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The perception of clauses in 6- and 8-month-old German-learning infants : influence of pause duration and the natural pause hierarchySchmitz, Michaela January 2008 (has links)
The present dissertation focuses on the question whether and under which conditions infants recognise clauses in fluent speech and the role a prosodic marker such as a pause may have in the segmentation process.
In the speech signal, syntactic clauses often coincide with intonational phrases (IPhs) (Nespor & Vogel, 1986, p. 190), the boundaries of which are marked by changes in fundamental frequency (e.g., Price, Ostendorf, Shattuck-Hufnagel & Fong, 1991), lengthening of the final syllable (e.g., Cooper & Paccia-Cooper, 1980) and the occurrence of a pause (Nespor & Vogel, 1986, p. 188). Thus, IPhs seem to be reliably marked in the speech stream and infants may use these cues to recognise them. Furthermore, corpus studies on the occurrence and distribution of pauses have revealed that there is a strong correlation between the duration of a pause and the type of boundary it marks (e.g., Butcher, 1981, for German). Pauses between words are either non-existent or short, pauses between phrases are a bit longer, and pauses between clauses and at sentence boundaries further increase in duration. This suggests the existence of a natural pause hierarchy that complements the prosodic hierarchy described by Nespor and Vogel (1986). These hierarchies on the side of the speech signal correspond to the syntactic hierarchy of a language.
In the present study, five experiments using the Headturn preference paradigm (Hirsh-Pasek, Kemler Nelson, Jusczyk, Cassidy, Druss & Kennedy, 1987) were conducted to investigate German-learning 6- and 8-month-olds’ use of pauses to recognise clauses in the signal and their sensitivity to the natural pause hierarchy.
Previous studies on English-learning infants’ recognition of clauses (Hirsh-Pasek et al., 1987; Nazzi, Kemler Nelson, Jusczyk & Jusczyk, 2000) have found that infants as young as 6 months recognise clauses in fluent speech. Recently, Seidl and colleagues have begun to investigate the status the pause may have in this process (Seidl, 2007; Johnson & Seidl, 2008; Seidl & Cristià, 2008).
However, none of these studies investigated infants’ sensitivity to the natural pause hierarchy and especially the sensitivity to the correlation between pause durations and the respective within-sentence clause boundaries / sentence boundaries. To address these questions highly controlled stimuli were used. In all five experiments the stimuli were sentences consisting of two IPhs which each coincided with a syntactic clause. In the first three experiments pauses were inserted either at clause and sentence boundaries or within the first clause and the sentence boundaries. The duration of the pauses varied between the experiments. The results show that German-learning 6-month-olds recognise clauses in the speech stream, but only in a condition in which the duration of the pauses conforms to the mean duration of pauses found at the respective boundaries in German.
Experiments 4 and 5 explicitly addressed the question of infants’ sensitivity to the natural pause hierarchy by inserting pauses at the clause and sentence boundaries only. Their durations were either conforming to the natural pause hierarchy or were being reversed. The results of these experiments provide evidence that 8-, but not 6-month-olds seem to be sensitive to the correlation of the duration of pauses and the type of boundary they demarcate.
The present study provides first evidence that infants not only use pauses to recognise clause and sentence boundaries, but are sensitive to the duration and distribution of pauses in their native language as reflected in the natural pause hierarchy. / Die vorliegende Dissertation geht der Frage nach, ob und ab wann Deutsch lernende Kinder in der Lage sind, Clauses in gesprochener Sprache zu erkennen und welche Rolle dabei ein prosodischer Marker wie die Pause spielen kann.
Im Sprachstrom sind syntaktische Clauses oft durch Intonationsphrasen (IPhs) repräsentiert (Nespor & Vogel, 1986). Die Grenzen solcher IPhs werden markiert durch Veränderungen in der Grundfrequenz (z.B., Price, Ostendorf, Shattuck-Hufnagel & Fong, 1991), die Längung der grenzfinalen Silbe (z.B., Cooper & Paccia-Cooper, 1980) und das Vorhandensein einer Pause (Nespor & Vogel, 1986, p. 188). Man kann also davon ausgehen, dass die Grenzen von IPhs zuverlässig markiert sind und Kleinkinder diese Hinweisreize zu deren Wahrnehmung nutzen. Ein weiterer Hinweis ist die Dauer einer Pause, die systematisch mit der Art der Grenze korreliert an der sie vorkommt (z.B., Butcher, 1981, fürs Deutsche). Es finden sich kaum oder gar keine Pausen zwischen Wörtern, etwas längere Pausen an Phrasengrenzen, noch längere Pausen an Clausegrenzen und die längsten Pausen an Satzgrenzen. Das legt die Existenz einer Natürlichen Pausenhierarchie nahe, die die prosodische Hierarchie (Nespor & Vogel, 1986) auf der Seite des Sprachsignals ergänzt. Diese prosodischen Hierarchien korrespondieren mit der syntaktischen Hierarchie einer Sprache.
In der vorliegenden Studie werden fünf Experimente präsentiert, die mittels der Headturn Preference Methode (Hirsh-Pasek, Kemler Nelson, Jusczyk, Cassidy, Druss & Kennedy, 1987) durchgeführt wurden. Die Fragestellung war, ob Deutsch lernende 6 und 8 Monate alte Kinder Pausen nutzen, um Clauses im Sprachstrom zu erkennen und ob sie bereits sensitiv für die natürliche Pausenhierarchie sind.
Vorläuferstudien (Hirsh-Pasek et al., 1987; Nazzi, Kemler Nelson, Jusczyk & Jusczyk, 2000) haben gezeigt, dass bereits 6 Monate alte Englisch lernende Kinder Clauses in der Sprache erkennen. Erstmals haben Seidl und Mitarbeiterinnen (Seidl, 2007; Johnson & Seidl, 2008; Seidl & Cristià, 2008) den Status der Pause in diesem Zusammenhang näher untersucht.
Keine der genannten Studien hat jedoch die Sensitivität von Kindern gegenüber der natürlichen Pausenhierarchie und besonders die Sensitivität gegenüber der Korrelation von Pausendauer und Clause-, bzw. Satzgrenzen erforscht. Um dieser Frage nachzugehen, wurde in der vorliegenden Studie ein hoch kontrolliertes Stimulusmaterial verwendet: Sätze die aus zwei IPhs bestehen, welche jeweils einem syntaktischen Clause entsprechen.
