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Die Macht des Lichts: Helligkeit und Dunkelheit im sozialen KontextHanke, Eva-Verena Julia 17 October 2012 (has links) (PDF)
Die vorliegende Arbeit umfasst drei empirische Beiträge, die der Frage nachgehen, ob und wie Helligkeit und Dunkelheit die Art und Weise verändern, wie Informationen wahrgenommen werden, Menschen interagieren oder Verhalten bewerten. Basierend auf Embodiment und Grounded Cognition-Ansätzen (Barsalou, 2008) wurde in drei Studienreihen der Einfluss von konzeptueller und perzeptueller Helligkeit bzw. Dunkelheit auf (1) die Informationsverarbeitung, (2) moralisches Urteilen und (3) Kooperation im sozialen Kontext untersucht. Die Ergebnisse demonstrieren die Bedeutsamkeit von Helligkeit und Dunkelheit im sozialen Kontext und bieten Implikationen im Verhandlungs- und Beratungskontext sowie moralischen Urteilens bei Gericht.
In der ersten Studienreihe (Steidle, Werth, & Hanke, 2011) bestand das Ziel darin, die Wechselwirkung zwischen Dunkelheit, Abstraktionslevel und psychologischer Distanz zu untersuchen. Es wurde angenommen, dass die visuelle Wahrnehmung im Dunkeln weniger auf Details fokussiert ist, was zu mehr abstrakten Repräsentationen führen sollte. Basierend auf dem Grounded Cognition-Ansatz (Barsalou, 2008) wird argumentiert, dass sich die Beziehung zwischen physikalischer Dunkelheit und einem globalen perzeptuellen Verarbeitungsstil auf eine konzeptuelle Ebene überträgt. Drei Experimente demonstrierten, dass Dunkelheit im Vergleich zu Helligkeit einen globaleren perzeptuellen und konzeptuellen Verarbeitungsstil hervorrief, unabhängig davon, ob Dunkelheit geprimt oder physikalisch manipuliert wurde. Zusätzlich zeigten zwei IATs, dass Dunkelheit mit einem hohen Abstraktionslevel assoziiert ist. Des Weiteren wurde angenommen, dass Dunkelheit ebenso mit der Wahrnehmung psychologischer Distanz in Beziehung steht. Es wurde argumentiert, dass der Mangel an konkreten Informationen einerseits und die abstrakten Repräsentationen andererseits dazu führen, dass Personen und Objekte im Dunkeln nicht als Teil der unmittelbaren Erfahrung erlebt werden. Acht IATs belegten die implizite Beziehung zwischen Dunkelheit und den Distanzdimensionen: räumliche, zeitliche, hypothetische und soziale Distanz. Abschließend wurden Implikationen auf soziale Prozesse wie Vorurteile und Kooperation diskutiert.
In der zweiten Studienreihe (Hanke, Steidle, & Werth, 2012) wurde der Frage nachgegangen, ob und wie Helligkeit und Dunkelheit moralische Kognitionen und Urteile verändern. Helligkeit kann als ein Zeichen moralischer Reinheit verstanden werden, die verteidigt wird, um das eigene Ansehen aufrechtzuerhalten. Dunkelheit dagegen als ein Zeichen von Unmoral und Verschwiegenheit, die eine Möglichkeit bietet, durch andere unbeobachtet zu sein. Basierend auf diesen metaphorischen Bedeutungen wurde argumentiert, dass Helligkeit im Vergleich zu Dunkelheit Prozesse aktiviert, das eigene Ansehen aufrechtzuerhalten – hier in Form einer erhöhten Normorientierung und stärkeren Verurteilens unmoralischem Handeln. In Studie 1 wurde zunächst gezeigt, dass Helligkeit verglichen mit Dunkelheit die Verfügbarkeit persönlicher Werte und Normen steigerte. Dementsprechend wurde angenommen, dass Personen, bei denen das Konzept Helligkeit aktiviert wird, unmoralische Handlungen stärker verurteilen, mehr negative moralische Emotionen zeigen und eher an moralischen Verhaltensabsichten festhalten sollten als Personen, bei denen das Konzept Dunkelheit aktiviert wird. Studie 2 belegte diese Annahme und demonstrierte den zu Grunde liegenden Prozess: die Orientierung an moralischen Normen. Ob unmoralische Handlungen als schlechte Absichten der handelnden Person gesehen werden oder durch äußere Umstände entschuldigt werden, hängt in hohem Maße von der sozialen Nähe zur handelnden Person ab (Studie 2A und 2B). Diese Ergebnisse tragen zum Verständnis des Embodiment moralischer Kognitionen bei und bieten praktische Implikationen für moralische Urteile bei Gericht.
