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Patientenorientierung in der Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen

Haarig, Frederik 08 December 2016 (has links)
Hintergrund: Die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen stellt seit Jahrzehnten ein sowohl bedeutsames Versorgungssegment als auch Forschungsgebiet dar. Die im Gesundheitswesen in den letzten 20 Jahren aufkommende Haltung hin zu einer stärkeren Patientenorientierung rückt Patienten als Nutzer von Leistungen der Gesundheitsversorgung und „Experten in eigener Sache“ in den Mittelpunkt des Geschehens (Coulter & Magee, 2003). Damit wird den expertenbasierten Therapieleitlinien ein wichtiger Akteur, der Betroffene selbst, gegenübergestellt. Die Entwicklung bisheriger Leitlinien fußt auf der Beurteilung der methodischen Studienqualität sowie relevanter Therapieoutcomes, die ausschließlich von Experten vorgenommen wird. Patienteneinschätzungen werden dabei bisweilen nicht integriert, obwohl gerade durch der Einbezug von Präferenzen, Vorstellungen und Wünschen der Patienten eine wesentliche Grundlage für optimale klinische Therapieentscheidungen darstellt (Haynes, Devereaux & Guyatt, 2002). Eine verstärkt patientenorientierte Haltung hätte damit Auswirkungen auf a) die klinische Versorgungspraxis und b) die Forschung. Der Weg einer gleichberechtigten Kommunikation und gemeinsamen Entscheidungsfindung von Behandler und Patient über Behandlungsstrategien und die Auswahl von Therapieoptionen verbessert potentiell Compliance, Selbstmanagement und Zufriedenheit der Patienten. Fragestellungen: Die vorliegende kumulative Promotionsarbeit (drei peer-reviewed Publikationen) setzt den Kerngedanken der Patientenorientierung um, indem Methoden zur patientenorientierten Forschung erprobt, durchgeführt und hinsichtlich ihrer Nützlichkeit diskutiert sowie empirische Erkenntnisse zur Bedeutung von Patientenpräferenzen in der Gesundheitsversorgung beigesteuert werden. Drei Fragestellungen stehen dabei im Fokus: 1) Wie gut lassen sich Conjoint-Analysen zur patientenorientierten Forschung im Rahmen der Versorgung von psychischen Störungen einsetzen (Beitrag I)? 2) Welche Therapieziele sind bipolar Betroffenen in der Behandlung bipolarer Störungen besonders wichtig (Beitrag II)? 3) Kann mithilfe eines komprimierten achtsamkeitsorientierten Verfahrens ein Beitrag zur Verbesserung der Versorgung der Allgemeinbevölkerung sowie zur Überbrückung langer Wartezeiten auf eine ambulante Psychotherapie geleistet werden (Beitrag III)? Methode: Die methodische Umsetzung einer patientenorientierten Forschung wird anhand des Beispiels der Conjoint-Analyse zur Messung von Patientenpräferenzen für spezifische Therapieziele dargestellt. Die inhaltlichen Beiträge setzen sich aus zwei Studien zur Behandlung einer schweren chronischen psychischen Erkrankung (bipolare Störung) und einer Untersuchung zur Förderung der psychischen Gesundheit (Stressbewältigung, Depressivität, Lebensqualität) im Beratungssetting zusammen. Ergebnisse: Die vorliegende Arbeit stellt zum einen mit der Conjoint-Analyse einen innovativen Ansatz zur Messung von Patientenpräferenzen zu Therapiezielen im Rahmen der Versorgung psychischer Störungen dar (patientenorientierte Forschung). Dazu werden bisherige conjoint-analytische Untersuchungen mittels formaler, methodischer und inhaltlicher Merkmale systematisiert und hinsichtlich Nützlichkeit sowie möglichen Grenzen diskutiert. Zum zweiten liefert die Arbeit Erkenntnisse hinsichtlich der von Patienten eingeschätzten Relevanz und Präferenz von Therapiezielen in der Behandlung bipolarer Störungen. Dabei wird ausgewiesen, worin Unterschiede in den Einschätzungen bestehen und diskutiert, welche Relevanz sich für die Versorgung von Menschen mit bipolaren Störungen ergibt. Zum dritten werden Effekte (Verbesserung der Stressbewältigung, Verringerung der Depressivität, Steigerung der Lebensqualität) eines im Rahmen der psychosozialen Beratungsstelle der TU Chemnitz angewandten achtsamkeitsorientierten Stresstrainings (AST) dargestellt. Die mit einer achtsameren Haltung von Trainingsteilnehmern einhergehenden verbesserten Werte bezüglich Stressverarbeitung, Depressivität und Lebensqualität (patientennaher Endpunkt) deuten auf das Potential von AST hin, als niedrigschwelliges Angebot der psychosozialen Beratung bestehende Versorgungsangebote (Überbrückung von Therapiewartezeit) zu ergänzen. AST stellt einen Ansatz zur patientenorientierteren Ausrichtung von Wartezeitüberbrückung dar, da objektiv sehr lange Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz bestehen und Patienten selbst darin Versorgungsbarrieren sehen. Eine Überbrückung würde Patienten entlasten und psychische Gesundheit bereits vor dem Beginn der Psychotherapie stabilisieren. Diskussion: Patientenorientierte Forschung liefert Beiträge zur Ergänzung bisheriger Erkenntnisse in der Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen. Die Befunde zeigen, dass Vorstellungen und Wünsche von Betroffenen nicht immer deckungsgleich mit Expertensichtweisen sind und im Rahmen von Prozessen des Shared Decision Makings Beachtung finden sollten, um eine individuell ausgerichtete Behandlung zu erzielen. Die Conjoint-Analyse als methodischer Ansatz zur Messung von Patientenpräferenzen weist sowohl Nutzen (hohe interne Validität der Messungen) als auch Grenzen auf (geringe externe Validität). Um eine möglichst hohe Generalisierbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, ist notwendig, die untersuchten Zieldimensionen a priori nach klinischer Praxistauglichkeit auszuwählen. Patientenorientierte Forschung ermöglicht eine gemeinschaftlichere Basis sowohl auf Mikro- (Arzt-Patient-Kommunikation) als auch auf Mesoebene (patientennähere Leitlinien).
