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Kaum zu fassen - Geheimnis06 October 2020 (has links)
Unser Wissen wird von Geheimnissen sowohl herausgefordert als auch beschränkt. Vielleicht wäre Kommunikation ohne Geheimnis gar nicht möglich, ebenso wenig alles, was mit Er- oder Beziehung zu tun hat. In diesem Semester wollen wir uns mit der Rolle des Geheimnisses – dem bewusst Verschwiegenen ebenso wie dem noch nicht Erkannten - beschäftigen. Architektur, Film, Politik und Literatur werden wir auf Geheimnis und Geheimniskrämerei, Biologie und Astrophysik auf ihre Erkenntnisgrenzen hin anschauen. Und nicht zuletzt wird Leipzig als Stadt der Geheimnisse - heute wie um 1900 - vorgestellt werden. Die Frage nach dem Geheimnis stellen, heißt Wissenschaft und Welt mit anderen Augen zu sehen und das Nicht-Sichtbare zugleich mitzudenken.
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Kosmos Sprache06 October 2020 (has links)
Sprache ist die zentrale Fähigkeit des Menschen, die ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. In den letzten Jahrzehnten ist fast unbemerkt von der Öffentlichkeit auf nahezu allen Gebieten im Bereich der Sprachforschung ein enormer Wissenszuwachs erfolgt und es sind bahnbrechende Entdeckungen gemacht worden. Hiervon in allgemein verständlicher Art zu berichten, ist das Ziel dieser Vorlesungsreihe. Wir laden alle ein, mit uns einzutauchen in den gewaltigen Kosmos Sprache und etwas zu lernen über die Vielfalt der Sprachen, über ihre geheimnisvollen Überschneidungen mit Melodie und Rhythmus, über Sprachen, die ohne Sprechen und Hören funktionieren, über die Verankerung der Sprache im Gehirn, über die Entstehung der Sprachfähigkeit im Laufe der Evolution des Menschen oder über den im Zuge der Globalisierung immer massiver voranschreitenden Untergang von Sprachen.
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Was für ein Glück?06 October 2020 (has links)
Jeder will es, jeder hat es, und jeder will mehr davon. Die Rede ist nicht von Geld oder Drogen oder Macht, sondern vom Glück. Geld macht ja bekanntlich ohnehin nicht glücklich – oder ist Glück doch käuflich? Süchtig macht es allemal. Wir suchen es, wo wir nur können, in der Liebe, im Spiel, in Gott oder im ganz Kleinen und Privaten. Wir finden es im Alltäglichen, genauso wie im Außergewöhnlichen, und haben wir es einmal gefunden, so ist es endlos, jedoch im nächsten Moment schon wieder vorbei. Aber meistens wissen wir ja eh nichts von unserm Glück. Was also kann uns die Wissenschaft sagen, zu diesem unfassbaren Glück? Kann sie denn überhaupt etwas dazu sagen? Oder stehen unsere Spezialisten dem Glück letzten Endes mit leeren Händen gegenüber? Kinderbuchverleger, Streetworker, Mönche, Mediziner, Sportler, Lottoveranstalter und Musiker – sie alle sprechen in diesem Semester über das Glück. Auch wenn wir am Ende das Glück vielleicht nicht fassen können, so werden wir doch eine Menge gelernt haben. Über andere Dinge. Wir freuen uns auf Sie!
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Räume der Erinnerung06 October 2020 (has links)
Keine Identität, weder von Personen noch Gruppen, ist ohne einen Bezug zur Vergangenheit denkbar. Erinnerungen hinterlassen räumliche Spuren, an denen wir das Verhältnis zur Vergangenheit ablesen können. Mit dem Rätsel der Erinnerung und ihren räumlichen Korrelationen wollen wir uns in diesem Semester beschäftigen. Der Bogen ist weit gespannt. Er reicht von Marcel Proust, dem sich die Kindheit durch einen Geschmack und Geruch ö_ net, zur Rechtsmedizin, die den Körper als Ort von Erinnerungen analysiert; von der Erinnerungsfunktion der Denkmäler und Festlichkeiten zum Kriegerschrein nach Tokio; und von den Traumpfaden australischer Ureinwohner wieder zurück nach Leipzig. Wir freuen uns auf viele Zuhörer, die mit uns auf diese Forschungsreise gehen.
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Alles fließt06 October 2020 (has links)
Alles fließt? Ja-, aber wohin, wie schnell und wozu?
