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Erarbeitung und Evaluierung eines webbasierten Lernprogramms zur Lahmheitsuntersuchung des PferdesStumpf, Sebastian Johannes 04 December 2020 (has links)
Erkrankungen des Bewegungsapparates stellen in der heutigen Pferdehaltung und Pferdenutzung die häufigste Abgangsursache dar und generieren damit einen großen Bedarf an tierärztlicher orthopädischer Versorgung. Gleichzeitig bemängeln nationale und internationale Berufsverbände die praktischen und theoretischen Kenntnisse von Hochschulabsolventen der Veterinärmedizin, die sog. Ersttagskompetenzen, in diesen Fachbereichen. Die orthopädische Untersuchung des lahmen Pferdes stellt einen sehr wichtigen Lehrinhalt dar. Aufgrund der Komplexität orthopädischer Erkrankungen verlangt sie de Durchführenden sowohl detailliertes theoretisches Wissen als auch spezielle praktische Fähigkeiten ab. Dies ist sowohl in der traditionellen theoretischen als auch in der klinisch-praktischen Ausbildung des Studierenden am Patienten nicht immer ausreichend zu vermitteln. Um die Ausbildung in der „Orthopädie des Pferdes“ zu evaluieren und zu verbessern, wurde das vorliegende webbasierte Lernprogramm zur Lahmheitsuntersuchung des Pferdes erstellt. Im ersten Teil der Arbeit wurde erstmals ein webbasiertes Lernprogramm im Fachgebiet der Orthopädie des Pferdes konzipiert und erarbeitet. Nach der Fertigstellung des Lernprogramms wurde dieses bezüglich seines fachlichen Inhalts sowie der Gestaltung durch sog. „Experten“, orthopädisch arbeitende Pferdetierärzte, bewertet und entsprechend ihrer Verbesserungsvorschläge überarbeitet. Im zweiten Teil der Arbeit wurde einerseits die stattfindende Lehre an der Universität Leipzig sowie andererseits die Wirksamkeit und Effektivität des Lernprogramms durch Studierende der Veterinärmedizin des 6. Fachsemesters überprüft. Mit Hilfe von zwei Gruppen von Studierenden, Gruppe A (Testgruppe) mit Zugang zum Lernprogramm und Gruppe B (Kontrollgruppe) ohne Zugang, wurde der Effekt des Lernprogramms einerseits auf das fachspezifische Wissen sowie andererseits auf die Selbstsicherheit der Studierenden im diesem Themengebiet untersucht.
Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit war es, die stattfindende Lehre im Bereich der Orthopädie des Pferdes an der Universität Leipzig zu untersuchen und ggf. zu verbessern und damit die Ersttagskompetenz von Hochschulabsolventen in diesem Fachbereich zu erhöhen. Um dies zu erreichen, ist einerseits ein entsprechend gutes fachspezifisches Wissen, andererseits auch ein gewisses Maß an Selbstsicherheit und Routine für eine strukturierte und koordinierte Lahmheitsuntersuchung vonnöten.
Das webbasierte Lernprogramm wurde mit Hilfe des Content Management Systems Drupal® erstellt. Im weiteren Verlauf der Arbeit wurde die Wirksamkeit und Effektivität des Lernprogramms durch Studierende (n = 44) an der VMF der Universität Leipzig überprüft. Die sich auf freiwilliger Basis beteiligenden Studierenden wurden per einfachem Losverfahren in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt Zugang zum Lernprogramm (Gruppe A, Testgruppe, n = 23) und eine Gruppe erhielt keinen Zugang (Gruppe B, Kontrollgruppe, n = 21). Auf diese Weise konnte der Effekt des Lernprogramms auf einerseits das fachspezifische Wissen sowie andererseits die Selbstsicherheit der Studierenden untersucht werden und mit der Kontrollgruppe verglichen werden.
Das Sicherheitsgefühl der Studierenden der Testgruppe war nach der Arbeit mit dem Lernprogramm doppelt so stark ausgeprägt wie vor der Arbeit mit dem Lernprogramm. Dies stellt einen hoch signifikanten (p < 0,001) Zuwachs an Sicherheitsgefühl bei den Studierenden der Testgruppe dar. Auch das fachspezifische Wissen verbesserte sich deutlich durch die Arbeit mit dem Lernprogramm. Die Studierenden der Testgruppe gaben nach der Arbeit mit dem Lernprogramm signifikant (p = 0,022) mehr richtige Antworten im Quiz als die Studierenden der Kontrollgruppe. Aufgrund der Verbesserung des Sicherheitsgefühls sowie des fachspezifischen Wissens der Studierenden der Testgruppe ist von einer Verbesserung der Ersttagskompetenz im Vergleich zur Kontrollgruppe auszugehen.
In der vorliegenden Arbeit konnte ein effektives webbasiertes Lernprogramm für die Lahmheitsdiagnostik beim Pferd erstellt werden. Aufgrund der erhobenen Ergebnisse kann die stattfindende Lehre effektiv durch das Lernprogramm im Sinne des blended learnings ergänzt werden. Computerbasierte Lehre hat gegenüber der traditionellen Lehre viele Vorteile und wird wahrscheinlich zukünftig eine immer größere Rolle in der gesamten Ausbildung von Studierenden der Veterinärmedizin spielen.