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Psychische Störungen bei Patienten mit muskuloskelettalen und kardiovaskulären Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung

Baumeister, Harald, Höfler, Michael, Jacobi, Frank, Wittchen, Hans-Ulrich, Bengel, Jürgen, Härter, Martin January 2004 (has links)
Hintergrund: Ein signifikanter Anteil der Patienten mit einer chronischen körperlichen Erkrankung weist eine komorbide psychische Störung auf. Ob und in welchem Ausmaß sich die Prävalenzraten psychischer Störungen bei Patienten mit einer chronischen Erkrankung von denen der Allgemeinbevölkerung unterscheiden, ist bislang noch kaum untersucht. Fragestellung: Die vorliegende epidemiologische Studie untersucht geschlechts- und altersadjustierte 4-Wochen, 12-Monats- und Lebenszeitprävalenzen psychischer Störungen bei Rehabilitationspatienten mit muskuloskelettalen und kardiovaskulären Erkrankungen im Vergleich zu Prävalenzraten der Allgemeinbevölkerung. Methode: Die Daten der drei Stichproben (N = 4192) basieren jeweils auf einem zweistufigen, epidemiologischen Untersuchungsansatz mit einer schriftlichen Befragung der Patienten bzw. Probanden zu ihrem psychischen Befinden (GHQ-12; M-CIDI-S) und einem anschließenden Interview (M-CIDI) bei einem randomisiert ausgewählten Teil der Gesamtstichprobe. Ergebnisse: Mit adjustierten Lebenszeitprävalenzen von 59.3 % (OR: 1.6) und 56.2 % (OR: 1.4) weisen die Patienten mit einer muskuloskelettalen und kardiovaskulären Erkrankung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (47.9 %) eine deutlich erhöhte Prävalenz psychischer Störungen auf. Am häufigsten sind affektive Störungen (22.5 % bis 34.9%) und Angststörungen (18.4 % bis 33.8 %). Schlussfolgerung: Der im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutliche Zusammenhang zwischen chronischen körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen verdeutlicht die Bedeutsamkeit einer verstärkten Diagnostik und Behandlung komorbider psychischer Störungen bei chronisch erkrankten Patienten. / Background: A significant part of patients with chronic diseases have comorbid mental disorders. However, by now it is nearly unexplored if and to what extend the prevalence rates of mental disorders in patients with chronic diseases differ from the rates of the general population. Objective: The present epidemiologic study investigates sex- and age-adjusted 4-week, 12-months, and lifetime prevalence rates of mental disorders in inpatients with musculoskeletal and cardiovascular diseases compared to prevalence rates of the general population. Methods: In each sample (N = 4192), the data based on a two-stage epidemiologic design. The first stage entailed the use of a screening questionnaire for mental disorders (GHQ-12; M-CIDI-S). The second stage consisted of an interview (M-CIDI) of a randomised part of the sample. Results: The adjusted lifetime prevalence in both clinical samples (musculoskeletal: 59.3 %, OR 1.6; cardiovaskular: 56.2 %, OR 1.4) is high compared to the rate of the general population (47.9 %). Affective disorders (22.5 % to 34.9 %) and anxiety disorders (18.4% to 33.8 %) are the most common disorders. Conclusions: Compared to the general population there is a clear correlation between chronic diseases and mental disorders, that shows the importance of an improved diagnostic and treatment of patients suffering from comorbid mental disorders.
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Prevalence of mental health problems among children and adolescents in Germany: Results of the BELLA study within the National Health Interview and Examination Survey

Ravens-Sieberer, Ulrike, Wille, Nora, Erhart, Michael, Bettge, Susanne, Wittchen, Hans-Ulrich, Rothenberger, Aribert, Herpertz-Dahlmann, Beate, Resch, Franz, Hölling, Heike, Bullinger, Monika, Barkmann, Claus, Schulte-Markwort, Michael, Döpfner, Manfred January 2008 (has links)
Background: Over the past decades the public health relevance of mental health conditions in children and adolescents has been of growing concern. However, so far no detailed epidemiological data has been available for a representative national sample in Germany. Objectives: The present paper reports prevalence rates of general and specific mental health problems among children and adolescents in Germany and describes the link between symptoms and impairment as well as the treatment situation. Methods: The mental health module (BELLA study) examines mental health problems in a representative sub-sample of 2,863 families with children aged 7–17 from the National Health Interview and Examination Survey among Children and Adolescents (KiGGS). Mental health problems were determined using the extended version of the strengths and difficulties questionnaire (SDQ). Further standardised screening measures were employed to screen for anxiety disorders (SCARED), conduct disorder (CBCL), attention deficit-/ hyperactivity disorder (FBBHKS, Conners’ Scale) and depressive disorders (CES-DC). Furthermore, substance abuse and suicidal tendencies were assessed. Health-related quality of life (HRQoL) and health care use were determined. Results Overall, 14.5% of the children and adolescents aged 7–17 fulfilled the criteria for at least one specific mental health problem associated with impairment, or had an overall mental health problem indicated by an abnormal SDQ score and present impairment. However, high comorbidity was found in the children concerned. Symptoms of overall mental health problems were present in 8.6% of the children and 6.6% of the adolescents. This number was reduced to prevalence rates of 6.3 and 4.9% when additional impairment was taken as a criterion. Irrespective of the type of disorder, fewer than half of the children affected were reported as receiving treatment. However, for those suffering from mental health problems, large impairments in HRQoL were observed. Conclusions: The observed prevalence of mental health problems as well as their large impact on well-being and functioning calls for early prevention. This is especially important with regard to the large decrease in HRQoL in the children and adolescents affected.