In den ersten drei Experimenten wurden Pausen zum einen an den Clause- und den Satzgrenzen und zum anderen innerhalb der ersten Clauses und an den Satzgrenzen eingefügt. Die Dauer der Pausen variierte zwischen den Experimenten. Die Ergebnisse zeigen, dass 6 Monate alte Kinder in der Lage sind, Clauses in gesprochener Sprache zu erkennen, aber nur ein einer Bedingung, in der die eingefügten Pausen eine Dauer hatten, die mit der natürlichen Sprache übereinstimmte.
In den Experimenten 4 und 5 wurde explizit getestet, inwieweit die Kinder sensitiv gegenüber der natürlichen Pausenhierarchie sind. Dafür wurden Pausen nur noch an den Clause- und den Satzgrenzen eingefügt, die jeweilige Dauer der Pausen entsprach dabei einmal der Pausenhierarchie, zum anderen widersprachen sie ihr. Die Ergebnisse der beiden Experimente zeigen, dass 8 Monate alte Kinder, nicht jedoch 6 Monate alte Kinder, sensitiv für die Verbindung von Pausendauer und der jeweiligen prosodisch/syntaktischen Grenze sind.
Die Ergebnisse der Dissertation zeigen erstmals, dass Kinder Pausen nicht nur nutzen, um Clauses in gesprochener Sprache zu erkennen, sondern dass sie auch sensitiv gegenüber Pausendauer und Pausenverteilung in ihrer Muttersprache sind und damit gegenüber der Natürlichen Pausenhierarchie.
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Erholungsförderliche Arbeitsgestaltung: Potentiale für die Fachkräftesicherung in Pflegeberufen: Potential for staff retention in nursing professionsWendsche, Johannes 17 October 2024 (has links)
Gesellschaftliche und technische Entwicklungen der letzten Jahre haben nicht nur unseren privaten Alltag, sondern auch unsere Arbeitswelt verändert. Dies stellt das Personalmanagement von Unternehmen vor neue Herausforderungen. Es geht auch um die Frage, wie Fähigkeiten von Mitarbeitern optimal in Arbeitstätigkeiten eingesetzt und weiterentwickelt werden können und unter welchen Arbeitsorganisationsbedingungen sich synergetische Effekte ergeben. Sowohl aus der Perspektive des Arbeits- und Gesundheitsschutzes aber auch aus wirtschafts- und kostengetriebener Motivation sind Unternehmen daran interessiert, fähige und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu behalten. Eine gute Gesundheit, eine hohe Arbeitszufriedenheit sowie eine hohe organisationale und berufliche Bindung der Mitarbeiter bilden für die Fachkräftesicherung eine essentielle Grundlage.
Die angesprochenen Veränderungen beeinflussen die Arbeit in Pflegeberufen in besonders umfassender Hinsicht. Dies betrifft beispielsweise Veränderungen im Arbeitsgegenstand , in der Arbeitsorganisation und im Geschäftsmodell der Arbeitgeber. Formen der Rationalisierung von Arbeit, beispielsweise durch vollständige oder unterstützende Digitalisierung und Technisierung von Arbeitsprozessen, haben allerdings bisher kaum zu einer Reduktion der Belastungs- und Beanspruchungssituation von Pflegekräften in Deutschland geführt. Der Pflegeberuf in Krankenhäusern oder Altenpflegeeinrichtungen birgt daher im Vergleich zu anderen Berufen erhöhte Risiken für gesundheitliche Beeinträchtigungen und in Folge überdurchschnittlich hohen Krankenstände. Das Risiko einer folglich unzureichenden Personalausstattung und damit einer Verschärfung der Belastungssituation wird zusätzlich durch die geringe Attraktivität des Pflegeberufes weiter erhöht. Es ist daher wenig überraschend, dass viele Studien mit Pflegekräften stark ausgeprägte Wünsche nach organisationalen oder beruflichen Wechseln finden. Es stellt sich also die Frage, welche Formen der Arbeits- und Organisationsgestaltung sowohl die Gesundheit als auch die Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten förderlich beeinflussen und somit zur Fachkräftesicherung, insbesondere in Pflegeberufen, beitragen.
Aus verschiedenen stresstheoretischen Modellen lässt sich ableiten, dass Erholung von der Arbeit eine solche Gestaltungsgröße darstellen kann. Die Organisation von Erholungsgelegenheiten kann durch das Personalmanagement sowohl kontextuell, zeitlich als auch inhaltlich während der Arbeit und nach der Arbeit beeinflusst werden. Ziel dieser Arbeit ist es, solche erholungsförderlichen Gestaltungsmöglichkeiten berufsübergreifend und vertiefend im Kontext von Pflegeberufen genauer zu untersuchen und ihr Potential für die Fachkräftesicherung abzuschätzen.
Im Rahmen einer ersten Studienreihe prüfte ich zunächst, welche arbeitsbedingten und organisationalen Einflussgrößen die Gesundheit, die Einstellung zur Arbeit als auch die organisationale und die berufliche Wechselabsicht von Pflegekräften beeinflussen (Kapitel 3, Studie 1 bis 3). Auswertungen von Daten der ODEM-Studie mit einer repräsentativen Stichprobe sächsischer Altenpflegekräfte zeigen, dass hohe Arbeitsanforderungen und geringe Arbeitsressourcen negativ mit der Arbeitszufriedenheit und der selbstberichteten Gesundheit der Pflegekräfte zusammenhängen und insbesondere die Abnahme der Arbeitszufriedenheit berufliche und organisationale Wechselabsichten bei Pflegekräften erhöht. Weiterhin zeigte sich, dass eine stark ausgeprägte Burnoutsyndromatik, die bereits in vorherigen Studien als Risikofaktor für einen beruflichen Frühausstieg erkannt wurde, auch mit gesundheitlichen Veränderungen auf physiologischer Ebene (Haarkortisolspiegel) einhergeht. Eine weitere Erkenntnis lag darin, dass je nach Pflegekontext ganz spezifische arbeitsbedingte Risikofaktoren für mögliche Probleme mit der Fachkräftesicherung identifiziert wurden. Diese sollten bei der Ableitung erholungsbezogener Interventionsprogrammen im Arbeitskontext berücksichtigt werden.
