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Erkaufte Rückkehr? Die Abwanderung türkischer ›Gastarbeiter/innen‹ aus Westdeutschland von 1973 bis 1984.

Yildiz, Sakine 27 May 2019 (has links)
Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland lässt sich ohne Berücksichtigung der Geschichte der Migration nicht schreiben. Für die westdeutsche Gesellschaft hatte die Zu- und Ab-, Ein- und Auswanderung von Millionen Menschen eine eminente Bedeutung. Das deutsche »Wirtschaftswunder« wäre vermutlich nicht möglich gewesen, wenn nicht sieben Millionen erwerbsfähige Flüchtlinge und Vertriebene und bis zu 14 Millionen sogenannte »Gastarbeiter/innen« zugewandert wären. Nach dem Anwerbestopp 1973 trat eine große Zahl an arbeitslos gewordenen Migrant/innen die Rückkehr an, während durch die Dynamik des Familiennachzugs der Umfang der ausländischen Bevölkerung in der Bundesrepublik in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre anstieg. Im darauf folgenden Jahrzehnt erreichte die Abwanderung 1984 einen singulären Höhepunkt, der durch das Rückkehrhilfegesetz (RückHG) von 1983 ausgelöst wurde. Nicht-EG-Ausländer/innen erhielten eine Rückkehrhilfe in Höhe von 10.500 DM ausbezahlt, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllten und sich in dem Bewilligungszeitraum für eine freiwillige Rückkehr entschieden. Die finanzielle Unterstützung der freiwilligen Rückkehr von Ausländer/innen in Deutschland hat ihren Ursprung in den 1970er und frühen 1980er Jahren, als die Einwanderung ausländischer Arbeitnehmer/innen und ihrer Familien in der Bundesrepublik vielfach negativ wahrgenommen wurde und Politik wie Öffentlichkeit erkannten, dass mit einer baldigen Abwanderung der sogenannten ›Gastarbeiter/innen‹ nicht zu rechnen war. Obwohl sich schon seit Mitte der 1960er Jahre eine dauerhafte Niederlassung vieler ausländischer Arbeitnehmer/innen abzeichnete, hielten Deutsche wie auch Migrant/innen bis in die 1980er Jahre daran fest, dass ihr Aufenthalt in der Bundesrepublik nicht von Dauer sei. Diese Arbeit untersucht die bundesdeutsche Rückkehrförderungspolitik von 1973 bis 1984 und verfolgt das Ziel, die staatlichen und außerstaatlichen Akteure der türkischen und deutschen Migrationsregime zu durchleuchten. Die konkrete Fragestellung lautet: Warum vertraten verschiedene deutsche Akteure unterschiedliche Positionen in der Förderung der Rückkehr türkischer Arbeitnehmer/innen und welchen Einfluss hatten diese auf die deutsche Ausländerpolitik, die deutsch-türkischen Beziehungen sowie die Rückkehrentscheidung der türkischen Arbeitnehmer/innen in der Bundesrepublik? Dabei wird auch nach Erklärungen für die selektive Beschränkung des RückHG auf Nicht-EG-Ausländer/innen und insbesondere Türk/innen gesucht.

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