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Cross-cultural Feasibility, Reliability and Sources of Variance of the Composite International Diagnostic Interview (CIDI)

Wittchen, Hans-Ulrich, Robins, Lee N., Cottler, Linda B., Sartorius, Norman, Burke, J. D., Regier, Darrel A. January 1991 (has links)
The CIDI is a fully standardised diagnostic interview designed for assessing mental disorders based on the definitions and criteria of ICD-1Oand DSM-IlI-R. Field trials with the CIDI have been conducted in 18 centres around the world, to test the feasibility and reliability of the CIDI in different cultures and settings, as well as to test the inter-rater agreement for the different types of questions used. Of 590 subjects interviewed across all sites and rated by an interviewer and observer, 575 were eligible for analysis. The CIDI was judged to be acceptable for most subjects and was appropriate for use in different kinds of settings. Many subjects fulfilled criteria for more than one diagnosis (lifetime and six-month). The most frequent lifetime disorders were generalised anxiety, major depression, tobacco use disorders, and agoraphobia. Percentage agreements for all diagnoses were above 90% and the kappa values were all highly significant. No significant numbers of diagnostic disconcordances were found with lifetime, six-month, and four-week time frames.
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Comorbidity of substance use disorders with mood and anxiety disorders: Results of the international consortium in psychiatric epidemiology

Merikangas, Kathleen R., Mehta, Rajni L., Molnar, Beth E., Walters, Ellen E., Swendsen, Joel D., Aguilar-Gaziola, Sergio, Bijl, Rob, Borges, Guilherme, Caraveo-Anduaga, Jorge J., Dewit, David J., Kolody, Bohdan, Vega, William A., Wittchen, Hans-Ulrich, Kessler, Ronald C. January 1998 (has links)
This article reports the results of a cross-national investigation of patterns of comorbidity between substance use and psychiatric disorders in six studies participating in the International Consortium in Psychiatric Epidemiology. In general, there was a strong association between mood and anxiety disorders as well as conduct and antisocial personality disorder with substance disorders at all sites. The results also suggest that there is a continuum in the magnitude of comorbidity as a function of the spectrum of substance use category (use, problems, dependence), as well as a direct relationship between the number of comorbid disorders and increasing levels of severity of substance use disorders (which was particularly pronounced for drugs). Finally, whereas there was no specific temporal pattern of onset for mood disorders in relation to substance disorders, the onset of anxiety disorders was more likely to precede that of substance disorders in all countries. These results illustrate the contribution of cross-national data to understanding the patterns and risk factors for psychopathology and substance use disorders.
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The size and burden of mental disorders and other disorders of the brain in Europe 2010

Wittchen, Hans-Ulrich, Jacobi, Frank, Rehm, Jürgen, Gustavsson, Anders, Svensson, Mikael, Jönsson, Bengt, Olesen, Jes, Allgulander, Christer, Alonso, Jordi, Faravelli, Carlo, Fratiglioni, Laura, Jennum, Poul, Lieb, Roselind, Maercker, Andreas, van Os, Jim, Preisig, Martin, Salvador-Carulla, Luis, Simon, Roland, Steinhausen, Hans-Christoph January 2011 (has links)
Aims: To provide 12-month prevalence and disability burden estimates of a broad range of mental and neurological disorders in the European Union (EU) and to compare these findings to previous estimates. Referring to our previous 2005 review, improved up-to-date data for the enlarged EU on a broader range of disorders than previously covered are needed for basic, clinical and public health research and policy decisions and to inform about the estimated number of persons affected in the EU. Method: Stepwise multi-method approach, consisting of systematic literature reviews, reanalyses of existing data sets, national surveys and expert consultations. Studies and data from all member states of the European Union (EU-27) plus Switzerland, Iceland and Norway were included. Supplementary information about neurological disorders is provided, although methodological constraints prohibited the derivation of overall prevalence estimates for mental and neurological disorders. Disease burden was measured by disability adjusted life years (DALY). Results: Prevalence: It is estimated that each year 38.2% of the EU population suffers from a mental disorder. Adjusted for age and comorbidity, this corresponds to 164.8 million persons affected. Compared to 2005 (27.4%) this higher estimate is entirely due to the inclusion of 14 new disorders also covering childhood/adolescence as well as the elderly. The estimated higher number of persons affected (2011: 165 m vs. 2005: 82 m) is due to coverage of childhood and old age populations, new disorders and of new EU membership states. The most frequent disorders are anxiety disorders (14.0%), insomnia (7.0%), major depression (6.9%), somatoform (6.3%), alcohol and drug dependence (> 4%), ADHD (5%) in the young, and dementia (1–30%, depending on age). Except for substance use disorders and mental retardation, there were no substantial cultural or country variations. Although many sources, including national health insurance programs, reveal increases in sick leave, early retirement and treatment rates due to mental disorders, rates in the community have not increased with a few exceptions (i.e. dementia). There were also no consistent indications of improvements with regard to low treatment rates, delayed treatment provision and grossly inadequate treatment. Disability: Disorders of the brain and mental disorders in particular, contribute 26.6% of the total all cause burden, thus a greater proportion as compared to other regions of the world. The rank order of the most disabling diseases differs markedly by gender and age group; overall, the four most disabling single conditions were: depression, dementias, alcohol use disorders and stroke. Conclusion: In every year over a third of the total EU population suffers from mental disorders. The true size of “disorders of the brain” including neurological disorders is even considerably larger. Disorders of the brain are the largest contributor to the all cause morbidity burden as measured by DALY in the EU. No indications for increasing overall rates of mental disorders were found nor of improved care and treatment since 2005; less than one third of all cases receive any treatment, suggesting a considerable level of unmet needs. We conclude that the true size and burden of disorders of the brain in the EU was significantly underestimated in the past. Concerted priority action is needed at all levels, including substantially increased funding for basic, clinical and public health research in order to identify better strategies for improved prevention and treatment for disorders of the brain as the core health challenge of the 21st century.
