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Akzeptable und effektive Pedal- und Motorkennlinien zur Unterstützung von Eco-Driving im Elektrofahrzeug / Usable and effective pedal and engine characteristics for supporting eco-driving in electric vehiclesJagiellowicz-Kaufmann, Monika Sarah January 2016 (has links) (PDF)
Die begrenzte Reichweite ist einer der Hauptgründe für das derzeitige mangelnde Kaufinteresse an Elektrofahrzeugen. Neben rein komponentenoptimierenden Maßnahmen, wie der Verbesserung der Batterie, ist die Förderung von Eco-Driving, also einer energieeffizienten Fahrweise, ein effektiver Ansatz zur Steigerung der Reichweite. Trainings und visuell dargebotene Eco-Assistenten können Eco-Driving wirksam steigern, schöpfen aber nicht dessen gesamtes Potential aus. Angepasste Pedal- und Motorkennlinien könnten Eco-Driving zusätzlich fördern. Für deren Bewertung sind die Wirksamkeit und Akzeptanz bisher nicht gemeinsam berücksichtig worden oder sie wurden nicht im Elektrofahrzeug evaluiert und validiert. Zu diesen Anpassungen zählen eine Veränderung des Beschleunigungspedals, sodass mit diesem gleichzeitig beschleunigt und rekuperiert werden kann, die Limitierung von Drehmoment und Leistung und der Einsatz eines aktiven Beschleunigungspedals, welches Widerstände abhängig von Fahrzeug- oder Situationsparametern aktiviert.
Für diese Arbeit habe ich daher die Pedal- und Motorkennlinien entsprechend angepasst und in ein validiertes Elektroautomodell implementiert. Ziel war es, verschiedene Fahrverhaltensbereiche im Elektrofahrzeug, die Eco-Driving kennzeichnen (energieoptimales Beschleunigen und Verzögern, Einhalten von Geschwindigkeitsbegrenzungen, vorausschauendes Fahren), benutzerfreundlich, akzeptabel und wirksam zu unterstützen. Zu diesem Zweck habe ich vier Probandenstudien im bewegten Fahrsimulator durchgeführt und geeignete Pedal- und Motorkennlinien empirisch bestimmt. In der ersten Studie habe ich untersucht, ob und warum eine Pedalkennlinie zu bevorzugen ist, bei der mit dem Beschleunigungspedal anstelle des Bremspedals rekuperiert wird. Das Ziel der zweiten Studie war es, eine geeignete Rekuperationsstärke für ein kombiniertes Beschleunigungspedal, bei dem mit dem Beschleunigungspedal rekuperiert wird, zu bestimmen. In der dritten Studie habe ich evaluiert, ob die Limitierung der Leistung oder die des Drehmoments zu bevorzugen ist, um das Beschleunigungsverhalten zu optimieren und wie stark die Limitierungen optimaler Weise sein sollten. Basierend auf den Ergebnissen der dritten Studie, habe ich schließlich einen optimierten Limitierungsansatz konzipiert, diesen mit einem aktiven Beschleunigungspedal verglichen und bestimmt, welcher Ansatz zu bevorzugen ist.
Aufgrund der Studienergebnisse werden folgende Ansätze für die jeweiligen Eco-Driving-Fahrverhaltensbereiche empfohlen und es werden folgende Gestaltungsempfehlungen abgeleitet: Zur Förderung eines energieeffizienten Beschleunigungsverhaltens ist die Limitierung von Drehmoment und Leistung geeignet. Die Limitierung des Drehmoments ist hierbei besonders wirksam in geringen, die Limitierung der maximalen Leistung in höheren Geschwindigkeitsbereichen. Zu empfehlen sind parallele mittelstarke Limitierungen von maximalem Drehmoment und maximaler Leistung, die Beschleunigungen mit 2.0 m/s² erlauben, bei gleichzeitiger Bereitstellung eines Kick-Downs. Ein aktives Beschleunigungspedal ist insbesondere aus Gründen der Benutzerfreundlichkeit zur Förderung eines energieeffizienten Beschleunigungsverhaltens nur eingeschränkt empfehlenswert.
Zur Förderung eines energieeffizienten Verzögerungsverhaltens wird die Implementierung der Rekuperationsfunktion auf dem Beschleunigungspedal anstelle des Bremspedals empfohlen, da dies einerseits ermöglicht, auf hydraulisches Bremsen zu verzichten und gleichzeitig mehr Energie rekuperiert werden kann. Ersteres trägt zu einer hohen Akzeptanz bei, letzteres zu einer günstigen Energiebilanz. Besonders effektiv und akzeptabel ist ein kombiniertes Fahrbremspedal, wenn es eine starke Rekuperation ermöglicht (zwischen -1.7 und -2.1 m/s²). Weiterhin ist ein aktives Beschleunigungspedal, das den geeigneten Zeitpunkt für eine maximal energieeffiziente Verzögerung mit einem kombinierten Fahrbremspedal anzeigt, wirksam, um die rekuperierte Energie zu steigern. Auf diese Weise kann zudem eine vorausschauende Fahrweise unterstützt werden. Hierbei muss jedoch die Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit optimiert werden, um eine gesteigerte kognitive Fahrerbeanspruchung und Minderungen der Akzeptanz zu vermeiden. Zur Unterstützung der Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen ist ebenfalls das aktive Beschleunigungspedal geeignet. Der Fahrer sollte hierbei aber die Möglichkeit haben, individuell Grenzwerte einzustellen.
Die Verknüpfung eines kombinierten Fahrbremspedals mit einer Limitierung von Drehmoment und Leistung sowie einem aktiven Beschleunigungspedal kann abschließend, unter Berücksichtigung der abgeleiteten Gestaltungsempfehlungen, als effektive und akzeptable Möglichkeit zur Förderung unterschiedlicher Verhaltensbereiche von Eco-Driving bewertet werden. Die erwarteten Synergieeffekte der evaluierten Ansätze in Verbindung mit Eco-Trainings und visuell dargebotenen Eco-Feedback-Assistenten sowie deren Langfristigkeit sollten Gegenstand weiterführender Forschung sein. / The limited range of electric vehicles (EV) is one of the major reasons for the current lack of buying interest. Besides optimizing battery capacity, eco-driving is an effective approach for extending EVs range. Trainings and visually presented assistance systems are effective but do max out the full potential of eco-driving. Yet, adapting accelerator pedal and motor characteristics may additionally support eco-driving. So far, these adaptations were not evaluated concerning both usability and effectiveness simultaneously, however, or they were not evaluated and validated in the context of EVs. The adaptations of interest are first a combination of accelerator and brake pedal, which allows accelerating and regenerative braking by means of only one pedal, second limitations of engine’s maximum torque or power and third an active accelerator pedal which activates forces depending on vehicle or situation parameters.
Within the scope of this thesis, I therefore adapted accelerator pedal and motor characteristics respectively and implemented them in a validated electric vehicle model. The aim was to support several eco-driving characteristics (energy efficient accelerating and decelerating, compliance with speed limits, anticipatory driving) in a usable and effective manner. In order to determine suitable accelerator pedal and motor characteristics I thus conducted four experiments in a dynamic simulator. In the first study I evaluated whether recuperating by means of the accelerator or the brake pedal is preferred. The aim of the second study was to determine an appropriate recuperation force when using a combined accelerator pedal which allows recuperating by means of the accelerator pedal. In the third study I evaluated on the one hand whether a limitation of engines torque or power is preferred in order to support energy efficient acceleration and on the other hand how intense limitations should be. Based on the findings of the third study I finally optimized the limitation approach, compared this approach with an active accelerator pedal and evaluated which approach is preferred.
