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Elektronische intersektorale Kommunikation im Gesundheitswesen zur Sicherstellung der Versorgungskontinuität: Bewertung unter Berücksichtigung der empirischen Evidenz und Ethik

Schulte, Georg 20 March 2020 (has links)
Die Versorgungsstrukturen des deutschen Gesundheitswesens sind durch ihre Aufteilung in Sektoren, Institutionen und Berufsgruppen gekennzeichnet, die ihre jeweils spezifischen Sichtweisen, Intentionen und Fachterminologien haben. Im Zuge der demographischen Entwicklung und des damit vermehrten Auftretens chronischer Erkrankungen und langanhaltender Pflegebedürftigkeit, durchlaufen Patientinnen und Patienten bzw. Pflegebedürftige diese Versorgungsinstanzen in immer schnellerem Wechsel, bzw. werden von mehreren gleichzeitig betreut. Dabei entstehen Versorgungsbrüche durch Probleme bei der Kommunikation und Koordination zwischen den Akteuren. Als Mittel zur Beforschung von Versorgungsbrüchen bietet sich das Konzept der Versorgungskontinuität an, und zwar insbesondere dessen Teilbereich der Informationskontinuität. Die Kommunikation zwischen den Versorgungsinstanzen zum Zweck des effektiven Austauschs von Informationen und Botschaften kann durch elektronische Vernetzung der Beteiligten optimiert werden, für deren Ausgestaltung und Intensität unterschiedliche Modelle infrage kommen. Immer sind hierfür jedoch Kommunikationsinstrumente erforderlich. Diese müssen so beschaffen sein, dass sich die Kommunizierenden mit ihren jeweiligen spezifischen (IT-) Systemen, Sichtweisen und Fachterminologien verstehen, d. h. sie müssen interoperabel sein. Ebenso müssen sie den Erfordernissen einer wissenschaftlich-rigorosen Methodik sowie denen der praktischen Anwendung entsprechen, also evidenzbasierte Instrumente darstellen. Im Detail bedeutet das, dass sie valide Instrumente zum Transport der vorgesehenen Informationen und in ihrem Einsatzgebiet von Relevanz und Nutzen sein sollen. Hinzu kommt, dass an diese Instrumente Anforderungen aus Sicht der Ethik gestellt werden. Sie müssen also unter den genannten Gesichtspunkten im Hinblick auf ihre Qualität und ihre erwarteten Auswirkungen einer Evaluation unterzogen werden. Beispiele für solche elektronischen Kommunikationsinstrumente sind der ePflegebericht zur Informationsübermittlung bei einem Wechsel zwischen pflegerischen Settings, und der eWundbericht zur Kommunikation zwischen Akteuren, Institutionen und Berufsgruppen bei der Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden. Stellvertretend für elektronische Kommunikation im Gesundheitswesen werden in der vorliegenden Arbeit diese beiden Überleitungsinstrumente auf die genannten Gesichtspunkte hin bewertet. Zur Überprüfung der Validität wurden die Inhalte des ePflegeberichts und des eWundberichts mit jeweils externen Kriterien inhaltlich verglichen. Für den ePflegebericht bedeutet dies einen Vergleich mit den Inhalten einer repräsentativen Auswahl von 114 papierbasierten Pflegeüberleitungsbögen. Die Inhalte des eWundberichts wurden mittels Delphi-Befragungen und Workshops mit 57 Mitgliedern der führenden deutschen Wund-Fachgesellschaften einer Validitätsprüfung unterzogen. Nützlichkeit und Relevanz des eWundberichts wurden ebenfalls über die Delphi-Befragungen und Workshops ermittelt, während diese beiden Zielgrößen für den ePflegebericht mittels einer eigenen randomisierten Studie erhoben wurden. In dieser Untersuchung beurteilten zehn sendende und neun empfangende Pflegekräfte neben der Nützlichkeit und Relevanz zusätzlich die Vollständigkeit und Verständlichkeit der Informationen. Hierzu dienten reale Verlegungen von Patientinnen und Patienten, die entweder papierbasiert oder elektronisch durchgeführt wurden. Zur ethischen Bewertung elektronischer transsektoraler Kommunikation wurden zunächst mittels Literaturrecherche konkrete ethische Fragestellungen ermittelt, um sie dann auf die Instrumente anzuwenden. Die Überprüfung der Validität des ePflegeberichts ergab, dass dieser alle Informationen übermitteln kann, die in den unterschiedlichen papiergebundenen Überleitungen enthalten waren. Dagegen konnte keiner dieser Papierbögen alle Informationen des ePflegeberichts übermitteln. Die elektronisch übermittelten Informationen wurden von an der Überleitungsstudie beteiligten Pflegenden als vollständiger und verständlicher bewertet als die in herkömmlichen papierbasierten