In einer zweiten und dritten Studienreihe prüfte ich, ob Erholung während der Arbeit (Kapitel 4: Studien 4 bis 9) und nach der Arbeit (Kapitel 5: Studien 10 bis 15) mit relevanten Kriterien der Fachkräftesicherung zusammenhängen. Teilweise wurden in den Studien auch Beziehungen zur Arbeitsleistung untersucht, um betrieblichen Akteuren wirtschaftsorientierte Argumente für die Einbettung erholungsförderlicherer Organisationsformen und Arbeitsgestaltungsmaßnahmen zu liefern. Des Weiteren untersuchte ich Wechselbeziehungen zu den bereits vorher als bedeutsam identifizierten arbeitsbedingten sowie organisationalen Einflussgrößen auf die Fachkräftesicherung, um Erkenntnisse über die Notwendigkeit betrieblich situativer Anpassungsstrategien zu erlangen. In den Studien wurden dabei vielfältige Untersuchungsmethoden angewendet, um der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes gerecht zu werden: systematische Übersichtsarbeiten sowie Primärstudien, pflegespezifische Studien im Raum Sachsen und Mitteldeutschland sowie repräsentative Studien für die deutsche Erwerbsbevölkerung, Befragungsstudien als auch Beobachtungs- und Dokumentenstudien.
Im Hinblick auf die Erholung während der Arbeit zeigen die Studien, dass Arbeitspausen das Risiko für körperliche Beeinträchtigungen und psychosomatische Beschwerden sowie für Fehler in der Arbeit reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden der Beschäftigten verbessern. Insbesondere soziale Pausen im Team als auch regelmäßige, ausreichend lange und unterbrechungsfreie Pausen konnten als besonders wirksame Gestaltungsformen zur Sicherung des Fachkräftepotentials identifiziert werden. Auch hier gab es Hinweise, dass in spezifischen Pflegekontexten ein dringender Gestaltungsbedarf besteht. Weiterhin zeigte sich, dass unter hohen quantitativen Arbeitsanforderungen das Risiko steigt, dass Pflegekräfte auf ihre gesetzlich verpflichtenden Pausen verzichten (müssen), obwohl diese gerade unter solchen Arbeitsbedingungen nötig wären. Dieser Befund deckt sich mit den aktuellen Erkenntnissen anderer Forschergruppen und wird als „Erholungsparadox“ bezeichnet. Das Phänomen konnte in meiner dritten Studienreihe auch für Formen der Erholung nach der Arbeit repliziert werden.
Dabei untersuchte ich erstens, unter welchen Bedingungen und mittels welcher verhältnis- und verhaltenspräventiven Maßnahmen es gelingt, sich ausreichend mental von der Arbeit zu distanzieren und zweitens, welche Faktoren Beschäftigte dazu antreiben, freiwillig oder gezwungener Maßen auch in ihrer Ruhezeit zu arbeiten. Insgesamt zeigten sich in meinen Untersuchungen dabei ähnliche Befundmuster wie für die Gestaltung von Ruhepausen. Das Abschalten von der Arbeit während der Ruhezeit hängt mit zahlreichen gewünschten Wirkungen beim Beschäftigten zusammen: einem höheren psychischen und körperlichen Wohlbefinden, einer höheren Arbeitszufriedenheit und einer höheren Arbeitsleistung. Hohe quantitative und emotionale Anforderungen sowie geringe aufgabenbezogene und soziale Arbeitsressourcen beeinträchtigen das Abschalten allerdings, teilweise auch indirekt über eine erhöhte Arbeitsextensivierung. In einer Studie stellten wir fest, dass Risiken der Arbeitsextensivierung und Arbeitsintensivierung allerdings nicht nur allein durch hohe quantitative Anforderungen angetrieben werden, sondern sich zusätzlich verschärfen, wenn besonders hochmotivierende und lernförderliche Arbeitsbedingungen existieren. Es zeigt sich auch hier, dass kontextspezifische Arbeits- und Organisationsbedingungen existieren, die die Erholung befördern bzw. beeinträchtigen können. Zusätzlich konnten wir in einer Metaanalyse zahlreiche Erfolgsfaktoren für die Gestaltung von Interventionen zur Verbesserung des mentalen Abschaltens von der Arbeit identifizieren. Onlinetrainings waren beispielsweise genauso effektiv wie klassische Face-to-Face-Trainings. Dies weckt die Hoffnung, dass durch solche kostengünstigen und flexibel nutzbaren Trainingsformate die Erholung sehr vieler Beschäftigter im Rahmen von Primär-, Sekundär- oder Tertiärpräventionsmaßnahmen verbessert werden kann.
Der aktuelle Wandel der Arbeit birgt besondere Risiken für die Gesundheit und Motivation von Arbeitskräften, insbesondere in Pflegeberufen. Dies stellt das Personalmanagement hinsichtlich der Sicherung ihres aktiv einsetzbaren Personalbestandes vor große Herausforderungen. In meinen Arbeiten zeige ich, dass eine erholungsförderliche Arbeits- und Organisationsgestaltung einen möglichen Lösungsweg ebnet. Es wird allerdings deutlich, dass Organisationen sich nicht darauf ausruhen sollten, lediglich die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards für Erholung zu gewährleisten. Vielmehr ist es nötig, die aus dem organisationalen Kontext resultierenden arbeitsbedingten Risikofaktoren für die Erholung von Mitarbeitern zu minimieren und dadurch langfristig förderliche Wirkungen für die Fachkräftesicherung zu reduzieren.:Inhalt
Vorwort und Danksagung 3
Zusammenfassung 7
Summary 11
1. Einführung und theoretischer Hintergrund 15
1.1 Zur Fachkräftesituation in Pflegeberufen 15
1.2 Ansatzstellen zur Fachkräftesicherung in Pflegeberufen 16
1.3 Theoretische Grundlagen und Erkenntnisse zum Einfluss von Arbeits- und Organisationsmerkmalen auf die Vorbeugung von Personalabgängen und die Beschäftigtengesundheit 25
1.3.1 Organisations- und Berufswechsel 25
1.3.2 Arbeitsbedingungen, Beanspruchungsfolgen und Gesundheit bei beruflich Pflegenden 30
1.4 Rolle der Erholung für die Fachkräftesicherung 39
1.4.1 Komponenten der Erholung 40
1.4.2 Theoretische Ansätze zu Arbeit und Erholung 41
