1 |
Skizzen zur kulturanthropologischen Begründung einer inklusiven (Fach-)DidaktikGiese, Martin 14 January 2019 (has links)
An der Schnittstelle zwischen Sport- und Behindertenpädagogik möchte die Arbeit Ansätze einer behindertenpädagogisch und kulturanthropologisch fundierten Theorie einer inklusiven Didaktik am Beispiel des Unterrichtsfachs Sport skizzieren. Ausgangspunkt der Argumentation ist dabei, dass die Sportpädagogik – wie andere Anwendungs- und Handlungswissenschaften auch – vielfach mit impliziten, gesellschaftlich vorformatierten Normvorstellungen wie etwa medial kolportierten Schönheits- und Fitnessideale hantiert. Gleichzeitig ist sie auch mit verborgenen (kultur-)anthropologischen Normvorstellungen konfrontiert. Es kann vermutet werden, dass diese häufig unreflektierten Normvorstellungen, möglicherweise insbesondere in der Sportpädagogik, der vollen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen auf einer strukturellen Ebene potentiell entgegenwirken und ein exkludierendes Potential entfalten können. So erscheint es auf dem Weg zu einer inklusiven Fachdidaktik notwendig, diese immanenten Strukturen zunächst auf ihr inklusives bzw. exklusives Potential hin zu analysieren, um diskriminierende Strukturen in fachimmanenten theoretischen Modellierungen zu reflektieren und ggf. zu dekonstruieren. Als theoretisch explorative Studie findet dazu ein inter- bzw. transdisziplinärer Forschungsansatz Anwendung, der sich analytischer, texthermeneutischer Verfahren bedient, um auf der Folie der Disability Studies sowie des Ableismus immanente Inklusionshemmnisse zu dekonstruieren. / At the interdisciplinary interface between physical education and special education, the work aims to outline approaches to a theory of inclusive didactics founded on a pedagogic and cultural anthropology based on the example of PE. The point of departure for the argument is that sports education – like other application and action sciences – often deals with implicit, socially preformatted norms such as mediated beauty and fitness ideals. At the same time, it is also confronted with hidden (cultural) anthropological norms. It can be assumed that these often not reflected norms can potentially counteract the full participation of persons with disabilities at a structural level and have an exclusionary potential. On the way to inclusive didactics, it seems necessary to analyze these immanent structures first of all for their inclusive or exclusive potential in order to reflect and, if necessary, to deconstruct discriminatory structures in theoretical models that are inherent. As a theoretical explorative study, an interdisciplinary or transdisciplinary research approach is used, which uses analytical, text-hermeneutic methods to deconstruct intrinsic barriers to inclusion based on disability studies as well as on Ableism.
|
2 |
Zusammenhänge zwischen der Beschulungsart und den schulischen Kompetenzen sowie der schulischen Motivation von Kindern mit sonderpädagogischem FörderbedarfKocaj, Aleksander 26 April 2018 (has links)
In der vorliegenden Dissertation wird untersucht, wie die Beschulungsart mit den schulischen Kompetenzen und der schulischen Motivation von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) in der vierten Jahrgangsstufe zusammenhängt. In der ersten Teilstudie wurde geprüft, ob die Kompetenztests im IQB-Ländervergleich 2011 geeignet sind, die schulischen Kompetenzen von Kindern mit SPF in Förderschulen und allgemeinen Schulen reliabel und valide zu erfassen. Die Messeigenschaften der Kompetenztests waren zwischen den Schülergruppen mit SPF in Förderschulen und allgemeinen Schulen vergleichbar. Jedoch zeigten sich Einschränkungen in der Testgüte für die Kompetenztests im Fach Mathematik für Kinder mit SPF in Förderschulen. In der zweiten Teilstudie wurden die schulischen Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik zwischen Kindern mit SPF in Förderschulen und allgemeinen Schulen miteinander verglichen. Kinder mit SPF in allgemeinen Schulen erzielten in beiden Fächern höhere schulische Kompetenzen als Kinder mit SPF in Förderschulen mit vergleichbaren Lernvoraussetzungen und Hintergrundmerkmalen. Insbesondere Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen profitierten von einer Beschulung in allgemeinen Schulen. In der dritten Teilstudie zeigte sich, dass die fähigkeitsbezogene Klassenkomposition unter Berücksichtigung individueller Hintergrundmerkmale und Schulart positiv mit den schulischen Kompetenzen von Kindern mit SPF zusammenhing. In der vierten Teilstudie wurden Zusammenhänge zwischen der Beschulungsart und Merkmalen der schulischen Motivation untersucht. Kinder mit SPF in Förderschulen wiesen ein höheres akademisches Selbstkonzept in den Fächern Deutsch und Mathematik sowie fächerübergreifend eine höhere Lernfreude auf als Kinder mit SPF in allgemeinen Schulen. Diese motivationalen Unterschiede konnten auf die geringere Leistungsstärke in Förderschulen im Vergleich zu allgemeinen Schulen zurückgeführt werden. / The present dissertation examines the relation between the educational placement of students with special educational needs (SEN) in special education schools or regular schools and their school achievement and achievement