Based on the study results, I recommend following adaptations for the respective eco-driving characteristics and derive further design implications: Limiting maximum torque and power is most appropriate for supporting energy efficient acceleration behavior. The limitation of maximum torque is most effective at lower speed range, the limitation of maximum power at higher speed range. I recommend limitating maximum torque and power simultaneously, however, allowing accelerations of 2.0 m/s² and proving a kick-down which deactivates the limitations. Though an active accelerator pedal is effective for supporting energy efficient acceleration behavior it is not recommended for usability reasons.
For supporting energy efficient deceleration behavior the implementation of regenerative braking on the accelerator pedal instead of the braking pedal is recommended as it enables dispensing with hydraulic braking on the one hand and increases regenerated energy on the other hand. The former contributes to a high level of acceptance, the latter to a favorable energy balance. In particular strong regenerative braking (between -1.7 and -2.1 m/s²), when using a combined pedal solution, is effective and usable. Furthermore, an active accelerator pedal, which indicates the appropriate time for a maximum energy efficient deceleration with a combined pedal solution, is effective to increase regenerated energy. By this means, also an anticipatory driving style is supported. Nevertheless, accuracy of function and its usability need to be optimized in order to avoid increasing driver workload and decreasing acceptance. Furthermore, an active accelerator pedal is also applicable for supporting compliance with speed limits. However, the possibility of individual customizing of thresholds should be provided.
Finally, taking into account the design recommendations, a combination of a combined pedal solution, limitation of maximum torque and power and an active accelerator pedal is a usable and effective approach for supporting various eco-driving characteristics. The expected synergy effects of the evaluated approaches in combination with eco-trainings and visually presented eco-feedback assistance system as well as their long-term effectiveness should be subject of further research.
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Investigating Reading Fluency in German Primary School Children: Interplay of Word Reading Accuracy, Speed, and Prosody / Untersuchung der Leseflüssigkeit bei deutschen Grundschulkindern: Zusammenspiel von Wortlesegenauigkeit, -geschwindigkeit und ProsodieKarageorgos, Panagiotis January 2022 (has links) (PDF)
Reading skills are among the most important basic skills in society. However, not all readers are able to adequately understand texts or decode individual words. Findings from the Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS; German: IGLU) show that about one fifth of fourth graders can only establish coherence at the local level, and in some cases they only have a rudimentary understanding of the text they read (Bremerich-Vos et al., 2017). In addition, these reading deficits persist and have a negative impact on academic and professional success (Jimerson, 1999). Therefore, identifying the causes of these deficits and creating opportunities for interventions at an early stage is an important research objective.
The aim of this dissertation was to examine the relationship between the aspects of reading fluency and their influence on reading comprehension. Despite the increasing scientific interest in reading fluency in recent years, a research gap still exists in the relationship between word recognition accuracy and both speed and the relevance of prosodic patterns for reading comprehension.
Study 1 investigated whether German fourth graders (N = 826) were required to reach a certain word-recognition accuracy threshold before their word-recognition speed improved. In addition, a sub-sample (n = 170) with a pre-/posttest design was examined to assess the extent that the existing word-recognition accuracy can influence the effects of a syllable-based reading intervention on word-recognition accuracy and word-recognition speed. Results showed that word-recognition speed improved after children achieved a word-recognition accuracy of 71%. A positive intervention effect was also found on word-recognition accuracy for children who were below the 71% threshold before the intervention, whereas the intervention effect on word-recognition speed was positive for all children. However, a positive effect on reading comprehension was only found for children who were above the 71% threshold before the intervention.
Study 2 investigated the relationship between word-recognition accuracy threshold and word-recognition speed shown in the first study in a longitudinal design with German students (N = 1,095). Word-recognition accuracy and speed were assessed from the end of Grade 1 to 4, whereas reading comprehension was assessed from the end of Grade 2 to 4. The results showed that the developmental trajectories of word recognition speed and reading comprehension were steeper in children who reached the word-recognition accuracy threshold by the end of the first grade than in children who later reached or had not reached this threshold.
In Study 3, recurrence analysis (RQA) was used to extract prosodic patterns from reading recordings of struggling and skilled readers in the second (n = 67) and fourth grade (n = 69) and was used for the classification into struggling and skilled readers. In addition, the classification based on the prosodic patterns from the recurrence quantification analysis was compared with the classification of prosodic features from the manual transcription of the reading recordings. The results showed that second-grade struggling readers have lengthier pauses within or between words and take more time between pauses on average, whereas fourth-grade struggling readers spend more time between recurring stresses and have multiple diverse patterns in pitch and more recurring accents. Although the recurrence analysis had a good goodness of fit and provided additional information about the relationship of prosody with reading comprehension, the model using prosodic features from transcription had a better fit.
In summary, the three studies in this dissertation provide four important insights into reading fluency in German. First, a threshold in word-recognition accuracy must be achieved before word-recognition speed improves. Second, the earlier this accuracy level is reached, the greater the gain in word-recognition speed and reading comprehension. Third, the intervention effects of a primary school reading intervention are influenced by the accuracy level. Fourth, although incorrect pauses within or between words play an important role in identifying and describing struggling readers in second grade, the importance of prosodic patterns increases in fourth grade. / Lesefähigkeiten zählen zu den wichtigsten Grundfertigkeiten in der heutigen Gesellschaft. Jedoch gelingt es nicht allen Lesern und Leserinnen Texte angemessen zu verstehen oder einzelne Wörter zu dekodieren. Erkenntnisse der Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (PIRLS; Deutsch: IGLU) belegen, dass etwa ein Fünftel der Viertklässler und Viertklässlerinnen Kohärenz nur auf lokaler Ebene herstellen können und in manchen Fällen nur über ein rudimentäres Verständnis des gelesenen Textes verfügen (Bremerich-Vos et al., 2017). Außerdem bleiben diese Lesedefizite bestehen und haben einen negativen Einfluss auf den schulischen und beruflichen Erfolg (Jimerson, 1999). Deshalb ist es wichtig die Ursachen dieser Defizite zu identifizieren und frühzeitig Möglichkeiten für Interventionen zu schaffen.
Ziel der vorliegenden Dissertation war es, den Zusammenhang zwischen den Teilaspekten der Leseflüssigkeit und deren Einfluss auf das Leseverständnis näher zu untersuchen. Trotz der zunehmenden wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Leseflüssigkeit in den letzten Jahren, besteht hier eine Forschungslücke sowohl bezüglich des Zusammenhangs zwischen Worterkennungsgenauigkeit und -geschwindigkeit als auch bezüglich der Relevanz prosodischer Muster für das Leseverständnis.
In Studie 1 wurde untersucht, ob deutsche Viertklässler und Viertklässlerinnen (N = 826) eine bestimmte Worterkennungsgenauigkeitsschwelle erreichen müssen, bevor sich ihre Worterkennungsgeschwindigkeit verbessert. Darüber hinaus wurde in einer Teilstichprobe (n = 170) mit einem Prä-/Posttest Design untersucht, inwiefern die bestehende Worterkennungsgenauigkeit die Effekte einer silbenbasierten Leseintervention auf die Worterkennungsgenauigkeit und Worterkennungsgeschwindigkeit beeinflussen kann. Die Ergebnisse zeigten, dass die Worterkennungsgeschwindigkeit sich verbesserte, nachdem die Kinder eine Worterkennungsgenauigkeit von 71% erreichten. Zudem zeigten sich ein positiver Interventionseffekt auf die Worterkennungsgenauigkeit für die Kinder, die vor der Intervention unter der 71% Schwelle lagen. Auf die Worterkennungsgeschwindigkeit ergab sich für alle Kinder ein positiver Interventionseffekt. Auf das Leseverständnis hingegen zeigte sich nur für die Kinder, die vor der Intervention über der 71% Schwelle lagen, ein positiver Effekt.
