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Emotional content in social misinformation affects mind, brain, and judgmentsBaum, Julia 18 October 2022 (has links)
Misinformation, oder „Fake News“, ist in der Online-Kommunikation weit verbreitet und beeinflusst Diskurs und Zusammenleben. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, wie wir auf individueller Ebene beeinflusst werden, wenn wir Meinungen bilden und Urteile ableiten. Diese Dissertation untersucht die kognitiven und Gehirn Mechanismen, die der Verarbeitung sozialer, personenbezogener Misinformation zugrunde liegen. Proband*innen wurden mit negativen, positiven oder relativ neutralen personenbezogenen Nachrichten konfrontiert, die entweder verbal als unglaubwürdig gekennzeichnet waren, z.B. "angeblich", oder aus bekannten Medienquellen stammten, die als glaubwürdig oder unglaubwürdig wahrgenommen wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass soziale Urteile stark vom emotionalen Gehalt beeinflusst waren, unabhängig von der Glaubwürdigkeit. Elektrophysiologische Korrelate früher emotionaler und erregungsbezogener Prozesse sowie Korrelate späterer evaluierender Verarbeitung waren verstärkt für Personen, die mit emotionalen Inhalten assoziiert wurden—unabhängig von der Glaubwürdigkeit der Information. Emotionale Inhalte wirken also nicht nur auf die unwillkürliche und früher Reaktion auf Nachrichten, sondern sogar auf Prozesse, für die erwartet wurde, dass sie die Information aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit evaluieren würden. Um zu intervenieren, bewerteten die Proband*innen vor der Konfrontation mit Schlagzeilen explizit die Glaubwürdigkeit der Quelle. Dies half teilweise, die Glaubwürdigkeit positiver Nachrichteninhalte zu verarbeiten. Die Einsicht in die fehlende Glaubwürdigkeit hatte jedoch keinen Einfluss auf die Effekte negativer Nachrichteninhalte. Unsere Ergebnisse zeigen, wie der emotionale Gehalt sozialer Misinformation das Gehirn und das Urteilsvermögen beeinflussen kann, selbst wider besseres Wissen über die fehlende Glaubwürdigkeit. Perspektivisch helfen diese Erkenntnisse, uns den Herausforderungen von Misinformation aus Sicht der individuellen Kognition zu stellen. / Misinformation, also called “fake news”, is highly prevalent in online communication affecting public discourse and social coexistence. However, little is known about how we are affected by it on the individual level when we derive opinions and judgments. This dissertation investigates the cognitive and brain mechanisms underlying the processing of social, person-related misinformation. Participants were exposed to negative, positive, or relatively neutral news about other persons that was either verbally marked as untrustworthy by adding e.g., “allegedly”, or stemmed from well-known media sources perceived as trusted or distrusted. We found that social person judgments strongly relied on the emotional content independent of the credibility, showing how social misinformation affects person evaluation although it is perceived as untrustworthy. Electrophysiological indexes of early emotional and arousal-related processes, as well as correlates of later evaluative processing were enhanced for persons associated with emotional contents regardless of the credibility of the information. This shows the pronounced influence of emotional contents not only on the initial and early response to news, but even on processes that were expected to evaluate the information on merit of its credibility. In a first attempt to intervene, participants explicitly evaluated the credibility of the source before reading the headlines. This helped to overcome the bias for positive news and process its credibility to some degree. However, the insight into the lack of credibility had no influence on the effects of negative news on brain responses and social judgments. Our results demonstrate how emotional content in social misinformation can affect mind, brain, and judgments even against better knowledge of its lacking credibility. In perspective, these insights help to face the challenges of misinformation from the perspective of the individual’s cognition.
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Die Begründbarkeit ästhetischer Werturteile / The Justification of aesthetic valuationsPiecha, Alexander 14 November 2001 (has links)
Das Ziel der hier vorliegenden Arbeit ist es, die Möglichkeiten der Begründungbarkeit ästhetischer Urteile und die Struktur dieser Begründungen zu untersuchen. Damit verknüpft ist die Frage, inwieweit und auf welche Weise sich ästhetische Urteile objektivieren lassen - also ob sich über "Fragen des Geschmacks" doch (sinnvoll) streiten läßt.
Das Thema der Arbeit sind ganz allgemein ästhetische Urteile, ihre Struktur und ihre Begründbarkeit. Unter ästhetischen Urteilen sollen hier diejenigen Urteile verstanden werden, welche den Gehalt ästhetischer Erfahrung beschreiben, wobei sowohl der Term "ästhetisch", als auch der der "ästhetischen Erfahrung" im Rahmen der Arbeit näher bestimmt werden. Sie lassen sich unterteilen in deskriptive und normative Urteile. Diese lassen sich jeweils ihrerseits in spontane und reflektierte ästhetische Urteile gliedern. Die zentrale Aufmerksamkeit der vorliegenden Arbeit gilt dabei den "reflektierten ästhetischen Werturteilen".
