Sozio-kulturelle Beziehungen zwischen Orient und Okzident haben über die
Jahrhunderte vielfältige Interpretationen erfahren. Ideologische Stereotype
stehen dabei neben als naturgegeben wahrgenommenen Polaritäten, fiktive
Szenarien treffen auf sachliche oder romantisierende Vergleiche von Kulturräumen und Volkscharakteren.
Terminologisch sind es von den vier Himmelsrichtungen der Osten und
der Westen, die historisch das ambivalente Begriffspaar Orient und Okzident
geprägt haben. In vielen europäischen Sprachen haben Orient und Okzident
lateinische Wurzeln. Auf die Sonne bezogen, hieß oriens »aufgehend«, occidens
»untergehend«, ursprünglich östlich und westlich von Rom. Andere Sprachen setzen Orient und Okzident mit Osten und Westen gleich, so im Russischen vostok und zapad oder im Arabischen al-sharq und al-gharb. Dabei
wird aus geographischer Sicht der Osten oft stärker unterteilt als der Westen,
im Deutschen als Naher, Mittlerer und Ferner Osten, im Englischen Near,
Middle und Far East, im Russischen Blizhnyj, Srednyj und Dalnyj Vostok.
Seit dem 16. Jahrhundert ist im Deutschen für Orient und Okzident synonym Morgenland und Abendland anzutreffen. Andere Sprachen kennen diese
Begriffe nicht, sie werden dort meist unter Osten/Orient und Westen/Okzi
dent subsumiert.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:87677 |
Date | 26 October 2023 |
Creators | Hoffmann, Gerhard |
Publisher | Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V. |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:book, info:eu-repo/semantics/book, doc-type:Text |
Source | Texte zur politischen Bildung |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-876756, qucosa:87675 |
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