Studie 2 untersuchte den in der ersten Studie aufgezeigten Zusammenhang zwischen Worterkennungsgenauigkeitsschwelle und Worterkennungsgeschwindigkeit in einem längsschnittlichen Design mit deutschen Schülerinnen und Schüler (N = 1,095). Die Worterkennungsgenauigkeit und -geschwindigkeit wurden von Ende der Jahrgangsstufe 1 bis Jahrgangsstufe 4 erfasst, während das Leseverständnis von Ende der Jahrgangsstufe 2 bis Jahrgangsstufe 4 erfasst wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass die Entwicklungsverläufe der Worterkennungsgeschwindigkeit und des Leseverständnisses bei Kindern, die die Worterkennungsgenauigkeitsschwelle bis Ende der Jahrgangsstufe 1 erreichten, steiler waren als bei Kindern, die diese Schwelle erst später oder gar nicht erreichten.
In Studie 3 wurden mit Hilfe der Rekurrenzanalyse (RQA) prosodische Muster aus der Leseaufnahmen leseschwacher und -starker Kinder der Jahrgangsstufe 2 (n = 67) und der Jahrgangsstufe 4 (n = 69) extrahiert und für die Klassifikation in leseschwach und lesestark verwendet. Darüber hinaus wurde die Klassifikation anhand der prosodischen Muster aus der Rekurrenzanalyse mit der Klassifikation prosodischer Merkmale aus der manuellen Transkription der Leseaufnahmen verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass leseschwache Kinder der Jahrgangsstufe 2 längere Pausen innerhalb oder zwischen einzelnen Wörtern machen und im Durchschnitt mehr Zeit zwischen Pausen verstreichen lassen, während leseschwache Kinder der Jahrgangsstufe 4 mehr Zeit zwischen wiederkehrende Betonungen verstreichen lassen, viele Muster bei der Tonhöhe aufweisen und häufiger wiederkehrende Betonungen zeigen. Obwohl die Rekurrenzanalyse eine gute Anpassungsgüte hatte und zusätzliche Informationen zu dem Zusammenhang der Prosodie mit dem Leseverständnis lieferte, ergab sich für das Model mit den prosodischen Merkmalen aus der Transkription eine bessere Anpassungsgüte.
Zusammenfassend liefern die drei Studien der vorliegenden Dissertation vier bedeutsame Erkenntnisse bezüglich der Leseflüssigkeit im Deutschen. Erstens: Es gibt eine gewisse Schwelle bei der Worterkennungsgenauigkeit, die erreicht werden muss, bevor sich die Worterkennungsgeschwindigkeit verbessert. Zweitens: Je früher diese Genauigkeitsschwelle erreicht wird, desto stärker ist der Zuwachs in der Worterkennungsgeschwindigkeit und im Leseverständnis. Drittens: Die Interventionseffekte einer Leseintervention in die Grundschule werden von der Genauigkeitsschwelle beeinflusst. Viertens: Während inkorrekte Pausen innerhalb oder zwischen einzelnen Wörtern eine wichtige Rolle für die Identifikation und Beschreibung von leseschwachen Kindern in die Jahrgangsstufe 2 spielen, nimmt die Bedeutung der prosodischen Muster in der Jahrgangsstufe 4 zu.
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Die Einschätzung von Stärken und Schwächen psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher im Zusammenhang mit Merkmalen der FamilieKässinger, Anne 01 August 2012 (has links) (PDF)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Stärken und Schwächen psychisch auffälliger Kinder und Jugendlicher mit Merkmalen der Familie. In der Studie wurden 74 Patienten der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters des Universitätsklinikums Leipzig ab einem Alter von acht Jahren untersucht. Dabei schätzten die Kinder und Jugendlichen ihre Stärken und Schwächen sowie das Familienklima anhand von Fragebögen (Strengths and Difficulties Questionnaire, Familienklimaskalen) selbst ein. Zudem beurteilten ihre Eltern und LehrerInnen aus ihrer Sicht die Stärken und Schwächen der Kinder und Jugendlichen. Zusätzlich wurde das Familienklima von den Eltern eingeschätzt. Die Einschätzungen der Symptomatik und des Familienklimas wurden gemäß eines Multiinformantenansatzes zusammengeführt. Die Zusammenhänge zwischen den Stärken und Schwächen der Kinder und Jugendlichen und Aspekten des Familienklimas konnten so anschließend ermittelt werden. Ziel der Studie war es, Zusammenhänge zwischen eingeschätzten Stärken und Schwächen psychisch auffälliger Kinder und Jugendlicher mit der Familie aufzudecken. Deskriptiv zeigte sich, dass sich die Kinder und Jugendlichen in allen Problembereichen weniger auffällig beurteilten als ihre Eltern und LehrerInnen. Die Einschätzungen der Eltern und ihrer Kinder hinsichtlich des Familienklimas waren nicht signifikant unterschiedliche. Des Weiteren konnten die Hypothesen bestätigt werden, dass ein insgesamt positives Familienklima mit einem guten prosozialen Verhalten sowie ein insgesamt negatives Familienklima mit einer hohen Problembelastung von Kindern und Jugendlichen assoziiert war. Die Aspekte „Konfliktneigung“ und „Kohäsion“ innerhalb der Familie korrelierten nur teilweise signifikant mit Subskalen des SDQ.
Zusammenfassend zeigt die Arbeit Zusammenhänge zwischen dem eingeschätzten Familienklima und Stärken und Schwächen psychisch auffälliger Kinder und Jugendlicher auf. Die Studie erweitert bisherige Erkenntnisse, da sie mittels der Befragung von mehreren Informanten verschiedene Perspektiven und Kontexte berücksichtigt. Durch die Einbeziehung von psychisch belasteten Kindern ab einem Alter von acht Jahren mit identischen Fragebögen wird viel Wert auf die Sicht der Kinder und Jugendlichen gelegt.
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Leseverständnisdiagnostik in der Sekundarstufe - Theoretische Grundlagen sowie Konstruktion und empirische Erprobung der Lesetests LESEN 6-7 und LESEN 8-9 / Diagnosis of reading comprehension in secondary school - Theoretical foundation as well as construction and empirical analyses of the reading tests LESEN 6-7 and LESEN 8-9Bäuerlein, Kerstin January 2014 (has links) (PDF)
Lesen ist keine passive Rezeption schriftlichen Materials, sondern eine aktive, wechselseitige Beeinflussung von Text und Leser. Der Erwerb von Lesekompetenz ist daher ein komplexer und langwieriger Prozess, der nicht mit der Alphabetisierung in der Grundschule endet, sondern bis ins Erwachsenenalter hinein andauert.
In nationalen und internationalen Studien zeigten deutsche Jugendliche zum Teil gravierende Defizite im Hinblick auf die Lesekompetenz. Inzwischen wurden zwar zahlreiche Einflussfaktoren und Ansatzpunkte für Fördermaßnahmen identifizifiziert und Interventionen konzipiert. Um diese Maßnahmen jedoch gezielt und gewinnbringend einsetzen und evaluieren zu können, ist es erforderlich, den Leistungsstand der Schüler umfassend zu erheben. Bislang fehlten hierfür geeignete Diagnoseinstrumente für die mittleren und höheren Klassenstufen. Daher wurden im Projekt "LESEN - Lesen ermöglicht Sinnentnahme" zwei Lesetests für die Sekundarstufe entwickelt: LESEN 6-7 für die Klassenstufen sechs und sieben sowie LESEN 8-9 für die Klassenstufen acht und neun.
LESEN 6-7 und LESEN 8-9 sind zwei analog aufgebaute Lesetests, die vor allem auf die kognitiven Aspekte der Lesekompetenz, also das Leseverständnis, fokussieren. Beide Tests enthalten jeweils zwei Subtests: Basale Lesekompetenz (BLK) und Textverständnis (TV). Der Subtest BLK besteht aus einer Satzleseaufgabe und erfasst die Lesegeschwindigkeit und das Verständnis einfacher, kurzer Sätze. Der Subtest TV enthält einen expositorischen und einen narrativen Text mit geschlossenen Verständnisfragen, die die inhaltliche Verarbeitung prüfen. Damit orientiert sich der Aufbau der Tests am aktuellen Forschungsstand, demzufolge Leseverständnis sich aus basalen Prozessen und hierarchiehöheren Verständnisleistungen zusammensetzt. Bezüglich des Verständnisses werden in der Literatur verschiedene Verarbeitungsebenen beschrieben, die bei der Konstruktion des Subtests TV explizit Berücksichtigung fanden.