1.4.3 Zentrale Befunde der Erholungsforschung 47
1.5 Erholungsförderliche Arbeitsgestaltung 50
2. Zielstellungen der Arbeit und Studienübersicht 57
3. Einflussfaktoren auf die Gesundheit und die Wechselabsicht von Pflegekräften 63
3.1 Pflegekontextmerkmale als Prädiktoren der Fluktuationsneigung von Altenpflegekräften (Studie 1) 63
3.2 Arbeitsmerkmale, Gesundheit und Arbeitszufriedenheit als Prädiktoren der Fluktuationsneigung von Altenpflegekräften (Studie 2) 64
3.3 Burnoutsyndromatik bei Altenpflegkräften und deren physiologische Stressantwort (Studie 3) 65
4. Erkenntnisse zur Rolle der Erholung während der Arbeit 67
4.1 Ergebnisse aus systematischen Übersichtsarbeiten 67
4.1.1 Einflussfaktoren und Wirkungen der Pausenorganisation bei Pflegekräften (Studie 4) 67
4.1.2 Methoden der Interventionsforschung zur Wirkung von Arbeitspausen (Studie 5) 68
4.2 Ergebnisse aus eigenen Primärstudien 69
4.2.1 Einflussfaktoren und Folgen des Ausfalls gesetzlicher Ruhepausen bei Pflegekräften in Deutschland (Studie 6) 69
4.2.2 Pflegekontext und Pausenorganisation bei Altenpflegefachkräften und deren Zusammenhänge zur Fluktuationsrate (Studie 7) 70
4.2.3 Pausenorganisation als Moderator der Beziehung zwischen Personalbemessung und Fluktuationsrate in der Altenpflege (Studie 8) 71
4.2.4 Pausenorganisation und organisationale Wechselabsicht von Pflegekräften (Studie 9) 72
5. Erkenntnisse zur Rolle der Erholung nach der Arbeit 75
5.1 Ergebnisse aus systematischen Übersichtsarbeiten 75
5.1.1 Metanalyse zu Einflussgrößen und Wirkungen des mentalen Abschaltens von der Arbeit (Studie 10) 75
5.1.2 Detachment als Bindeglied zwischen psychischen Arbeitsanforderungen und ermüdungsrelevanten psychischen Beanspruchungsfolgen: Eine Metaanalyse (Studie 11) 76
5.1.3 Interventionen zur Verbesserung des mentalen Abschaltens von der Arbeit: Eine Metaanalyse (Studie 12) 77
5.2 Ergebnisse aus eigenen Primärstudien 79
5.2.1 Einflussgrößen auf Formen der Arbeitsextensivierung und Arbeitsintensivierung bei deutschen Erwerbstätigen (Studie 13) 79
5.2.2 Prävalenz und Einflussgrößen von Erholungsbeeinträchtigungen bei deutschen Beschäftigten (Studie 14) 80
5.2.3 Mentales Abschalten als Mediator zwischen sozialen Stressoren und dem Wohlbefinden von Altenpflegekräften (Studie 15) 81
6. Diskussion 83
6.1 Zusammenfassung und theoretischer Beitrag 83
6.2 Studienlimitationen und Ausblick auf zukünftige Forschung 89
6.3 Praktische Implikationen 93
6.4 Schlussfolgerungen 94
7. Literaturverzeichnis 95
8. Eigenständigkeitserklärung 115
9. Erklärung zu Eigenanteilen an den Publikationen 117
10. Anhang 121
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Modulatoren und Mechanismen der beanspruchungsoptimierenden Wirkung von KurzpausenWendsche, Johannes 15 December 2017 (has links) (PDF)
Theoretischer Hintergrund. Aufgrund des Wandels in der Arbeitswelt durch neue bzw. veränderte Belastungsformen gewinnt die Sicherung ausreichender Erholung schon während der Arbeitszeit an Bedeutung, um mögliche beeinträchtigende Folgen bei Beschäftigten zeitnah und effizient vorzubeugen. Bereits seit über 100 Jahren beschäftigen sich verschiedene Forschungsdisziplinen mit der Frage, wie Arbeitspausen beanspruchungsoptimierend gestaltet werden können. Im theoretischen Teil dieser Monografie werden diese arbeitswissenschaftlichen und psychologischen Beiträge diskutiert und schließlich in einem Rahmenkonzept integriert, dass die Beziehungen zwischen Merkmalen der Pausenorganisation, der Arbeit (Belastungsfaktoren) und des Beschäftigten (Personenmerkmale) sowie die beteiligten Wirkmechanismen zu strukturieren versucht. Im empirischen Teil dieser Arbeit werden auf Basis identifizierter Forschungslücken Teilbeziehungen des entwickelten Konzeptes anhand der Organisation von Kurzpausen geprüft. Die vier durchgeführten Studien sollen dazu beitragen, das bisher fragmentierte Vorgehen bei der Untersuchung von Kurzpauseneffekten aufzulösen und so zu einem umfassenderen Verständnis über die Modulatoren und Mechanismen der beanspruchungsoptimierenden Wirkung von Kurzpausen zu gelangen.
Fragestellungen. Studie 1 zielt darauf ab, die Studienlage zur Wirkung von Kurzpausen auf verschiedene Beanspruchungsindikatoren zusammenzufassen und mögliche moderierende Einflussfaktoren zu identifizieren. Die folgenden laborexperimentellen Studien untersuchen Gestaltungs- und Einflussfaktoren der Kurzpausenorganisation anhand simulierter Kommissioniertätigkeiten bei der Arbeit am Fließband. In Studie 2 soll zunächst geklärt werden, ob zwei wesentliche Tätigkeitsmerkmale von Fließarbeit (Aufgabenrepetitivität, Taktung) die physiologische Erholung während passiver Kurzpausen (Ausruhen) beeinflussen und dadurch auf das Ausmaß beeinträchtigender Beanspruchungsfolgen wirken. Auf Basis dieser Studienergebnisse werden in Studie 3 und 4 unterschiedliche Formen der Kurzpausenorganisation bei repetitiver und fremdgetakteter Fließarbeit weiter untersucht. Studie 3 zielt darauf ab, die Kurzpauseneffekte gegenüber einer pausenlosen Kontrollbedingung zu prüfen. Es sollen erstmals auch mögliche beeinträchtigende und förderliche Mechanismen der Pausenwirkung (z.B. Rumination, Unterbrechungserleben) sowie direkte und interaktive Einflüsse eines weiteren Merkmals der Pausenorganisation, dem Pauseninhalt (passiv: Ruhe, Musik, aktiv: körperliche Aktivität), sowie der Person (Erholungsfähigkeit) geprüft werden. Studie 4 repliziert und erweitert den Forschungsansatz aus Studie 3, indem als zusätzlicher Faktor auf die Pausenwirkungen der Zeitdruck bei der Arbeit untersucht wird.
