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Parteien und ihre Evolution im Licht des Evolutorischen Institutionalismus: Theorietest am Fallbeispiel der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Kommunistischen Partei Chinas

Diese Dissertation befasst sich mit einem Theorietest des Evolutorischen Institutionalismus in Parteien und ihrer Evolution. Sie will die folgenden Leserkreise ansprechen: die Parteiforscher und die evolutorische institutionelle Theoretiker. Wer sich für eine einheitliche Theorie, mit der sich langfristige Parteienwandlungen sowohl im demokratischen als auch im autokratischen System beschreiben sowie erklären lassen, interessiert, der kann in dieser Arbeit einen neuen theoretischen Ansatz kennenlernen. Wer sich für die Anwendbarkeit des Evolutorischen Institutionalismus interessiert, der kann eine theoretische Konkretisierung und deren empirische Prüfungen erfahren. Außerdem kann diese Dissertation die Leser interessieren, denen ein politisch-kultureller Vergleich zwischen Deutschland und China als interessant erscheint.
Die Dissertation wurde anhand folgender Vorgehensweise in zwei Teilen entwickelt: Im ersten Teil wurden die wichtigsten analytischen Kategorien des Evolutorischen Institutionalismus mit Hilfe der Parteientypologien durch deduktives Arbeiten in Bezug zu politischen Parteien entfaltet. Anschließend wurden die Hauptaussagen des Evolutorischen Institutionalismus Partei entsprechend abgeleitet und ausformuliert. Damit ließ sich die erste Forschungsfrage, wie und warum sich politische Parteien wandeln, im Licht des Evolutorischen Institutionalismus theoretisch beantwortet. Im zweiten Teil wurden die ausgearbeiteten theoretischen Aussagen in der Praxis der Parteienentwicklungen am Fallbeispiel der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Kommunistischen Partei Chinas allgemein empirisch geprüft. Bei der allgemeinen Analyse der Geschichte der SPD und der KPCh bezog man umfangreiche geschichtliche Zäsuren und Persönlichkeiten mit ein, bei denen sehr verschiedene Phänomene auftraten. Dabei ließen diese sich ohne Schwierigkeiten durch einige EI-Muster ausmachen, was damit in der Konsequenz die Reichweite (umfangreichste Phänomene beschreiben und erklären zu können) sowie die Sparsamkeit (mit möglichst wenigen neuen Begriffen) des Evolutorischen Institutionalismus bestätigt. Daraufhin wurden vier konkretere Fälle, die die bereits formulierte Thesen anscheinend widerlegen können, präzise und tiefer untersucht. Bei der Betrachtung dieser Fälle ergaben sich die Fragen, warum sich die Inkraftsetzung des Godesberger Programms ca. zehn Jahre verzögert hat, obwohl die SPD schon seit Ende des 2. Weltkriegs kontinuierlich Wahlniederlagen erlitten hatte; warum Erich Ollenhauer schließlich der Parteireform der SPD zustimmte, obwohl er damals als der zuverlässige Nachfolger Kurt Schumachers galt und am Anfang seines Partei-Vorsitzes den politischen Leitfaden Schumachers ohne Abweichung weiterführen wollte; warum die Kulturrevolution durch die KPCh in einem Zeitraum von zehn Jahren durchgeführt werden konnte, obwohl diese der chinesischen Gesellschaft Chaos gebracht hat; warum Xi Jinping anstrebte, das chinesische kommunistische System aufrechtzuerhalten, obwohl er die kommunistische Revolution aus der Zeit vor der Entstehung der Volksrepublik China nicht erlebt hatte. Grundsätzlich haben diese Fälle die beiden EI-Thesen sowie deren Genauigkeit und Tiefe bestätigt, obwohl analytische Ambivalenzen an einigen Stellen auftraten. Damit lässt sich bestätigen, dass der Evolutorische Institutionalismus bei der Beschreibung und Erklärung des Wandels politischer Parteien gilt. Somit hat er gleichzeitig seine theoretischen Vorteile und Nachteile aufgezeigt.
Die wesentlichen Ergebnisse der Dissertation bestehen dahin:
Geänderte biografische Prägungen wichtiger (neuer) Parteimitglieder (vor allem der Parteispitze und der Funktionäre) beim Generationswechsel führen zum Wandel der Leitidee(n) A der Partei in Form einer fehlerhaften Replikation des Musters A oder in Form einer Rekombination von Muster A und eigenen Prägungen.
Wenn Ressource R, die für das Überleben einer Partei notwendig ist, auf Grund des gesellschaftlichen Wandels (Sozialwandels?) – d.h. einer Veränderung von Funktionsanforderungen der Gesellschaft an die Partei (Funktion F wird zur Funktion F´) oder einer Änderung der Kapazität von Ressource R in der Gesellschaft selbst – nicht mehr ausreichend zur Verfügung steht, dann muss die Partei (um zu überleben) den neuen Nischenbedingungen ihre Leitideen dahingehend anpassen, dass ihr Ressource R weiterhin ausreichend erhalten bleibt.
Der Evolutorischen Institutionalismus stimmt bei Beschreibung und Erklärung des Wandels politischer Parteien und zeigte sich in der Parteienanalyse sehr starke Gültigkeit und Anwendbarkeit im Sinne von Genauigkeit, Reichweit, Produktivität, interne Konsistenz, Tiefe, Einfachheit und Sparsamkeit. Außerdem ermöglichen dessen angemessener analytischer Freiheitsgrad verschiedene Aspekte desselben Gegenstandes.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:35501
Date26 September 2019
CreatorsBai, Xingwei
ContributorsPatzelt, Werner, Lempp, Jakob, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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