblasen wurden und sich in den Sträuchern und Gräsern verfingen.
Dies ist beileibe kein Einzelbeispiel. Jeder, der schon einmal in den arabischen Ländern unterwegs war, dürfte die Müllberge auf Hausdächern und in Toreinfahrten, oder die buntes, stinkendes Wasser führenden Bäche und Flüsse kennen. Dass es sich dabei nicht um Überempfindlichkeiten einer europäischen Touristin handelt, wird klar, schaut man sich zum Beispiel Studien zur Auswirkung von Umwelteinflüssen auf die Gesundheit der Bevölkerung vor Ort an (Zum Beispiel www.emro.who.int/cah/pdf/childhealth-arabcountries.pdf, ein Überblick zur Gesundheit von Kindern in arabischen Staaten, verfasst von der WHO, bes. S.11 f ).
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob der Umweltschutzgedanke, wie er in westlichen Ländern verbreitet ist, den Einwohnern der betreffenden Staaten nahe gebracht und im alltäglichen Leben verankert werden kann. Denn zahlreiche Bemühungen in den vergangenen Jahrzehnten, dies auf säkularer Ebene in Kooperationsprojekten zu schaffen, schlugen nicht selten fehl, da den Einheimischen oft die Einsicht in die Notwendigkeit fehlte oder aber die Bemühungen schlichtweg als Einmischung von außen abgetan wurden. Wie soll man auch Menschen, denen es an den wichtigsten Lebensgrundlagen fehlt, erklären, dass sie dieses Stück Wald besser nicht roden oder jene Tiere nicht fangen sollten?
Auf der Suche nach Alternativen zur herkömmlichen Herangehensweise an den Naturschutz und um die Menschen dennoch von der Notwendigkeit der Bewahrung ihrer natürlichen Umwelt zu überzeugen, kam man zu der Überlegung, die lokalen Sitten und Vorstellungen der arabischsprachigen Welt zu untersuchen und zu prüfen, inwieweit man sich traditionelle Konzeptionen in dieser Angelegenheit zunutze machen könne. Da in allen arabischislamischen Staaten die Religion sehr stark verwurzelt ist, lag es besonders nahe, die islamischen Quellen zu untersuchen.
Dass diese sich zur Begründung von Umweltschutz durchaus sehr gut eignen, und dass man mit ihnen lokal anwendbare Konzepte entwerfen kann, die von den Einheimischen als etwas eigenes anerkannt werden, soll in dieser Arbeit gezeigt werden.
Zu Anfang wird ein kurzer Einblick in die momentane Situation des Umweltschutzes gegeben, dann sollen an einigen Beispielen Kampagnen zur Propagierung des so genannten „grünen Bewusstseins“ aufgezeigt werden. Im Anschluss daran folgt der Hauptteil der Arbeit, in dem die islamische Sicht zum Naturschutz vorgestellt wird. Daran schließt sich noch ein Kapitel zur Entwicklung der arabischen Fachsprachen und eines zu den Ergebnissen der kurzen terminologischen Untersuchung an, die in der Vokabelliste am Ende dieser Arbeit mündet. Diese Untersuchung erschien notwendig, denn die meisten Texte, die man zum Umweltschutz liest, sind auf die eine oder andere Art Fachtexte, und sei es nur in den spezifischen Termini, die sie verwenden und die im arabischen Raum aus verschiedenen Gründen stark differieren.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:12173 |
Date | 28 April 2006 |
Creators | Zezulka, Franziska |
Contributors | Schulz, Eckehard, Stock, Kristina, Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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