Methoden. In allen Studien wurden kurzfristige Beanspruchungsfolgen mehrdimensional operationalisiert und erfasst (körperliche Beschwerden, psychische Beanspruchungsfolgen, physiologische Stressindikatoren, Leistungsindikatoren), um so die in der Literatur oftmals berichteten inkongruenten Effekte aufzudecken. In Studie 1 wurde eine Metaanalyse über Interventionsstudien zur Wirkung fremdorganisierter Kurzpausen durchgeführt und mittlere Effektstärken (Hedges‘ g) für verschiedene Beanspruchungsindikatoren ermittelt. Potenzielle Moderatoren der Kurzpausenwirkung (Pausenorganisation, Studienmerkmale, Arbeitsbedingungen, Personenmerkmale) wurden in den Analysen berücksichtigt. In die Auswertung gingen k = 33 (N = 1171) und in die zur Wirkung des Pauseninhaltes k = 6 (N = 147) unabhängige Studienstichproben ein. In den Studien 2 bis 4 wurden in einem Labor Kommissioniertätigkeiten über eine Dauer von 140 bis 176 Minuten simuliert. Die studentischen Probanden wurden den manipulierten Versuchsbedingungen stets zufällig zugeordnet (RCT-Designs). Studie 2 (N = 188) wurde als 2 (Aufgabenvielfalt: gering = repetitiv vs. hoch = abwechslungsreich) x 2 (zeitlicher Handlungsspielraum: gering = fremdgetaktet vs. hoch =selbstgetaktet)-faktorielles Messwiederholungsdesign realisiert, wobei die Probanden in allen vier Versuchsbedingungen alle 44 Minuten eine fünfminütige, passive Kurzpause einlegen mussten. Es wurden die kardiovaskuläre Erholungsreaktion (Herzrate, Herzratenvariabilität) während der Kurzpausen und verschiedene Beanspruchungsindikatoren (Ermüdung, Monotonie, Sättigung, systolischer und diastolischer Blutdruck, Arbeitsleitung) erfasst. In Studie 3 (N = 83) wurde ein unvollständiger 2 (drei fünfminütige Kurzpausen alle 40 Minuten: ohne vs. mit) x 3 (Pauseninhalt: passiv-Ruhe vs. passiv-klassische Musik vs. aktivkörperliche Ausgleichsübungen)-faktorieller Mischversuchsplan mit Messwiederholung realisiert und die individuelle Erholungsfähigkeit (Trait) als potenziell moderierende Variable bei allen Probanden erfasst. Die Beanspruchungsdiagnostik wurde im Vergleich zu Studie 2 erweitert (körperlich: Beschwerdelisten, systolischer und diastolischer Blutdruck, Herzrate[nvariabilität]; psychisch: Wohlbefinden, mentale Anstrengung, Ermüdung, Monotonie, Sättigung, Stress; Arbeitsleistung: Menge, Fehler, Fehlerrate). Als mögliche Prozesse der Pausenwirkung wurden die Rumination während der Pause, die Bewertung der Pausengestaltung sowie Veränderungen im Wohlbefinden, der Ermüdung, der mentalen Anstrengung und der physiologischen Aktivierung erfasst. In Studie 4 (N = 182) wurde ein unvollständiger 2 (Zeitdruck: gering vs. hoch) x 2 (Kurzpausen: ohne vs. mit) x 3 (Pauseninhalt: Ruhe vs. Musik vs. körperliche Aktivität)-faktorieller Mischversuchsplan mit Messwiederholung realisiert und die individuelle Erholungsfähigkeit erneut per Fragebogen erfasst. Es wurden die gleichen Verfahren und Methoden wie in Studie 3 angewendet.
Ergebnisse. Studie 1 zeigte, dass organisierte Kurzpausen mit signifikant kleinem Effekt (g = 0.40) zur Reduktion beeinträchtigender Beanspruchungsfolgen beitragen. Die Effekte waren für verschiedene Beanspruchungsindikatoren (körperliche Beschwerden, psychisches Befinden, physiologische Aktivierung, Testleistung, Arbeitsleistung) stabil. Bezahlte Kurzpausen tragen trotz Arbeitszeitreduktion zu einer Verbesserung der Arbeitsleistung und des Wohlbefindens bei. Der Pauseninhalt hatte keinen direkten Einfluss auf die berichteten Effekte. Es gab Hinweise, dass förderliche Kurzpauseneffekte bei steigenden Arbeitsanforderungen und geringeren Arbeitsressourcen zunehmen. In Studie 2 führten reduzierte Arbeitsressourcen (repetitive Aufgaben und fremdgetaktete Arbeitsweise) zu einer Reduktion der kardiovaskulären Erholungsreaktion während der Kurzpausen. Dieser Effekt erklärte allerdings nicht, die unter dieser Arbeitsbedingung berichteten, höheren beeinträchtigenden Beanspruchungsfolgen. Studie 3 zeigte, dass Kurzpausen bei repetitiver und fremdgetakteter Arbeit im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu keiner Reduktion negativer Beanspruchungsfolgen beitragen. Die Effekte waren unabhängig vom Pauseninhalt und der Erholungsfähigkeit der Probanden. Weitere Analysen ergaben Hinweise, dass körperliche Aktivpausen Vorteile gegenüber passiven Pausen für das Befinden und die physiologische Aktivierungsregulation aufweisen. Probanden profitierten insbesondere dann von Kurzpausen, wenn sie vor der Pause bereits ein hohes Ausmaß beeinträchtigender Beanspruchungsfolgen entwickelt hatten. In Studie 4 wurde gezeigt, dass Kurzpausen bei steigendem Zeitdruck eine Zunahme psychischer und körperlicher Beanspruchungsfolgen vorbeugen, dieser Effekt aber nur bei erholungsfähigen Probanden und bei passiven Ruhepausen sowie bei körperlichen Aktivpausen auftritt. Die Verringerung der mentalen Anstrengung und der Ermüdung sowie die Steigerung des positiven Affektes durch die Kurzpausen konnten als vermittelnde Mechanismen identifiziert werden. Bei passiven Ruhepausen, nicht aber bei körperlichen Aktivpausen, qualifizierte die Erholungsfähigkeit die Wirkungen von Kurzpausen unter variiertem Zeitdruck. Beanspruchungsoptimierende Effekte von Ruhepausen traten mit steigendem Zeitdruck nur bei erholungsfähigen Probanden auf, während erholungsunfähige Probanden versuchten, dem steigenden Monotonieerleben durch schnelleres Arbeiten mit begleitend höheren psychophysiologischen Kosten zu begegnen. Es gab Hinweise, dass die arbeitsbezogene Rumination während der Pausen die Wechselwirkungen zwischen Zeitdruck, Kurzpausen und Erholungsfähigkeit vermittelt.