Methodisch orientierte sich die Konstruktion von LESEN 6-7 und LESEN 8-9 zunächst an der Klassischen Testtheorie (KTT). Während für den Subtest BLK darüber hinaus kein Testmodell nötig war, da die Anzahl der in der vorgegebenen Zeit gelesenen Sätze bereits eine metrische Variable darstellt, wurde dem Subtest TV das dichotome Rasch-Modell zugrunde gelegt. Bei Letzterem wurden daher zusätzlich entsprechende Rasch-Kennwerte für die Itemselektion herangezogen. Beide Tests wurden an einer großen Stichprobe, die jeweils Schüler mehrerer deutscher Bundesländer und verschiedener Schularten einschloss, normiert. Zudem wurden jeweils beide Subtests eingehend auf Reliabilität und Validität sowie weitere gängige Testgütekriterien geprüft. Der Subtest TV wurde darüber hinaus auf Rasch-Modell-Konformität untersucht.
Die Ergebnisse der empirischen Erprobung der beiden Tests fallen sehr zufriedenstellend aus. Die Normstichprobe umfasst 1.644 Schüler für LESEN 6-7 und 945 Schüler für LESEN 8-9. Sowohl die KTT- als auch die Rasch-Kennwerte für die Reliabilität liegen im mittelhohen bis hohen Bereich. Die inhaltliche Validität ergibt sich aus den stringent aus der Theorie abgeleiteten Iteminhalten. Die Konstruktvalidität wird durch größtenteils hohe bis sehr hohe Korrelationen mit konstruktnahen Skalen gestützt. Im Sinne konvergenter Validität korrelieren die Ergebniswerte von LESEN 6-7 und LESEN 8-9 außerdem höher mit konstruktnahen Außenkriterien (Lehrerurteil zur Lesekompetenz, Deutschnote) als mit konstruktfernen Außenkriterien (Gesamtnotenschnitt, Mathematiknote). Die niedrige bis nicht vorhandene Korrelation mit konstruktfernen Außenkriterien weist auf diskriminante Validität der Tests hin. Weiter sprechen die größtenteils erwartungskonformen Ergebnisse im Hinblick auf verschiedene aus der Theorie und empirischen Vorbefunden abgeleitete Hypothesen u. a. in Bezug auf Klassenstufen- und Schulartunterschiede für die Validität von LESEN 6-7 und LESEN 8-9. Die Ergebnisse der Rasch-Modell-Konformitätsprüfung für den Subtest TV sprechen für das Vorliegen von Itemhomogenität in beiden Tests, jedoch eher gegen das Vorliegen von Personenhomogenität.
Insgesamt erfüllen LESEN 6-7 und LESEN 8-9 gängige Testgütekriterien in zufriedenstellendem
Maße. Sie ermöglichen sowohl auf Gruppen- als auch auf Individualebene eine umfassende Erfassung des Leseverständnisses von Sekundarschülern sowie in allen vier Klassenstufen eine Differenzierung im gesamten Leistungsspektrum. / Reading is not the passive reception of written material, but an interaction between text and reader. Learning to read is therefore a long and complex process which is not finished by the time students reach secondary school, but which continues into adulthood.
In national and international studies, a noteworthy amount of German students has shown serious deficits concerning reading competence. During the last years, a lot of influential factors have been identified, and reading intervention programs have been developed. But for successful application and evaluation of these programs, an assessment of the students’ level of reading competence is necessary. So far, adequate diagnostic instruments have been lacking for secondary school students. Therefore, the project “LESEN – Lesen ermöglicht Sinnentnahme” [reading – reading allows extraction of meaning] aimed at constructing two reading tests for secondary school: LESEN 6-7 for grades six and seven, and LESEN 8-9 for grades eight and nine.
LESEN 6-7 and LESEN 8-9 are two analogue reading tests that focus on the cognitive aspect of reading, namely reading comprehension. Both tests include two subtests: Basale Lesekompetenz (BLK) [basic reading competence] and Textverständnis (TV) [text comprehension]. The subtest BLK is identical for both tests and consists of a list of short and simple sentences. The score is the number of sentences read correctly within a given time. The subtest TV differs in difficulty between the two analogue tests, but for both tests it consists of one expository and one narrative text with single choice questions aiming at content comprehension. The structure of the two analogue tests reflects the current state of research according to which reading comprehension consists of basic reading processes and hierarchically higher comprehension processes. Regarding reading comprehension, literature describes different levels of processing, which were explicitly taken into account for the construction of the subtests TV.
Regarding its methodical aspects, the test construction followed Classical Test Theory. For the subtest BLK, an additional test model was not necessary, as the number of correctly read sentences within the given time already is a metric variable. For the subtest TV, the dichotomous Rasch model was chosen, and therefore Rasch parameters were used for item selection additionally. In order to obtain comparative data, the tests were applied to a large norm sample which included students of different German regions and different types of schools. Subsequently, both subtests were analyzed for reliability and validity as well as for further test quality criteria. Subtest TV was additionally tested for Rasch model conformity.
The results of the empirical analyses are highly satisfying. The norm sample includes 1.644 students for LESEN 6-7 and 945 students for LESEN 8-9. The classical as well as the Rasch reliability scores are medium to high. The strictly theory-based item construction results in content validity. Construct validity is proven by the mostly high to very high correlations of the LESEN 6-7 and LESEN 8-9 results with scores of construct-related scales. Convergent validity was shown by the higher correlation of the LESEN 6-7 and LESEN 8-9 results with construct-related external criteria (teacher rating of reading competence and grades in German) than with less related criteria (math grade and grade average). Low to not existing correlations with the less related criteria indicate discriminant validity. Finally, as most results of the analogue tests match with results regarding hypotheses that were derived from theory and empirical preliminary findings – concerning e. g. differences between school grades –, the validity of LESEN 6-7 and LESEN 8-9 is confirmed. The tests for Rasch model conformity suggest item homogeneity for the subtest TV of both tests, but questions person homogeneity.
Concluding, LESEN 6-7 and LESEN 8-9 fulfill common quality criteria very satisfyingly. They allow a global assessment of reading comprehension for groups as well as for individuals of secondary school age. In all four grades, the tests differentiate in the entire spectrum of competence.
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The spontaneous and stimulus evoked neural dynamics of the superior colliculus in the anesthetized ferretStitt, Iain 05 November 2014 (has links)
The study of brain dynamics has traditionally focused study on well-established cortico-cortical, thalamo-cortical, and hippocampo-cortical pathways in the brain, neglecting other brain structures. The superior colliculus (SC) is a highly conserved midbrain structure that displays vast intrinsic, local and global patterns of anatomical connectivity, and therefore presents itself as an interesting alternative structure to study the fundamental principles of neural dynamics. Here, we report for the first time the analysis of both stimulus evoked and spontaneously generated SC neural dynamics across three spatial scales: dynamics intrinsic to the SC, local dynamical interaction with the neighboring inferior colliculus (IC), and large-scale dynamical interaction with the cortex. Within the SC, visual evoked neural dynamics was best characterized by the presence of temporally precise gamma oscillations in retinorecipient superficial SC layers following flash and grating stimuli. Local interareal dynamics in the midbrain were defined by the presence of subthreshold visually evoked activity in the IC that was driven by visual inputs from the SC. Finally, spontaneously generated SC activity is strongly governed by the state of cortical networks, with SC activity locked to prominent slow cortical and spindle oscillations. Collectively, this work provides evidence that nature of neural activity in the SC is strongly governed by both bottom-up sensory and top-down cortical inputs.
