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Sozialwesen in ChinaZhang, Wei 28 June 2007 (has links) (PDF)
Trotz der zunehmenden Bedeutung Chinas bei der globalen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung wurde das Thema „Sozialwesen in China“ bisher defizitär behandelt. Das Werk von Zhang Wei ist derzeit die aktuellste Gesamtdarstellung der Thematik, welche auch die historischen und kulturellen Wurzeln mit einbezieht. Vor allem berücksichtigt die Autorin nicht nur die deutsche und englische Fachliteratur, sondern ihr gelingt es auch, eine Vielzahl von chinesischen Originaltexten in übersetzter Form der Leserschaft zugänglich zu machen. Diese hervorragend bewertete Dissertation zählt auch international gesehen zu einer der umfangreichsten Darstellungen des chinesischen Sozialwesens.
Seit Anfang der 80er Jahre befindet sich China in einer Phase von zwei Transformationen: Zum einen findet eine Transformation von der sozialistischen Planwirtschaft zur so genannten sozialistischen Marktwirtschaft statt. Zum anderen erfolgt eine Transformation von der traditionellen Gesellschaft zur modernen Gesellschaft. Der tief greifende sozioökonomische Wandel blieb jedoch nicht ohne soziale Auswirkungen sowohl positiver als auch negativer Art.
Das alte System der sozialen Sicherung passt nicht mehr zur marktorientierten Wirtschaftsordnung und veränderten Gesellschaftsstruktur. Soziale Probleme, wie steigende Arbeitslosigkeit sowie wachsende Ungleichheit, lösen große Unzufriedenheit in der Bevölkerung aus und bilden ein Unruhepotenzial für die chinesische Politik. Parallel zur Wirtschaftsreform muss das System der sozialen Sicherung reformiert werden. Diese Reformierung soll einerseits die Lücken des bisherigen Systems sozialer Sicherung schließen und andererseits der Unterstützung der Wirtschaftsförderung sowie dem Erhalt der sozialen und politischen Stabilität dienen. Gleichzeitig sollen auch soziale Dienstleistungen entwickelt werden, um die neuen sozialen Aufgaben übernehmen zu können. Die Reformen der sozialen Sicherung sowie die Entwicklung der sozialen Dienstleistungen werden in China als so genannte „ergänzende Reform“ zur Wirtschaftsreform bezeichnet. Diese „ergänzende Reform“, vor allem die einzelnen Reformen der sozialen Sicherung, stellen den Hauptforschungsgegenstand dieser Arbeit dar.
Das erste Kapitel bietet eine historische Betrachtung, in welcher die Vorläufer, die Aktivitäten, die Gesetze sowie die Entwicklung von sozialen Maßnahmen bis 1949 einleitend dargestellt und das kulturelle Erbe der Wohlfahrt basierend auf den Konfuzianismus des traditionellen Chinas zusammengefasst werden. Die Basis bilden hier die Familie und die Verwandtschaftssysteme. Von dort aus werden komplexere Strukturen bis hin zur Ökonomie und zum Staat betrachtet. Vor dem Hintergrund der traditionellen Werte werden dann die institutionellen Arrangements der sozialen Sicherung untersucht. Dieser Teil trägt zum kulturellen und philosophischen Verständnis der heutigen Sozialpolitik bei.
Auf der Grundlage dieser Darstellung wird im zweiten Kapitel die soziale Sicherung nach Gründung der VR China von 1949 bis 1978 beschrieben. Dabei werden sowohl die Basisebene als auch die übergeordnete Ebene der Regierungsstellen von der Autorin näher betrachtet. Es erfolgt eine differenzierte Darstellung der städtischen Basisebene der sozialen Sicherung, die durch danweis und Straßenkomitees gekennzeichnet ist und der ländlichen Basisebene, die aus Kommunen und Produktionsbrigaden besteht. Deutlich wird u.a., dass es sich auch in der Mao-Phase um eine Fortsetzung der Versorgungsleistungen der Clan- und Dorfgemeinschaften aus der Vergangenheit handelte und der Staat sich nur auf Rahmenregelungen beschränkte. Das Ganze war wirtschaftlich ineffizient, weil es keine direkten Beziehungen zwischen Beiträgen und Leistungen gab und die danweis eine „kleine Gesellschaft“ im Staate bildeten. Dieses Kapitel dient als gesellschaftliche Voraussetzung der sozialen Sicherung der Gegenwart.
Im dritten Kapitel werden Wirtschaftsreformen, demographische Entwicklung und gesellschaftliche Veränderungen seit 1979 dargestellt. Die Autorin systematisiert dabei die gewaltigen Veränderungen im Erwerbsbereich beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft in Stadt und Land, um dann die sozialen Folgen zu beschreiben: Ende der „eisernen Reisschüssel“, Wanderbevölkerung, Veränderungen in den Familien und Wertvorstellungen. Mit dem Rückgang der Kinderzahl infolge der „Familienplanung“ bei gleichzeitiger Überalterung sowie einem erst im Aufbau befindlichen Rentensystem kommen neue Probleme auf. Dabei widmet sich die Autorin auch der veränderten Stellung der Frau und einigen weiteren negativen Folgen des sozialen Wandels: Kriminalität, Prostitution, Suchtverhalten. Der sozioökonomische Wandel und die demographische Entwicklung charakterisieren die heutige soziale Sicherung sowie die Bedingungen für deren Reform.
