1 |
Untersuchungen zum Einfluß des Kälberaufzuchtverfahrens auf die Ontogenese des Sozialverhaltens heranwachsender RinderSchleyer, Thomas 09 December 1998 (has links)
Das Ziel der Untersuchungen bestand darin, die Auswirkungen verschiedener Kälberaufzuchtverfahren, die sich hinsichtlich des Faktors 'Anwesenheit der Mutter' unterschieden, auf die Entwicklung des Sozialverhaltens in der Ontogenese zu bestimmen. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen sollen die tierseitigen Anforderungen der Kälber an die Haltungssysteme in Hinblick auf die soziale Umwelt deutlicher formuliert werden. Von Mai 1994 bis zum Oktober 1996 wurden zwei Rindergruppen der Rassenkreuzung Schwarzbuntes Milchrind (SMR) x Salers von der Geburt an bis zur Phase der eigenen Reproduktion beobachtet. Gegenstand der Untersuchungen war die ethologische Analyse verschiedener Verhaltensweisen, vor allem des Sozialverhaltens. Die Saugkälber hatten in den ersten acht Lebensmonaten vorwiegend Sozialkontakte mit ihren Müttern, weniger mit den gleichaltrigen Gruppenmitgliedern. Spielerische Kontakte zwischen den Kälbern bezogen sich meist auf Bewegungsspiele und spielerisches Hornen. Rangauseinandersetzungen fanden erst nach dem Absetzen statt. Die Tränkkälber hatten insgesamt weniger Kontakte untereinander, beleckten sich allerdings häufiger. Rangauseinandersetzungen fanden bereits ab dem dritten Lebensmonat statt und führten zur Bildung einer vorläufigen Rangfolge, die von den ältesten und schwersten Tieren dominiert wurde. Gegenseitiges Besaugen wurde oft beobachtet. Es trat sehr häufig während der Haltung am Tränkautomaten auf und konnte bis zum 22. Lebensmonat beobachtet werden. Die Anzahl der Sozialkontakte zu gleichaltrigen Tieren war in der Jungrind- Phase in beiden Gruppen weitgehend gleich. In der Jungkuh- Phase hatten die Jungkühe (S) untereinander signifikant mehr soziale Kontakte, knüpften zu ihren Nachkommen mehr Kontakte und verbrachten auch signifikant mehr Zeit gemeinsam mit ihnen als die Jungkühe (T). Verhaltensrhythmisch traten über den Lichttag hinweg während des gesamten Untersuchungszeitraumes Unterschiede zwischen den Gruppen auf. Zwar glichen sich beide Gruppen in ihrem Tagesrhythmus mit zunehmendem Alter an, aber nicht vollständig. Unterschiede gab es auch bei den Tagessummen für das Fressen, Liegen und Stehen. Schlußfolgernd zeigt sich, daß eine Aufzucht in altersstrukturierten Gruppen wichtige kalb- und kuhseitige Sozialbedürfnisse erfüllt und die sozialen Potenzen adulter Gruppenmitglieder in die Aufzucht einbezieht. Den Jungtieren werden somit Lernprozesse ermöglicht, die von langfristiger Bedeutung sind und sich bei der Aufzucht ihrer eigenen Nachkommen positiv auswirken. Die Umsetzung dieses Grundprinzips im Zuge der Weiterentwicklung der Aufzuchtverfahren kann deren biologische Qualität deutlich verbessern und gestaltet die Erfüllung wesentlicher Anforderungen einer art- und altersgerechten Kälberhaltung. / The aim of the investigation was to determine effects of different calf-rearing conditions with regard to the factor of the presence of the dam on the development of the social behavior during the ontogeny. The results of these investigations should express the animal requirements of the calves to the different keeping systems in view of the social environment. The study was carried out in the time between April 1994 and October 1996, until the age of their own reproduction. Two groups of female calves , containing 11 animals (suckling calves) and 10 animals (watering calves) were observed. The first group was raised by dams (suckling calves). The second one was raised without any contacts to the dams (watering calves). Suckling calves exhibited social contacts preferably to their own mother rather than to the other calves of the group. In most cases the contacts between the calves consisted of play runnings and horning. These calves established the rank order after weaning, i. e. after the ninth month. In the time before weaning the social interactions of the suckling calves exceeded those of the watering calves. Mutual suckling behaviour took place only in the group of the watering calves. Social rank order disputes among calves of the automatically fed group already started in their fourth month. The establishment of ranks was principally determined by age and weight. Mutual suckling behaviour were often observed. It was very often during the time as they were fed by the automatic liquid feeder and it was observed till the 22nd month. The number of social contacts to peers of calves in the age between the 9th and 23rd month was nearly the same. Those mothers that had been raised as suckling calves had more interactions with their own offspring and spent more time with them in comparison to the automatically fed group. The rhythm of behavior of the observation (lightly) day was different between the groups over the full observation period. At the end of the observations in October 1996 the rhythm of behaviour was nearly the same, but not for all specifics. Also, there were differences in the daily sums of feeding, laying and standing. The rearing of calves in groups with their dams fulfills the special social needs of cows and calves. The social potencies of adults improve the rearing of the calves. The young's get the possibility to learn from the adults. This possibility is very important and has a positive influence for rearing of their own offspring. This basic principal is important for the development of rearing methods, for a better biological quality and fulfills the specific requirements of calf-rearing.