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Die psychischen Folgen des Kallmann-SyndromsHofmann, Johannes 20 June 2014 (has links)
Das Kallmann-Syndrom (KS) ist eine angeborene olfaktogenitale Erkrankung, die mit einem eingeschränkten Geruchssinn und einem Ausbleiben der körperlichen Pubertätsentwicklung einhergeht. Zunächst wird der Forschungsgegenstand in das Entwicklungspsychologische Konzept der Entwicklungsaufgaben eingeordnet. Besondere Herausforderungen bei chronischen Krankheiten und bei einer nicht-KS-bedingten-verspäteten Pubertätsentwicklung werden dargestellt. Die Darstellung der Forschungsergebnisse der explorativ-qualitativen Untersuchung zu den psychischen und sozialen Auswirkungen des KS erfolgte in vier Publikationen: einem Erfahrungsbericht zum KS, der Vorstellung der Forschungsergebnisse der Untersuchung an Männern mit KS, der Vorstellung der Forschungsergebnisse der Untersuchung an Frauen mit KS und dem Vergleich der geschlechtsspezifischen Forschungsergebnisse. Als Folge der ausbleibenden Körperentwicklung erlebten die Betroffenen Schamgefühle über ihren Körper. Dies hatte negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und auf die sozialen Interaktionen mit Gleichaltrigen, insbesondere bei Kontakten mit dem anderen Geschlecht. Ebenso wurden als Folge Ängste im Bereich der Sexualität genannt. Die medizinische Behandlung hatte Auswirkungen auf die Psyche, auf Stimmung, Libido und Antrieb. Zu den bevorzugten Coping-Strategien gehörten vertrauliche Gespräche oder psychotherapeutische Unterstützung. Eine kompetente medizinische Behandlung durch Spezialisten und die dadurch einsetzende normale Körperentwicklung wurden als positiv erlebt. Die Überwindung der schambedingten Hemmungen im Bereich der Sexualität ließ die Angst vor sexuellen Funktionsstörungen und die Scham über den eigenen Körper schwinden. Beim Vergleich der beiden untersuchten Gruppen zeigte sich, dass sich die Männer stärker durch Verunsicherungen und Scham über die ausbleibende Virilisierung belastet fühlten. Ebenso berichteten nur die männlichen Studienteilnehmer von Mobbing- und Ausgrenzungserfahrungen als Folge der ausbleibenden Körperentwicklung. Auch nahmen sie Stimmungsschwankungen durch die Hormonbehandlung häufiger und als belastender wahr als die Frauen.
Die Frauen empfanden die Schamgefühle im Zusammenhang mit der ausbleibenden Körperentwicklung als weniger belastend. Sie zeigten sich zum Teil durch eine niedrige Libido vor und auch während der Hormonbehandlung belastet. Weitere Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigten sich bei der Diagnosestellung und bei der geschlechtsspezifischen Hormonbehandlung sowie deren Wirkung auf Stimmung und Libido. Es werden erste Konzepte zur Optimierungen der Unterstützung von Betroffenen vorgestellt.
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The NoGo-anteriorization and its relation to a central inhibitory mechanism / Die NoGo-Anteriorisierung und ihr Bezug zu einem zentralen HemmmechanismusWagener, Annika January 2005 (has links) (PDF)
The maximum of the brain electrical field after NoGo stimuli is located more anteriorly than that after stimuli that tells participants to respond. The difference in topography was called NoGo-Anteriorization (NGA). Recently, there was a debate, whether the NGA is related to a central inhibitory process or not. However, experiments showed that the NGA is not the result of motor potentials during Go trials, the NGA does not represent higher response conflict and or higher mental effort in NoGo trials, and the NGA is not based on less cognitive response selection in NoGo trials. Therefore, the experiments support the assumption that the NGA is connected to an inhibitory mechanism in NoGo conditions. / In Go-NoGo-Aufgaben unterscheidet sich das ereignis-korrelierte Potential der P300 nach einem Go-Stimulus topographisch von dem der P300 nach einem NoGo-Stimulus. Dieser Unterschied wurde auch als NoGo-Anteriorisierung bezeichnet, da die Topographie der NoGo-P300 weiter anterior liegt. Es wurde diskutiert, ob diese NGA als Korrelat eines Hemmprozesses interpretiert werden darf. Es konnte gezeigt werden, dass die NGA weder auf motorische Potentiale während Go-Trials, noch auf Handlungskonflikt, oder auf fehlende Antwortprozesse während NoGo-Trials zurückzuführen war. Deshalb wird die Erklärung als Korrelat eines Hemmprozesses favorisiert.
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Gedächtnisentwicklung im Vor- und Grundschulalter : eine mikrogenetische Studie zur Untersuchung semantischer Organisationsstrategien / Memory Development in pre-school and elementary school-aged children: A microgenetic study researching semantic organization strategiesSchwenck, Christina January 2005 (has links) (PDF)
Gedächtnisstrategien stellen einen wichtigen Motor für die kontinuierliche Zunahme der Gedächtnisleistung bei Kindern im Vor- und Grundschulalter dar. Dabei wurde die Strategieentwicklung in den vergangenen Jahren bereits intensiv erforscht, wobei die Ergebnisse dieser Forschung in Abhängigkeit von der Untersuchungsmethode, der fokussierten Strategie und der Aufgabenschwierigkeit stark differierten. Die vorliegende Untersuchung wurde deshalb zur Klärung der folgenden kontrovers diskutierten Fragestellungen durchgeführt: Aus den Vorbefunden zur Strategieentwicklung lassen sich verschiedene defizitäre Phasen ableiten, die die Kinder im Zusammenhang mit dem Erwerb einer bestimmten Strategie durchlaufen sollen. Während einer dieser Phasen wenden die Kinder eine Gedächtnisstrategie zwar spontan an, erreichen damit aber keinen Gewinn für ihre Gedächtnisleistung („Nutzungsdefizit“). Da die Inzidenz des Nutzungsdefizits in Abhängigkeit von verschiedenen Variablen stark unterschiedlich angegeben wird, sollte die vorliegende Arbeit klären, ob es sich bei diesem Defizit um ein Rand- oder generelles Entwicklungsphänomen handelt und welche Einflussfaktoren als verantwortlich für sein Auftreten angesehen werden können. Eine zweite Frage der vorliegenden Arbeit richtet sich auf intraindividuelle Entwicklungsverläufe beim Strategieerwerb. Daten aus Querschnittstudien sprechen für einen eher kontinuierlichen Erwerb von Gedächtnisstrategien, während Längsschnittuntersuchungen eine sprunghafte Entwicklung nahe legen. Die Anwendung unterschiedlicher Untersuchungsmethoden sollte in der vorliegenden Studie Aufschluss über den Verlauf der Entwicklung von Gedächtnisstrategien im Vor- und Grundschulalter geben. Ein großer Teil der bereits vorliegenden Studien zur Strategieentwicklung fokussierte auf eine einzige Gedächtnisstrategie. In der vorliegenden Untersuchung wurden verschiedene Strategien und die Auswirkung ihrer Interaktion auf die Gedächtnisleistung näher betrachtet. Um die verschiedenen Fragestellungen zu klären, wurden 492 Kinder mit einer semantischen Organisationsaufgabe sowie im Hinblick auf andere kognitive Variablen untersucht. Das Design der Untersuchung lässt sich als mikrogenetisch charakterisieren, wobei die Gedächtnis- und Strategieleistungen zu fünf verschiedenen Zeitpunkten in kurzer Abfolge überprüft wurden. Als weitere unabhängige Variablen wurden das Alter der Kinder (Kindergarten 4 Jahre, Kindergarten 5 Jahre, 1. Klasse, 2. Klasse), die Aufgabenschwierigkeit (leicht, schwer) sowie die Strategieinstruktion (Sortier-Instruktion, Cluster-Instruktion, keine Instruktion) variiert. