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Tanz- und Unterhaltungsmusik in DresdenBretschneider, Simon 14 September 2018 (has links)
Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich der Tanzmusik-Markt zu internationalisieren und die europäischen Staaten orientierten sich zunehmend an Trends, die von den USA ausgingen. Die Übernahme afroamerikanischer Charakteristika in die Interpretation, Instrumentation und Kompositionen europäischer Tanz- und Unterhaltungsmusik (TUM) wurde ab den 1930er Jahren, in der Hochzeit swingender Bigbands, zur Regel. Ich möchte in der vorliegenden kulturwissenschaftlichen Arbeit der Frage nachgehen, inwieweit diese Internationalisierung der TUM im Osten Deutschlands nach 1945 weiterhin Bestand hatte. Dort galt ja die USA und der Westen nun als »Klassenfeind«. Gelang es der staatlichen Kulturpolitik, das sozialistische Musik-Feld in ihrem Sinne zu dominieren? Wurde also in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und frühen DDR eine andere, »nationalere« und sozialistischere Tanzmusik produziert und rezipiert als in Westdeutschland?
Mittels einer hermeneutischen Untersuchung relevanter Musikdiskurse und einer möglichst umfassenden Einbeziehung aller im Musik-Feld tätigen Akteure und ihrer Strategien gelang es mir, ein differenziertes Bild zu zeichnen. Ein Ergebnis ist die Diagnose zweier getrennter Welten: einer Kulturpolitik, welche die öffentliche zensierte Meinung in der DDR bestimmte und westlich beeinflusste Tanzmusik ablehnte. Und andererseits das Musikgeschäft in alltäglichen Tanzabenden, Radioprogrammen und Schallplattenproduktionen, welches gezwungen war, sich an internationalen Trends zu orientieren, wollte es nicht Tänzer brüskieren oder Hörer an die »Westsender« verlieren. Diese Kluft zwischen Intention und Wirklichkeit, unter der vor allem die ausübenden Tanzmusiker zu leiden hatten, konnte zumindest bis zum Mauerbau 1961 nicht überwunden werden. Das lag unter anderem auch an der Uneinigkeit unter den staatlichen Musikexperten, wie genau die Kriterien einer vom Westen unabhängigen Tanzmusik auszusehen haben. Die vorliegende Arbeit untersucht eingehend das Tanzmusikgeschäft in Dresden, hat aber den Anspruch, auch für andere Städte der DDR in diesem Zeitraum zu gelten. / In the beginning of the 20th century, the market for dance music began to become more international, and also the european states imported more and more trends like the new jazz idiomes from the USA. In the 1930`s, when swing was to become the first worldwide pop music, lots of dance bands also in germany integrated the new stilistics in their everyday music work. In this cultural study i would like to ask, if this internationalism in dance music was lasting through the years of early cold war until 1961. In the eastern part of germany under soviet government structures, the USA was the military and cultural enemy. Western dance music like swing and R`n`B had to be replaced by somewhat socialist and nationalist dance music, so the governmental culture politics. Became their wishes reality? Does exist such genre in popular music?
With the help of hermeneutics, analysis of relevant discourses and the strategies of musicians, politicians and writers, it is possible to state two worlds of music life in the young GDR. On the one hand, the censored public opinion, in which all western trends in dance music were damned. On the other side, the socialist music business with live music, radio broadcasting and music production, in which music influenced from afroamerican, latin american, jazz and country genres represented a big part. Because radio listeners for example could easily switch to western stations and so be distant from political propaganda. Or the dance halls, which had to consider the wishes of the mostly young dancers for new genres like rock`n`roll because of financial issues. The gap between this two worlds couldn`t be closed until 1961, and especially the dance musicians had to be creative in this regard. The situation became more complex because of the cluelessness of the music experts, how a genuine socialist dance music had to sound like.
This study explores the dance music business and cultural politics in dresden, but it claims to be representative also for other cities in the young GDR.
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