Überleitungen enthaltenen. Die Beurteilung der Validität des eWundberichts ergab, dass seine Inhalte von einem großen Teil der beteiligten Expertinnen und Experten als die richtigen wundbezogenen Informationen bewertet wurden. Hinsichtlich der für die Praxis relevanten Größen ergab sich folgendes Bild: Die große Mehrzahl der Nutzerinnen und Nutzer des ePflegeberichts und der Expertinnen und Experten für den eWundbericht schätzten diese als nützlich bzw. sehr nützlich und als relevant bzw. sehr relevant ein. Insbesondere die empfangenden Pflegekräfte schätzten die Nützlichkeit des ePflegeberichts im Vergleich zur Papierform als hoch ein, und der eWundbericht wurde als inhaltlich und strukturell für die Anwendung in der Praxis geeignetes Überleitungsinstrument bewertet. Die Literaturrecherche zur Ermittlung der ethischen Fragestellungen ergab sieben Fragen zur Anwendung auf elektronische Kommunikation im Gesundheitswesen, die sich in die ethischen Prinzipien der Autonomie, der Schadensverhütung, der Fürsorge und der Gerechtigkeit einordnen ließen. Die Anwendung der ermittelten Fragen sowie die Einschätzung in der internationalen Literatur bewertete die untersuchte Kommunikationsform, unter Beachtung der genannten Prinzipien, als insgesamt vertretbar und aus ethischer Perspektive wünschenswert. Die vorliegende Arbeit stellt die erste ihrer Art dar, die Instrumente der professionellen elektronischen Kommunikation über Sektoren- und Berufsgrenzen hinweg hinsichtlich der für die Praxis interessanten Zielgrößen Validität, Nützlichkeit und Relevanz sowie unter ethischen Aspekten mit wissenschaftlich rigorosen Methoden evaluiert. Sowohl der ePflegebericht als auch der eWundbericht sind danach als valide Instrumente der Kommunikation in ihren jeweiligen Domänen zu betrachten. Sie erweisen sich als geeignet und nützlich zur Vermeidung von Versorgungsbrüchen bei Wechseln von Versorgungsbedürftigen zwischen Sektoren, Institutionen und Berufsgruppen. Damit schafft diese Arbeit erstmalig eine wissenschaftliche Basis und Begründung zur Schaffung der politischen und organisatorischen Voraussetzungen für ihren Einsatz. Diese Perspektive wird weiter untermauert durch die Tatsache, dass der ePflegebericht mittlerweile den Prozess der formalen Standardisierung durch die zuständige Instanz HL7 erfolgreich durchlaufen hat und damit zum nationalen Standard erhoben wurde. Dieses Verfahren steht auch für den eWundbericht an. Durch eine damit ermöglichte Verbreitung des ePflegeberichts und eWundberichts eröffnet sich auch die Chance einer umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchung der Versorgungskontinuität durch elektronische Kommunikation und ihrer Effekte auf die Versorgung von Patientinnen, Patienten und Pflegebedürftigen.
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Potenzialanalyse der elektronischen Gesundheitskarte für einrichtungsübergreifende Behandlungswege aus der Perspektive der Patienten unter Berücksichtigung organisatorischer Rahmenbedingungen

Bauer, Marcus 07 November 2014 (has links) (PDF)
Die demografische Entwicklung und die fachliche Spezialisierung medizinischer Organisationen führen zu immer komplexeren Behandlungswegen. Eine grundsätzliche Herausforderung komplexer Behandlungswege besteht darin, die Versorgungskontinuität zu wahren, obschon viele verschiedene Einrichtungen am Behandlungsweg agieren. Die Versorgungskontinuität hängt dabei maßgeblich von einer effektiven Kooperation und effizienten Kommunikation der beteiligten Akteure ab. Die folgende Arbeit ist der Frage gewidmet, welches Potenzial die elektronische Gesundheitskarte (eGK) in diesem transinstitutionellen Szenario für die Patienten birgt. Eine entscheidende Empfehlung im Rahmen des Requirements Engineering (RE) besteht darin, als Erstes die Anforderungen der Anwender zu analysieren und erst daran anschließend die Funktionalität des technischen Systems hinsichtlich der Anforderungskonformität zu evaluieren. Dieser Empfehlung folgend führte der Verfasser dieser Abhandlung dreizehn teilstrukturierte Interviews, fünf Projektsteuerungsmeetings und einen Workshop mit Patienten und medizinischen Experten durch, um fünf komplexe Behandlungswege aus der Perspektive der Patienten zu rekonstruieren. Die Auswertung, Strukturierung und Validierung der dem Behandlungskontext inhärenten Probleme mündeten in fünfundvierzig Einzelproblemen, die zu fünf finalen