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigen grundsätzlich Vorbefunde, nach denen das Sortiermaß die Fertigkeit zur semantischen Organisation besser repräsentiert als das Clustern. Die Transferleistung einer instruierten Strategie hing insbesondere vom Alter der Kinder ab – so profitierten Kindergartenkinder mittelfristig nicht von einer Strategieunterweisung, und insbesondere Zweitklässler konnten den Profit über alle Transferdurchgänge aufrecht erhalten. Während sich auf Gruppenebene einzelne Hinweise auf das generelle Auftreten einer nutzungsdefizitären Phase finden ließen, konnte aus den Analysen der individuellen Daten abgeleitet werden, dass das Nutzungsdefizit als randständiges Phänomen zu charakterisieren ist. Aus der Analyse der Einflussfaktoren lässt sich ableiten, dass das Defizit gehäuft bei jüngeren Kindern auftritt. Ein Zusammenhang mit der betrachteten Kategorisierungsstrategie (Sortieren vs. Clustern) ließ sich dagegen nicht spezifizieren. Entgegen den Befunden aus bereits vorliegenden längsschnittlich orientierten Untersuchungen konnte die Annahme einer sprunghaften Strategieentwicklung in der vorliegenden mikrogenetischen Studie nicht bestätigt werden. Die Stabilität des Strategieeinsatzes war bei jüngern Kindern und bei einer instruierten Strategie im Vergleich zu spontanem Strategiegebrauch geringer. Insgesamt zeigte sich ein relativ inkonsistenter Strategiegebrauch, das heißt, dass Kinder, die eine Strategie einmal erlernt hatten, diese über den Untersuchungszeitraum nicht immer beibehielten. Zur Untersuchung der Strategieverläufe erwiesen sich clusteranalytische Verfahren als besonders hilfreich. Im Hinblick auf den multiplen Gebrauch von Strategien zeigte sich, dass ältere Kinder und solche mit besseren Metagedächtnisleistungen mehr Gedächtnisstrategien einsetzten, und dieser multiple Strategieeinsatz mit einem Zugewinn in der Gedächtnisleistung in Verbindung stand. / Memory strategies are an important vehicle for the continual increase in memory performance of pre-school and elementary school aged children. Strategy development has thus been intensively researched in the last years; the results of these studies vary sharply dependent on the research method, the type of strategy researched, and task difficulty. Therefore, the present study was carried out to shed light on the following controversially discussed questions: From the preliminary findings concerning strategy development, various deficiency phases can be identified, which children supposedly go through in connection with the acquisition of a specific strategy. During one of these phases, children do apply a memory strategy on their own; however, the use of a strategy provides them with no benefit for their memory performance (“utilization deficiency”). Because reported rates of the incidence of the utilization deficiency varies greatly depending on different variables, the present study was intended to clarify whether this deficiency is a marginal or a general developmental phenomenon, and which factors of influence could be considered to be responsible for its occurrence. A second research question of the present study addresses intraindividual courses of development on strategy acquisition. Data from cross-sectional studies speak for a rather continual acquisition of memory strategies, whereas longitudinal studies indicate a more rapid type of development with leaps and bounds. The present study made use of various research methods in order to provide more information about the course of development of memory strategies in pre-school and elementary school age. Most of the studies that have already been done on strategy development focused on a single memory strategy. The present study looked more closely at various strategies and the effect of their interaction on memory performance. In order to address the various research questions, 492 children were tested with a semantic organization task, as well as with regard to other cognitive variables. The study design can be characterized as microgenetic, whereby the memory and strategy performances were tested over five time points in close succession. As further independent variables were the age of the children (4-yr.-old preschoolers, 5-yr.-old kindergarteners, first-graders, and second-graders), the task difficulty (easy, difficult), as well as strategy instruction (sorting prompt, clustering prompt, no prompt), the latter of which was varied during the second round of testing. The results of the present study essentially confirm the preliminary findings, according to which the amount of sorting better represents the ability to organize semantically than does clustering. The transfer performance of an instructed strategy was particularly dependent on the children’s age – the preschoolers and kindergarteners did not profit on average from the use of a strategy, but particulary second-graders were able to maintain the profit over all transfer rounds. Whereas single indicators of a general occurrence of a phase of utilization deficiency were found on the group level, the analyses of the individual data leads to the conclusion that the utilization deficiency should be characterized as a marginal phenomenon. From the analysis of influencing factors, it can be said that the deficiency occurs in greater numbers among younger children. A connection with the examined categorization strategy (sorting vs. clustering) could not be specified, however. Contrary to the findings of already performed longitudinally oriented studies, the assumption of rapid strategy development could not be supported in the present microgenetic study. The stability of strategy employment was lower among younger children and for instructed as compared to spontaneous strategy use. Overall, a relatively inconsistent strategy employment was observed, which means that children who had been instructed in a strategy one time did not always use that strategy over the time period of the study. Cluster analysis procedures proved to be especially helpful in examining strategy courses. Regarding multiple strategy use, it was shown that older children and those with better metamemory performances employed more memory strategies, and that this multiple strategy use was related to an improvement in memory performance.
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Fahrtauglichkeit bei M. Parkinson / Driving Ability in Parkinson's DiseaseKaußner, Yvonne January 2007 (has links) (PDF)
Obwohl es keineswegs in allen empirischen Studien gelungen ist, einen Zusammenhang zur Krankheitsschwere nachzuweisen, ist die Diagnose der Fahrtauglichkeit bei M. Parkinson weitgehend auf die Schwere der motorischen Beeinträchtigung zentriert. Jüngst kam die Diskussion um „Schlafattacken“ hinzu. In diesem Problemfeld ist die vorliegende Arbeit angesiedelt. Dazu wurden zwei Studien durchgeführt: zum einen die dPV-Befragung 2000 mit über 6 000 beantworteten Fragebögen und fast 400 Telefoninterviews, zum anderen eine Fall-Kontroll-Studie im Würzburger Fahrsimulator. Bei der dPV-Befragung 2000 handelt es sich um eine deutschlandweite Fragebogen- und Interviewstudie, welche v.a. den Problemstand im Sinne eines Dilemmas zwischen Mobilitätsbedürfnis der Patienten und Sicherheitsanspruch der Gesellschaft belegte. Einerseits ließ allein die hervorragende Rücklaufquote von 63% (bei über 12 000 versandten Fragebögen) ein enormes Mobilitätsbedürfnis der Patienten erkennen, andererseits ergaben sich aber auch im Hinblick auf die Verkehrssicherheit kritische Befunde: So wurde für die Patienten ein erhöhter Verursacheranteil bei Verkehrsunfällen nachgewiesen. Zudem erwiesen sich neben der (subjektiven) Krankheitsschwere erstmalig auch Tagesmüdigkeit und plötzliche Einschlafereignisse als signifikante Risikofaktoren für ihre Unfallbelastung. Um den Einfluss von motorischen (Krankheitsschwere) und aktivationalen (Tagesmüdigkeit) Beeinträchtigungen prospektiv zu untersuchen, wurde anschließend eine Fall-Kontroll-Studie im Würzburger Fahrsimulator