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Einflüsse einer tiefen Palmarnervenanästhesie oder einer Hufgelenkanästhesie inner-halb von 36 Stunden auf Bilder einer Niederfeld-MRT beim Pferd– eine retrospektive Studie

Einleitung: Magnetresonanztomographie-Untersuchungen (MRT) des Hufbereiches am stehenden Pferd gewinnen stetig an Bedeutung in der Pferdemedizin. Um diese teure und aufwändige Untersuchung durchführen zu können, muss die Lokalisation der Lahmheitsursache auf den Hufbereich bestätigt sein. In der Regel werden Lokalanästhesien erst kurz vor der Bildgebung durchgeführt und können Einflüsse auf die MRT-Bilder haben. Allerdings liegen derzeit nur wenige Untersuchungen zu diesen Einflüssen vor. Insbesondere ist unklar, wie sich eine nur wenige Stunden vor der MRT durchgeführte Injektion eines Lokalanästhetikums auf das Gewebe und die Darstellung auswirkt.

Ziele der Untersuchungen: Die vorliegende Studie untersuchte den Einfluss einer tiefen Palmarnervenanästhesie (TPA) und einer Hufgelenkanästhesie (HGA) auf die Befundung unmittelbar vor der Durchführung einer Niederfeld-MRT unter klinischen Bedingungen.

Tiere, Material und Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Studie in einer privaten Tierklinik. 260 Warmblutpferde und 326 Gliedmaßen dieser Pferde entsprachen den Einschlusskriterien. Diese teilten sich in die Untersuchungsgruppen, an welchen eine TPA oder HGA innerhalb 36 h vor der MRT durchgeführt wurde, sowie eine Kontrollgruppe. Bei der Kontrollgruppe wurden innerhalb 72 h vor der MRT keine TPA oder HGA durchgeführt. MRT-Bilder wurden anhand eines Niederfeld-Systems (0,27 T) am sedierten Pferd erstellt. Die Untersuchungen beinhalteten 3D T2*- und T1-gewichtete GRE- und 2D STIR FSE-Sequenzen im Sagittal , Frontal- und Transversalschnitt. Es wurden 22 G Kanülen verwendet und maximal 1,5 ml (subkutan) Mepivacaine bzw. maximal 5 ml (intrasynovial) Mepivacaine appliziert. Zur Bewertung der Injektionsbereiche anhand der Untersuchungsparameter wurden Gradeinteilungen erarbeitet. Der TPA-Injektionsbereich wurde auf eine Gewebsreaktion, mögliche Stichkanäle und Suszeptibilitätsartefakte untersucht. Hufgelenke wurden anhand ihrer Gelenkfüllung und auf das Erscheinungsbild einer Synovialitis beurteilt. Der Injektionsbereich der Hufgelenke wurde auf mögliche Stichkanäle und Suszeptibilitätsartefakte untersucht. Zudem wurden alle Linien im Bereich der Injektionen erfasst. Durch weitere Charakterisierungen der Linien wurden Unterschiede zwischen Stichkanälen und anderen Artefaktlinien analysiert. Die Bewertungen wurden subjektiv verblindet durchgeführt.
Zur statistischen Auswertung wurden Kreuztabellen aus Untersuchungs- und Kontrollgruppe sowie den einzelnen Untersuchungsparametern erstellt. Für die statistische Auswertung wurde das Programm SPSS Statistics (IBM SPSS Statistics Subscription 1.0.0.1447, IBM Corpo-ration) verwendet. Statistisch wurden Zusammenhänge zwischen einer zuvor durchgeführten Lokalanästhesie und Veränderungen im Injektionsbereich getestet. Die Abhängigkeit der Variablen wurde anhand des Chi-Quadrat-Tests bzw. des Exakten Tests nach Fisher überprüft. Als signifikant wurde p ≤ 0,05 angesetzt.

