Die Masterarbeit behandelt die Theorie des erschöpften Selbst des französischen Soziologen Alain Ehrenberg. Diese beschreibt die Zunahme von depressiven Erkrankungen als Produkt der Individualisierung und der omnipräsenten gesellschaftlichen Erwartungen an die Einzelnen. Initiative und Selbstverwirklichung sind mittlerweile nicht nur Hoffnungen und Wünsche der Individuen, sondern werden gesellschaftlich gefordert, die freie Entfaltung wurde zu einem psychosozialen Zwang. Ein Produkt dieser widersprüchlichen Prozesse ist laut Ehrenberg das Störungsbild Depression, welche das genaue Negativ der sozialisierten Werte darstellt. Die Masterarbeit verbindet diese Erkenntnisse mit Männlichkeitstheorien von Raewyn Connell und Pierre Bourdieu unter den Fragestellungen, wie männlich sozialisierte Personen mit Depressionen umgehen und welche Zuschreibungen an das männliche Geschlecht die Diagnostik und den Verlauf einer depressiven Erkrankung beeinflussen können. Auffällig ist, dass Männer statistisch sehr viel seltener von Depressionen betroffen sind und laut Empirie einen spezifisch geschlechtlich kodierten Umgang mit Emotionen aufweisen. Um diese Grundlagen abzugleichen, finden sich zwei problemzentrierte Interviews in der Masterarbeit. Sowohl ein Mann als auch eine Frau mit dem Störungsbild Depression wurden befragt, vergeschlechtliche Unterschiede wurden dabei aber kaum gefunden. Es wurden eher die Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern sowie die Heterogenität und Universalität der depressiven Störung ersichtlich. Andere Werte wie Liebe, Wertschätzung und Zeit in Erziehung und Sozialisation, eine neue Auffassung von Individualität und Gemeinschaft sowie die Dekonstruktion von Geschlechtsunterschieden werden als mögliche Wege aufgezeigt, um die Spezifika männlicher Depressionen aufzulösen. Ein wichtiges Ziel der Arbeit ist es, soziologische und psychologische Erkenntnisse zu verbinden und Forderungen für die psychische Gesundheit aller (mit Augenmerk auf männlich sozialisierte Individuen) zu formulieren.:1 Einleitung
2 Begriffsklärung
2.1 Depression/Burnout
2.2 Sozialisation, Gender und Männlichkeit
3 Theoretischer Zugang
3.1 Gesellschaftliche Wandlungsprozesse: Individualisierung, Beschleunigung und
Vergeschlechtlichung
3.2 Alain Ehrenbergs Theorie des erschöpften Selbst
3.3 Männlichkeitstheorien
4 Die männliche Depression
4.1 Zahlen/Statistiken
4.2 Mögliche Ursachen der Depression und des Gender Gaps
4.3 Symptome und Verlauf
4.4 Geschlechtsspezifischer Umgang mit Depressionen
4.4.1 Emotionen, Ausagieren und Beziehungen
4.4.2 Hilfesuchverhalten
4.4.3 Selbstmedikation: Alkohol- und Drogensucht
4.4.4 Suizidversuche und Selbsttötungen
5 Die Interviews
5.1 Konstruktion des Fragebogens
5.2 Durchführung der Interviews
5.3 Auswertung
5.4 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
5.4.1 Arbeitserfahrung im Kontext von Beschleunigung
5.4.2 Belastung und Erschöpfung im Arbeitskontext
5.4.3 Beziehungserfahrung im Kontext von Individualisierung
5.4.4 Individualisierung als ambivaloxer Prozess
5.4.5 Verlauf und Symptome der Depression
5.4.6 Hilfesuchverhalten und –erfahrung
5.4.7 Umgang mit Psyche und Depression
5.4.8 Geschlechtsspezifischer Umgang
5.5 Reflexion
6 Zusammenhang Psyche, Geschlecht und Gesellschaft
6.1 Männliche Depression als Ermächtigungsstrategie
6.2 Die Konstruktion von Differenz bei Geschlecht
6.3 Die ‚Krise der Männlichkeit‘
6.4 Die Konstruktion psychischer ‚Normalität‘ und individuellen Leidens
6.5 Zusammenhang Individualisierung und Vergeschlechtlichung, Depression und Geschlecht
7 Möglichkeiten der gesellschaftlichen Transformation
7.1 Vergeschlechtliche Dimension: Kritische Männlichkeit oder Feminismus für Männer
7.2 Die Depression als politische Forderung: Die Werte der Individualisierung neu
ausrichten!