Im wesentlichen läßt sich der Inhalt der Arbeit auf folgende 5 Thesen reduzieren:
1. Die These vom relationalen Charakter ästhetischer Objekte
Die Gegenstände ästhetischer Urteile, die ästhetischen Objekte, unter ihnen insbesondere die Kunstwerke, sind relationale Gebilde. Wie jeder andere Wahrnehmungsgegenstand auch beruhen sie auf einer hypothetischen Konstruktion des Wahrnehmenden, wobei darüber hinaus gerade bei ästhetischen Objekten die jeweilige subjektive Wahrnehmungsweise konstitutiv ist. Die Interpretation durch den Betrachter ist - vor allem bei Kunstwerken - ein notwendiger Bestandteil ästhetischer Objekte.
2. Die These von der begrenzten Subjektivität ästhetischer Interpretationen
Ästhetische Urteile basieren auf der jeweiligen Interpretation des ästhetischen Objektes durch den Urteilenden und auf dessen Präferenzen. Sie sind damit zwangsläufig ebenfalls subjektiv und hypothetisch. Dennoch sind sie nicht völlig beliebig; der ästhetischen Interpretation sind durch das ästhetische Objekt selbst und dessen zeitliche und räumliche Bezüge Plausibilitätsgrenzen gesetzt.
3. Die These vom kognitiven Charakter ästhetischer Erfahrungen
Alle Wahrnehmungsgegenstände sind ausdruckshaft, da sie bereits vorbewußt im Prozeß der Wahrnehmung hinsichtlich ihrer Relevanz für das jeweilige Subjekt emotional bewertet werden. Diese kognitive Funktion der Emotionen, ohne die eine angemessen schnelle Orientierung in unserer komplexen sozialen Umwelt nicht möglich wäre, ist für die ästhetische Erfahrung konstitutiv. Eine darauf aufbauende Analyse ästhetischer Erfahrung eröffnet einen Zugang zum Phänomenbereich des Ästhetischen, welcher sowohl der Kunst als auch dem "ästhetischen Alltag" gerecht werden kann.
4. Die These von der grundsätzlichen Subjektbezogenheit ästhetischer Urteile
Begründungen ästhetischer Urteile beweisen nicht die objektive Wahrheit des Behaupteten, welche für alle Subjekte verbindlich wäre. Vielmehr rechtfertigen sie auf der Basis einer plausiblen Interpretation und der Präferenzen des Urteilenden die Angemessenheit der Bewertung. Dabei können ebenso Argumente hinsichtlich einer adäquaten Wahrnehmungsweise angewendet werden, wie solche, die sich auf externe Bezüge des beurteilten Gegenstandes beziehen. Die Adäquatheit der verwendeten Bewertungskriterien hängt dabei sowohl vom Urteilenden als auch wesentlich vom beurteilten ästhetischen Objekt selbst ab.
5. Die These von der subjektiven Wahrheitsdefinitheit ästhetischer Urteile
Dennoch sind ästhetische Urteile grundsätzlich wahrheitsfähig im Sinne der Korrespondenztheorie der Wahrheit. Ihre Wahrheit ist mithin deduktiv beweisbar. Allerdings ist sie immer auf ein bestimmtes urteilendes Subjekt, seine Wertdispositionen und seine Interpretation des ästhetischen Objektes bezogen - im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Urteilen, bei denen durch Standardisierungen von vornherein eine hohe intersubjektive Übereinstimmung gegeben ist. Um trotzdem ästhetische Urteile auf der Grundlage evolutiver und gegebenenfalls auch kultureller Gemeinsamkeiten (in deutlich begrenzterem Umfang) intersubjektiv nachvollziehbar zu machen, ist es notwendig, innerhalb der Begründung die zugrunde liegenden Annahmen und Präferenzen offen darzulegen.
Die aus diesen Thesen resultierende theoretische Grundhaltung ist die eines ästhetischen Semikognitivismus. Dieser ist dadurch gekennzeichnet, daß er die Wahrheitsdefinitheit ästhetischer Werturteile zwar (im Gegensatz zum Nonkognitivismus) anerkennt, sie aber andererseits nicht emphatischer Weise für gleichermaßen objektivierbar erklärt, wie beispielsweise wissenschaftliche Hypothesen (im Gegensatz zum Kognitivismus). Insbesondere die Unterscheidungen zwischen der internen und der externen Struktur ästhetischer Objekte und die Funktion von Wahrnehmungsweise und Ausdruck eröffnen darüber hinaus noch die Möglichkeit einer differenzierten Ontologie ästhetischer Objekte.
Ein erweitertes Abstract dieser Arbeit befindet sich im WWW auf der Homepage des Autors unter:
http://www.apiecha.de/philosophy/english.html
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