In der dritten Studienreihe (Hanke, Steidle, & Werth, 2012) wurde der Effekt von Dunkelheit auf Kooperation im sozialen Kontext aus der Perspektive sozialer Distanz untersucht. Es wurde argumentiert, dass Dunkelheit als ein Zeichen für soziale Distanz kompensatorisches Verhalten in Form von Kooperation auslösen kann, um die Distanz zum Interaktionspartner zu reduzieren. Fünf Studien belegten die Annahme, dass Dunkelheit unabhängig davon, ob Dunkelheit konzeptuell aktiviert oder physikalisch manipuliert wurde, Kooperation steigerte. Dieser Zusammenhang wurde durch das Gefühl von sozialer Nähe mediiert. Darüber hinaus wurden dispositionale und situationale Moderatoren der Beziehung zwischen Dunkelheit und Kooperation untersucht. Die Ergebnisse belegten, dass Dunkelheit Kooperation nur dann verstärkte, (1) wenn Kooperation half, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit befriedigen zu können und (2) wenn Personen empfänglich für Umgebungsreize waren, die ein Bedürfnis nach sozialer Nähe auslösen konnten. Die wichtigste Implikation dieser Ergebnisse ist, dass Dunkelheit nicht in jeder Situation funktional ist, sondern nur dann, wenn soziale Distanz überwunden und soziale Nähe erreicht werden kann.
In den folgenden Abschnitten wird zunächst auf die theoretische Grundlage dieser Arbeit eingegangen. Darauf aufbauend folgen ein kurzer Überblick der wichtigsten Erkenntnisse und die Vorstellung des Arbeitsmodells. Abschließend werden die theoretischen und praktischen Implikationen der vorliegenden Befunde diskutiert.
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Die Macht des Lichts: Helligkeit und Dunkelheit im sozialen KontextHanke, Eva-Verena Julia 12 September 2012 (has links)
Die vorliegende Arbeit umfasst drei empirische Beiträge, die der Frage nachgehen, ob und wie Helligkeit und Dunkelheit die Art und Weise verändern, wie Informationen wahrgenommen werden, Menschen interagieren oder Verhalten bewerten. Basierend auf Embodiment und Grounded Cognition-Ansätzen (Barsalou, 2008) wurde in drei Studienreihen der Einfluss von konzeptueller und perzeptueller Helligkeit bzw. Dunkelheit auf (1) die Informationsverarbeitung, (2) moralisches Urteilen und (3) Kooperation im sozialen Kontext untersucht. Die Ergebnisse demonstrieren die Bedeutsamkeit von Helligkeit und Dunkelheit im sozialen Kontext und bieten Implikationen im Verhandlungs- und Beratungskontext sowie moralischen Urteilens bei Gericht.
In der ersten Studienreihe (Steidle, Werth, & Hanke, 2011) bestand das Ziel darin, die Wechselwirkung zwischen Dunkelheit, Abstraktionslevel und psychologischer Distanz zu untersuchen. Es wurde angenommen, dass die visuelle Wahrnehmung im Dunkeln weniger auf Details fokussiert ist, was zu mehr abstrakten Repräsentationen führen sollte. Basierend auf dem Grounded Cognition-Ansatz (Barsalou, 2008) wird argumentiert, dass sich die Beziehung zwischen physikalischer Dunkelheit und einem globalen perzeptuellen Verarbeitungsstil auf eine konzeptuelle Ebene überträgt. Drei Experimente demonstrierten, dass Dunkelheit im Vergleich zu Helligkeit einen globaleren perzeptuellen und konzeptuellen Verarbeitungsstil hervorrief, unabhängig davon, ob Dunkelheit geprimt oder physikalisch manipuliert wurde. Zusätzlich zeigten zwei IATs, dass Dunkelheit mit einem hohen Abstraktionslevel assoziiert ist. Des Weiteren wurde angenommen, dass Dunkelheit ebenso mit der Wahrnehmung psychologischer Distanz in Beziehung steht. Es wurde argumentiert, dass der Mangel an konkreten Informationen einerseits und die abstrakten Repräsentationen andererseits dazu führen, dass Personen und Objekte im Dunkeln nicht als Teil der unmittelbaren Erfahrung erlebt werden. Acht IATs belegten die implizite Beziehung zwischen Dunkelheit und den Distanzdimensionen: räumliche, zeitliche, hypothetische und soziale Distanz. Abschließend wurden Implikationen auf soziale Prozesse wie Vorurteile und Kooperation diskutiert.