7.3 Utopie: Die Transformation zur Gesellschaft der Interdependenz
8 Fazit und Reflexion
9 Literaturverzeichnis
10 Anhang
10.1 Interviewfragebogen
11 Erklärung / The master thesis deals with the theory 'The Fatigue of being oneself - Depression and society' of the French sociologist Alain Ehrenberg. It describes the increase of depressive disorder as a product of individualization and the omnipresent social expectations brought to the individual. Initiative and self-realization are not just hopes and wishes of individuals, they are socially demanded, free development has become a psychosocial compulsion. According to Ehrenberg, one product of these contradicting processes is depression, which is the exact negative of the socialized values. The master thesis combines these findings with the theories of masculinity by Raewyn Connell and Pierre Bourdieu to analyse the questions of how male socialized people deal with depression and which attributions to the male gender can influence the diagnosis and course of a depressive disorder. It is noticeable that, statistically, men are much less affected by depression and, according to empirical evidence, have a specifically gender-coded way of dealing with emotions. In order to compare these basics, there are two problem-centered interviews in the master thesis. Both a man and a woman with the depressive disorder were surveyed, but gender differences were hardly found. Rather, the similarities between the sexes and the heterogeneity and universality of the depressive disorder became apparent. Other values such as love, appreciation and time in upbringing and socialization, a new understanding of individuality and community as well as the deconstruction of gender differences are shown as possible ways to resolve the specifics of male depression. An important aim of the work is to combine sociological and psychological knowledge and to formulate demands for the mental health of all (with attention to male socialized individuals).:1 Einleitung
2 Begriffsklärung
2.1 Depression/Burnout
2.2 Sozialisation, Gender und Männlichkeit
3 Theoretischer Zugang
3.1 Gesellschaftliche Wandlungsprozesse: Individualisierung, Beschleunigung und
Vergeschlechtlichung
3.2 Alain Ehrenbergs Theorie des erschöpften Selbst
3.3 Männlichkeitstheorien
4 Die männliche Depression
4.1 Zahlen/Statistiken
4.2 Mögliche Ursachen der Depression und des Gender Gaps
4.3 Symptome und Verlauf
4.4 Geschlechtsspezifischer Umgang mit Depressionen
4.4.1 Emotionen, Ausagieren und Beziehungen
4.4.2 Hilfesuchverhalten
4.4.3 Selbstmedikation: Alkohol- und Drogensucht
4.4.4 Suizidversuche und Selbsttötungen
5 Die Interviews
5.1 Konstruktion des Fragebogens
5.2 Durchführung der Interviews
5.3 Auswertung
5.4 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
5.4.1 Arbeitserfahrung im Kontext von Beschleunigung
5.4.2 Belastung und Erschöpfung im Arbeitskontext
5.4.3 Beziehungserfahrung im Kontext von Individualisierung
5.4.4 Individualisierung als ambivaloxer Prozess
5.4.5 Verlauf und Symptome der Depression
5.4.6 Hilfesuchverhalten und –erfahrung
5.4.7 Umgang mit Psyche und Depression
5.4.8 Geschlechtsspezifischer Umgang
5.5 Reflexion
6 Zusammenhang Psyche, Geschlecht und Gesellschaft
6.1 Männliche Depression als Ermächtigungsstrategie
6.2 Die Konstruktion von Differenz bei Geschlecht
6.3 Die ‚Krise der Männlichkeit‘
6.4 Die Konstruktion psychischer ‚Normalität‘ und individuellen Leidens
6.5 Zusammenhang Individualisierung und Vergeschlechtlichung, Depression und Geschlecht
7 Möglichkeiten der gesellschaftlichen Transformation
7.1 Vergeschlechtliche Dimension: Kritische Männlichkeit oder Feminismus für Männer
7.2 Die Depression als politische Forderung: Die Werte der Individualisierung neu
ausrichten!
7.3 Utopie: Die Transformation zur Gesellschaft der Interdependenz
8 Fazit und Reflexion
9 Literaturverzeichnis
10 Anhang
10.1 Interviewfragebogen
11 Erklärung
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:74491 |
Date | 21 April 2021 |
Creators | Henze, Kathleen |
Contributors | Kollmorgen, Raj, Schmidt, Matthias, Hochschule Zittau/Görlitz |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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