In diesem Semester werden wir uns mit dem beschäftigen, was uns erhält und hinwegschwemmt - und aus dem wir zu einem großen Teil selbst bestehen: dem Wasser. Wir werden ein merkwürdiges Element kennen lernen mit seinen chemischen Anomalien, seinen Heilkräften, seinen musikalischen und religiösen Strömungen – ein Element, dass in vielen Mythen und literarischen Werken von großer symbolischer Bedeutung ist. Nicht zuletzt interessiert uns, welche Rolle das Wasser in der Wirtschaft und Ökologie Leipzigs spielt und wie es um unser Trinkwasser steht. Wir freuen uns auf viele Zuhörer, die mit uns auf diese Forschungsreise gehen wollen.
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Verborgene Schätze – Sammlungen und Museen an Universitäten06 October 2020 (has links)
Die Universität Leipzig, die im Jahre 2009 ihr sechshundertjähriges Jubiläum feiert, verfügt über bedeutende, eng mit ihrer eigenen Geschichte verbundene Sammlungen, die in Deutschland, aber auch darüber hinaus vielfach ihresgleichen suchen. Diese Sammlungen sind jedoch keine „normalen“ musealen Einrichtungen, sondern entfalten ihre wahre Wirkung und Bestimmung vor allem im Bereich der Lehre und der Forschung. Am Beispiel der Kunstsammlung der Universität, die Werke aus sieben Jahrhunderten, darunter Gemälde, Skulpturen und Grafiken enthält, lassen sich die besonderen Möglichkeiten erläutern: Als historisches „Sediment“ der Universitätsgeschichte, das angesichts fehlender älterer Universitätsbauten eine besonders wichtige Brücke zu dieser Vergangenheit darstellt, ist sie von grundlegender Bedeutung für die Identitätsstiftung. Dies gilt verallgemeinert sowohl für die verschiedenen historischen und kunstwissenschaftlichen, als auch für die naturwissenschaftlichen und medizinischen Sammlungen. Die entsprechenden Objekte erschließen den Studierenden nicht allein das Original, sondern zeigen zugleich Perspektiven für die Erforschung auf. Damit wird den Studierenden ein Instrumentarium vermittelt, das später in deren eigener beruflichen Praxis angewendet werden kann. Die Sammlungen bieten damit eine für die Studierenden seltene Gelegenheit, mit dem Studiengegenstand „auf Tuchfühlung“ zu gehen. Universitäre Sammlungen sind daher nicht Luxus, sondern Notwendigkeit und bedürfen der besonderen Förderung. Sammlungsbezogene Forschungen beleben nicht nur die Lehre, sondern befördern zugleich die kontinuierliche Auseinandersetzung mit diesen Sammlungsbeständen und deren weitere, lebensnahe Nutzung. Nur auf diese Weise können z. B. dringend benötigte Sammlungskataloge, Dokumentationen etc. erarbeitet werden, die auch methodisch auf dem neuesten Stand sind. Besonderer Wert wird dabei an unserer Universität auf interdisziplinäre Herangehensweisen gelegt, die durch die Sammlungsverantwortlichen und engagierte weitere Kollegen aus den verschiedensten Sparten unserer Universität erfolgreich umgesetzt werden. So steht im Falle der Kunstwerke der Kustodie nicht nur deren kunsthistorische, sondern darüber hinaus auch naturwissenschaftliche Erforschung auf dem Programm. Die Sammlungen sind demnach Orte, an denen sich die vielgerühmte Synthese von Theorie und Praxis vollziehen kann, was einer Umsetzung des Universalitätsgedankens gleichkommt. Was die in einer solchen Hochschule versammelte Expertise im Bereich der Erforschung ihrer Sammlungen auf die Beine stellt und künftig auf die Beine stellen wird, soll in dieser Vorlesungsreihe zur Anschauung kommen. Das berührt weit über eindrucksvolle Sammlungsbestände hinausgehende ideelle, materielle und methodische aber auch sammlungspolitische Aspekte. Es sollte deutlich werden, dass die vorhandenen Sammlungen ein Pfund dieser Hochschule sind, mit dem getrost gewuchert werden darf: Sie können einen wichtigen Standortvorteil im künftigen Wettbewerb um die besten Studenten darstellen.