Diskussion und Schlussfolgerungen. Es wurde ein Rahmenkonzept zu arbeitsbedingten, organisationalen und individuellen Einflussfaktoren sowie möglichen Mechanismen der beanspruchungsoptimierenden Wirkung von Arbeitspausen entwickelt und dieses schließlich für den Einsatz von Kurzpausen in Teilen geprüft. Kurzpausen haben förderliche Effekte für die Vorbeugung verschiedener kurzfristiger, negativer Beanspruchungsfolgen. Sie verbessern das körperliche und psychische Wohlbefinden und die Arbeitsleistung und können bei vielen Tätigkeiten als bezahlte Arbeitszeit gewährt werden. Insbesondere bei eher unterfordernden Tätigkeiten mit eingeschränkten zeitlichen Freiheitsgraden zeigt sich ihre vorbeugende Wirkung erst mit zunehmenden quantitativen Arbeitsanforderungen (Zeitdruck), was sich mit Vorhersagen stress- und erholungspsychologischer Theorien deckt. In Erweiterung dieser Modelle konnte für den Einsatz von Kurzpausen gezeigt werden, dass weitere Organisationsmerkmale der Pause (Pauseinhalt) und erholungsrelevante Personenmerkmale (Erholungsfähigkeit) diese Effekte gemeinsam qualifizieren. Darüber hinaus wurden gezeigt, dass affektive, kognitive und physiologische Prozesse die Wirkung der Pause auf verschiedene Beanspruchungsindikatoren erklären. Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass sowohl verhältnis- als auch verhaltenspräventive Ansätze bei der Pausengestaltung berücksichtigt werden müssen. Zukünftige Studien sollten das Rahmenkonzept bei längeren Pausenformen prüfen und dabei mögliche längerfristige Beanspruchungsfolgen berücksichtigen. Auf Grundlage der hier erarbeiteten Erkenntnisse wurde ein Analyse- und Bewertungsinstrument zu Pausenorganisation entwickelt (Pausencheck), welches Praktiker und Forscher dabei unterstützen soll, die Pausenorganisation in ihrer Komplexität abzubilden und optimierend zu gestalten.
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Modulatoren und Mechanismen der beanspruchungsoptimierenden Wirkung von KurzpausenWendsche, Johannes 12 December 2017 (has links)
Theoretischer Hintergrund. Aufgrund des Wandels in der Arbeitswelt durch neue bzw. veränderte Belastungsformen gewinnt die Sicherung ausreichender Erholung schon während der Arbeitszeit an Bedeutung, um mögliche beeinträchtigende Folgen bei Beschäftigten zeitnah und effizient vorzubeugen. Bereits seit über 100 Jahren beschäftigen sich verschiedene Forschungsdisziplinen mit der Frage, wie Arbeitspausen beanspruchungsoptimierend gestaltet werden können. Im theoretischen Teil dieser Monografie werden diese arbeitswissenschaftlichen und psychologischen Beiträge diskutiert und schließlich in einem Rahmenkonzept integriert, dass die Beziehungen zwischen Merkmalen der Pausenorganisation, der Arbeit (Belastungsfaktoren) und des Beschäftigten (Personenmerkmale) sowie die beteiligten Wirkmechanismen zu strukturieren versucht. Im empirischen Teil dieser Arbeit werden auf Basis identifizierter Forschungslücken Teilbeziehungen des entwickelten Konzeptes anhand der Organisation von Kurzpausen geprüft. Die vier durchgeführten Studien sollen dazu beitragen, das bisher fragmentierte Vorgehen bei der Untersuchung von Kurzpauseneffekten aufzulösen und so zu einem umfassenderen Verständnis über die Modulatoren und Mechanismen der beanspruchungsoptimierenden Wirkung von Kurzpausen zu gelangen.
Fragestellungen. Studie 1 zielt darauf ab, die Studienlage zur Wirkung von Kurzpausen auf verschiedene Beanspruchungsindikatoren zusammenzufassen und mögliche moderierende Einflussfaktoren zu identifizieren. Die folgenden laborexperimentellen Studien untersuchen Gestaltungs- und Einflussfaktoren der Kurzpausenorganisation anhand simulierter Kommissioniertätigkeiten bei der Arbeit am Fließband. In Studie 2 soll zunächst geklärt werden, ob zwei wesentliche Tätigkeitsmerkmale von Fließarbeit (Aufgabenrepetitivität, Taktung) die physiologische Erholung während passiver Kurzpausen (Ausruhen) beeinflussen und dadurch auf das Ausmaß beeinträchtigender Beanspruchungsfolgen wirken. Auf Basis dieser Studienergebnisse werden in Studie 3 und 4 unterschiedliche Formen der Kurzpausenorganisation bei repetitiver und fremdgetakteter Fließarbeit weiter untersucht. Studie 3 zielt darauf ab, die Kurzpauseneffekte gegenüber einer pausenlosen Kontrollbedingung zu prüfen. Es sollen erstmals auch mögliche beeinträchtigende und förderliche Mechanismen der Pausenwirkung (z.B. Rumination, Unterbrechungserleben) sowie direkte und interaktive Einflüsse eines weiteren Merkmals der Pausenorganisation, dem Pauseninhalt (passiv: Ruhe, Musik, aktiv: körperliche Aktivität), sowie der Person (Erholungsfähigkeit) geprüft werden. Studie 4 repliziert und erweitert den Forschungsansatz aus Studie 3, indem als zusätzlicher Faktor auf die Pausenwirkungen der Zeitdruck bei der Arbeit untersucht wird.