|
2 |
A comparative approach to livestock-wildlife interactions in central Europe and sub-Saharan AfricaRottstock, Thomas 29 September 2021 (has links)
Diese Dissertation, befasst sich mit Wechselwirkungen zwischen Weidevieh und Wildtieren und basiert auf der Hypothese, dass sich stark transformierte europäische Landschaften und weniger gestörte afrikanische Savannen gegenseitig als Referenz dienen können. Aufgrund von Parallelen in der Domestikationsgeschichte, fungieren europäische und afrikanische Hausrinder als theoretischer Rahmen. Die Daten wurden mittels Kamerafallen und Interviews in vier Fallstudien erhoben. Die Untersuchungsgebiete befinden sich in räumlicher Nähe zu Schutzgebieten in Deutschland (Nationalpark Unteres Odertal und Naturpark Westhavelland), Namibia (Etosha Nationalpark) und Tansania (Serengeti Nationalpark). Die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Praktiken des Weidemanagements in Deutschland Potential haben, die Nachhaltigkeit der Weidetierhaltung in Afrika zu erhöhen. In Afrika sind die Reaktionen der Wildtierzönosen auf verschiedene Weidesysteme stärker ausgeprägt als in Europa. Ein gemeinsames Phänomen in allen Fallstudien sind hohe Konflikte mit streng geschützten Wildarten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Agrobiodiversität nur erfolgreich geschützt werden kann, wenn Managementstrategien den Anforderungen der Landwirte gerecht werden. Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den Untersuchungsgebieten in Deutschland und privatem Farmland in Namibia. Sorgfältige Anpassungen an die standortspezifischen Bedingungen sind erforderlich wenn ein in Europa entwickeltes Weidesystem in Afrika praktiziert wird. Die Ergebnisse aus Tansania sind ein Indikator für die extreme Veränderung der Landschaft und ausgeprägte Mensch-Wildtier-Konflikte. Besonders dort, wo Rinder hohe kulturelle Bedeutung haben, ist es nötig, die Menschen für Nachhaltigkeit im Weidemanagement zu sensibilisieren. Traditionelle Praktiken des schwindenden Pastoralismus erscheinen vielversprechend um die Nachhaltigkeit der Weidehaltung auf kommunalem Land in Afrika zu erhöhen. / These comparative studies deal with the interactions between grazing cattle and wildlife. The thesis is based on the central hypothesis that strongly transformed European landscapes and less disturbed African savannas can provide each other a valuable reference. Due to parallels in the domestication history, European and African cattle function as theoretical framework of these studies. The data were collected via camera traps and interviews in four case studies. The study areas are in close vicinity to protected areas in Germany (Lower Oder Valley National Park and Westhavelland Nature Park), Namibia (Etosha National Park) and Tanzania (Serengeti National Park). The results show that certain practices of the pasture management in Germany have potential to increase the sustainability of livestock grazing in Africa. In Africa, the responses of the wildlife communities to different grazing systems are more pronounced than in Europe. A common phenomenon in all case studies is a high level of conflict with strictly protected wildlife species. The results suggest that agro-biodiversity can only be successfully protected if management strategies meet the requirements of farmers. There are several similarities between the study areas in Germany and private farmland in Namibia. Careful adaptation to the site-specific conditions is required when a grazing system developed in Europe is practiced in Africa. The results from Tanzania are an indicator of the extreme change in the landscape and pronounced human-wildlife conflicts. Especially where cattle are of high cultural value, it is necessary to sensitize people to sustainability in pasture management. Traditional practices of declining pastoralism appear promising to increase the sustainability of grazing on communal land in Africa.
|
3 |
Rinderhaltung ohne Schlachtung als Agrar-Care-SystemMeyer-Glitza, Patrick 04 May 2020 (has links)
Sogar eine vegetarische Ernährung führt durch den Konsum von Milchprodukten zum Schlachten der nicht mehr produktiven oder ausselektierten Milchkühe sowie der männlichen Nachkommen. Eine Rinderhaltung ohne Schlachtung (ROS) wäre (für Lakto-Vegetarier) hier ein Ausweg.
