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Mir grauet vor der Götter Neide - Der Neid der Eltern in Fallbeispielen und Literatur / The envy of the gods I fear - The envy of the parents in case studies and literatureBehrens, Sabine 04 December 1998 (has links)
In mehreren psychoanalytischen Behandlungen während meiner Weiterbildung stieß ich auf die
Tatsache, dass Patienten in ihrer eigenen Entwicklung unter anderem deswegen gehemmt waren,
weil sie – in der Regel nicht ohne Grund – unbewusst den Neid eines Elternteils (zumeist des
gleichgeschlechtlichen) oder sogar beider Eltern fürchteten.
Auch den Eltern war ihr Neid nicht bewusst, was an Hand der bei uns herrschenden Vorstellungen,
wie Eltern zu sein haben, durchaus erklärbar ist: Eltern haben in der deutschen Familie für ihre Kinder
nur Gutes im Sinn und wollen nur deren „Bestes“. Neidgefühle im Sinne von „jemandem etwas nicht
gönnen“ wären geradezu konträr zu unserem landläufigen Verständnis von Elternsein und etwas,
wofür man sich als Vater oder Mutter schämen müsste, nicht zuletzt vor sich selbst.
Etliche Gespräche mit Weiterbildungskollegen und Freunden haben mir gezeigt, dass gerade die
Eltern meiner Generation (der Nachkriegskinder, ich bin Jahrgang 1951) in dieser Hinsicht sicher hart
mit sich selbst zu kämpfen hatten. Denn als wir geboren wurden, hatten unsere Eltern (sofern sie als
Paare überhaupt einander erhalten geblieben waren) eine Spätadoleszenz mit Krieg und Flucht, das
heißt, Todesangst, Überlebenskampf, Hunger, jahrelangen Entbehrungen und schweren Verlusten,
unter Umständen auch Traumatisierungen hinter sich und obendrein das beklemmende Gefühl, als
Jugendliche verblendet und missbraucht worden und letztlich an allem „selber schuld“ zu sein. Was
es für die Generation dieser Eltern bedeutet haben mag, zu sehen, wie ihre eigenen, in Frieden und
relativem Wohlstand aufgewachsenen Kinder ihre Jugend damit verbrachten, sich nie gekannte
Freiheiten herauszunehmen und obendrein die Eltern gründlich vor den Kopf zu stoßen (was sie sich
nie hatten herausnehmen dürfen) und anzuklagen, lässt sich schwer ermessen.
Zunächst skizziere ich einige Fälle, die sich mir aus dem klinischen Alltag eingeprägt haben und
beschäftige mich dann mit dem Elternneid in populärpsychologischer Literatur, in der Belletristik und
im Märchen. Im Anschluss gebe ich eine Zusammenfassung meiner eigenen psychoanalytischen
Sichtweise von Neid an sich. Danach beschäftige ich mit einigen Arbeiten, in denen ich in der Tat den
Elternneid beachtet fand. Der vorletzte Abschnitt referiert den „etwas anderen“ Blick auf den
Ödipus-Mythos und das ödipale Krise in der kindlichen Entwicklung.
Der letzte Abschnitt behandelt einen neueren Beitrag zu einer für unsere Berufsgruppe wichtige
Variante: Der Neid des Therapeuten auf den sich entwickelnden oder in irgendeiner Hinsicht ohnehin
bevorzugten Patienten.
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