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Cost of disorders of the brain in Europe 2010

Gustavsson, Anders, Svensson, Mikael, Jacobi, Frank, Allgulander, Christer, Alonso, Jordi, Beghi, Ettore, Dodel, Richard, Ekman, Mattias, Faravelli, Carlo, Fratiglioni, Laura, Gannon, Brenda, Jones, David Hilton, Jennum, Poul, Jordanova, Albena, Jönsson, Linus, Karampampa, Korinna, Knapp, Martin, Kobelt, Gisela, Kurth, Tobias, Lieb, Roselind, Linde, Mattias, Ljungcrantz, Christina, Maercker, Andreas, Melin, Beatrice, Moscarelli, Massimo, Musayev, Amir, Norwood, Fiona, Preisig, Martin, Pugliatti, Maura, Rehm, Juergen, Salvador-Carulla, Luis, Schlehofer, Brigitte, Simon, Roland, Steinhausen, Hans-Christoph, Stovner, Lars Jacob, Vallat, Jean-Michel, Van den Bergh, Peter, van Os, Jim, Vos, Pieter, Xu, Weili, Wittchen, Hans-Ulrich, Jönsson, Bengt, Olesen, Jes January 2011 (has links)
Background: The spectrum of disorders of the brain is large, covering hundreds of disorders that are listed in either the mental or neurological disorder chapters of the established international diagnostic classification systems. These disorders have a high prevalence as well as short- and long-term impairments and disabilities. Therefore they are an emotional, financial and social burden to the patients, their families and their social network. In a 2005 landmark study, we estimated for the first time the annual cost of 12 major groups of disorders of the brain in Europe and gave a conservative estimate of €386 billion for the year 2004. This estimate was limited in scope and conservative due to the lack of sufficiently comprehensive epidemiological and/or economic data on several important diagnostic groups. We are now in a position to substantially improve and revise the 2004 estimates. In the present report we cover 19 major groups of disorders, 7 more than previously, of an increased range of age groups and more cost items. We therefore present much improved cost estimates. Our revised estimates also now include the new EU member states, and hence a population of 514 million people. Aims: To estimate the number of persons with defined disorders of the brain in Europe in 2010, the total cost per person related to each disease in terms of direct and indirect costs, and an estimate of the total cost per disorder and country. Methods: The best available estimates of the prevalence and cost per person for 19 groups of disorders of the brain (covering well over 100 specific disorders) were identified via a systematic review of the published literature. Together with the twelve disorders included in 2004, the following range of mental and neurologic groups of disorders is covered: addictive disorders, affective disorders, anxiety disorders, brain tumor, childhood and adolescent disorders (developmental disorders), dementia, eating disorders, epilepsy, mental retardation, migraine, multiple sclerosis, neuromuscular disorders, Parkinson's disease, personality disorders, psychotic disorders, sleep disorders, somatoform disorders, stroke, and traumatic brain injury. Epidemiologic panels were charged to complete the literature review for each disorder in order to estimate the 12-month prevalence, and health economic panels were charged to estimate best cost-estimates. A cost model was developed to combine the epidemiologic and economic data and estimate the total cost of each disorder in each of 30 European countries (EU27 + Iceland, Norway and Switzerland). The cost model was populated with national statistics from Eurostat to adjust all costs to 2010 values, converting all local currencies to Euro, imputing costs for countries where no data were available, and aggregating country estimates to purchasing power parity adjusted estimates for the total cost of disorders of the brain in Europe 2010. Results: The total cost of disorders of the brain was estimated at €798 billion in 2010. Direct costs constitute the majority of costs (37% direct healthcare costs and 23% direct non-medical costs) whereas the remaining 40% were indirect costs associated with patients' production losses. On average, the estimated cost per person with a disorder of the brain in Europe ranged between €285 for headache and €30,000 for neuromuscular disorders. The European per capita cost of disorders of the brain was €1550 on average but varied by country. The cost (in billion €PPP 2010) of the disorders of the brain included in this study was as follows: addiction: €65.7; anxiety disorders: €74.4; brain tumor: €5.2; child/adolescent disorders: €21.3; dementia: €105.2; eating disorders: €0.8; epilepsy: €13.8; headache: €43.5; mental retardation: €43.3; mood disorders: €113.4; multiple sclerosis: €14.6; neuromuscular disorders: €7.7; Parkinson's disease: €13.9; personality disorders: €27.3; psychotic disorders: €93.9; sleep disorders: €35.4; somatoform disorder: €21.2; stroke: €64.1; traumatic brain injury: €33.0. It should be noted that the revised estimate of those disorders included in the previous 2004 report constituted €477 billion, by and large confirming our previous study results after considering the inflation and population increase since 2004. Further, our results were consistent with administrative data on the health care expenditure in Europe, and comparable to previous studies on the cost of specific disorders in Europe. Our estimates were lower than comparable estimates from the US. Discussion: This study was based on the best currently available data in Europe and our model enabled extrapolation to countries where no data could be found. Still, the scarcity of data is an important source of uncertainty in our estimates and may imply over- or underestimations in some disorders and countries. Even though this review included many disorders, diagnoses, age groups and cost items that were omitted in 2004, there are still remaining disorders that could not be included due to limitations in the available data. We therefore consider our estimate of the total cost of the disorders of the brain in Europe to be conservative. In terms of the health economic burden outlined in this report, disorders of the brain likely constitute the number one economic challenge for European health care, now and in the future. Data presented in this report should be considered by all stakeholder groups, including policy makers, industry and patient advocacy groups, to reconsider the current science, research and public health agenda and define a coordinated plan of action of various levels to address the associated challenges. Recommendations: Political action is required in light of the present high cost of disorders of the brain. Funding of brain research must be increased; care for patients with brain disorders as well as teaching at medical schools and other health related educations must be quantitatively and qualitatively improved, including psychological treatments. The current move of the pharmaceutical industry away from brain related indications must be halted and reversed. Continued research into the cost of the many disorders not included in the present study is warranted. It is essential that not only the EU but also the national governments forcefully support these initiatives.
