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Untersuchungen zu Größe, Struktur und Gesundheitszustand der Population freilebender Katzen und deren Einflussfaktoren in der Stadt Leipzig

Einleitung: Durch geeignete Umweltbedingungen und ein reiches Nahrungsangebot können freilebende Katzen in städtischen Gebieten rasant eine hohe Populationsdichte erreichen. Zur Reduktion der Population freilebender Katzen gelten TNR-Programme international als Methode der Wahl. Der § 13b TierSchG ermöglicht den Landesregierungen, in Gebieten, in denen eine hohe Populationsdichte freilebender Katzen, welche einen schlechten Gesundheitszustand verbunden mit Schmerzen, Leiden und Schäden aufweisen, den Freigang fortpflanzungsfähiger Katzen zu verbieten sowie eine Kennzeichnung und Registrierung anzuordnen. Zuvor muss geprüft werden, ob bereits durchgeführte regulatorische Maßnahmen zu keiner langfristigen Verminderung der Population geführt haben. Seit Beginn der 90er Jahre werden freilebender Katzen in einem von der Stadt Leipzig initiiertem Kastrationsprogramm eingefangen, in einer beteiligten Kleintierpraxis kastriert und wieder an der Einfangstelle ausgesetzt.
Ziel der Untersuchung: Das Ziel dieser Arbeit war es, die Entwicklung der Kastrationszahlen unter zeitlichen und geographischen Gesichtspunkten zu analysieren. Ebenso sollte der Gesundheitszustand der freilebenden Katzen, mit besonderem Augenmerk auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten und Zoonosen, sowie die Größe und Struktur der Katzengruppen an den Futterstellen ermittelt werden. Des Weiteren sollte der Kastrationsstatus der Freigängerkatzen in der Stadt Leipzig bestimmt werden.
Tiere, Material und Methoden: Die im Rahmen des Kastrationsprogrammes erhobenen Daten des Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamtes (1990 bis 2020) sowie die der Tierschutzvereine (2016 bis 2020) wurden retrospektiv ausgewertet. Diese Daten gaben Informationen über Einfangdatum, Fangort, Geschlecht, die durchgeführten Maßnahmen (Kastration, Behandlung) sowie den Verbleib der freilebenden Katzen. Katzen, die im Untersuchungszeitraum (Okt. 2017 bis Juli 2020) zur Kastration eingefangen wurden, wurden klinisch untersucht (Erfassung und Dokumentation von Signalement, BCS (5 Stufen), klinische Befunde incl. Ektoparasiten). Weiterhin erfolgte eine Probenentnahme (Serum, Rachen-, Nasen- und Rektalabstrich, Kot) mit anschließender Untersuchung auf die Infektionserreger FHV und FCV (VI, PCR), FCoV, FeLV und FIV (ICA), FPV (ICA, VI und PCR) und auf Endoparasiten (kombiniertes Sedimentations-Flotations-Verfahrens) incl. C. parvum und G.duodenalis (ICA). An Futterstellen für freilebende Katzen wurden mittels Wildkameraaufnahmen Beobachtungen (72 Std.) durchgeführt. Die Auswertung der Aufnahmen gaben Informationen über Anzahl der Katzen, Alter, Geschlecht, Kastrationsstatus, Ernährungszustand, Gesundheitszustand, Verhalten der Katzen dem Betreuer bzw. anderen Katzen gegenüber sowie weitere Wildtiere an der Futterstelle. Die Daten wurden mit den Angaben der Betreuer auf den zuvor ausgehändigten Fragebogen abgeglichen. Von Juni 2018 bis August 2019 konnten Katzenbesitzer online sowie im Wartebereich von 35 Kleintierpraxen Angaben zu Geschlecht, Alter und Haltungsart sowie zum Kastrationsstatus, zur Kennzeichnung und Registrierung ihrer Katzen in einem Haustierregister auf einen anonymen Fragebogen machen.