Das vierte Kapitel behandelt die gegenwärtige Situation jeweils auf Makro- und Mikroebene. Es werden Reformen der sozialen Sicherung jeweils in den Städten und auf dem Lande intensiv betrachtet. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung in den entwickelten Gebieten. Es werden auch Fragen der Armut und Sozialhilfe ausführlich dargestellt. Dabei werden regionale Reformmodelle präsentiert. Anschließend wird die Rolle des Staates analysiert, wobei Probleme und Eigenartigkeit der Reformpolitik zusammengefasst werden.
Im fünften Kapitel wird die Entwicklung der sozialen Dienstleistungen vor allem im halb-staatlichen und nicht-staatlichen Bereich behandelt. Die Schwerpunkte dabei sind Institutionen und Berufe der Sozialen Arbeit. Hier reicht das Themenspektrum von intermediären Organisationen bis hin zu Verberuflichung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Ergebnis ist, dass durch den Zerfall des danwei-Systems, die teilweise Privatisierung sozialer Leistungen in den Städten, zunehmende Armut auf dem Lande, intermediäre Organisationen die entstehende Lücke ausfüllen sollen. Dabei werden die NGOs und deren Unterstützung aus Hongkong bzw. dem Ausland sehr differenziert betrachtet und entsprechende Verbesserungsvorschläge angebracht. Danach wird exemplarisch und regional die Altersversorgung (ambulant und stationär) untersucht. Im letzten Teil dieses Kapitels skizziert die Autorin die in China stattfindende Ausbildung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit ausschließlich anhand von Originalquellen.
Abschließend wird im sechsten Kapitel eine vergleichende Betrachtung der Wohlfahrtssysteme Chinas und Deutschlands theoretisch und zusammenfassend beschrieben. Hier werden Parallelen zwischen dem China Ende der 70er Jahre und Deutschland zwischen 1871 und 1918 aufgezeigt und auch Unterschiede klar herausgearbeitet. Perspektivisch werden in der Schlussbemerkung neben einem Resümee auch weitergehende Desiderate formuliert.
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Sozialwesen in ChinaZhang, Wei 18 January 2005 (has links)
Trotz der zunehmenden Bedeutung Chinas bei der globalen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung wurde das Thema „Sozialwesen in China“ bisher defizitär behandelt. Das Werk von Zhang Wei ist derzeit die aktuellste Gesamtdarstellung der Thematik, welche auch die historischen und kulturellen Wurzeln mit einbezieht. Vor allem berücksichtigt die Autorin nicht nur die deutsche und englische Fachliteratur, sondern ihr gelingt es auch, eine Vielzahl von chinesischen Originaltexten in übersetzter Form der Leserschaft zugänglich zu machen. Diese hervorragend bewertete Dissertation zählt auch international gesehen zu einer der umfangreichsten Darstellungen des chinesischen Sozialwesens.
Seit Anfang der 80er Jahre befindet sich China in einer Phase von zwei Transformationen: Zum einen findet eine Transformation von der sozialistischen Planwirtschaft zur so genannten sozialistischen Marktwirtschaft statt. Zum anderen erfolgt eine Transformation von der traditionellen Gesellschaft zur modernen Gesellschaft. Der tief greifende sozioökonomische Wandel blieb jedoch nicht ohne soziale Auswirkungen sowohl positiver als auch negativer Art.
Das alte System der sozialen Sicherung passt nicht mehr zur marktorientierten Wirtschaftsordnung und veränderten Gesellschaftsstruktur. Soziale Probleme, wie steigende Arbeitslosigkeit sowie wachsende Ungleichheit, lösen große Unzufriedenheit in der Bevölkerung aus und bilden ein Unruhepotenzial für die chinesische Politik. Parallel zur Wirtschaftsreform muss das System der sozialen Sicherung reformiert werden. Diese Reformierung soll einerseits die Lücken des bisherigen Systems sozialer Sicherung schließen und andererseits der Unterstützung der Wirtschaftsförderung sowie dem Erhalt der sozialen und politischen Stabilität dienen. Gleichzeitig sollen auch soziale Dienstleistungen entwickelt werden, um die neuen sozialen Aufgaben übernehmen zu können. Die Reformen der sozialen Sicherung sowie die Entwicklung der sozialen Dienstleistungen werden in China als so genannte „ergänzende Reform“ zur Wirtschaftsreform bezeichnet. Diese „ergänzende Reform“, vor allem die einzelnen Reformen der sozialen Sicherung, stellen den Hauptforschungsgegenstand dieser Arbeit dar.