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Size and burden of mental disorders: A population based perspective

Jacobi, Frank 08 April 2008 (has links)
Die klinische Forschung zu Häufigkeit und Krankheitslast psychischer Störungen ist meist in mehrerer Hinsicht nicht repräsentativ. Insbesondere die Tatsache, dass die untersuchten Patienten sich von sich aus in Behandlung begeben, bedeutet eine gewisse Selektion (z.B. überdurchschnittlich motivierte). Mit wie vielen Fällen haben wir es aber zu tun, wenn man auch diejenigen berücksichtigt, die kein aktives Hilfesuch-Verhalten zeigen? Und wie hoch ist die in klinischen Stichproben offensichtliche individuelle Krankheitslast psychischer Störungen auf einer gesellschaftlichen Ebene – auch im Vergleich mit körperlichen Erkrankungen – einzuschätzen? Ansätze für solche Hochrechnungen und die Abschätzung von Häufigkeit, Störungskosten und Behandlungsbedarf psychischer Störungen müssen epidemiologisch anhand von Daten aus der Allgemeinbevölkerung geklärt werden. Die vorliegende Habilitationsschrift basiert auf Publikationen, die in meiner Arbeitsgruppe „Epidemiologie und Versorgungsforschung“ am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie zwischen 2001 und 2006 entstanden sind. Die entsprechenden Befunde und Implikationen wurden und werden nicht nur in der Klinischen Psychologie, sondern auch in Nachbardisziplinen (z.B. Psychiatrie, Epidemiologie, Occupational Health Psychology, Gesundheitsökonomie, Versorgungsforschung) sowie in der nicht-wissenschaftlichen Öffentlichkeit (z.B. Gesundheitsberichterstattung, Versorgungsplanung) zur Kenntnis genommen und zitiert. In den vorgestellten Arbeiten habe ich zunächst – erstmals für Deutschland – auf der Grundlage bevölkerungsbezogener Daten bundesrepräsentative Befunde zur Verbreitung psychischer Störungen herausgestellt (z.B. Jacobi, Wittchen et al., 2004; Jacobi, Hoyer & Wittchen, 2004; Jacobi, Klose & Wittchen, 2004). Zum zweiten beschäftigte ich mich mit der internationalen Befundlage, indem ich mich an der Koordination eines internationalen und multidisziplinären Forscher-Netzwerkes beteiligte, das eine umfassende Abschätzung der Größenordnung im Sinne von Verbreitung und Kosten für die EU vorgenommen hat (Wittchen & Jacobi, 2005). Vor diesem Hintergrund habe ich zum dritten ausgewählte Fragestellungen zum Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und körperlichen Erkrankungen bzw. zur Stärke und zu Konsequenzen solcher Komorbidität verfolgt (z.B. Goodwin, Jacobi & Thefeld, 2003; Sareen, Jacobi et al., 2006). Die Habilitationsschrift verdeutlicht nicht nur die eminente Größenordnung und Krankheitslast psychischer Störungen (z.B. reduzierte Lebensqualität, Beeinträchtigungen, Krankheitskosten, Verschlechterung des gesundheitlichen Outcomes bei körperlichen Erkrankungen). Sie eröffnet auch neue wissenschaftliche Perspektiven ihrer Erforschung, z.B. im Hinblick auf Prävention und Behandlungsbedarf, oder hinsichtlich der Verschränkungen mit Prozessen körperlicher Morbidität. / This Habilitation-Thesis, based on 10 peer-reviewed publications (2001-2006), presents findings on size and burden of mental disorders in the community. First, following an introductory discussion of methodological aspects in epidemiological studies, an overview of the prevalence of mental disorders in Germany and Europe is given (Part A). As Examples for socio-economic determinants of mental disorders, some analyses on gender differences and a comparison between West and East Germany are presented (Part B). Further, it is shown that mental disorders are costly (in terms of disability adjusted life years as well as in terms of direct and indirect monetary burden) (Part C). This refers also to the interplay between mental disorders and somatic conditions: comorbid cases show significantly poorer outcomes (reduced health related quality of life, work loss and disability, help-seeking behaviour) (Part D).
