In Caroline Enges Analyse von Weiblichkeit im Kontext der Entfremdungserfahrung am Beispiel von Christoph Heins Novelle Der fremde Freund (1982) liegt der Fokus primär auf dem persönlichen Diskurs der Ich-Erzählerin, in dem sich durch eine Gegenüberstellung von Verdrängen und Begehren die Widersprüche zwischen erzähltem und erzählendem Ich manifestieren. Caroline Enge arbeitet heraus, wie durch die Einbettung dieses Monologs in den Kontext der DDR das Spannungsverhältnis zwischen politischem System und dem eigenen Empfinden von Entfremdung deutlich wird und wie die Problematik anhand der Auseinandersetzung mit einem traditionellen Frauenbild zugespitzt wird; mit einem Frauenbild, das auch im sozialistischen Staat keine Alternativen für individuelle Bestimmungen des Frau-Seins bietet und so die Konstitution einer eigenen Subjektivität der Protagonistin unmöglich macht. Der Beitrag analysiert das Scheitern dieser weiblichen Selbstidentifikation mithilfe feministischer und psychoanalytischer Literaturtheorie und zeigt, dass die Identitätsproblematik dabei nicht allein als Folge individuell-biographischer Erlebnisse zu verstehen ist, sondern dass die stillschweigende Anpassung der Ich-Erzählerin an patriarchale Herrschaftsverhältnisse in Zusammenwirkung mit den (Gewalt-)Erfahrungen in der funktionalen Gesellschaft erfolgt.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:85246 |
Date | 05 May 2023 |
Creators | Enge, Caroline |
Publisher | Leipziger Universitätsverlag |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:bookPart, info:eu-repo/semantics/bookPart, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | 978-3-96023-408-1 |
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