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Familiale Generationenbeziehungen und der Übergang in die Elternschaft

Das Forschungsinteresse der Arbeit zielt auf die Funktion und Bedeutung familialer Beziehungen in einem Mehrgenerationennetzwerk aus Sicht verschiedener Akteure und in verschiedenen kulturellen Kontexten. Die Rekonstruktion familialer Generationenbeziehungen zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern erfolgt im Rahmen eines spezifischen Lebenslaufereignisses: dem doppelten generationalen Übergang in die (Groß-)Elternschaft. Dieses familiale Übergangsereignis bringt ein Aufrücken der einzelnen Familienmitglieder im Generationengefüge und eine Pluralisierung individueller Generationenzugehörigkeiten mit sich und führt so zu verstärkten (inter-)subjektiven Aushandlungsprozessen und einer Neubestimmung von familialen Rollen.
Gleichzeitig ist die Arbeit als ein Kulturvergleich zwischen ostdeutschen und süditalienischen Familien angelegt. Damit wird die Absicht verfolgt, die Funktion und Bedeutung intergenerationaler Familienbeziehungen in unterschiedlichen geschlechterkulturellen Kontexten zu untersuchen.
Es handelt sich um eine qualitative Untersuchung, in deren Rahmen insgesamt 19 leitfadengestützte teilnarrative Interviews mit Müttern und Vätern eines Kindes bis max. 3 Jahre und den dazugehörigen Großmüttern durchgeführt wurden. Jeweils drei der untersuchten Familienkonstellationen stammen aus Dresden und Neapel.
Aus dem empirischen Material wurde ein vierstufiges Phasenmodell des Übergangsprozesses entwickelt, welches diesen als einen Prozess der geschlechterspezifischen Elternrollendifferenzierung auf der Paarebene konzipiert. Zentral sind dabei die beiden komplementären Konzepte der natürlichen Mütterlichkeit und der fragilen Väterlichkeit. In Analogie dazu wurden für die Beziehungen der neuen Eltern zu den jeweiligen Herkunftsfamilien die komplementären Konzepte der natürlichen Matrilateralität und der fragilen Patrilateralität entwickelt, welche das Muster einer latenten intergenerationalen Asymmetrie zum Ausdruck bringen. Der Übergang in die Elternschaft wird somit als ein familiales Übergangsereignis beschrieben, welches maßgeblich zur Reproduktion einer weiblichen bzw. matrilinearen Dominanz im familialen Bereich beiträgt.
Dieses Muster findet sich sowohl bei den deutschen als auch bei den italienischen Familien und kann somit in gewissem Sinne als kulturübergreifend angesehen werden. Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgruppen zeigen sich hingegen mit Blick auf grundlegende Wertorientierungen, die der alltäglichen Lebenspraxis und den familialen Beziehungen zugrunde liegen. So sind die Familienbeziehungen deutscher Interviewpartner(innen) stärker durch Vorstellungen von Unabhängigkeit und Autonomiestreben (independence) charakterisiert. Italienische Interviewpartner(innen) hingegen brachten stärker am Prinzip der wechselseitigen Abhängigkeit und Verbundenheit (interdependence) orientierte Vorstellungen und Einstellungen zum Familienleben zum Ausdruck.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:14-qucosa-78572
Date29 November 2011
CreatorsUlbrich, Katharina
ContributorsTechnische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Prof. Dr. Karl Lenz, Prof. Dr. Karl Lenz, Prof. Dr. Norbert F. Schneider
PublisherSaechsische Landesbibliothek- Staats- und Universitaetsbibliothek Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

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