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Kulturanalyse und KulturarbeitKoffer, Blanka 24 June 2015 (has links)
Ethnographie, Kulturgeschichte oder Folkloristik? Die staatssozialistische Version der Volkskunde als wissenschaftliche Disziplin war nicht einfach zu definieren. Zwischen einer systemübergreifend kompatiblen Grundlagenforschung und einer spezifisch staatssozialistischen Anwendungsorientierung oszillierte die Arbeit der beiden wichtigsten Institute der ostdeutschen und tschechischen Volkskunde der 1970er und 1980er Jahre: des Wissenschaftsbereichs Kulturgeschichte/Volkskunde des Zentralinstituts für Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR und des Instituts für Ethnographie und Folkloristik an der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. Unterschiede und Gemeinsamkeiten des wissenschaftlichen Wandels und der Arbeitsalltage der tschechischen und deutschen staatssozialistischen Akademie-Volkskunde ergaben sich aus den jeweiligen Traditionen und den zeitgenössischen Bezügen des Faches sowie aus den politischen Veränderungen seit Beginn der 1970er Jahre auf nationaler und internationaler Ebene. Es ergab sich für die Mitarbeiter beider Institute ein Perpetuum Mobile des Ressourcenwandels: Im wissenschaftlichen Bereich konnten Ressourcen über Forschungsaktivitäten zu politiknahen Themen erweitert werden, während mittels der verfügbaren Ressourcen in den Bereichen Politik und Öffentlichkeit aktiv dafür gesorgt werden konnte, dass gerade diese Themen ständig aktualisiert wurden. Nicht nur Erfolg und Scheitern der formell befugten Akteure, die Basis "im Plan" zu halten, lassen sich an konkreten Konflikten im Arbeitsalltag ablesen, sondern auch die jeweils aktivierten Ressourcen der Beteiligten. Daher bietet sich ein alltagsgeschichtlicher Zugang an. Mit Hilfe des transnationalen Vergleichs lassen sich system- wie national bedingte Charakteristika der wissenschaftlichen Arbeit im Staatssozialismus zwischen 1972 und 1990 herausarbeiten. / Cultural Engineers. Social anthropology at the Academies of Sciences in the GDR and in Czechoslovakia 1972-1990 Mapping two state socialist versions of social anthropology is one of the tasks of this thesis. Providing insight into academia as an example for a state socialist work place the thesis furthermore adresses interdisciplinary discussions about the distribution of power under the conditions of late state socialism. The thesis concentrates on the Academy of Sciences for its prominent role in state socialist research, both in the GDR and in Czechoslovakia. Here, the German Wissenschaftsbereich Kulturgeschichte/Volkskunde with departments in Berlin, Rostock and Dresden, and the Czech Ustav etnografii a folkloristiku with departments in Prague and Brno, are of interest. Comparing the routines and conflicts that evolved after 1972 in these research institutes the thesis analyzes the working conditions of state socialist social anthropology in a non-university setting. Not only was the research of present or past folk cultures part of the work schedule. Another side of the coin was the implementation of cultural and social policies of the Communist Party. The study proves the strength of transnational comparison as a valid method for historiography and the strength of the model of resources as introduced by Mitchell Ash.
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