Das erste Kapitel bietet eine historische Betrachtung, in welcher die Vorläufer, die Aktivitäten, die Gesetze sowie die Entwicklung von sozialen Maßnahmen bis 1949 einleitend dargestellt und das kulturelle Erbe der Wohlfahrt basierend auf den Konfuzianismus des traditionellen Chinas zusammengefasst werden. Die Basis bilden hier die Familie und die Verwandtschaftssysteme. Von dort aus werden komplexere Strukturen bis hin zur Ökonomie und zum Staat betrachtet. Vor dem Hintergrund der traditionellen Werte werden dann die institutionellen Arrangements der sozialen Sicherung untersucht. Dieser Teil trägt zum kulturellen und philosophischen Verständnis der heutigen Sozialpolitik bei.
Auf der Grundlage dieser Darstellung wird im zweiten Kapitel die soziale Sicherung nach Gründung der VR China von 1949 bis 1978 beschrieben. Dabei werden sowohl die Basisebene als auch die übergeordnete Ebene der Regierungsstellen von der Autorin näher betrachtet. Es erfolgt eine differenzierte Darstellung der städtischen Basisebene der sozialen Sicherung, die durch danweis und Straßenkomitees gekennzeichnet ist und der ländlichen Basisebene, die aus Kommunen und Produktionsbrigaden besteht. Deutlich wird u.a., dass es sich auch in der Mao-Phase um eine Fortsetzung der Versorgungsleistungen der Clan- und Dorfgemeinschaften aus der Vergangenheit handelte und der Staat sich nur auf Rahmenregelungen beschränkte. Das Ganze war wirtschaftlich ineffizient, weil es keine direkten Beziehungen zwischen Beiträgen und Leistungen gab und die danweis eine „kleine Gesellschaft“ im Staate bildeten. Dieses Kapitel dient als gesellschaftliche Voraussetzung der sozialen Sicherung der Gegenwart.
Im dritten Kapitel werden Wirtschaftsreformen, demographische Entwicklung und gesellschaftliche Veränderungen seit 1979 dargestellt. Die Autorin systematisiert dabei die gewaltigen Veränderungen im Erwerbsbereich beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft in Stadt und Land, um dann die sozialen Folgen zu beschreiben: Ende der „eisernen Reisschüssel“, Wanderbevölkerung, Veränderungen in den Familien und Wertvorstellungen. Mit dem Rückgang der Kinderzahl infolge der „Familienplanung“ bei gleichzeitiger Überalterung sowie einem erst im Aufbau befindlichen Rentensystem kommen neue Probleme auf. Dabei widmet sich die Autorin auch der veränderten Stellung der Frau und einigen weiteren negativen Folgen des sozialen Wandels: Kriminalität, Prostitution, Suchtverhalten. Der sozioökonomische Wandel und die demographische Entwicklung charakterisieren die heutige soziale Sicherung sowie die Bedingungen für deren Reform.
Das vierte Kapitel behandelt die gegenwärtige Situation jeweils auf Makro- und Mikroebene. Es werden Reformen der sozialen Sicherung jeweils in den Städten und auf dem Lande intensiv betrachtet. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung in den entwickelten Gebieten. Es werden auch Fragen der Armut und Sozialhilfe ausführlich dargestellt. Dabei werden regionale Reformmodelle präsentiert. Anschließend wird die Rolle des Staates analysiert, wobei Probleme und Eigenartigkeit der Reformpolitik zusammengefasst werden.
Im fünften Kapitel wird die Entwicklung der sozialen Dienstleistungen vor allem im halb-staatlichen und nicht-staatlichen Bereich behandelt. Die Schwerpunkte dabei sind Institutionen und Berufe der Sozialen Arbeit. Hier reicht das Themenspektrum von intermediären Organisationen bis hin zu Verberuflichung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Ergebnis ist, dass durch den Zerfall des danwei-Systems, die teilweise Privatisierung sozialer Leistungen in den Städten, zunehmende Armut auf dem Lande, intermediäre Organisationen die entstehende Lücke ausfüllen sollen. Dabei werden die NGOs und deren Unterstützung aus Hongkong bzw. dem Ausland sehr differenziert betrachtet und entsprechende Verbesserungsvorschläge angebracht. Danach wird exemplarisch und regional die Altersversorgung (ambulant und stationär) untersucht. Im letzten Teil dieses Kapitels skizziert die Autorin die in China stattfindende Ausbildung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit ausschließlich anhand von Originalquellen.
Abschließend wird im sechsten Kapitel eine vergleichende Betrachtung der Wohlfahrtssysteme Chinas und Deutschlands theoretisch und zusammenfassend beschrieben. Hier werden Parallelen zwischen dem China Ende der 70er Jahre und Deutschland zwischen 1871 und 1918 aufgezeigt und auch Unterschiede klar herausgearbeitet. Perspektivisch werden in der Schlussbemerkung neben einem Resümee auch weitergehende Desiderate formuliert.
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