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Leipzig, Stadt der Schriftsteller und Büchermacher06 October 2020 (has links)
Die Vorstellung von Leipzig als der Buchstadt steckt tief in unseren Köpfen, deutschen Köpfen, wie europäischen. Gehen wir Schritt für Schritt zurück in die vergangenen Jahrhunderte, so erscheint uns die alte sächsische Messestadt als paradiesischer Ort der Bücher, der Verleger, Buchhändler und nicht zu vergessen, der Schriftsteller. Das geistige Potential Europas lenkte immer wieder den Blick auf diese Stadt. Mit ihr sind bereits die wenigen sicheren Daten aus dem Leben des 1150 geborenen Minnesängers Heinrich von Morungen verbunden. Das allerdings war eher einem Zufall geschuldet. Doch bereits im 17. Jahrhundert hatten sich die Leipziger Verlage, Buchhandlungen und Druckereien in direkter Nachbarschaft der Universität konzentriert, nahe der Kreuzung der beiden größten Fernhandelsstraßen Europas, der Via Regia und der Via Imperii. Sie liefen auf die vier Stadttore zu und kreuzten sich in der Grimmaischen - und der Reichsstraße. Hier befanden sich auch die Büchergewölbe zahlreicher Buchhändler, die ein- bis zweimal im Jahr ihre Messen abhielten. Den Zeitpunkt der ersten Leipziger Buchmesse datiert Meyers Lexikon auf das Jahr 1493. Schon 300 Jahre später versammelten sich hier 71 Leipziger und 265 zugereiste Buchhändler.
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Virtuelle Welten06 October 2020 (has links)
Die reale Welt entspricht der natürlichen, physischen Außenwelt, deren Signale als Bilder, Buchstaben, Töne und Düfte von verschiedenen Menschen vergleichbar erlebt werden. Die virtuelle Welt entspricht einer abbildhaften oder fiktiven Welt. Sie gibt es seit jeher im Märchen, im Traum, in der darstellenden Kunst, in der Literatur, in der Politik und in der religiösen Erfahrung. Da diese „alte“ virtuelle Welt weitgehend von der menschlichen Phantasie, dem künstlerischen und religiösen Talent erschaffen ist, ist es eine primäre Welt. Die „neue“ virtuelle Welt ist das Kind des technologischen Zeitalters, das durch die Integration digitaler Technologien erwachsen geworden ist und sich heute als eine selbstständige, hochkomplexe Lebenswelt in der natürlichen Außenwelt etabliert hat. Diese virtuelle Welt ist primär maschinengesteuert. Sie beruht auf einem Netzwerk von High-Tech-Systemen, zu denen Computerterminale, Satellitensender und Telemaschinen gehören. Zusammen schaffen sie virtuelle Räume, deren Mauern aus Kabelkanälen, Telegrafendrähten, Faxmaschinen und Handys gebaut sind. In dieser elektronisch generierten Welt sind die Gesetze von Schwerkraft, Raum und Zeit aufgehoben. Die Datenspeicherung scheint unbegrenzt und erlaubt, die dem Menschen gesetzten Grenzen zu überschreiten. Gleichzeitig ist der Mensch nicht mehr das Maß der Dinge und vermehrt abhängig von den immateriellen Zeichen der technischen Telekommunikation. Die digitalen Netzwerke überschreiten Ländergrenzen und Kontinente, wodurch die physische Welt auf ein globales Dorf komprimiert wird. Der Prozess der Globalisierung hat alle Bereiche unseres Lebens erfasst, genannt seien die Naturwissenschaft mit der High-Tech-Medizin, die Wirtschaft mit den globalen Finanzmärkten, die Politik mit den transnational agierenden politischen Gemeinschaften, Kunst und Architektur, bei denen die klassischen menschlichen Proportionen aufgehoben sind. Virtuelle Welten und Globalisierung bedingen einander. Sie signalisieren den Beginn eines neuen Zeitalters. Das Studium universale hat für das Wintersemester 2004/05 das Programm mit dem Ziel ausgearbeitet, an die primäre virtuelle Welt unter verschiedenen Aspekten zu erinnern. Die Vorträge zur digitalen virtuellen Welt stellen beispielhaft deren Vor- und Nachteile dar und fordern zu einem emanzipierten und kontrollierten Umgang mit den neuen Möglichkeiten auf.
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Nicht vom Brot allein lebt der Mensch - Essen und Trinken gestern und heute06 October 2020 (has links)
Essen und Trinken gehören zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen. Ohne
Nahrungsaufnahme kann er vielleicht ein bis zwei Monate überleben, ohne Trinken allerdings nur wenige Tage. Im gesellschaftlichen Fokus steht in der jüngsten Zeit die gesunde Ernährung. Sie steht im Dienste des Schönheitsideals vom durchtrainierten, superschlanken Menschen. Viele Diäten und Nahrungsergänzungsstoffe sind auf dem Weg zum Schönheitsideal aufgestellt. Aber auch Verunsicherungen machen sich breit. Was kann man überhaupt noch essen in Anbetracht von BSE, Maul- und Klauenseuche, Vogelgrippe und Antibiotika belasteten Nahrungsmitteln. Eine Horrorbotschaft jagt die andere. Auch scheinbar ferne Ereignisse erreichen uns sehr unmittelbar. “Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein”, hatte der ärztliche Urvater Hippokrates (460 – 375 v. Chr.) empfohlen. Das trifft gerade noch für Vitamine und Mineralstoffe zu. Nahrungsmittel und Heilmittel haben sich sonst sehr weit voneinander entfernt. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein ... ” ist das Generalthema der neuen Ringvorlesung des Studium universale im Sommersemester 2004 an der Universität Leipzig. Das Bibelwort des Neuen Testaments betont die Ausweitung aller menschlichen Bedürfnisse in eine geistige Dimension, wie es in der Fortsetzung des Satzes zum Ausdruck gebracht wird.