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Die Beugesehnen des Pferdes - Untersuchungen zur Vermessung ihrer Querschnitte und deren Reaktion auf künstliche HufumstellungKojah, Kaid 04 December 2020 (has links)
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Bestimmung der Genauigkeit zweier modellbasierter, dreidimensionaler Animationstechniken zur Bewegungsanalyse der Phalangen des Pferdes mittels nichtinvasiver biplanarer Hochfrequenz FluoreszenzkinematographieGeiger, Sandra Marion 12 June 2017 (has links)
Einleitung: Lahmheiten ausgehend von der distalen Gliedmaße sind die häufigste Ursache für Leistungsminderung und frühes Ausscheiden von Pferden aus ihrer Nutzung. Genaue Kenntnisse über die Orientierung der Phalangen im Raum und innerhalb der verschiedenen Bewegungsphasen sind von entscheidender Bedeutung für Prävention und Therapie orthopädischer Erkrankungen. Eine neue Möglichkeit der dreidimensionalen Bewegungsanalyse von Knochen ist die biplanare Hochfrequenz-Fluoreszenzkinematographie, die die hoch präzise dreidimensionale Rekonstruktion der Knochen und ihrer Positionsveränderungen in Bewegung erlaubt. Es existiert eine invasive Variante dieser Methode, die markerbasierte Rekonstruktionstechnik. Diese Variante ist validiert und gilt als Goldstandard. Alternativ kann die Rekonstruktion ohne vorherige Markerimplantation, also nichtinvasiv, durch ein softwaregestütztes (Autoscoping (AS)) oder manuelles (Scientific Rotoscoping (SR)) Verfahren erfolgen. Die beiden zuletzt genannten Verfahren sind aufgrund der nicht vorhandenen Invasivität vorzuziehen, da sie den physiologischen Bewegungsablauf des Tieres nicht beeinflussen. Es gibt jedoch keine Angaben zu ihrer Genauigkeit für die Anwendung an der distalen Gliedmaße des Pferdes.
Ziele der Untersuchungen: Diese Studie widmete sich daher der Untersuchung der Genauigkeit nichtinvasiver Rekonstruktionsverfahren von hochfrequenz-fluoreszenzkinematographischen Aufnahmen der Phalangen des Pferdes im Vergleich zum Goldstandard. Außerdem war von Interesse, ob das Filtern der Bewegungsdaten einen signifikanten Unterschied erbringt.
Material und Methoden: Für die Phalanges proximales (PP), mediae (PM) und distales (PD) von fünf isolierten, distalen Gliedmaßen von Schlachtponys wurde biplanare Hochfrequenz Fluoreszenzkinematographie durchgeführt. Die fünf Beine wurden unter Simulation eines Schrittes jeweils manuell im Aufnahmefenster bewegt. Für die so entstandenen drei Animationen je Bein, jeweils basierend auf der markerbasierten und den beiden nichtinvasiven Techniken (AS, SR), wurden von jeder Phalanx die Bewegungen in sechs Freiheitsgraden (drei Translationen und drei Rotationen) bestimmt. Darüber hinaus wurden die so gewonnenen Koordinaten für alle drei Techniken zusätzlich mit einem low pass Butterworth Filter fünfter Ordnung bei 20 Hz gefiltert. Die nachfolgenden Berechnungen erfolgten analog sowohl für ungefilterte als auch für gefilterte Daten in R (Version 3.2.3, R Foundation for Statistical Computing, Wien, Österreich). Um die Genauigkeit von AS und SR im Vergleich zum Goldstandard zu bestimmen, wurden jeweils die Differenzen zwischen AS bzw. SR und markerbasierter Technik berechnet. So ergaben sich für PP 2859 auswertbare Einzelwerte pro räumlicher Kategorie (drei Translationen, drei Rotationen und zwei euklidische Werte), für PM waren es 3341 und für PD 3417. Von diesen Datensätzen wurden jeweils Mittelwert und Standardabweichung, sowie Perzentile berechnet. Die Datensätze wurden mittels Shapiro Wilk Test (p<0,05) auf Normalverteilung geprüft. Anschließend wurde mittels Wilcoxon Rangsummen Test für eine Stichprobe (p<0,05) in jeder räumlichen Kategorie auf statistische Ähnlichkeit zwischen Animationen mit AS bzw. SR und markerbasierten Animationen getestet. Für den Abgleich von AS und SR wurden die Stichproben jeweils mit Mann Whitney U Test (p<0,05) verglichen. Abschließend wurden die korrespondierenden Stichproben aus den ungefilterten und gefilterten Datensätzen mittels Mann Whitney U Test (p<0,05) auf die Signifikanz ihrer Übereinstimmung hin untersucht.
Ergebnisse: Der p Wert des Shapiro Wilk Tests aller Datensätze war 0,00, die Daten folgten also keiner Normalverteilung. Animationen aus AS und SR wichen in allen acht räumlichen Kategorien signifikant von der markerbasierten Technik ab. Der Vergleich der Mediane und Mittelwerte zeigte, dass weder AS noch SR in allen räumlichen Kategorien kleinere Abweichungen erreichte, als die jeweils andere Technik. Vielmehr ergab SR für PP und PM häufiger den kleineren Fehler, während AS für PD häufiger den geringeren Fehler erzielte. Der statistische Unterschied zwischen AS und SR war mit wenigen Ausnahmen (Translation: PP in Y ungefiltert; Rotation: PP in Y, PM in Z) signifikant. Der Vergleich gefilterter und ungefilterter Datensätze war mit sechs Ausnahmen (Translation: SR von PP in Y, Z, euklidisch und AS von PD in Y; Rotation: AS von PP und PD in Z) nicht signifikant.