durchgeführt. Durch diese Studie sollte weiterhin der Einsatz und die Wirkung kompensatorischer Bemühungen untersucht werden. Insgesamt wurden dazu 24 Parkinson-Patienten mit 24 gesunden Personen verglichen (gematcht nach Alter, Geschlecht und Fahrerfahrung). Die Patientengruppe war geschichtet nach Krankheitsschwere (Hoehn&Yahr–Stadien 1-3) sowie nach Tagesmüdigkeit (ja–nein), so dass sich 3x2 Subgruppen ergaben. Jeder Proband absolvierte zwei Fahrten im Simulator. In Fahrt 1 war eine Serie von Verkehrssituationen mit variierender Schwierigkeit realisiert, Fahrt 2 stellte eine extrem monotone Nachtfahrt dar. Um den Einsatz und die Effektivität kompensatorischer Bemühungen abzuschätzen, wurde ein Teil der Fahrt 1 unter Zeitdruck wiederholt. In Fahrt 2 wurden kompensatorische Bemühungen durch die Inanspruchnahme optionaler 3-Minuten-Pausen erfasst. Zusätzlich zu den Fahrten im Simulator wurde eine ausführliche Diagnostik mit herkömmlichen Testverfahren der Fahreignungsdiagnostik am „Act-React-Testsystem“ (ART-2020) betrieben. Die Ergebnisse zeigten für Fahrt 1 eine signifikant erhöhte Fehlerzahl der Patienten. Diese war v.a. auf eine schlechte Spurführung zurückzuführen. Lediglich in den leichten Teilen der Fahrt waren diese Beeinträchtigungen signifikant mit dem Hoehn & Yahr-Stadium verknüpft. In Fahrt 2 wurden im Verlauf der Fahrt besonders starke Leistungsabfälle für Patienten des Stadiums 3 und für Patienten mit Tagesmüdigkeit nachgewiesen. Einschlafereignisse traten aber selbst bei tagesmüden Patienten nicht häufiger auf als bei den Kontrollen. Ein wesentlicher Befund war, dass sich die Patienten gegenüber den gesunden Fahrern durch deutlich stärkere Kompensationsbemühungen auszeichneten. In Fahrt 1 bewirkte der Zeitdruck bei ihnen einen höheren Zeitgewinn und einen höheren Fehlerzuwachs. Unter Monotonie nutzten sie signifikant häufiger die Möglichkeit einer Pause. Die Befunde am ART-2020 wiesen eher auf eine generelle Verlangsamung als auf qualitative kognitive Defizite hin, wobei motorische und kognitive Komponenten in einigen Tests nur unzureichend getrennt werden konnten. Insgesamt hatten aber nicht nur die Patienten, sondern auch die gesunden Probanden dieser Altersgruppe enorme Schwierigkeiten mit den Leistungstests. Nur eine Patientin und zwei gesunde Probanden erreichten in allen erhobenen Parametern einen Prozentrang von mindestens 16, was als Kriterium für das Bestehen einer solchen Testbatterie gilt. In Fahrt 1 attestierten die Testleiter jedoch nur fünf Patienten (und keinem gesunden Fahrer) so schwerwiegende Auffälligkeiten, dass ihre Fahrtauglichkeit in Frage gestellt wurde (2x Hoehn&Yahr 2, 3x Hoehn&Yahr 3). Auch diese Diskrepanz zwischen Test- und Fahrleistung spricht für eine moderierende Wirkung der Kompensationsfähigkeit. Alles in allem konnte durch die Fall-Kontroll-Studie zwar bestätigt werden, dass Krankheitsschwere und Tagesmüdigkeit auf einige Parameter der Fahrleistung einen signifikanten Einfluss haben, insgesamt konnten diese Merkmale die Fahrleistung aber nicht zufriedenstellend vorhersagen. Ab dem Hoehn & Yahr-Stadium 2 spielt die Fähigkeit, krankheitsbedingte Beeinträchtigungen zu kompensieren, eine wesentliche Rolle. Genau dies wird aber in den traditionellen Leistungstests nicht erfasst. Künftige Untersuchungen sollten sich daher auf die Diagnostik und v.a. die Trainierbarkeit von Kompensationsfähigkeit konzentrieren. / Although studies differ as to its influence, motor impairment is still the main diagnostic criterion in evaluating the driving ability of patients with Parkinson’s disease (PD). Recently, the discussion about “sleep attacks” and daytime sleepiness added a new criterion. With regard to these problems two major studies were performed: the “dPV-survey 2000” with an analysis of more than 6,000 questionnaires and almost 400 telephone interviews and a case-control study in the Wuerzburg driving simulator. The dPV-survey was a German-wide questionnaire and interview study. An excellent response rate of 63% (from about 12,000 mailed questionnaires) reflects an enormous need of PD sufferers for mobility. However, the study also yielded important results with regard to traffic safety. PD patients had a heightened culpability rate for accidents in which they were involved. In addition to disease severity, daytime sleepiness and sudden onset of sleep turned out to be risk factors for traffic accidents. The case-control study which was performed afterwards aimed at determining the impact of both motor impairment and daytime sleepiness on PD patients’ driving performance prospectively. In addition, special attention was put on the use and benefit of compensatory behavior. 24 PD patients were compared to 24 healthy controls (matched for age, sex and driving experience). PD patients were allocated to 3x2 subgroups, according to disease severity (Hoehn&Yahr stages 1-3) and daytime sleepiness (yes-no). Driving performance was measured during two trips in the simulator. Trip 1 provided a series of traffic situations with varying difficulty. Trip 2 was a monotonous night-time trip. To measure compensation in trip 1, a part of it was repeated under time pressure. In trip 2 compensation was operationalized by the option of taking breaks. In addition to these trips, a traditional battery of psychometric tests using the “Act-React-Test-System” (ART-2020) was performed to compare the results with those of the simulator. Analyses showed that PD patients committed significantly more driving errors than controls in trip 1 (with and without time pressure) - mainly due to bad lane keeping performance. However, only in easy sections of the trip were their impairments in lane keeping significantly associated with the Hoehn&Yahr stages. Under monotony an extreme decrease of lane keeping performance was evident for PD patients in the Hoehn&Yahr stage 3 and for PD patients with daytime sleepiness. Surprisingly, even patients with daytime sleepiness did not fall asleep more often than controls. A crucial result was that PD patients showed significantly more compensatory behavior than controls. In trip 1, time pressure caused the time taken to decrease and the number of mistakes to increase more for PD patients than for the control group. In trip 2, patients took advantage of the option to take a break significantly more often. In the ART-2020 tests, PD patients generally displayed lower response. However, in some of the tests it was not possible to decide whether this slowdown was due to cognitive or motor impairment. At large, patients seemed not to be cognitively impaired. Basically, the tests were much too difficult for all persons of this age group. When applying commonly used criteria as regards the failure of the battery, almost none would have passed - neither patients nor controls: Just one patient and two controls reached a percent rank of at least 16 in all parameters. By contrast, in trip 1 only five patients (two in Hoehn&Yahr stage 2, three in stage 3) and none of the controls displayed questionable driving ability. This discrepancy also indicates that the ability to compensate for impairments is an important moderator of the association between the performance in the tests and the actual driving performance. In general, both disease severity and daytime sleepiness had significant impacts on some parameters of driving performance, but were insufficient for predicting driving ability. As from Hoehn&Yahr stage 2 the ability to compensate for disease related impairments became important. Critically, this is not captured by classical psychometric tests. Therefore, future studies should put special emphasis on the diagnosis of this ability and possibilities of training it.