Der Satz „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein” lässt auch eine weitere Denkrichtung zu. Vom Stückchen Brot als Grundvoraussetzung für das Überleben des Individuums leitet sich eine gesellschaftliche Dimension der Kultur des Essens und Trinkens in Form des religiösen Mahles (Eucharistie), des königlichen Mahles für die Untertanen (öffentliche Tafel), des Festbanketts zu politischen Anlässen ab. Die Esskultur weist viele landestypischen Merkmale auf. Jedes Land, ja sogar jeder Landstrich, hat sein charakteristisches Essen und Trinken. In der Ringvorlesung soll nicht so sehr das Was, sondern mehr das Wie des Essens und Trinkens betrachtet werden. Der Themenkreis der Ringvorlesung berührt viele dieser Aspekte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Wir werden die Hintergründe von religiösen Geboten und Verboten mancher Speisen und Getränke erfahren, werden von Essgewohnheiten der Vorfahren, von Essstörungen als individuellen Notruf, von der Wandlung des Geschmacks in den letzten hundert Jahren und anderen Themen in dieser Vorlesungsreihe hören.
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Mit Mann und Maus – Von Menschen und Tieren06 October 2020 (has links)
Wussten Sie, dass Vögel dazu übergegangen sind, die Klingelgeräusche von Handys nachzuahmen? Inzwischen gibt es aber auch Handymelodien, die Vogelstimmen nachahmen. Dieses kleine Beispiel zeigt, dass der Kontakt zwischen Menschen und Tieren immer wieder neue Formen annimmt. Im Laufe der Anthropogenese, der Abtrennung des Menschen vom Natur- und insbesondere Tierreich, hat das Tier immer eine besondere Bedeutung für die Selbstdefinition des Menschen gehabt. Religionen und Mythologien, aber auch die Wissenschaften beschäftigen sich mit dem Tier als einer zentralen Antwort auf die Frage nach der Stellung des Menschen auf der Erde. In unserer Ringvorlesung möchten wir diese Fragestellungen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchten. So gibt es zunächst eine reale Lebensgemeinschaft von Mensch und Tier bis in die Gegenwart hinein. Im Mittelalter und darüber hinaus diente das Tier etwa als medizinischer Helfer, gar Produzent von Wunderdrogen für den Menschen, während wir heute zunehmend mit Zivilisationskrankheiten bei Tieren konfrontiert werden. Letztere entstehen aus dem Tier als Nutzungsfaktor für die menschliche Ernährung, die zu Leistungsdruck und damit einhergehenden Defiziten für Tiere führen. Genetische Eingriffe wiederum ändern zum Teil mit verheerenden Auswirkungen die Lebensform des Tieres. Der Ort, an dem wir Kontakte mit der Tierwelt in der Moderne pflegen, ist der Zoologische Garten. Der Direktor des Leipziger Zoos wird uns – vor Ort! – erklären, worauf bei einer artgerechten Haltung der Tiere zu achten ist. Die Funktionalisierung des Tieres im Dienste des Menschen ist nicht zu trennen von den Bildern, die sich die Menschen von den Tieren machen. Daher werden sich mehrere Vorträge mit den imaginären Tierwelten beschäftigen, die unsere Mythen, Träume und Religionen, aber auch die Literatur beherrschen. Welche Rolle spielt das Tier im Christentum im Vergleich zum Hinduismus, zum germanischen Mythos oder in der ägyptischen Kultur? Welche Bildlichkeiten werden in der christlichen Ikonographie symbolisch für menschliche Eigenschaften, Schwächen und Fähigkeiten benutzt? In welcher Weise wird in literarischen Texten mit dem Affen als dem Doppelgänger des Menschen gespielt? Eine Lesung mit Schauspielerinnen und Schauspielern wird uns schließlich eine literarische Karawane von Kamelen, Pferden, Straußen und Elefanten präsentieren. Wir erhoffen uns von der Ringvorlesung, dass sie Ihren und unseren Blick auf das Tier verändert.
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