Schlussfolgerungen: Die Rekonstruktion der simulierten Fußungsbewegung der Phalangen der distalen Gliedmaße des Pferdes mittels nichtinvasiver biplanarer Hochfrequenz Fluoreszenzkinematographie ist möglich. Beide nichtinvasive Techniken, AS und SR, unterscheiden sich dabei aber signifikant vom Goldstandard. Dennoch sind sie, wo die Anforderungen an die Genauigkeit es zulässt, der markerbasierten, invasiven Technik vorzuziehen. Der Vergleich zwischen SR und AS erbrachte keinen eindeutigen Unterschied in Bezug auf die Genauigkeit für alle drei Phalangen. Wo dies machbar ist, sollte SR für PP und PM und AS für PD verwendet werden. Soll nur eine Technik angewandt werden, ist SR vorzuziehen. Das in der Bewegungsanalyse übliche Filtern der Daten zur Reduktion von Rauschen erbrachte in dieser Studie meist keine signifikante Verbesserung.
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Untersuchung der tenogenen Differenzierbarkeit equiner mesenchymaler Stromazellen im In-vitro-SehnenregenerationsmodellPlenge, Amelie 03 November 2017 (has links)
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Prävalenz und Risikofaktorenanalyse von Magenschleimhautläsionen im Bereich des Pylorus des PferdesEhlers, Katharina Maria 23 November 2017 (has links)
Einleitung: Erosive und ulzerative Magenschleimhautläsionen beim Pferd, zusammengefasst unter dem Begriff des Equine Gastric Ulcer Syndromes (EGUS), spielen beim Pferd aufgrund ihres häufigen Vor¬kommens und der mit ihnen verbundenen klinischen Symptome wie Inappetenz, Gewichtsverlust, rezi¬divierender Kolik und Leistungsminderung eine wichtige Rolle. Es wird zwischen Läsionen der kutanen Schleimhaut (Equine Squamous Gastric Disease, ESGD) und der glandulären Schleimhaut (Equine Glandular Gastric Disease, EGGD) unterschieden, wobei viel über die Prävalenz, Risikofaktoren und The¬rapie der ESGD bekannt ist, während im Hinblick auf die EGGD, insbesondere für die entscheidend an der Magenentleerung beteiligte Pylorusregion, noch viele Fragen offen sind.
Ziele der Untersuchung: Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Prävalenz von Läsionen im Sinne der EGGD im Bereich des Pylorus des Pferdes im gastroskopisch untersuchten Patientengut der Medizi-nischen Tierklinik zu ermitteln. Die Patientendaten wurden hinsichtlich auf prädisponierender Risiko-faktoren analysiert und außerdem Korrelationen zwischen den verschiedenen Magenschleimhautlokali¬sationen untersucht und bei mehrfach untersuchten Patienten die Entwicklung der Pylorusschleimhaut im zeitlichen Verlauf untersucht.
Material und Methoden: Die Daten von 315 gastroskopierten Pferdepatienten der Medizinischen Tier-klinik aus den Jahren 2004 bis 2013 wurden für die vorliegende Studie retrospektiv ausgewertet. Es er-folgte eine Einteilung in Altersgruppen (<1 Jahr: n=20; 1-6 Jahre: n=80; 7-14 Jahre: n=152; ≥15 Jahre: n=60) mit einem Altersmedian von 9,6 Jahren. Die Studie umfasste 133 Stuten, 45 Hengste und 135 Wallache; bei zwei Pferden war das Geschlecht unbekannt. Im Patientengut waren diverse Rassen ver-treten, wobei Warmblutpferde (n=214) dominierten. 263 Pferde konnten mit Hilfe der vorberichtlichen Angaben des Besitzers und ergänzender Informa¬tionen aus der Turnierdatenbank Equira einem von drei Leistungsniveaus zugeordnet werden (geringe Leistung: n=182; mittlere Leistung: n=70; hohe Leistung: n=11). Die während der Gastroskopie gewon¬nenen Aufzeichnungen wurden für diese Studie retrospektiv mithilfe des EGUS-Scores von Grad 0-4 ge¬trennt für die kutane Schleimhaut, die glanduläre Schleimhaut des Magenkörpers und die Pylorus-schleimhaut bewertet. Von neun Pferden lagen vollständige Daten einer erneuten Gastroskopie inner¬halb von 42 Tagen nach der Erstuntersuchung vor. Die statistische Auswertung erfolgte mittels deskrip¬tiver Statistik, Chi-Quadrat-Test zur Analyse möglicher Risikofak¬toren, Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman für die Korrelationen der Scores der verschiedenen Lokalisationen und Wilcoxon-Test für die Verlaufsuntersuchungen, wobei das Signifikanzniveau auf p<0,05 festgelegt wurde.
Ergebnisse: Von 262 der 315 gastroskopierten Pferde (83,2%) lagen auswertbare Befunde der Pylorus-region vor. 98 Pferde wiesen Magenschleimhautläsionen ≥ Grad 2 im Bereich des Pylorus auf, was einer Prävalenz von 37,4% entspricht. Der mittlere Score für die Pylorusschleimhaut betrug 2,27. Die Risiko¬faktorenanalyse ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Vorliegen von Pylorusschleim-hautläsionen und steigender Leistung und einen tendenziell, jedoch nicht signifikant höheren Schwere¬grad der Läsionen bei höherem Leistungsniveau. 34,0% der Pferde, die geringe Leis-tungen erbrachten, und 44,4% der Pferde, die dem mittleren Leistungsniveau zugeordnet wurden, waren von Pylorusschleimhautläsionen betroffen. Die Prävalenz für Hochleistungspferde betrug 72,7%. Alter, Geschlecht und Rasse der Patienten standen nicht im Zusammenhang mit Pylorusschleimhautläsionen. Zwischen Läsionen der kutanen Schleimhaut und Pylorusschleimhaut sowie der glandulären Schleimhaut des Magenkörpers und der Pylorusschleimhaut bestand eine schwache Korrelation. Die Kontrollunter¬suchungen ergaben keine signifikanten Veränderungen der Scores im Bereich des Pylorus im zeitlichen Verlauf.