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Der Einfluss von Handlungseffekten auf den Erwerb und die Ausführung von Bewegungssequenzen / The influence of action effects on the acquisition and execution of movement sequencesStöcker, Christian January 2002 (has links) (PDF)
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Rolle die sensorischen Effekte von Handlungen beim Erwerb und der Steuerung von Bewegungen spielen. Dabei wird auf zwei experimentelle Ansätze zurückgegriffen, einerseits die serielle Wahlreaktionsaufgabe (SWR) und andererseits Trainingsstudien zum Erwerb kurzer motorischer Sequenzen. In der SWR ist es die Aufgabe der Versuchspersonen, auf nacheinander dargebotene Reize so schnell wie möglich, meist mit Tastendrücken, zu reagieren. Wenn die Abfolge der Tastendrücke einer bestimmten, statistisch festgelegten oder zyklisch wiederholten Struktur folgt, nehmen die Reaktionszeiten stark ab, wenn die Struktureigenschaften verändert werden, verschwindet dieser Übungsgewinn wieder. Anhand der einschlägigen Literatur wird zunächst belegt, dass sowohl statistische als auch relationale sowie raum-zeitliche Struktureigenschaften die Lernrate beeinflussen. Anschliessend wird diskutiert, zwischen welchen Elementen der Ereignissequenz, die eine SWR darstellt, Struktureigenschaften wirksam werden. Es wird der Nachweis geführt, dass die Bedeutung von Reaktionseffekten in diesem Zusammenhang in der Literatur bisher weitgehend vernachlässigt wurde. Ein ähnlicher Mangel zeigt sich auch in der Betrachgung der Literatur zum Training kurzer Bewegungsfolgen und den theoretischen Ansätzen zur motorischen Programmierung: Sensorische Effekte von Bewegungen werden in den Erklärungsmodellen nicht als bedeutsamer Faktor erkannt. Fußend auf der Logik des „ideomotorischen Prinzips“ wird in einer Serie von Experimenten der Nachweis geführt, dass Toneffekte, die kontingent an die Reaktionstasten gebunden sind, sich erleichternd auf den Erwerb und die Ausführung motorischer Sequenzen auswirken können. Im ersten Experiment wird in einer seriellen Wahlreaktionsaufgabe eine Gruppe von Versuchspersonen, die kontingent zugeordnete Toneffekte erzeugt mit zwei Kontrollgruppen (ohne Toneffekte und mit nicht-kontingenten Toneffekten) verglichen. Die kontigenten Toneffekte verbessern das serielle Lernen substantiell, die nicht-kontingenten Toneffekte haben keinen Einfluss. In Experiment 2 wird dieser Befund mit anderem Reizmaterial repliziert und es wird gezeigt, dass bedeutsame Kompatibilitätsbeziehungen zwischen den Reaktionstasten und den Tönen bestehen: Der nützliche Einfluss der Töne zeigt sich nur bei von links nach rechts aufsteigender Zuordnung. In beiden Experimenten kann eine Erklärung der Ergebnisse durch Unterschiede im „expliziten Wissen“ über die Sequenzstruktur ausgeschlossen werden. Experiment drei bis fünf zeigen, dass kontingent und aufsteigend zugeordnete Toneffekte auch das Erlernen kurzer Tastendruchsequenzen, die über einen längeren Zeitraum trainiert werden können, erleichtern. Am augenfälligsten ist dabei das Verschwinden des sogenannten Sequenzlängeneffektes, eines üblicherweise vorhandenen Unterschiedes in den Initiierungszeiten kürzerer und längerer motorischer Abfolgen. Mit geeigneten Toneffekten lassen sich längere Sequenzen ebenso schnell initiieren wie kürzere, was dafür spricht, dass die sensorischen Effekte bei der Erstellung des motorischen Programmes für die Bewegung eine Rolle spielen. In Experiment 4 und 5 nehmen auch die Zwischen-Tasten-Intervalle innerhalb der trainierten Sequenzen mit Toneffekten schneller ab und gleichen sich einander schneller an, was als Hinweis darauf interpretiert wird, dass die Toneffekte sich erleichternd auf das chunking, also die Zusammenfassung einzelner Elemente zu größeren Einheiten, auswirken. Diese Überlegung steht im Einklang mit aus der Literatur bekannten Überlegungen zur Reduktion des Sequenzlängeneffektes durch intensives Training, auch hier wurde in der Vergangenheit bereits ein Einfluss von chunking-Prozessen vermutet. Experiment 5 zeigt, dass der Einfluss der Toneffekte auch bei einem längeren Vorinformationsintervall nicht verschwindet, das heisst, auch wenn die Versuchspersonen Zeit haben, sich auf die gleich auszuführende Sequenz vorzubereiten, können mit Toneffekten geübte Sequenzen schneller initiiert werden. Dies spricht dagegen, dass die Toneffekte sich nur erleichternd auf die Aktionsauswahl auswirken, und dafür, dass ihnen auch bei Initiierung und Ausführung Bedeutung zukommt. Ein letztes Experiment zeigt, dass die beobachteten Befunde nicht unabhängig von den verwendeten Effekten sind, da sich bei einem Replikationsversuch mit visuellen Effekten (Ziffern) keine Unterschiede zwischen Experimental-und Kontrollbedignung beobachten lassen. Die Ergebnisse werden mit Blick auf die zukünftige Modellbildung im Bereich der Motoriksteuerung und der motorischen Programmierung diskutiert. Nachdem Alternativerklärungen ausgeschlossen werden können wird der Schluss gezogen, dass sensorische Effekte Teil der zu Auswahl und Steuerung von Bewegungen notwendigen internen Repräsentationen sein müssen. Geeignete Effekte können Erwerb und Ausführung beschleunigen. / The thesis deals with the role of sensory effects for the acquisition and control of movement. Two experimental approaches are employed: The serial reaction time task (SRT) and a training paradigm for the acquisition of short movement sequences. In the SRT, participants are to respond as fast as possible to successively presented stimuli, usually with keystrokes. When the sequence of keystrokes follows a fixed structure, repeating or statistically constrained, response times are reduced, when the structural properties are changed, this practice benefit is lost. Some authors consider this result as an example of "implicit learning", since participants are often unable to relate the structure of the stimulus-response sequence afterwards. With reference to the relevant literature it is first shown that statistical as well as relational and temporal-spatial structural properties influence learning. Subsequently it is discussed between which elements of the event sequences an SRT represents structural properties exert their influence. The most promising approaches take links between various elements, i.e. stimuli, responses and response effects into account. It is demonstrated that the importance of response effects has largely been neglected in the literature so far. A similar picture emerges for the literature on practising short movement sequences: Sensory effects are not considered an important factor there. Based on the logic of the "ideomotor principle" a subsequent series of experiments demonstrates that tone effects contingently linked to the response keys can facilitate the acquisition and execution of motor sequences. In Experiment 1, a group of participants producing contingent tones with their keystrokes in an SRT is compared to two control groups, one producing non-contingent and one no tone effects. The contingent tone effects substantially improve serial learning, whereas no improvement is found for the non-contingent tone effects. This result is replicated in Experiment 2 with different stimulus material. It is also shown that there are compatibility relations between the response keys and the tones: The beneficial influence of the tone effects is observed only when they are mapped onto the response keys in ascending order from left to right. "Explicit knowledge" about sequence structure cannot explain the group differences in either experiment. Experiments 3 to 5 show that contingently and ascendingly mapped tone effects also facilitate the acquisition of short movement sequences being practiced for extended periods of time. The most obvious influence here is the disappearance of the sequence length effect. This is a usually found difference between the initiation times of shorter and longer motor sequences. With suitable tone effects, longer sequences can be initiated as fast as short sequences. This suggests that sensory effects play a role during the construction of motor programs for movement control. In Experiment 4 and 5, the interresponse intervals in the sequences practiced with tone effects also decrease faster and a trend for homogenization becomes apparent. This indicates that the tone effects facilitate chunking, i.e. the linking of single movement elements into larger units. This is in line with older notions from the motor learning literature. Chunking has for some time been considered responsible for the reduction of the sequence length effect through practice. Experiment 5 demonstrates that the influence of the tone effects does not disappear even when participants are given ample preparation time before having to start a sequence. Even then, sequences associated with tone effects can be initiated faster. This makes it unlikely that tone effects only facilitate action selection and favours the interpretation that they are important also for initiation and execution. The last Experiment shows that the observed results are not independent of the kind of effects presented. With visual effects (digits) no differential influences were observed. The results are discussed with reference to the future formulation of models on motor control and motor programming. Since alternative explanations of the data can be ruled out, the conclusion is drawn that sensory effects must be part of the internal representations used for selecting and controlling movements. If these effects have certain properties facilitating their association with the movements that produce them on the one hand and facilitating associations between themselves on the other hand, they can obviously accelerate the acquisition and execution of movement sequences.
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