Es wurden narrative und semi-strukturierte Interviews mit Tierhaltern der 5 hier dargestellten Fallbeispiele mit qualitativen Methoden der interpretativen Sozialforschung (Grounded Theory, Biographieforschung und sequentielle Feinanalyse) erhoben und untersucht. Die 5 Fallbeispiele wurden anhand biographischer Entwicklungen, ihrer Ethik und ihrem Tierhaltungssystem sowie anhand ihrer Konventionen verglichen.
Der Fallvergleich ergab 5 Grundsätze des Care-Systems einer ROS: 1. Universal, 2. Bedingungslos, 3. Das ganze Leben betreffend - „a lifetime of Care“, 4. Familisierend, 5. Präventiv.
Das Agrar-System der Fallbeispiele wurde in drei Betriebsstile differenziert: Reine Sanctuaries (Lebens-/Gnadenhof), Landwirtschaftliche Sanctuaries und Vegetarische Rinderhaltung/Milcherzeugung.
Das Care- und das Agrar-System ergeben zusammen ein Agrar-Care-System.
Kernelemente des Agrar-Systems der 4 hier untersuchten europäischen Betriebe sind u.a. ein hohes durchschnittliches Abgangsalter der Kühe von 12,5 Jahren und der Ochsen von 10 Jahren, stabile Herden, insg. vielfältige Dungnutzung, eine weitgehend muttergebundene Kälberaufzucht und partielle Ochsenanspannung.
Bei dem dritten Fallbeispiel beträgt die Dauer der Laktationen durchschnittlich 2,8 Jahre und es werden dabei 9.055 kg pro Laktation ermolken. Bei Kühen mit sehr langen Laktationen sinken vom ca. 4.-6. Jahr die Leistungen nicht mehr und sind persistent. Die Milchkühe sind für 3,4 Jahre (als Mittel der beiden melkenden Betriebe) „in Rente". Der kostendeckende Milcherlös liegt bei ca. 2,95 bis 3,05 EUR pro kg Milch. Eine gemolkene Kuh trägt dabei die Kosten von 0,63 Kühen „in Rente" sowie von 1,48 Ochsen. Milch und Dung wären hier Beiprodukte des Tierlebens. / Even a vegetarian nutrition, through consumption of milk products, leads to the slaughtering of dairy cows that are no longer productive or have been sorted out, and of their male offspring. A cattle husbandry without slaughtering (here ‘CWS’) could be a solution (for lacto-vegetarians).
Narrative and semi-structured interviews with the heads of animal husbandry in a total of five cases have been carried out and reviewed using qualitative methods of interpretive social research (Grounded Theory, biography research and detailed sequential analysis). In a case comparison, the five cases have been compared to each other in terms of their biographical developments, their ethics and their animal husbandry systems and also in terms of their conventions.
The following five principles for a care system in CWS were derived:
Universality, Unconditionality, A lifetime of care, Familialisation and Prevention.
The agri-system of the case studies has been differentiated into three styles of farming: Pure sanctuary, agricultural sanctuary and vegetarian cattle husbandry.
The combination of the agri- and care-system becomes the agri-care-system.
Core elements of the agricultural system of CWS and of the 4 European farms are: a high average dying age which is 12.5 years for cows and 10 years for oxen, novel dung products, mostly rearing calves with the dam and on some farms the use of oxen for traction.
In regard to the third case study, the average duration of lactation is 2.8 years, generating about 9,055 kg milk per lactation cycle. The dairy cows "retire" for a period of 3.4 years as a mean of the two milking case studies. In cows with very long lactation cycles, the milk yield, instead of decreasing from the 4th to the 6th year, rather seems to be constant during this period. The cost-covering milk revenue would be about 2,95 up to 3,05 EUR per kg. Each milked cow carries the cost of ca. 0,63 "retired" cows and 1,48 oxen. Milk and dung are the by-product of the animal life.
|
Page generated in 0.0132 seconds