Schlussfolgerungen: Läsionen der Pylorusschleimhaut im Sinne einer EGGD stellen mit einer Prävalenz von 37,4% im untersuchten Patientengut ein relevantes Problem dar. Aufgrund der nur schwachen Kor¬relationen zwischen den Scores der verschiedenen Magenregionen ist eine vollständige gastroskopische Unter¬suchung zur sicheren Diagnosestellung unerlässlich. Steigende Leistung stellt einen Risikofaktor für das Vorkommen von Pylorusschleimhautläsionen dar, wobei bereits bei Pferden des mittleren, dem Brei¬ten¬sport entsprechenden Leistungsniveaus signifikant häufiger erkranken. Hochleistungspferde sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Pferde, die nur geringe Leistungen erbringen. Die Verlaufsunter¬suchungen ergaben keine signifikanten Verbesserungen im Bereich des Pylorus, weshalb überein¬stimmend mit Ergebnissen anderer Autoren empfohlen wird, die aktuell verfügbaren Therapie¬konzepte zu überarbeiten. Außerdem sollten pathophysiologische Mechanismen, die Zusammenhänge von Pylorusschleimhautläsionen mit Magen¬entleerungsstörungen und Veränderungen des dafür wich¬tigen Hormons Ghrelin erklären, zukünftig weiter untersucht werden.
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Häufigkeit des Leptospiren-Antikörper-Nachweises und Langzeitergebnisse der Pars-plana-Vitrektomie bei Pferden mit equiner rezidivierender UveitisDorrego Keiter, Elisa 30 November 2017 (has links)
Einleitung: Die equine rezidivierende Uveitis (ERU) stellt weltweit eine bedeutende Augenerkrankung dar, die aufgrund des rezidivierenden Verlaufs und der progredienten Zerstörung intraokularer Strukturen bis zur Erblindung führen kann. Aufgrund eigener klinischer Erfahrungen ist die Hypothese der vorliegenden Untersuchungen, dass erstens eine wiederkehrende Entzündung der mittleren Augenhaut nicht zwangsläufig mit einem positiven Leptospirennachweis verbunden und zweitens der Erfolg der Pars-plana-Vitrektomie (PPV) nicht vom Leptospirenbefund abhängig ist.
Ziele der Untersuchungen: Die Untersuchungen haben die Intentionen an einer größeren Patientenanzahl, den Zusammenhang zwischen Leptospireninfektion und ERU sowie zwischen dem Leptospiren-Antikörper-Nachweis in der Glaskörperflüssigkeit und dem Erfolg der PPV zu erfassen.
Tiere, Material und Methoden: In zwei retrospektiven Studien wurden von 225 bzw. 118 Pferden mit ERU unverdünntes Glaskörpermaterial kulturell auf Leptospiren, sowie Glaskörperproben und Serum mittels Mikroagglutinationstest (MAT) auf das Vorhandensein spezifischer Antikörper gegen verschiedene Serovare von L. interrogans untersucht. In der zweiten Studie wurde das Wiederauftreten von ERU im Zeitraum von 8 bis 54 Monate nach der Single-Port-PPV durch wiederholte Augenuntersuchungen sowie durch telefonische Befragungen überweisender Tierärzte und Pferdebesitzer ermittelt. Zur Auswertung der klinischen Studie wurde Fishers exakter Test mit dem Signifikanzniveau bei P ≤ 0,05 verwendet.
Ergebnisse: In der ersten Studie wurden insgesamt bei 127/221 (57,5 %) Pferden positive Antikörpertiter (≥1:100) im Blutserum festgestellt. Am häufigsten wurden Antikörper gegen L. interrogans serovar Grippotyphosa nachgewiesen (79/127). Die kulturelle Leptospirenanzucht aus Glaskörpermaterial erbrachte bei 34/212 Pferden (16 %) ein positives Ergebnis. Im Glaskörpermaterial konnten bei 79/225 Pferden (35,1 %) Antikörper gegen Leptospiren nachgewiesen werden, wobei L. interrogans serovar Grippotyphosa am häufigsten (67/79) vorkam. In der zweiten Studie wurden im Blutserum bei 55 von 118 Pferden (46,6 %) positive Antikörpertiter (≥ 1:100) nachgewiesen. Die Leptospirenisolation aus Glaskörpermaterial erbrachte bei 16 von 118 ERU-Patienten (13,6 %) ein positives Ergebnis. Im Glaskörpermaterial wurde mittels MAT bei 49/118 Pferden (41,5 %) Antikörper gegen Leptospiren nachgewiesen. Am häufigsten wurden Antikörper gegen L. interrogans serovar Grippotyphosa ermittelt. Rezidivfreiheit wurde bei 41/49 Pferden (83,7 %) mit positivem Leptospiren-Antikörper-Nachweis sowie bei 49/69 Pferden (71,0 %) mit negativem Leptospiren-Antikörper-Nachweis ermittelt, wobei der Unterschied nicht signifikant war (P = 0,1287).