Ergebnisse: Im Rahmen des Kastrationsprogrammes wurden in den Jahren 1991 bis September 2020 insgesamt 10.685 (24 - 704; Median 332) freilebende Katzen kastriert. Nach einer kurzen Anlaufphase wurde 1995 der Maximalwert erreicht. In den folgenden Jahren sank die Zahl der kastrierten Katzen pro Jahr langsam ab (2012 bis 2019 im Mittel 128 Kastrationen pro Jahr). 2016 bis 2019 wurden zusätzlich 397 freilebende Katzen durch die Tierschutzvereine zur Kastration eingefangen. Zum Zeitpunkt der Kastration konnten 204 freilebende Katzen (64 % weiblich) klinisch untersucht werden. Der BCS zeigte eine Normalverteilung (67 % BCS 3/5). Bei der Hälfte der Tiere (51 %) konnten klinische Veränderungen (20,6 % Zähne, 12,2 % Ohr, 10 % Maulhöhle, u.a.) festgestellt werden, wobei 17 % Veränderungen zeigten, die auf eine Infektionskrankheit hindeuteten. Sechzig Prozent zeigten einen Befall mit Ektoparasiten (55% Flöhe, 23% Ohrmilben, 10 % Zecken, 8% Haarlinge, 4% Herbstgrasmilben). Das FCV wurde mit einer Prävalenz von 12,8 %, die Retroviren FeLV und FIV mit 2,1 % und 4,2 % und das FCoV mit 6,3 % nachgewiesen. Das FPV-Antigen konnte bei zwei Katzen, das FPV-Virus bei einer Katze und die FPV-DNA bei 28 Tieren nachgewiesen werden. Die Hälfte der Tiere zeigte einen Befall mit Endoparasiten (49,6 %) wobei es sich bei 44,4 % um Nematoden (4,2 % Capillaria spp., 40,3 % Toxocara cati) und bei 6,9 % um Cestoden (6,9 % Familie Taenidae) handelte. Koproantigen von G. duodenalis konnte mit einer Prävalenz von 34,2 % und von C. parvum mit 1,4 % nachgewiesen werden. Im Untersuchungszeitraum konnten an 31 Futterstellen 1 bis 9 (Median 3) Beobachtungen durchgeführt werden, an denen 0 bis 13 (Median 5) freilebende Katzen (39 % Geschlecht fraglich, 33 % männlich, 28 % weiblich) betreut wurden. Als eindeutig unkastriert wurden 9 % der Katzen eingestuft (68 % Status fraglich). Der BCS zeigte eine Rechtsverschiebung mit 33 % übergewichtigen Katzen. Makroskopisch konnten bei 23 % der Katzen klinische Veränderungen beobachtet werden. Ein zutrauliches Verhalten zeigten 19 % und 62 % kamen erst in Abwesenheit der Betreuer an die Futterstelle. Bei 79 % der Aufnahmen waren weitere Spezies zu beobachten. Die Auswertung der 2695 Fragebögen ergab, dass 65,7 % ihre Katzen ausschließlich in der Wohnung halten. Die Mehrzahl der Katzen (91,8 %) wurde kastriert. Von den 34 % mit einem Chip gekennzeichneten Katzen, wurden 80 % in einem Haustierregister registriert. Vier Prozent der Katzen, die Zugang zum Freien (32,7 %) haben, waren nicht kastriert.
Schlussfolgerungen: Die sinkende Zahl der Kastrationen bei freilebenden Katzen zeigen die positive Wirkung des Kastrationsprogrammes der Stadt Leipzig auf die Entwicklung der Größe der Population freilebender Katzen. Die im Rahmen der Studie untersuchten und erfassten freilebenden Katzen weisen nicht auf einen ‚kritischen‘ Gesundheitszustand in der Population hin.:Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Literatur
2.1 Maßnahmen zur Populationsregulation
2.1.1 Trap, neuter and return Programme
2.1.2 Tötung freilebender Katzen
2.1.3 Nichtchirurgische Kontrazeptionsmaßnahmen
2.2 Virusinfektionen der Katze
2.2.1 Felines Calicivirus
2.2.2 Felines Herpesvirus
2.2.3 Felines Leukosevirus
2.2.4 Felines Immundefizienz Virus
2.2.5 Felines Parvovirus
2.2.6 Felines Coronavirus
3 Tiere, Material und Methoden
3.1 Tiere
3.2 Material
3.2.1 Zellkultur
3.2.2 Medien
3.2.3 Geräte, Identifizierungssysteme, Laborbedarf, Material zur Probenentnahme, Reagenzien
3.3 Methoden
3.3.1 Klinische Untersuchung freilebender Katzen im Rahmen des Kastrationsprogrammes
3.3.2 Probenentnahme bei freilebenden Katzen im Rahmen des Kastrationsprogrammes
3.3.3 Untersuchung auf Virusinfektionen
3.3.4 Untersuchung auf Endoparasiten
3.3.5 Retrospektive Daten des Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamtes der Stadt Leipzig (1990 bis 2020)
3.3.6 Retrospektive Daten der Tierschutzvereine der Stadt Leipzig (2016 bis 2019)
3.3.7 Untersuchungen an den Futterstellen
3.3.8 Anonymer Fragebogen für Katzenhalter
3.4 Statistik
4 Ergebnisse
4.1.1 Klinische Untersuchung freilebender Katzen
4.1.2 Untersuchung auf Virusinfektionen
4.1.3 Untersuchung auf Endoparasiten
4.2 Retrospektive Daten des Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamtes der Stadt Leipzig (1990 bis 2020)
4.3 Retrospektive Daten der Tierschutzvereine der Stadt Leipzig
4.4 Zusammenfassende Darstellung der Kastration freilebender Katzen eingefangen durch das Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt und die Tierschutzvereine der Stadt Leipzig
4.5 Untersuchungen an den Futterstellen
4.5.1 Fragebogen für Betreuer der Futterstellen
4.5.2 Beobachtungen an den Futterstellen
4.6 Anonymer Fragebogen für Katzenhalter
5 Diskussion
5.1 Untersuchung freilebender Katzen im Rahmen der Kastration
5.2 Retrospektive Daten (Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt der Stadt Leipzig und Tierschutzverein)
5.3 Untersuchungen an den Futterstellen
5.4 Anonymer Fragebogen für Katzenhalter
5.5 Abschließende Diskussion und Schlussfolgerungen
6 Zusammenfassung
7 Summary
8 Literaturverzeichnis
9 Anhang
9.1 Untersuchungsbogen klinische Untersuchung
9.2 Fragebogen für Betreuer von Futterstellen
9.3 Anonyme Umfrage Katzenbesitzer Leipzig und Umgebung
9.4 Abbildungen Anzahl beobachteter Katzen pro Aufnahme an den einzelnen Futterstellen
9.5 Darstellung der Anzahl der Kastrationen freilebender Katzen in den einzelnen Postleitzahlgebieten der Stadt Leipzig für die Jahren 1991 bis 2020 (Daten Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt der Stadt Leipzig)
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:88102
Date16 November 2023
CreatorsGroßmann, Rebecca Rita
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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