motivation at the end of fourth grade. In the first study, we investigated if the achievement tests in German and mathematics assess SEN students’ proficiencies reliably and validly. Overall, the interpretation of the test scores was comparable between students with SEN in special education schools and regular schools. Comparability of the achievement tests in mathematics, however, was constrained for SEN students in special education schools compared to students without SEN. In the second study, we compared SEN students’ school achievement in German and mathematics between special education schools and regular schools. SEN students in regular schools had significantly higher test scores across both domains than comparable SEN students in special education schools. In particular, students with special needs in learning benefitted from an education in regular schools. In the third study, we found a significant positive relationship between the average cognitive abilities at the class level and SEN students’ individual school achievement in German and mathematics after accounting for students’ achievement-related characteristics and educational placement in special education schools or regular schools. The fourth study focused on the relation between SEN students’ educational placement and their achievement motivation. SEN students in special education schools reported higher academic self-concepts in German and mathematics as well as more enjoyment of learning than SEN students in regular schools. Placement differences could be explained by the lower class-average achievement in special education schools compared to regular schools.
|
3 |
Gerechtigkeitsüberzeugungen von Lehrkräften in inklusiven UnterrichtssettingsKobs, Scarlett Madeline 09 March 2023 (has links)
In der vorliegenden Dissertation wurden Gerechtigkeitsüberzeugungen von praktizierenden und angehenden Lehrkräften in inklusiven Unterrichtssettings untersucht. In Teilstudie 1 wurden Textvignetten, in denen SchülerInnen-Lehrkraft-Interaktionen beschrieben sind, entwickelt und zur Überprüfung eines Einflusses des sonderpädagogischen Förderbedarfs auf Gerechtigkeitsurteile von Lehramtsstudierenden in einem experimentellen Design eingesetzt. In den Gerechtigkeitsurteilen der Lehramtsstudierenden wurde eine Präferenz für das Bedarfsprinzip deutlich, wenn das interagierende Kind gemäß eines sonderpädagogischen Förderbedarfs im Bereich der emotional-sozialen Entwicklung beschrieben wurde. Für Situationsbeschreibungen mit Fokus auf die Verteilung von Ressourcen zeigte sich ebenfalls ein Effekt für den sonderpädagogischen Förderbedarf Lernen. In Teilstudie 2 wurden zwei der aus Teilstudie 1 verwendeten Vignetten in einer Stichprobe mit praktizierenden Lehrkräften verwendet. Die in den Vignetten beschriebene Gleichverteilung von Ressourcen bzw. Zuwendung wurde von den praktizierenden Lehrkräften bei Vorhandensein eines Förderbedarfes weniger gerecht erlebt als bei einer neutralen Verhaltensbeschreibung des interagierenden Kindes. Darüber hinaus zeigten sich signifikant positive Zusammenhänge zwischen den Gerechtigkeitsüberzeugungen und anderen individuellen Merkmalen der Lehrkräfte. In Teilstudie 3 wurden Zusammenhänge zwischen den Gerechtigkeitsüberzeugungen der Lehrkräfte und der sozialen Partizipation von deren SchülerInnen untersucht. Basierend auf den Gerechtigkeitsurteilen der Lehrkräfte aus Teilstudie 2 wurde eine kollegiale Sensitivität für Bedarfsgerechtigkeit auf Schulebene (KSBG) modelliert. Die Ergebnisse zeigen, dass die KSBG in Zusammenhang mit der sozialen Partizipation der SchülerInnen stand. Bei Berücksichtigung der aus SchülerInnensicht erhobenen Lehrkraftgerechtigkeit und dem individuellen Gerechte-Welt-Glaube verschwand dieser Zusammenhang. / This dissertation examined justice beliefs of practicing and prospective teachers in inclusive teaching settings. In Study 1, text vignettes describing student-teacher interactions were developed and used in an experimental design to examine an influence of special education needs on student teachers' justice judgments. In the student teachers' justice judgments, a preference for the need principle was evident when the interacting child was described with behavioral difficulties. For situational descriptions focusing on the distribution of resources, an effect for learning difficulties was also found. In Study 2, two of the vignettes from Study 1 were used in a sample with practicing teachers. The equal distribution of resources or attention described in the vignettes was experienced as less just by practicing teachers in the presence of a special need (behavioral difficulties or learning difficulties). In addition, significant positive links were found between justice beliefs and other individual teacher characteristics. Study 3 examined associations between teachers' justice beliefs and their students' social participation. Based on teachers' justice beliefs from Study 2, a collegial sensitivity to school-level needs-based justice (KSBG) was modeled. Results indicate that KSBG was related to students’ social participation. This relationship disappeared when considering teacher justice from the student perspective and individual just-world beliefs.