Schlussfolgerungen: Neben der Leptospirenätiologie sollte aus Sicht der Autoren die genetische Veranlagung der autoimmunassoziierten ERU vermehrt in den Fokus der ophthalmologischen Forschung rücken. Jede klinisch diagnostizierte ERU ist eine Indikation zur PPV, um zeitnah durch Austausch der Glaskörperflüssigkeit eine rezidivierende Entzündung des Auges zu verhindern.:1. Einleitung 1
2. Literaturübersicht 3
2.1 Vorkommen und Krankheitsbild 3
2.2 Ätiopathogenese 4
2.2.1. Leptospiren 4
2.2.2. Autoimmunreaktionen 6
2.2.3 Genetische Ursachen 7
2.3 Diagnose 8
2.4 Therapie 10
2.5 Erfolg der Pars-plana-Vitrektomie 12
3. Ergebnisse 14
3.1 Publikation 1 15
3.2 Publikation 2 22
4. Diskussion 30
5. Zusammenfassung 39
6. Summary 41
Literaturverzeichnis
Danksagung
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Anwendung von Hydroxyethylstärke 200/0.5 (Infukoll HES 10%) bei gesunden Pferden und Pferden mit Kolik oder akuter KolitisRieckhoff, Karin 20 May 2004 (has links)
In einer kontrollierten Studie an gesunden Pferden wurde die Pharmakokinetik von Infukoll HES 10% untersucht und dessen klinische Wirksamkeit in unterschiedlichen Dosierungen mit der von isotoner und hypertoner NaCl-Lösung verglichen. In einer darauffolgenden prospektiven klinischen Untersuchung an Pferden mit akuter Kolitis oder Ileus konnte die Wirksamkeit des Plasmaexpanders am Pferdepatienten dokumentiert werden. Die Versuchsgruppe, bestehend aus 6 Warmblut-Stuten, nahm an 5 Versuchsreihen teil und erhielt jeweils als einmalige i.v. Bolusinfusion Infukoll HES in der Dosierung von 5 ml/kg KM (Reihe 1), 10 ml/kg KM (Reihe 2) und 15 ml/kg KM (Reihe 3) sowie isotone NaCl-Lösung (15 ml/kg KM – Reihe 4) und hypertone NaCl-Lösung (7,5%ig; 4 ml/kg KM – Reihe 5). Die Patienten wurden in 3 Gruppen unterteilt: Pferde mit akuter Kolitis (Gruppe 1; n=8), Pferde mit Dünndarmileus (Gruppe 2; n=7) und Pferde mit Dickdarmileus (Gruppe 3; n=9). Alle Patientengruppen erhielten zunächst eine i.v. Bolusinfusion, bestehend aus 10 ml isotoner NaCl-Lösung/kg KM und 10 ml Infukoll HES/kg KM. Anschließend wurde die Infusionstherapie mit isotoner NaCl-Lösung (4 ml/kg/h DTI) fortgeführt. Blutentnahmen erfolgten bei gesunden und kranken Pferden vor der Bolusinfusion sowie 10 Minuten, 1, 2, 4, 6, 8, 10, 12 und 24 Stunden danach. Zu allen Messzeitpunkten wurde ein Blutbild angefertigt und die Konzentration von GEW und Albumin im Serum ermittelt. In größeren Abständen erfolgte die Bestimmung der Amylaseaktivität und der Konzentrationen von Glukose, Harnstoff sowie Kreatinin. Ausschließlich bei der Versuchsgruppe wurde zusätzlich die HES-Konzentration im Serum über 24 Stunden sowie Harnparameter (Dichte, GGT-Kreatinin-Verhältnis, Fraktionelle Exkretion von Na, K, und P) innerhalb der ersten 4 Stunden nach der Bolusinfusion bestimmt. In der Versuchsgruppe war die Infusion mit Infukoll HES, gemessen an den Dilutionsparametern Hämatokrit, Hämoglobin, GEW und Albumin, in jeder der verwendeten Dosierung signifikant volumenwirksamer als isotone und hypertone NaCl-Lösung. Es konnte keine klinisch relevante Beeinflussung der Nierenfunktion beim nierengesunden Pferd nachgewiesen werden. Die Infusion von Infukoll HES führt zu einer dosisabhängigen und dilutionsbedingten Verlänge-rung der APTT; die Beeinflussung durch die verwendeten Dosierungen darf als klinisch irrelevant bezeichnet werden. HES verhält sich beim Pferd im wesentlichen wie beim Menschen. Sie zeigt eine lineare Pharmakokinetik und verteilt sich fast ausschließlich intravasal. Es konnte erstmals nachgewiesen werden, dass auch beim Pferd ein signifikanter und dosisabhängiger Anstieg der Serumamylaseaktivität nach der Infusion mit HES erfolgt. In den Patientengruppen führte die Bolusinfusion mit Infukoll HES zu einer signifikanten Verbesserung des Hydratationszustandes und der Herz-Kreislauf-Funktion. Die Nierenfunktion wurde nachhaltig verbessert, trotz einer vorübergehenden, nicht signifikanten Erhöhung der Harnstoff-Konzentration im Serum. Eine Verlängerung der APTT wurde eine Stunde nach der Infusion mit HES beobachtet. Beide Parameter waren bei der Mehrzahl aller Patienten bereits zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung pathologisch erhöht. Bereits zu diesem Zeitpunkt korrelierten APTT und Herzfrequenz hochsignifikant mit dem späteren Überleben der Patienten (p<0,01). Die Amylase verhielt sich wie bei den Versuchstieren und stieg signifikant an. Bei 6/24 (25%) Pferden wurden bei der Erstuntersuchung um ein Vielfaches höhere Werte gemessen als bei den übrigen Patienten und Versuchstieren. Unerwünschte Nebenwirkungen oder Unverträglichkeitsreaktionen konnten weder bei gesunden noch bei kranken Pferden beobachtet werden. Aufgrund der guten Verträglichkeit sowie der anhaltenden Volumenwirksamkeit ist die Infusion