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The Role of Dopamine in Impulsive Decision-Making

Petzold, Johannes 22 April 2021 (has links)
Background: The valuation of risks and the speed with which decisions are made and acted upon are important characteristics of everyone’s personality. These characteristics exist along a continuum that ranges from weak to strong expressions of impulsivity. In certain situations it is crucial to decide and react quickly. Yet these qualities can prove disadvantageous if they are expressed excessively and persistently. Self-reports, such as the Barratt Impulsiveness Scale, inquire long-term patterns of behavior to assess the level of trait impulsivity. Experimental paradigms, on the other hand, quantify specific impulsive facets, which depend rather on the current environment and state of the individual. These paradigms include decision-making tasks that capture impulsive facets such as the attitudes towards delays, risks and losses. Research indicates that these attitudes are governed by a valuation network of cortical and subcortical brain regions along with several neurotransmitters. Within this intricate network, frontostriatal circuits innervated by dopamine were identified as an important locus of control. Although a wealth of studies have subsequently examined the influence of the dopaminergic system on impulsive choice, the regulatory mechanisms remain largely unclear. This may originate from the interrelations within the valuation network but also from the complexity of the dopaminergic system itself. Seminal investigations have shown that this complicated interplay may be partly explained by an underlying inverted U-shaped function, which describes an optimal level of dopamine, flanked by increasing impulsivity in the context of sub- and supraoptimal signaling. Research Question: This work aimed to shed more light on the inverted-U theory by characterizing the contribution of dopaminergic signaling to trait and decisional impulsivity, and by clarifying whether the manipulation of decisional impulsivity through boosting striatal dopamine via L-DOPA depends on baseline signaling. We hypothesized that individuals with optimal striatal dopaminergic signaling as measured by [18F]DOPA positron emission tomography would feature low trait impulsivity as assessed with the Barratt Impulsiveness Scale. By contrast, individuals with suboptimal signaling were hypothesized to exhibit stronger trait impulsivity corresponding to higher scores on the Barratt Impulsiveness Scale. Assuming an inverted U-shaped function, we predicted that the dopamine precursor L-DOPA would reduce impulsive decisions in the latter but overdose individuals with an already optimal signaling and thus make their choice behavior more impulsive. Materials and Methods: The present studies combined trait and choice measures of impulsivity with the investigation of the dopaminergic system by positron emission tomography and a pharmacological manipulation. In a double-blind, randomized, placebo-controlled, counter-balanced, repeated measures design, 87 healthy adults completed a computerized decision-making test battery. The battery includes four tasks, each of which captures one distinct dimension of impulsive choice: a delay discounting task quantifies delay discounting, a probability discounting for gains task quantifies risk-seeking for gains, a probability discounting for losses task quantifies risk-seeking for losses and a mixed gambles task quantifies loss aversion. In order to test for baseline-dependent L-DOPA effects on these dimensions, we controlled for trait impulsivity (a suggested proxy for central dopamine) as assessed with the Barratt Impulsiveness Scale (N = 87) and striatal dopamine as measured by [18F]DOPA positron emission tomography (in 60 of the 87 participants). Results: Our findings highlight the complex role of dopamine in impulsivity and the heterogeneity of its underlying biology. Participants who scored relatively high on the Barratt Impulsiveness Scale appeared to benefit from L-DOPA, indicated by a decrease in delay discounting, risk-seeking for gains and loss aversion. Participants with low levels of impulsive personality traits as assessed with the Barratt Impulsiveness Scale, on the other hand, exhibited opposite changes in choice preference. Bearing in mind that trait impulsivity may be a behavioral expression of central dopamine, our results suggest an inverted U-shaped function in which impulsive decision-making arises from both sub- and supraoptimal dopaminergic activity. We found further support for an inverted U-shaped function when accounting for baseline dopamine as measured by [18F]DOPA positron emission tomography. Participants who had higher values on the Barratt Impulsiveness Scale featured low, presumably suboptimal, striatal dopamine signaling. After enhancing and possibly optimizing the basal signaling with L-DOPA, they discounted delays less and tended to less risk-seeking for gains and loss aversion. By contrast, participants with low trait impulsivity as assessed with the Barratt Impulsiveness Scale exhibited higher striatal dopamine, probably corresponding to optimal baseline activity as L-DOPA shifted their choice behavior in the opposite direction, thus indicating a dopamine overdose. The intake of L-DOPA had no influence on risk-seeking for losses, even when differences in trait impulsivity and basal levels of striatal dopamine were considered. Performance on tasks of the decision-making battery produced only few, weak intercorrelations, which implies that delay discounting, risk-seeking