Die durch die franquistische Historiografie verzerrte Darstellung der geschichtlichen Ereignisse im Spanien des 20. Jahrhunderts betrifft besonders den spanischen Bürgerkrieg und die unmittelbar darauf folgenden Jahre. Durch den „Pakt des Vergessens“ wurde die Aufarbeitung dieser Zeit mit ihren grausamen Verfolgungen Andersdenkender und der Jahre des Hungers zunächst erschwert und so drohten die geschichtlichen Ereignisse dem tatsächlichen Vergessen anheim zu fallen (vgl. Macher 2002). Der Roman „Pa Negre“ und seine gleichnamige filmische Literaturadaption leisten einen Beitrag gegen dieses Vergessen, besonders für die unter Franco unterdrückte katalanische Minderheit. Indem sowohl Emili Teixidor, der Autor des Romans, als auch Agustí Villaronga, der Regisseur der gleichnamigen Filmadaption, die Geschichte der „Verlierer“ erzählen, zeichnen sie ein Bild des ganz gewöhnlichen faschistischen Alltags der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen in Spanien die neue, franquistische Ordnung installiert wurde.
„Pa Negre“ ist die Geschichte eines 11-jährigen Jungen, dessen Unkenntnis der Umstände ihn mit unschuldigen Augen auf die Welt der Erwachsenen schauen lässt, wodurch er Korruption, Irrationalität und Heuchelei entlarvt. Aus den Widersprüchlichkeiten, in die die Menschen seiner Umgebung verstrickt sind, zieht er seine eigenen Schlüsse. Stück für Stück entfernt er sich von seiner Familie, um die Atmosphäre aus Unsicherheit und erzwungenem Schweigen hinter sich lassen zu können. So wie viele andere in seinem Land zog er sich in das innere Exil zurück (vgl. Glenn 2012). In der vorliegenden Arbeit werden der Film und seine Literaturvorlage hinsichtlich der Unterschiede und der Gemeinsamkeiten in den Ausdrucksweisen des Filmregisseurs und des Romanautors und hinsichtlich der Merkmale fingierter Mündlichkeit miteinander vergleichen. Nach einer Einleitung geht es im 2. Kapitel zunächst um die theoretischen Grundlagen für eine Analyse der Dialoge des Romans und des durch die Produzentin des Films zur Verfügung gestellten Drehbuchs hinsichtlich der in ihnen vorhandenen Merkmale von Mündlichkeit bzw. der zu erwartenden Probleme und Tendenzen bezüglich der fingierten Mündlichkeit bei der Anfertigung der deutschen Untertitel zum Film und der Übersetzung eines Kapitels des Romans. Ausgehend vom Modell des Nähe/Distanz-Kontinuums von Koch und Oesterreicher (2011) wird dabei näher auf die Aspekte der Nähesprache in der deutschen und katalanischen Sprache eingegangen. Insbesondere wird ein Überblick über die diasystematischen Varietäten des Katalanischen und eine kurze historische Darstellung der diatopischen Varietäten und ihrer Rolle im Standardisierungsprozess in Katalonien gegeben. Im 3. Kapitel werden der Film und der Roman als Gegenstand der Untersuchung vorgestellt und historisch eingeordnet. Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Ausdrucksweisen beider Werke werden auf der Grundlage theoretischer Betrachtungen zur Filmadaption untersucht. Das 4. Kapitel ist der Analyse der in den beiden Werken zu findenden Merkmale von Mündlichkeit und den Problemen und Lösungen bei der Übersetzung dieser Merkmale gewidmet.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-211491 |
Date | 05 October 2016 |
Creators | Rose-Dabrunz, Kathrin |
Contributors | Universität Leipzig, Philologische Fakultät / Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie, Òscar Bernaus Griñó, Òscar Bernaus Griñó, Dr. Elia Hernández Socas |
Publisher | Universitätsbibliothek Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | deu |
Detected Language | German |
Type | doc-type:masterThesis |
Format | application/pdf |
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