|
4 |
Partizipation im Übergang Schule–Beruf bei Schüler*innen des Förderschwerpunktes „Geistige Entwicklung“Zölls-Kaser, Philine 14 March 2023 (has links)
Die Wege von ehemaligen Förderschüler*innen nach der Schule in Ausbildung, Arbeit oder Übergangsmaßnahmen können mit Hilfe der bestehenden Statistiken nur vage nachvollzogen werden. Die subjektive Sichtweise der Förderschüler*innen wird dabei zudem sehr selten erfasst. Besonders bei dem Förderschwerpunkt (FS) Geistige Entwicklung (GE) sind (strukturelle) Benachteiligungen deutlich zu erkennen. So werden die Schüler*innen dieses Förderschwerpunktes fast ausschließlich an der Förderschule beschult.
Das Forschungsdesign der Dissertation ist eine explorative Längsschnittstudie mit Fokus auf die Entstehung und Umsetzung des Berufswunsches bei acht Schüler*innen des FS GE. Innerhalb dieses Lebensabschnittes werden die Partizipationsmöglichkeiten und Barrieren aus Sicht der Schüler*innen eruiert.
Als theoretisch-konzeptionelle Grundlage dient der Begriff der Partizipation. Der inflationär verwendete und dennoch unscharf definierte Partizipationsbegriff wird sowohl politisch in unterschiedlichen Diskursen, als auch im Bereich der Behindertenhilfe rege diskutiert. Besonders eine Abgrenzung zu dem Begriff der Teilhabe findet sich jedoch eher selten. In der Dissertation wird eine Schärfung des Begriffs Partizipation vorgenommen.
Die Studie konnte zeigen, dass Partizipationsmöglichkeiten der Schüler*innen des FS GE in dem Übergang Schule-Beruf nur in einem geringen Umfang und in einem begrenzten Handlungsrahmen möglich sind. Das Lehrpersonal, die Reha-Berater*innen der Agentur für Arbeit, sowie die Eltern haben einen großen Einfluss auf den Berufswunsch der Förderschüler*innen und die Umsetzung dessen. Alternative Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, wie z.B. Unterstützte Beschäftigung, Fachpraktikerausbildung usw. wurden von den Schüler*innen nicht thematisiert. Des Weiteren konnten die teilweise engen Kooperationen der Schulen zu den Werkstätten für behinderte Menschen aufgezeigt werden, sowie eine fehlende langfristige Begleitung von unabhängigen Berufsberater*innen. / The paths of former special needs students after school into training, work or vocational education can only be very vaguely traced with the help of the existing statistics. The subjective point of view of the special needs students is only rarely recorded. Structural disadvantages are particularly evident at students with special needs related to intellectual development. Students with special needs related to intellectual development are almost exclusively taught at special schools.
The research design of the dissertation is an exploratory longitudinal study. The research question was how the career aspirations were developed, of eight special needs students related to intellectual development, and how they can implement them.
In the dissertation, the concept of participation was chosen as the theoretical and conceptual basis. The concept of participation, which is used excessively and is still vaguely defined, is the subject of lively debate both politically in various discourses and in the work with people with disabilities. However, a distinction from the concept of participation is rare. In the dissertation, an urgently needed differentiation of the definition of the concept of participation took place.
The study was able to show that the participation opportunities for students in the transition from school to work are only possible to a small extent and within a limited, usually predeter-mined, framework for action. In the case of the special needs students, it can be seen that the teaching staff, the rehabilitation consultants from the employment agency and the parents have a major influence on the career choice of the special needs students. Existing support options, such as supported employment, etc. were not discussed by the students. Furthermore, the sometimes close cooperation between the schools and the sheltered workshop for people with disabilities could be shown, as well as a lack of long-term support from independent careers advisers.
|
Page generated in 0.017 seconds