for gains, risk-seeking for losses and loss aversion represent dissociable aspects of choice. Conclusions: Our results endorse and extend previous findings that indicated an inverted U-shaped influence of dopamine on delay discounting and decisions under risk. Utilizing a battery of largely independent choice tasks, we were able to disentangle the effect of gains and losses on risky decisions. Whereas risk-seeking for gains seemed to depend on baseline dopamine signaling, we found no evidence for dopaminergic neurotransmission affecting risk-seeking for losses. Consistent with the literature, our data shows that self-reported trait impulsivity and experimentally measured decision-making dimensions are distinct phenomena within the multidimensional construct of impulsivity. Our analyses further revealed that choice measures were differentially related to dopaminergic activity, which suggests that they represent not merely descriptive distinctions but separable psychobiological decision-making processes. Since the regulation of choice probably spreads across neurotransmitter systems, more research on these systems is warranted. After identifying the precise mechanisms within each system, comprehensive studies of their interplay may ultimately uncover how impulsive decisions arise. Considering a series of studies that related steep delay discounting and excessive risk-seeking to poor health and mental illness, the acquired knowledge may also inform translational research on impulsivity-related maladies. / Hintergrund: Die Bewertung von Risiken und die Schnelligkeit mit der Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden, sind wichtige Persönlichkeitsmerkmale eines jeden Menschen. Diese Merkmale existieren entlang eines Kontinuums, das von schwachen bis zu starken Ausprägungen von Impulsivität reicht. In bestimmten Situationen ist es entscheidend, schnell zu entscheiden und zu reagieren. Diese Eigenschaften können sich jedoch als nachteilig erweisen, wenn sie übermäßig und beharrlich zum Ausdruck gebracht werden. Selbstauskunftsberichte wie die Barratt-Impulsivitätsskala fragen nach überdauernden Verhaltensmustern, um den Grad impulsiver Persönlichkeit zu beurteilen. Experimentelle Paradigmen hingegen quantifizieren spezifische impulsive Facetten, die eher von der aktuellen Umwelt und Verfassung des Individuums abhängen. Zu diesen Paradigmen gehören Entscheidungsaufgaben, die impulsive Facetten wie die Einstellungen zu Verzögerungen, Risiken und Verlusten erfassen. Forschungsarbeiten legen nahe, dass diese Einstellungen von einem Bewertungsnetzwerk aus kortikalen und subkortikalen Hirnregionen zusammen mit mehreren Neurotransmittern gesteuert werden. Innerhalb dieses komplizierten Netzwerks wurden durch Dopamin innervierte frontostriatale Schaltkreise als wichtige Kontrollpunkte identifiziert. Obwohl nachfolgend eine Fülle von Studien den Einfluss des dopaminergen Systems auf impulsive Entscheidungen untersucht hat, bleiben die Regulationsmechanismen weitgehend unklar. Dies mag von den Wechselbeziehungen innerhalb des Bewertungsnetzwerks, aber auch von der Komplexität des dopaminergen Systems selbst herrühren. Bahnbrechende Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses komplizierte Zusammenspiel teilweise durch eine zugrundeliegende umgekehrte U-Funktion erklärt werden könnte, die einen optimalen Dopamin-Spiegel flankiert von zunehmender Impulsivität bei sub- und supraoptimaler Signalgebung beschreibt. Fragestellung: Diese Arbeit zielte darauf ab, die umgekehrte U-Hypothese näher zu beleuchten, indem sie den Beitrag der dopaminergen Signalgebung zu Persönlichkeits- und Entscheidungsimpulsivität charakterisiert und klärt, ob die Manipulation der Entscheidungsimpulsivität durch Erhöhung des striatalen Dopamins mittels L-DOPA vom Baseline-Signal abhängt. Wir nahmen an, dass Individuen mit optimaler striataler dopaminerger Signalgebung, gemessen mit der 18F-DOPA Positronen-Emissions-Tomographie, eine geringe Persönlichkeitsimpulsivität aufweisen würden, die mit der Barratt-Impulsivitätsskala bewertet wurde. Bei Individuen mit suboptimaler Signalgebung vermuteten wir hingegen eine impulsivere Persönlichkeit, die höheren Werten auf der Barratt-Impulsivitätsskala entspricht. Unter Annahme einer umgekehrten U-Funktion prognostizierten wir, dass der Dopamin-Vorläufer L-DOPA bei letzteren impulsive Entscheidungen reduzieren würde, aber Individuen mit bereits optimaler Signalgebung überdosieren und somit deren Entscheidungsverhalten impulsiver machen würde. Material und Methoden: Die hier präsentierten Studien kombinierten Maße von Persönlichkeits- und Entscheidungsimpulsivität mit der Untersuchung des dopaminergen Systems mittels Positronen-Emissions-Tomographie und einer pharmakologischen Manipulation. In einem doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten, balancierten Messwiederholungsdesign absolvierten 87 gesunde Erwachsene eine computerbasierte Testbatterie zum Entscheidungsverhalten. Die Batterie umfasst vier Aufgaben, von denen jede eine bestimmte Dimension impulsiver Entscheidungsfindung erfasst: „Delay Discounting“ quantifiziert die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub, „Probability Discounting for Gains“ quantifiziert das Risikoverhalten bei Gewinnen, „Probability Discounting for Losses“ quantifiziert das Risikoverhalten bei Verlusten und „Mixed Gambles“ quantifiziert die Verlustaversion. Um auf baseline-abhängige L-DOPA-Effekte bei diesen Dimensionen zu testen, kontrollierten wir für Persönlichkeitsimpulsivität (ein vorgeschlagener Proxy für zentrales Dopamin), die mit der Barratt-Impulsivitätsskala (N = 87) bewertet wurde, und für striatales Dopamin, das mit der 18F-DOPA Positronen-Emissions-Tomographie gemessen wurde (bei 60 der 87 Probanden und Probandinnen). Ergebnisse: Unsere Ergebnisse unterstreichen Dopamins komplexe Rolle in der Impulsivität und die Heterogenität der dieser zugrundeliegenden Biologie. Probanden und Probandinnen, die auf der Barratt-Impulsivitätsskala relativ hoch punkteten, schienen von L-DOPA zu profitieren, was sich in einer Abnahme der Abwertung von verzögerten Belohnungen, der Risikobereitschaft bei Gewinnen und der Verlustaversion zeigte. Probanden und Probandinnen mit einem geringen Grad an impulsiven Persönlichkeitszügen (bewertet mit der Barratt Impulsivitätsskala) zeigten dagegen entgegengesetzte Veränderungen in der Entscheidungspräferenz. In dem Bewusstsein, dass Persönlichkeitsimpulsivität ein Verhaltensausdruck zentralen Dopamins sein mag, suggerieren unsere Ergebnisse eine umgekehrte U-Funktion, bei der impulsives Entscheidungsverhalten sowohl aus sub- als auch supraoptimaler dopaminerger Aktivität erwächst. Wir fanden weiteren Anhalt für eine umgekehrte U-Funktion nach Berücksichtigung des Baseline-Dopamins, gemessen mit der 18F-DOPA Positronen-Emissions-Tomographie. Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit höheren Werten auf der Barratt-Impulsivitätsskala wiesen eine niedrige, vermutlich suboptimale, striatale Dopamin-Signalgebung auf. Nach Erhöhung und möglicherweise Optimierung der basalen Signalgebung mittels L-DOPA werteten diese Verzögerungen weniger ab und neigten zu weniger Risikobereitschaft bei Gewinnen und Verlustaversion. Im Gegensatz dazu wiesen Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit geringer Persönlichkeitsimpulsivität (bestimmt mit der Barratt-Impulsivitätsskala) ein höheres striatales Dopamin auf. Dies entsprach wahrscheinlich einer optimalen Baseline-Aktivität, da L-DOPA deren Entscheidungsverhalten in die entgegengesetzte Richtung verlagerte, hinweisend auf eine Dopamin-Überdosierung. Die Einnahme von L-DOPA hatte keinen Einfluss auf das Risikoverhalten bei Verlusten, selbst wenn Unterschiede in der Persönlichkeitsimpulsivität und den Basalspiegeln von striatalem Dopamin berücksichtigt wurden. Die Performanz in den Aufgaben der Entscheidungsbatterie war nur wenig und schwach untereinander korreliert, was impliziert, dass „Delay Discounting“, „Probability Discounting for Gains“, „Probability Discounting for Losses“ und „Mixed Gambles“ separate Entscheidungsaspekte repräsentieren. Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse bestätigen und erweitern bisherige Erkenntnisse, die nahelegten, dass der Belohnungsaufschub und Entscheidungen unter Risiken unter einem umgekehrt U-förmigen Einfluss Dopamins stehen. Mit einer Batterie von weitgehend unabhängigen Entscheidungsaufgaben konnten wir die Effekte von Gewinnen und Verlusten auf riskante Entscheidungen auftrennen. Während das Risikoverhalten bei Gewinnen vom Baseline-Dopamin-Signal abhängig zu sein schien, fanden wir keine Hinweise dafür, dass sich die dopaminerge Neurotransmission auf das Risikoverhalten bei Verlusten auswirkt. Übereinstimmend mit der Literatur zeigen unsere Daten, dass selbstberichtete Persönlichkeitsimpulsivität und experimentell gemessene Entscheidungsdimensionen unterschiedliche Phänomene innerhalb des mehrdimensionalen Konstrukts der Impulsivität sind. Unsere Analysen ergaben ferner, dass Entscheidungsmaße in unterschiedlicher Beziehung zu dopaminerger Aktivität standen. Dies legt nahe, dass diese nicht nur beschreibende Unterscheidungen, sondern separate psychobiologische Entscheidungsprozesse darstellen. Da die Regulierung von Entscheidungen wahrscheinlich mehrere Neurotransmittersysteme umfasst, ist die weitere Erforschung dieser Systeme gerechtfertigt. Nach Identifizierung der genauen Mechanismen innerhalb jedes Systems könnten umfassende Studien zu deren Zusammenwirken letztlich aufdecken, wie impulsive Entscheidungen entstehen. Angesichts einer Reihe von Studien, die eine geringe Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und eine übermäßige Risikobereitschaft mit schlechter Gesundheit und psychischen Erkrankungen in Verbindung brachten, könnte das erworbene Wissen auch in die translationale Erforschung impulsivitätsassoziierter Krankheiten einfließen.
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Sind psychische Störungen in den neuen Bundesländern häufiger?

Wittchen, Hans-Ulrich, Lachner, Gabriele, Perkonigg, Axel, Hoeltz, J. January 1994 (has links)
Im Rahmen einer Reanalyse von vier Erhebungen an jugendlichen und erwachsenen Probanden in den neuen und alten Bundesländern in den Jahren 1990 bis 1991/92 wurden Angaben zu Indikatoren für Depressivität, Angst/psychosomatische Beschwerden und Substanzgebrauch in Ost- und Westdeutschland verglichen. Zum Zeitpunkt der Untersuchungen gab es im Gegensatz zu der von einzelnen Autoren angeführten Erwartung keine eindeutigen Hinweise auf eine insgesamt erhöhte psychiatrische Morbidität in den neuen Bundesländern. Depressive Symptome und der Gebrauch von illegalen Drogen und Medikamenten sind durchgängig in den alten Bundesländern häufíger nachzuweisen als in den neuen Bundesländern. Allenfalls ergaben sich für die Stichproben Ost für einzelne depressionstypische sowie einzelne psychovegetative Symptome und für Alkoholgebrauch statistisch signifikant erhöhte Werte. Da keine Diagnosekriterien erhoben wurden, muβ die Aussagekraft der Daten dahingehend eingeschränkt werden, daβ lediglich Indikatoren für psychische Auffälligkeiten erhoben wurden.

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