Untersuchungen zum Einfluss verschiedener Testmethoden auf die Beurteilung der Desinfektionsmittelempfindlichkeit von bedeutenden gegen Antibiotika multiresistenten Erregern (MRE) in der Human- und Veterinärmedizin

Einleitung: Reinigung und Desinfektion sind wichtige Instrumente zur Verhinderung der Ausbreitung von Krankheitserregern, insbesondere wenn es sich um multiresistente Bakterien handelt. MRSA und ESBL-produzierende Enterobacteriaceae kommen sowohl in der Human- wie auch in der Veterinärmedizin vor und sind teilweise zoonotisch. Um eine wirksame Desinfektion mit entsprechenden Handelspräparaten zu gewährleisten, gibt es standardisierte mehrschrittige Prüfverfahren, die vor einer Listung des Desinfektionsmittels erfolgreich durchlaufen werden müssen (z.B. Prüfverfahren der Deutschen Veterinär-medizinischen Gesellschaft e.V. (DVG) oder dem Verbund für angewandte Hygiene e.V. (VAH)).
Ziele der Untersuchungen: Ziel dieser Studie war es zu ermitteln, inwieweit die zugrundeliegende Testmethode einen Einfluss auf die Aussage einer möglichen Desinfektionsmittel-Resistenz bei Bakterien hat. Außerdem sollten stammspezifische Unterschiede zwischen Antibiotika-sensiblen Prüfkeimen und (multi-)resistenten Stämmen untersucht werden. Ebenfalls wurde nach Unterschieden zwischen grampositiven und gramnegativen Bakterien in Bezug auf die Wirksamkeit des jeweiligen Desinfektionsmittels geschaut.
Material und Methoden: Die Desinfektionsmittelprüfung wurde in einem dreistufigen Testverfahren bestehend aus: Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK), qualitativem Suspensionstest mit und ohne geringer organischer Belastung und Keimträgertest mit geringer organischer Belastung in Anlehnung an die Richtlinie der DVG von 2013 bzw. 2015 durchgeführt. Dabei wurden zwölf grampositive S. aureus-Stämme (zwei MSSA, neun MRSA und ein MRSA-QC Stamm) und 13 gramnegative Enerobacteriaceae (z.T. ESBL-positiv, drei 3MRGN) der Gattung E. coli, K. pneumoniae und S. Typhimurium getestet. Geprüft wurden fünf chemischen Grundsubstanzen, welche in gängigen Desinfektionsmitteln eingesetzt werden. Diese sind Benzalkoniumchlorid (BAC), Natriumhypochlorit (SHO), Peressigsäure (PA), Glutaraldehyd (GA) und Ethanol (ETH). Die Ergebnisse wurden anschließend verglichen und statistisch ausgewertet.
Ergebnisse: Es besteht eine große Varianz der Ergebnisse in Bezug auf den Vergleich der drei Prüfmethoden. So gab es beispielsweise deutliche Unterschiede im Vergleich der MHK-Werte und der Ergebnisse im Keimträgertest. Hier konnten im Praxistest höhere Konzentrationen wie am deutlichsten bei BAC (maximal 1.500-fach bei SA 2) zu sehen aber auch bei ETH, SHO (5 min) und PA (5 min) ermittelt werden. Andersherum reichten geringere Konzentrationen bei GA, SHO (30 min) und PA (30 min) zur Desinfektion im Keimträgertest aus.
Beim Vergleich der (multi-)resistenten Erreger (MRE) gegenüber den entsprechenden Prüfstämmen gab es ebenfalls keine homogene Richtung. So waren die Antibiotika-sensiblen Prüfstämme häufig mit geringeren Desinfektionsmittel-Konzentrationen abzutöten, dennoch nicht immer (gleiche oder höhere Konzentrationen notwendig).
Auch beim Vergleich der Sensibilität zwischen grampositiven und gramnegativen Stämmen ergab sich ein heterogenes Bild. So waren in Bezug auf die MHK-Werte die grampositiven Stämme signifikant sensibler gegenüber BAC und andererseits signifikant toleranter gegen-über ETH und SHO.
Der Effekt einer Erhöhung der wirksamen Konzentration bei geringer organischer Belastung konnte bestätigt werden und war am deutlichsten bei BAC und SHO ausgeprägt mit einer Erhöhung der wirksamen Konzentration um das bis zu 50-fache.
Zusammenfassend können wir mit unseren Ergebnissen keine per se vorhandene Desinfektionsmittel-Resistenz bei den getesteten MRE gegenüber den Antibiotika-sensiblen Prüfstämmen nachweisen.
Schlussfolgerungen: Die Prüfmethode hat maßgebenden Einfluss auf das Ergebnis der Desinfektionsmittelprüfung und der damit verbundenen Einstufung eines Erregers als resistent bzw. tolerant gegenüber Desinfektionsmitteln. Praxisnahe Tests sollten dabei immer mit einbezogen werden. Für eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit anderen Studien wäre eine weitere Vereinheitlichung der Prüfmethoden wünschenswert. Mit unseren Ergebnissen konnten wir zeigen, dass bei einer korrekten Anwendung der Desinfektionsmittel keine zusätzlichen Maßnahmen für MRE getroffen werden müssen. Diese werden ebenfalls zuverlässig bei der Routinedesinfektion mit gelisteten Produkten bei handelsüblichen Gebrauchskonzentrationen abgetötete.:Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Literaturübersicht
2.1 Multiresistente Erreger (MRE)
2.1.1 Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)
2.1.2 Enterobacteriaceae
2.1.3 Vorkommen von MRE in der Veterinärmedizin, der Humanmedizin und im Lebensmittel
2.2 Biozidresistenz
2.3 Prüfrichtlinien
2.3.1 Prinzip der Desinfektionsmittelprüfung nach DVG
2.3.2 weitere Prüfrichtlinien/ Desinfektionsmittellisten
2.3.3 verwendete chemische Grundsubstanzen
2.3.4 Wirkungsweise von Desinfektionsmitteln
2.4 Beschreibung der ausgewählten Bakterienstämme
3 Veröffentlichung
3.1 Eigenanteil
3.2 Fremdanteil
3.3 veröffentlichter Zeitschriftenartikel
4 Diskussion
5 Zusammenfassung
6 Summary
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Danksagung

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:75811
Date31 August 2021
CreatorsGeber, Franziska
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relation10.2376/0005-9366-18047

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