Ergebnisse: Im Bereich der TPA konnten keine Gewebsreaktionen oder der Verdacht auf Stichkanäle erfasst werden. Dünne oder verwaschene iso- bis hyperintense oder hypointense Linien im Bereich der TPA konnten in der Untersuchungs- und Kontrollgruppe in allen Wichtungen und Schnittebenen identifiziert werden. Die meisten Linien (91 %) wurden nur in T1w GRE erfasst. Es konnte keine Korrelation zwischen einer TPA und dem Erscheinungsbild (inklusive Wichtung) der Linien festgestellt werden. In 12 % der Fälle wurden hypointense rundliche Strukturen im Sinne eines Suszeptibilitätsartefakts im Bereich der TPA identifiziert. Es konnte kein Zusammenhang mit einer zuvor durchgeführten Injektion gezeigt werden. Nur im Fall der durchgeführten Hufgelenkanästhesien im Zeitraum von 6 bis 12 h vor der MRT konnte eine vermehrte Hufgelenkfüllung signifikant öfter festgestellt werden als in der Kontrollgruppe (p < 0,05). Das Erscheinungsbild einer Synovialitis zeigte im Auftreten keine Korrelation mit einer zuvor durchgeführten Hufgelenkanästhesie. Ein Stichkanal im Bereich der Hufgelenkanästhesie wurde signifikant häufiger in Gliedmaßen identifiziert, an denen eine Hufgelenkanästhesie durchgeführt wurde (p < 0,05). In den untersuchten Zeitfenstern blieb dieser signifikante Zusammenhang nur in der Gruppe, welche 6 - 12 h vor der MRT in das Hufgelenk injiziert wurden, bestehen (p < 0,05). Dünne und verwaschene iso- bis hyperintense Linien im Bereich der Hufgelenkanästhesie konnten in allen Wichtungen und Schnittebenen sowohl in der Untersuchungs- als auch in der Kontrollgruppe identifiziert werden, am häufigsten (65 %) sowohl in einer T1w GRE als auch einer T2*w GRE. Hypointense Linien wurden nur in der Kontrollgruppe dokumentiert. Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem Erscheinungsbild (inklusive Wichtung) der Linien und einer zuvor durchgeführten Hufgelenkanästhesie gezeigt werden. Hypointense rundliche Strukturen wurden in 4 % der Fälle im Bereich der Hufgelenkanästhesie dokumentiert. Eine Korrelation zu einer zuvor durchgeführten Injektion konnte jedoch nicht ermittelt werden.

Schlussfolgerungen: Eine TPA innerhalb von 36 h vor einer MRT-Untersuchung beeinflusst das Bild nicht. Hufgelenkanästhesien vor einer MRT-Untersuchung sollten vermieden werden, insbesondere 6 bis 12 h vor einer geplanten Untersuchung.
Artefakte im Hufbereich treten im MRT-Bild häufig auf. Eine Charakterisierung von Linien, um zwischen Stichkanälen und anderen Artefaktlinien differenzieren zu können, konnte nicht erarbeitet werden. Folglich bleibt die Bewertung eines Stichkanals eine subjektive und damit unsichere Komponente. Verwaschene iso- bis hyperintense Linien scheinen jedoch eine höhere Wahrscheinlichkeit für den Nachweis eines Stichkanals aufzuweisen. Ein Zusammenhang zwischen Suszeptibilitätsartefakten und zuvor durchgeführten Lokalanästhesien konnte nicht nachgewiesen werden.:Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
2 Literaturübersicht
2.1 Equines Palmares Huf-Syndrom
2.2 Ausgewählte Anästhesien zur Diagnose des Equinen Palmaren Huf-Syndroms
2.2.1 Tiefe Palmarnervenanästhesie
2.2.2 Hufgelenkanästhesie
2.3 Magnetresonanztomographie in der Pferdemedizin
2.3.1 Grundlagen der Magnetresonanztomographie
2.3.1.1 Pulssequenzen
2.3.1.2 Bildqualität
2.3.1.3 Artefakte in der Niederfeld-MRT
2.3.2 Magnetresonanztomographie des Hufes mit dem Schwerpunkt Hufgelenk
2.3.3 Ausgewählte Einflüsse auf die Magnetresonanztomographie beim Pferd
3 Ziel der vorliegenden Studie
4 Tiere, Material und Methoden
4.1 Tiere
4.2 Material und Methoden
4.2.1 Gruppeneinteilung
4.2.2 Durchführung der Lokalanästhesien
4.2.3 Magnetresonanztomographische Untersuchung
4.2.4 Gradeinteilungen der Untersuchungsparameter
4.2.5 Auswertung und statistische Analyse
5 Ergebnisse
5.1 Ergebnisse im Bereich der tiefen Palmarnervenanästhesie
5.2 Ergebnisse im Bereich der Hufgelenkanästhesie
6 Diskussion
7 Zusammenfassung
8 Summary
9 Literaturverzeichnis

Persönliche Danksagung

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:87784
Date30 October 2023
CreatorsPetry, Lena Maria
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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