Patientenanforderungen verdichtet werden konnten. Im zweiten Schritt analysierte der Verfasser dieser Arbeit die Funktionalität der eGK hinsichtlich der Fähigkeit, diesen fünf Anforderungen gerecht zu werden. Die vorliegende Potenzialanalyse hebt sich von den bisherigen Forschungsarbeiten zur eGK insbesondere durch zwei Merkmale ab: Erstens erfolgt die Analyse konsequent aus der Perspektive der Patienten und zweitens sind dabei die organisatorischen Rahmenbedingungen intensiv berücksichtigt worden. In dieser Abhandlung werden die Behandlungswege von fünf Patienten fallstudienbasiert aus einer ganzheitlichen Perspektive beleuchtet. Es wird gezeigt, dass fünf grundsätzliche Patientenanforderungen zu erfüllen sind. Diese fünf Anforderungen basieren auf Problemen, die erstens mit einer effizienten Informationslogistik, zweitens mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung, drittens mit der Versorgungskontinuität, viertens mit der Gesamtsteuerung der Behandlung und fünftens mit administrativen Aufgaben zusammenhängen. Auf dieser Basis konnten insgesamt zehn Fachanwendungen identifiziert und im Rahmen eines visionären Anwendungsfalles exemplarisch veranschaulicht werden, von denen angenommen wird, dass sie das Potenzial der geplanten Telematik-Infrastruktur (TI) hinsichtlich der Anforderungen der Patienten besonders gut ausschöpfen.
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Potenzialanalyse der elektronischen Gesundheitskarte für einrichtungsübergreifende Behandlungswege aus der Perspektive der Patienten unter Berücksichtigung organisatorischer Rahmenbedingungen

Bauer, Marcus 15 October 2014 (has links)
Die demografische Entwicklung und die fachliche Spezialisierung medizinischer Organisationen führen zu immer komplexeren Behandlungswegen. Eine grundsätzliche Herausforderung komplexer Behandlungswege besteht darin, die Versorgungskontinuität zu wahren, obschon viele verschiedene Einrichtungen am Behandlungsweg agieren. Die Versorgungskontinuität hängt dabei maßgeblich von einer effektiven Kooperation und effizienten Kommunikation der beteiligten Akteure ab. Die folgende Arbeit ist der Frage gewidmet, welches Potenzial die elektronische Gesundheitskarte (eGK) in diesem transinstitutionellen Szenario für die Patienten birgt. Eine entscheidende Empfehlung im Rahmen des Requirements Engineering (RE) besteht darin, als Erstes die Anforderungen der Anwender zu analysieren und erst daran anschließend die Funktionalität des technischen Systems hinsichtlich der Anforderungskonformität zu evaluieren. Dieser Empfehlung folgend führte der Verfasser dieser Abhandlung dreizehn teilstrukturierte Interviews, fünf Projektsteuerungsmeetings und einen Workshop mit Patienten und medizinischen Experten durch, um fünf komplexe Behandlungswege aus der Perspektive der Patienten zu rekonstruieren. Die Auswertung, Strukturierung und Validierung der dem Behandlungskontext inhärenten Probleme mündeten in fünfundvierzig Einzelproblemen, die zu fünf finalen Patientenanforderungen verdichtet werden konnten. Im zweiten Schritt analysierte der Verfasser dieser Arbeit die Funktionalität der eGK hinsichtlich der Fähigkeit, diesen fünf Anforderungen gerecht zu werden. Die vorliegende Potenzialanalyse hebt sich von den bisherigen Forschungsarbeiten zur eGK insbesondere durch zwei Merkmale ab: Erstens erfolgt die Analyse konsequent aus der Perspektive der Patienten und zweitens sind dabei die organisatorischen Rahmenbedingungen intensiv berücksichtigt worden. In dieser Abhandlung werden die Behandlungswege von fünf Patienten fallstudienbasiert aus einer ganzheitlichen Perspektive beleuchtet. Es wird gezeigt, dass fünf grundsätzliche Patientenanforderungen zu erfüllen sind. Diese fünf Anforderungen basieren auf Problemen, die erstens mit einer effizienten Informationslogistik, zweitens mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung, drittens mit der Versorgungskontinuität, viertens mit der Gesamtsteuerung der Behandlung und fünftens mit administrativen Aufgaben zusammenhängen. Auf dieser Basis konnten insgesamt zehn Fachanwendungen identifiziert und im Rahmen eines visionären Anwendungsfalles exemplarisch veranschaulicht werden, von denen angenommen wird, dass sie das Potenzial der geplanten Telematik-Infrastruktur (TI) hinsichtlich der Anforderungen der Patienten besonders gut ausschöpfen.

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