von Infukoll HES bei Pferden mit akuter Kolitis und Kolik zu empfehlen. Es wäre wünschenswert, Infukoll HES bei jedem chirurgischen Kolikpatienten mit beginnender oder manifester Dehydratation einzusetzen und damit Mikrozirkulationsstörungen, v.a. im Bereich des Gastrointestinaltraktes, frühzeitig zu beheben. In vergangenen Studien konnte bereits nachgewiesen werden, dass chirurgische Kolikpatienten eine signifikant höhere Überlebensrate haben, wenn diese mit HES behandelt werden. Ob durch den Einsatz von HES die Inzidenz postoperativer Komplikationen, unter besonderer Berücksichtigung des paralytischen Ileus, gesenkt und dadurch die Rekonvales-zenz verkürzt werden kann, müssen nachfolgende Studien zeigen. / The purpose of this study was to investigate the pharmacokinetic of Infukoll HES 10% and the clinical effects of this solution in various dosages compared to isotonic and hypertonic saline in adult healthy horses. In a follow up prospective investigation the clinical effectiveness of the plasma volume substitute in horses with colic or acute colitis was proven. The trial group consisted of 6 normal warmblooded mares which received 5 series of a single dose i.v. infusion of HES each, at a does of 5 ml/kg bwt (series no. 1), 10 ml/kg bwt (series no. 2) and 15 ml/kg bwt (series no. 3) as well as isotonic saline (15 ml/kg bwt – series no. 4) and hypertonic saline (4 ml/kg bwt – series no. 5). Patients were classified into 3 groups: horses with acute colitis (group 1; n=8), horses with ileus of the small intestine (group 2; n=7) and with ileus of the large intestine (group 3; n=9). All 3 groups received an i.v. bolus infu-sion of isotonic saline (10 ml/kg bwt) and Infukoll HES (10 ml/kg bwt). Subsequently the fluid therapy was continued with isotonic saline at a dose of 4 ml/kg/h. Blood samples were collected immediately pre and post application after 10 minutes, 1, 2, 4, 6, 8, 10, 12 and 24 hours. At each time a complete blood count as well as total plasma protein and albumin concentration were determined. Amylase activity, glucose, urea and creatinine concentration in serum samples were measured in greater intervals. Only in the trial groups HES was determined in serum samples during a period of 24 hours and urinary values (urine density, GGT-creatinine-ratio, fractional excretion of Na, K, P) were measured or calculated within 4 hours after bolus infusion. In the trial group the infusion of Infukoll HES at each dosage was significantly more effec-tive as isotonic and hypertonic saline – measured on the dilution parameters PCV, hemoglobin, total plasma protein and albumin concentration. A clinical relevant influence of renal function was not proven in healthy horses. The application of Infukollâ HES resulted in a dose dependent prolongation of the APTT caused by hemodilution. However used the influence of the various dosages might not be relevant. Overall HES behave in horses as equal as in human beings. It shows a linear pharmacokinetic and an almost intravascular distribution. The administration of HES causes a significant and dose dependent increase in amylase activity. In horses this form has never been published before. In patients the application of Infukoll HES causes a significant improvement of hydration status and cardiac function. The influence of renal function and the APTT is slight when compared with the effects of shock and the trauma of surgery. A temporary, not significant increase of urea as well as a prolongation of the APTT was observed after the bolus infusion with HES. Already pre infusion values of both of these parameters were pathologically high in the majority of the patients. There is a highly significant correlation between survival and APTT as well as heart rate at pre infusion values (p<0,01). Amylase activity behave in patients as equal as in trial horses and increased significantly. In 6/24 (25%) horses pre infusion values were considerably higher than in the other patients and in the trial horses. No incompatibility reactions or side effects were observed neither in trial horses nor in patients. Because of the well tolerability and the long lasting volume effect Infukoll HES can be recommended for use in horses with colic or acute colitis. It would be desirable to use Infukoll HES in each case of colic surgery and dehydration because it is necessary in these patients to rapidly correct disturbances of microcirculation especially of the gastrointestinal tract. A significantly higher survival rate of HES treated horses undergoing colic surgery has been already proven in former investigations. Clinical studies in progress may confirm if the incidence of post operative complications particularly of the paralytic ileus might be lower and the recovery from surgery might be shorter.