Methoden. In allen Studien wurden kurzfristige Beanspruchungsfolgen mehrdimensional operationalisiert und erfasst (körperliche Beschwerden, psychische Beanspruchungsfolgen, physiologische Stressindikatoren, Leistungsindikatoren), um so die in der Literatur oftmals berichteten inkongruenten Effekte aufzudecken. In Studie 1 wurde eine Metaanalyse über Interventionsstudien zur Wirkung fremdorganisierter Kurzpausen durchgeführt und mittlere Effektstärken (Hedges‘ g) für verschiedene Beanspruchungsindikatoren ermittelt. Potenzielle Moderatoren der Kurzpausenwirkung (Pausenorganisation, Studienmerkmale, Arbeitsbedingungen, Personenmerkmale) wurden in den Analysen berücksichtigt. In die Auswertung gingen k = 33 (N = 1171) und in die zur Wirkung des Pauseninhaltes k = 6 (N = 147) unabhängige Studienstichproben ein. In den Studien 2 bis 4 wurden in einem Labor Kommissioniertätigkeiten über eine Dauer von 140 bis 176 Minuten simuliert. Die studentischen Probanden wurden den manipulierten Versuchsbedingungen stets zufällig zugeordnet (RCT-Designs). Studie 2 (N = 188) wurde als 2 (Aufgabenvielfalt: gering = repetitiv vs. hoch = abwechslungsreich) x 2 (zeitlicher Handlungsspielraum: gering = fremdgetaktet vs. hoch =selbstgetaktet)-faktorielles Messwiederholungsdesign realisiert, wobei die Probanden in allen vier Versuchsbedingungen alle 44 Minuten eine fünfminütige, passive Kurzpause einlegen mussten. Es wurden die kardiovaskuläre Erholungsreaktion (Herzrate, Herzratenvariabilität) während der Kurzpausen und verschiedene Beanspruchungsindikatoren (Ermüdung, Monotonie, Sättigung, systolischer und diastolischer Blutdruck, Arbeitsleitung) erfasst. In Studie 3 (N = 83) wurde ein unvollständiger 2 (drei fünfminütige Kurzpausen alle 40 Minuten: ohne vs. mit) x 3 (Pauseninhalt: passiv-Ruhe vs. passiv-klassische Musik vs. aktivkörperliche Ausgleichsübungen)-faktorieller Mischversuchsplan mit Messwiederholung realisiert und die individuelle Erholungsfähigkeit (Trait) als potenziell moderierende Variable bei allen Probanden erfasst. Die Beanspruchungsdiagnostik wurde im Vergleich zu Studie 2 erweitert (körperlich: Beschwerdelisten, systolischer und diastolischer Blutdruck, Herzrate[nvariabilität]; psychisch: Wohlbefinden, mentale Anstrengung, Ermüdung, Monotonie, Sättigung, Stress; Arbeitsleistung: Menge, Fehler, Fehlerrate). Als mögliche Prozesse der Pausenwirkung wurden die Rumination während der Pause, die Bewertung der Pausengestaltung sowie Veränderungen im Wohlbefinden, der Ermüdung, der mentalen Anstrengung und der physiologischen Aktivierung erfasst. In Studie 4 (N = 182) wurde ein unvollständiger 2 (Zeitdruck: gering vs. hoch) x 2 (Kurzpausen: ohne vs. mit) x 3 (Pauseninhalt: Ruhe vs. Musik vs. körperliche Aktivität)-faktorieller Mischversuchsplan mit Messwiederholung realisiert und die individuelle Erholungsfähigkeit erneut per Fragebogen erfasst. Es wurden die gleichen Verfahren und Methoden wie in Studie 3 angewendet.
Ergebnisse. Studie 1 zeigte, dass organisierte Kurzpausen mit signifikant kleinem Effekt (g = 0.40) zur Reduktion beeinträchtigender Beanspruchungsfolgen beitragen. Die Effekte waren für verschiedene Beanspruchungsindikatoren (körperliche Beschwerden, psychisches Befinden, physiologische Aktivierung, Testleistung, Arbeitsleistung) stabil. Bezahlte Kurzpausen tragen trotz Arbeitszeitreduktion zu einer Verbesserung der Arbeitsleistung und des Wohlbefindens bei. Der Pauseninhalt hatte keinen direkten Einfluss auf die berichteten Effekte. Es gab Hinweise, dass förderliche Kurzpauseneffekte bei steigenden Arbeitsanforderungen und geringeren Arbeitsressourcen zunehmen. In Studie 2 führten reduzierte Arbeitsressourcen (repetitive Aufgaben und fremdgetaktete Arbeitsweise) zu einer Reduktion der kardiovaskulären Erholungsreaktion während der Kurzpausen. Dieser Effekt erklärte allerdings nicht, die unter dieser Arbeitsbedingung berichteten, höheren beeinträchtigenden Beanspruchungsfolgen. Studie 3 zeigte, dass Kurzpausen bei repetitiver und fremdgetakteter Arbeit im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu keiner Reduktion negativer Beanspruchungsfolgen beitragen. Die Effekte waren unabhängig vom Pauseninhalt und der Erholungsfähigkeit der Probanden. Weitere Analysen ergaben Hinweise, dass körperliche Aktivpausen Vorteile gegenüber passiven Pausen für das Befinden und die physiologische Aktivierungsregulation aufweisen. Probanden profitierten insbesondere dann von Kurzpausen, wenn sie vor der Pause bereits ein hohes Ausmaß beeinträchtigender Beanspruchungsfolgen entwickelt hatten. In Studie 4 wurde gezeigt, dass Kurzpausen bei steigendem Zeitdruck eine Zunahme psychischer und körperlicher Beanspruchungsfolgen vorbeugen, dieser Effekt aber nur bei erholungsfähigen Probanden und bei passiven Ruhepausen sowie bei körperlichen Aktivpausen auftritt. Die Verringerung der mentalen Anstrengung und der Ermüdung sowie die Steigerung des positiven Affektes durch die Kurzpausen konnten als vermittelnde Mechanismen identifiziert werden. Bei passiven Ruhepausen, nicht aber bei körperlichen Aktivpausen, qualifizierte die Erholungsfähigkeit die Wirkungen von Kurzpausen unter variiertem Zeitdruck. Beanspruchungsoptimierende Effekte von Ruhepausen traten mit steigendem Zeitdruck nur bei erholungsfähigen Probanden auf, während erholungsunfähige Probanden versuchten, dem steigenden Monotonieerleben durch schnelleres Arbeiten mit begleitend höheren psychophysiologischen Kosten zu begegnen. Es gab Hinweise, dass die arbeitsbezogene Rumination während der Pausen die Wechselwirkungen zwischen Zeitdruck, Kurzpausen und Erholungsfähigkeit vermittelt.