In der zweiten Studienreihe (Hanke, Steidle, & Werth, 2012) wurde der Frage nachgegangen, ob und wie Helligkeit und Dunkelheit moralische Kognitionen und Urteile verändern. Helligkeit kann als ein Zeichen moralischer Reinheit verstanden werden, die verteidigt wird, um das eigene Ansehen aufrechtzuerhalten. Dunkelheit dagegen als ein Zeichen von Unmoral und Verschwiegenheit, die eine Möglichkeit bietet, durch andere unbeobachtet zu sein. Basierend auf diesen metaphorischen Bedeutungen wurde argumentiert, dass Helligkeit im Vergleich zu Dunkelheit Prozesse aktiviert, das eigene Ansehen aufrechtzuerhalten – hier in Form einer erhöhten Normorientierung und stärkeren Verurteilens unmoralischem Handeln. In Studie 1 wurde zunächst gezeigt, dass Helligkeit verglichen mit Dunkelheit die Verfügbarkeit persönlicher Werte und Normen steigerte. Dementsprechend wurde angenommen, dass Personen, bei denen das Konzept Helligkeit aktiviert wird, unmoralische Handlungen stärker verurteilen, mehr negative moralische Emotionen zeigen und eher an moralischen Verhaltensabsichten festhalten sollten als Personen, bei denen das Konzept Dunkelheit aktiviert wird. Studie 2 belegte diese Annahme und demonstrierte den zu Grunde liegenden Prozess: die Orientierung an moralischen Normen. Ob unmoralische Handlungen als schlechte Absichten der handelnden Person gesehen werden oder durch äußere Umstände entschuldigt werden, hängt in hohem Maße von der sozialen Nähe zur handelnden Person ab (Studie 2A und 2B). Diese Ergebnisse tragen zum Verständnis des Embodiment moralischer Kognitionen bei und bieten praktische Implikationen für moralische Urteile bei Gericht.
In der dritten Studienreihe (Hanke, Steidle, & Werth, 2012) wurde der Effekt von Dunkelheit auf Kooperation im sozialen Kontext aus der Perspektive sozialer Distanz untersucht. Es wurde argumentiert, dass Dunkelheit als ein Zeichen für soziale Distanz kompensatorisches Verhalten in Form von Kooperation auslösen kann, um die Distanz zum Interaktionspartner zu reduzieren. Fünf Studien belegten die Annahme, dass Dunkelheit unabhängig davon, ob Dunkelheit konzeptuell aktiviert oder physikalisch manipuliert wurde, Kooperation steigerte. Dieser Zusammenhang wurde durch das Gefühl von sozialer Nähe mediiert. Darüber hinaus wurden dispositionale und situationale Moderatoren der Beziehung zwischen Dunkelheit und Kooperation untersucht. Die Ergebnisse belegten, dass Dunkelheit Kooperation nur dann verstärkte, (1) wenn Kooperation half, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit befriedigen zu können und (2) wenn Personen empfänglich für Umgebungsreize waren, die ein Bedürfnis nach sozialer Nähe auslösen konnten. Die wichtigste Implikation dieser Ergebnisse ist, dass Dunkelheit nicht in jeder Situation funktional ist, sondern nur dann, wenn soziale Distanz überwunden und soziale Nähe erreicht werden kann.
In den folgenden Abschnitten wird zunächst auf die theoretische Grundlage dieser Arbeit eingegangen. Darauf aufbauend folgen ein kurzer Überblick der wichtigsten Erkenntnisse und die Vorstellung des Arbeitsmodells. Abschließend werden die theoretischen und praktischen Implikationen der vorliegenden Befunde diskutiert.
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