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Die β-adrenergen und muskarin-cholinergen Rezeptoren im Respirationstrakt des Pferdes: Vergleichende Untersuchungen zwischen gesunden und kranken Pferden mit chronisch obstruktiver BronchitisKottke, Claudia 08 November 2005 (has links)
Die chronisch obstruktive Bronchitis des Pferdes ist charakterisiert durch Bronchospasmus, Entzündung und Dyskrinie. Der Bronchospasmus wird als Ergebnis der direkten Wirkung von Entzündungsmediatoren und der indirekten Wirkung des autonomen Nervensystems angesehen. Vorkommen und Eigenschaften β-adrenerger und muskarin-cholinerger Rezeptoren im equinen Respirationstrakt wurden bislang nicht umfassend untersucht. Aus diesem Grund wurden in der vorliegenden Arbeit beide Rezeptorsysteme in drei Segmenten des Respirationstraktes (Lungenparenchym, Bronchial- und Trachealepithel mit der darunter liegenden glatten Muskulatur) von gesunden und an COB erkrankten Pferden mit Hilfe von Radioligandbindungsstudien und Adenylatzyklase- bzw. Phospholipase C-Assay untersucht. Bei gesunden Pferden konnte eine Zunahme der Anzahl β-adrenerger Rezeptoren von den großen Atemwegen bis zum Lungenparenchym festgestellt werden. β-adrenerge Rezeptoren zeigten in Verdrängungsexperimenten mit Agonisten in allen drei Abschnitten einen Anteil hochaffine, an G-Protein-gekoppelte Rezeptoren von ca. 35 %. In allen drei Segmenten konnten die Subtypen β1 und β2 im Verhältnis von 20:80 % nachgewiesen werden. Die Dominanz des β2-Subtypes konnte außerdem durch die für den β2-Subtyp charakteristische Reihenfolge der pharmakologischen Wirkungsstärke von Agonisten ((-)-Isoprenalin > (-)- 102 Zusammenfassung Adrenalin > (-)-Noradrenalin) bestätigt werden. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass β-adrenerge Rezeptoren in Membranpräparationen der drei Segmente in der Lage waren das Adenylatzyklase-System zu aktivieren. Muskarin-cholinerge Rezeptoren zeigten im Gegensatz zu den β-adrenergen Rezeptoren eine Abnahme der Rezeptorzahl von den großen Atemwegen bis zum Lungenparenchym. Der Anteil hochaffiner, an G-Protein gekoppelter muskarin-cholinerger Rezeptoren betrug in allen drei Segmenten ca. 35 %. Im Lungenparenchym wurden sowohl M1- (24-28 %), als auch M2- (. 50 %) und M3-Rezeptoren (. 40 %) nachgewiesen, während in den Atemwegen nur M2- und M3-Rezeptoren im Verhältnis von ungefähr 80:20 % identifiziert wurden. Während M2- Rezeptoren das Adenylatzyklase-System hemmten, aktivierten M1- bzw. M3-Rezeptoren das Enzym Phospholipase C. Bei der COB wurden keine wesentlichen Unterschiede im muskarin-cholinergen System zwischen gesunden und an COB-erkrankten Pferden festgestellt. Es konnte lediglich eine tendenzielle Abnahme der Rezeptordichte im Lungenparenchym festgestellt werden. Im Gegensatz dazu wurde bei COB-Pferden eine signifikante Abnahme der Anzahl β-adrenerger Rezeptoren im Lungenparenchym (333,4 ± 27,1 vs. 496,1 ± 23,4 fmol/mg Protein) und in den Bronchien (90,4 ± 19,0 vs. 155,1 ± 19,6 fmol/mg Protein) beobachtet, wobei beide Subtypen betroffen zu sein scheinen. Die Affinität für ICYP war dabei unverändert. Außerdem war das Vermögen der β-adrenergen Rezeptoren an die α-Untereinheit von G-Proteinen zu koppeln in beiden Segmenten vermindert (Lungenparenchym 24 % vs. 34 %, Bronchien 25 % vs. 34 %). Die Abnahme der Anzahl β-adrenerger Rezeptoren und der reduzierte Anteil hochaffiner Bindungsstellen für Isoprenalin widerspiegelten sich in der verminderten Wirkung von Isoprenalin die Adenylatzyklase zu stimulieren (Lungenparenchym 74,9 vs. 133,7 pmol/mg Protein/min, Bronchien 101,4 vs. 142,0 pmol/mg Protein/min). Das Kopplungsvermögen von Gs-Protein an die Adenylatzyklase bzw. die Aktivität der Adenylatzyklase selbst waren unverändert. An Membranen der Trachea von COB-Pferden konnten weder in der Anzahl, noch im Verhältnis der Subtypen, dem Kopplungsvermögen an Gs-Protein oder der Aktivität der Adenylatzyklase Veränderungen beobachtet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass während einer COB die inhibitorische Funktion des β-adrenergen Rezeptor-G-Protein-Adenylatzyklase-Systems vermindert ist, während das exzitatorische muskarin-cholinerge System unverändert bleibt. β-adrenerge Rezeptoren scheinen somit für die Pathophysiologie der COB von Bedeutung sein. Die Abnahme der Rezeptoren könnte auch die z. T. unzureichende Wirkung der Therapie mit β2-Sympathomimetika erklären.
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Integration eines Antidoping-Informationsmoduls in VETIDATA und Bewertung der Antidoping-Bestimmungen am Beispiel von AlkaloidenHertzsch, Robert 23 May 2018 (has links)
Einleitung:
Im Pferdesport kann es heutzutage durch die starke Verbesserung der Sensitivität der eingesetzten Nachweismethoden bereits durch die Aufnahme von mit dopingrelevanten Stoffen kontaminiertem Futter zu positiven Anti-Doping-Proben kommen. Dies trifft insbesondere für Alkaloide zu. Wird nach dem tiermedizinisch begründeten Einsatz von Arzneimitteln bei Sportpferden keine ausreichende Frist beachtet, können auch hierdurch Fälle unabsichtlichen Dopings auftreten.
Ziele der Untersuchung:
Erstes Ziel dieser Arbeit war es, die zur Verhinderung unabsichtlichen Dopings nach Arzneimittelanwendung durch den Tierarzt benötigten Informationen in den webbasierten Veterinärmedizinischen Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht (VETIDATA) zu integrieren. Dafür sollten insbesondere die Regel der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) und des Weltpferdesportverbandes Fédération Équestre Internationale (FEI) berücksichtigt werden. Die International Federation of Horseracing Authorities (IFHA) hat im Jahr 2014 Rückstandshöchstmengen für die Kontrolle bestimmter dopingrelevanter Futtermittel-kontaminanten festgelegt. Die wissenschaftliche Untersuchung und Validierung der International Residue Limits (IRL) der Alkaloide Atropin, Scopolamin, Morphin, Koffein und Theophyllin war das zweite Ziel dieser Untersuchung.