Diskussion und Schlussfolgerungen. Es wurde ein Rahmenkonzept zu arbeitsbedingten, organisationalen und individuellen Einflussfaktoren sowie möglichen Mechanismen der beanspruchungsoptimierenden Wirkung von Arbeitspausen entwickelt und dieses schließlich für den Einsatz von Kurzpausen in Teilen geprüft. Kurzpausen haben förderliche Effekte für die Vorbeugung verschiedener kurzfristiger, negativer Beanspruchungsfolgen. Sie verbessern das körperliche und psychische Wohlbefinden und die Arbeitsleistung und können bei vielen Tätigkeiten als bezahlte Arbeitszeit gewährt werden. Insbesondere bei eher unterfordernden Tätigkeiten mit eingeschränkten zeitlichen Freiheitsgraden zeigt sich ihre vorbeugende Wirkung erst mit zunehmenden quantitativen Arbeitsanforderungen (Zeitdruck), was sich mit Vorhersagen stress- und erholungspsychologischer Theorien deckt. In Erweiterung dieser Modelle konnte für den Einsatz von Kurzpausen gezeigt werden, dass weitere Organisationsmerkmale der Pause (Pauseinhalt) und erholungsrelevante Personenmerkmale (Erholungsfähigkeit) diese Effekte gemeinsam qualifizieren. Darüber hinaus wurden gezeigt, dass affektive, kognitive und physiologische Prozesse die Wirkung der Pause auf verschiedene Beanspruchungsindikatoren erklären. Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass sowohl verhältnis- als auch verhaltenspräventive Ansätze bei der Pausengestaltung berücksichtigt werden müssen. Zukünftige Studien sollten das Rahmenkonzept bei längeren Pausenformen prüfen und dabei mögliche längerfristige Beanspruchungsfolgen berücksichtigen. Auf Grundlage der hier erarbeiteten Erkenntnisse wurde ein Analyse- und Bewertungsinstrument zu Pausenorganisation entwickelt (Pausencheck), welches Praktiker und Forscher dabei unterstützen soll, die Pausenorganisation in ihrer Komplexität abzubilden und optimierend zu gestalten.:Zusammenfassung 1
1 Einleitung 5
2 Theoretische Vorbetrachtungen 10
2.1 Definition und Begriffsbestimmung 10
2.2 Rechtliche und normative Rahmenbedingungen sowie Empfehlungen zur Pausengestaltung 13
2.2.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen zur Pausengestaltung in Deutschland 14
2.2.2 Verordnungen zur Pausengestaltung in Deutschland 16
2.2.3 Berufsgenossenschaftliche Vorschriften 16
2.2.4 Ergonomische Normen zur Pausengestaltung 16
2.2.5 Ausgleichspausen bei starker Exposition durch physische Faktoren 17
2.2.6 Regularien zur Pausenorganisation im internationalen Vergleich 17
2.2.7 Pausengestaltung in Deutschland 18
2.3 Arbeitspausen als Mittel zur beanspruchungsoptimierenden Gestaltung von Arbeitssystemen 19
2.4 Ein Rahmenkonzept zur beanspruchungsoptimierenden Wirkung von (Kurz-)Pausen 22
2.4.1 Ein historischer Rückblick und fachübergreifender Diskurs zur Arbeitspause 23
2.4.2 Modelltheoretische Grundlagen 34
2.4.3 Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen zur Pausenorganisation 59
2.4.4 Vorstellung des Rahmenkonzeptes 63
2.4.5 Verhältnis- und verhaltenspräventive Aspekte der Pausenorganisation 86
3 Ziele und Ableitung der Fragestellungen 89
3.1 Schlussfolgerungen aus den vorliegenden theoretischen und empirischen Befunden 89
3.2 Ziele und Fragestellungen der nachfolgenden Untersuchungen 90
4 Empirische Untersuchungen 93
4.1 Studie 1: Metaanalyse zur beanspruchungsoptimierenden Wirkung von Kurzpausen 93
4.1.1 Theoretische Einleitung und Zielstellung 93
4.1.2 Fragestellungen 94
4.1.3 Methoden 95
4.1.4 Ergebnisse 101
4.1.5 Diskussion 113
4.2 Studie 2: Experimentelle Untersuchung zur kardiovaskulären Erholung während passiver Kurzpausen bei variierter Aufgabenrepetitivität und Arbeitstaktung 120
4.2.1 Theoretische Einleitung und Zielstellung 120
4.2.2 Hypothesen 124
4.2.3 Methoden 127
4.2.4 Ergebnisse 134
4.2.5 Diskussion144
4.3 Studie 3: Experimentelle Untersuchung zum Einfluss von Pauseninhalt und Erholungsfähigkeit auf die beanspruchungsoptimierende Wirkung von Kurzpausen 149
4.3.1 Theoretische Einleitung und Zielstellung 149
4.3.2 Fragestellungen und Hypothesen 150
4.3.3 Methoden 155
4.3.4 Ergebnisse 167
4.3.5 Diskussion204
4.4 Studie 4: Experimentelle Untersuchung zum Einfluss von Zeitdruck, Pauseninhalt und Erholungsfähigkeit auf die beanspruchungsoptimierende Wirkung von Kurzpausen 213
4.4.1 Theoretische Einleitung und Zielstellung 213
4.4.2 Fragestellungen und Hypothesen 213
4.4.3 Methoden 218
4.4.4 Ergebnisse 230
4.4.5 Diskussion296
4.5 Vergleich der Effektstärken zwischen den Studien 308
4.5.1 Befunde zur beanspruchungsoptimierenden Wirkung von Kurzpausen und deren Abhängigkeit vom manipulierten Zeitdruck 308
4.5.2 Befunde zur beanspruchungsoptimierenden Wirkung von aktiven und passiven Kurzpausen und deren Abhängigkeit vom manipulierten Zeitdruck 312
5 Zusammenfassende Diskussion 318
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 319
5.2 Theoretische Implikationen 321
5.3 Limitationen der Arbeit 326
5.3.1 Metaanalyse zur beanspruchungsoptimierenden Wirkung von Kurzpausen 326
5.3.2 Laborexperimentelle Untersuchungen 328
5.4 Praktische Implikationen 329
6 Ausblick 335
Literaturverzeichnis 338
Abbildungsverzeichnis 359
Tabellenverzeichnis 363
Erklärung 365
Anhang 366
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