Material und Methoden:
Zunächst wurde in VETIDATA ein Anti-Doping-Informationsmodul integriert. Zur Speicherung der für die Informationsanzeige benötigen Daten wurden Datenbanktabellen entwickelt und mit dem VETIDATA-System verknüpft. Zur Anzeige der Information wurde anschließend ein Prototyp der Darstellungslogik mit der Programmiersprache PHP erstellt. Dieser diente als Grundlage für die Aufnahme des Anti-Doping-Informationsmoduls in die Webseite von VETIDATA. Zur Bewertung der IRLs der untersuchten Alkaloide wurde eine systematische Metaanalyse durchgeführt. Zuerst wurden die Literaturdatenbanken PubMed, Web of Science, CABI und die Publikationsdatenbanken der deutschsprachigen veterinärmedizinischen Fakultäten und Hochschulen nach potentiell relevanten Veröffentlichungen durchsucht. Nach Anwendung von Inklusionskriterien, die z.B. Alter, Tierart, verabreichten Stoff und dessen Dosis, Applikationsweg und Angaben zu pharmakokinetischen Parametern in den Publikationen berücksichtigten, wurden die für diese Arbeit geeigneten Studien identifiziert und anschließend die darin enthaltenen pharmakokinetischen Daten extrahiert. Die Parameter Clearance, Verteilungsvolumen und Halbwertszeit wurden statistisch auf das Vorliegen einer Normalverteilung geprüft und der jeweilige Mittelwert, das 95%-Konfidenzintervall sowie die Standardabweichung wurden berechnet. Dosis-Urinkonzentrationsverhältnisse wurde mittels linearer Regressionsanalysen untersucht. Diese Daten dienten als Grundlage für die Berechnung geeigneter Grenzwerte mithilfe von in der Literatur beschriebenen Methoden.
Ergebnisse:
Das erstellte Anti-Doping-Informationsmodul beinhaltet Angaben zum Status von 863 Wirkstoffen nach den Regeln der FEI und der FN. Diese umfassen alle in Deutschland in für Pferde zugelassenen Arzneimitteln enthaltenen wirksamen Substanzen sowie alle weiteren bei nicht von der Lebensmittelgewinnung ausgeschlossenen Pferden nach geltendem Recht anwendbaren Stoffe. Diese Informationen können vom Nutzer auf VETIDATA an unterschiedlichen Stellen abgerufen werden und sind direkt mit den für Pferde zugelassenen Tierarzneimitteln verknüpft. Für die Durchführung der Metaanalyse der IRLs wurden 1173 potentiell nutzbare Studien in der Literatur identifiziert. Nach Anwendung der Inklusionskriterien konnten Daten aus 42 Studien in die Metaanalyse inkludiert werden. Diese erlaubten eine statistische Untersuchung pharmakokinetischer Parameter für Morphin, Theophyllin und Koffein, nicht aber für Atropin und Scopolamin. Eine lineare Regressionsanalyse der Dosis-Urinkonzentrationsverhältnisse war bei Scopolamin und Koffein möglich. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen erlaubten in Verbindung mit nicht statistisch bearbeiteten Daten aus den inkludierten Studien die Anwendung einer Methode zur IRL-Bewertung von Atropin und Scopolamin, von zwei Methoden für Morphin und Theophyllin und von drei Methoden für Koffein. Dabei zeigte sich, dass von den untersuchten Stoffen nur die IRLs von Atropin und Theophyllin in geeigneter Höhe festgelegt wurden, um positive Dopingbefunde durch die Aufnahme von geringgradig kontaminierten Futtern zu verhindern. Die IRLs von Morphin, Theophyllin und Koffein sind geeignet, das Bestehen eines relevanten pharmakologischen Effekts nach systemischer Anwendung dieser Stoffe auszuschließen, was für Atropin und Scopolamin aufgrund der mangelhaften Datenlage nicht sicher beurteilt werden konnte. Ein eventuell vorhandener pharmakologischer Effekt nach lokaler Anwendung kann durch die IRLs von Atropin und Scopolamin nicht sicher ausgeschlossen werden. Die Eignung des IRL von Morphin für diesen Zweck wurde als fraglich beurteilt, während diese Fragestellung für Koffein und Theophyllin nicht relevant war. Das Fehlen eines IRL für den aus Koffein bzw. Theophyllin gebildeten aktiven Metaboliten Paraxanthin wurde als erheblicher Mangel am bestehenden IRL-System erkannt.
Schlussfolgerungen:
Die Integration des Anti-Doping-Informationsmoduls in VETIDATA ermöglicht Tierärzten einen einfachen und schnellen Zugang zu den für die Arzneimittelanwendung bei Sportpferden benötigten Informationen. Das IRL-System der IFHA erfüllt in seiner aktuellen Form nicht alle Anforderungen, die im Sinne eines fairen und dopingfreien Pferdesports zu stellen sind. Geeignete Änderungen an diesem System könnten eine Verbesserung der Einschätzung für Koffein und Theophyllin ermöglichen. Systematische Mängel des IRL-Systems erfordern einen strukturell anderen Ansatz zur Kontrolle der auch lokal wirksamen Stoffe Atropin, Scopolamin und Morphin.
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Jejunoileostomie versus Jejunozäkostomie: Retrospektiver Vergleich zweier ResektionstechnikenAbraham, Monika 14 June 2018 (has links)
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