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Konstituierung und Rezeption des Antifaschismuskonsenses am Beispiel der RAF - eine ideengeschichtliche Perspektive

Beier, Jens 19 July 2012 (has links) (PDF)
Die Kernfrage meiner Arbeit, die bisher erst wenig im Fokus stand, befasst sich mit der Rolle des Antifaschismus, genauer, des in Teilen der damaligen westdeutschen Bevölkerung verbreiteten Antifaschismuskonsenses als ein wesentlicher Grundstein des Protestes der Zeit um 1968. Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine von mehreren linken militanten Gruppen in der BRD, die sich unmittelbar nach 1968, d.h. über 20 Jahre nach dem alliierten Sieg über den Faschismus in Deutschland, organisierten. Am Beispiel der RAF soll untersucht werden, wie sich der Antifaschismuskonsens konstituierte und wie dieser rezipiert wurde. Eine Untersuchung, die eine ähnliche ideengeschichtliche Fragestellung beinhaltet, aber wesentlich umfassender auf „Ideologien und Analysen des Terrorismus in der BRD“ angelegt war, stammt von einer Forschungsgruppe um Iring Fetscher, Günter Rohrmoser u.a. und fand im Auftrag der Ständigen Konferenz der Innenminister der Länder (IMK) um 1980 statt. Die folgenden Thesen sind zugleich Ausgangspunkt und Leitfaden meiner Arbeit: 1) Antifaschismus basiert auf der Ablehnung des Faschismus, unter dem auch der Nationalsozialismus rubriziert wird. Der Antifaschismuskonsens vereint die Ansicht innerhalb der westdeutschen Protestbewegung1, dass die Tradition des Faschismus nach 1945 in der BRD partiell fortbesteht und weiterhin in unterschiedlichen Formen kritisiert und bekämpft werden muss. Der Antifaschismus ist wie auch der Antiimperialismus und der Antiamerikanismus ein konstituierendes Element der Protestbewegung. 2) Der Konflikt zwischen Staat und Protestbewegung eskalierte nach 1967 und führte durch verschiedene Schlüsselereignisse und die verbreitete Auffassung von einer internationalen Guerillabewegung zur Gründung einzelner militanter Gruppen, darunter in der BRD die Tupamaros Westberlin bzw. München (1969), die RAF (1970) und die Bewegung 2. Juni (1972). Dabei ist der Antifaschismuskonsens auch für militante Gruppen wie die RAF ein konstituierendes Element wie anhand der produktiven Rezeption in Reden oder Texten deutlich wird. 3) Die antifaschistische Haltung konstituierte sich dabei nicht nur psychologisch oder biografisch, d.h. durch die individuelle Entwicklung und äußere Einflüsse, sondern auch textuell, d.h. über konkrete Texte, die innerhalb der Protestbewegung kanonisch bzw. allgemein anerkannt waren. Aus diesen Thesen resultieren Fragen, die ich im zweigegliederten Hauptteil der Arbeit erörtern werde. Allem voran steht im Teil I die Frage der zeitlichen und individuellen Perspektive. Dadurch soll, um einem wichtigen didaktischen Kriterium gerecht zu werden, der Bezug zum Prinzip der Multiperspektivität hergestellt werden. Es gilt, anhand von Beispielen eine konzise Grundlage für eine differenzierte und kritische Betrachtung der Primär- und Sekundärliteratur zu erarbeiten (→ Kap. I.1). Anschließend wird der Hauptbegriff meiner Arbeit, Antifaschismus, in seinen Facetten erörtert (→ Kap. I.2 / These 1). Danach versuche ich den Zusammenhang zwischen Antifaschismus und Entnazifizierung in der BRD zu klären und herauszuarbeiten, inwiefern von einem Kontinuum des Nationalsozialismus gesprochen werden kann (→ Kap. I.3 / These 1). Den ersten Teil abschließend soll die Relevanz des Antifaschismuskonsenses für die Konstituierung der Protestbewegung aufgezeigt werden (→ Kap. I.4 / These 1 u. 3). Im Teil II wird der Fokus auf eine bestimmte Gruppe gelenkt, die RAF. Der Teil beginnt mit einem Exkurs zur Herausbildungung der RAF im Kontext des eskalierenden Konfliktes zwischen dem Staat und der Protestbewegung (→ Kap. II.1 / These 2 u. 3). Daraufhin untersuche ich einzelne Texte der RAF auf die Frage nach den Belegen für eine produktive, d.h. aktive, Rezeption des Antifaschismuskonsenses (→ Kap. II.2 / These 2 u. 3). Dabei geht es schließlich darum, den Zusammenhang zwischen der antifaschistischen Haltung und einer entsprechenden textuellen Konstituierung aufzuzeigen, also um die Frage nach dem Wirken der passiven Rezeption neben beispielsweise psychologischen oder biografischen Einflüssen. Die zeitliche und räumliche Eingrenzung des Gegenstandes der Arbeit richtet sich nach dem inhaltlich gesteckten Rahmen, im Wesentlichen beginnend mit der Entnazifizierung nach 1945 und endend mit der Konstituierung der RAF um 1970. Dresden, Juni 2012
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Konstituierung und Rezeption des Antifaschismuskonsenses am Beispiel der RAF - eine ideengeschichtliche Perspektive

Beier, Jens 19 July 2012 (has links)
Die Kernfrage meiner Arbeit, die bisher erst wenig im Fokus stand, befasst sich mit der Rolle des Antifaschismus, genauer, des in Teilen der damaligen westdeutschen Bevölkerung verbreiteten Antifaschismuskonsenses als ein wesentlicher Grundstein des Protestes der Zeit um 1968. Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine von mehreren linken militanten Gruppen in der BRD, die sich unmittelbar nach 1968, d.h. über 20 Jahre nach dem alliierten Sieg über den Faschismus in Deutschland, organisierten. Am Beispiel der RAF soll untersucht werden, wie sich der Antifaschismuskonsens konstituierte und wie dieser rezipiert wurde. Eine Untersuchung, die eine ähnliche ideengeschichtliche Fragestellung beinhaltet, aber wesentlich umfassender auf „Ideologien und Analysen des Terrorismus in der BRD“ angelegt war, stammt von einer Forschungsgruppe um Iring Fetscher, Günter Rohrmoser u.a. und fand im Auftrag der Ständigen Konferenz der Innenminister der Länder (IMK) um 1980 statt. Die folgenden Thesen sind zugleich Ausgangspunkt und Leitfaden meiner Arbeit: 1) Antifaschismus basiert auf der Ablehnung des Faschismus, unter dem auch der Nationalsozialismus rubriziert wird. Der Antifaschismuskonsens vereint die Ansicht innerhalb der westdeutschen Protestbewegung1, dass die Tradition des Faschismus nach 1945 in der BRD partiell fortbesteht und weiterhin in unterschiedlichen Formen kritisiert und bekämpft werden muss. Der Antifaschismus ist wie auch der Antiimperialismus und der Antiamerikanismus ein konstituierendes Element der Protestbewegung. 2) Der Konflikt zwischen Staat und Protestbewegung eskalierte nach 1967 und führte durch verschiedene Schlüsselereignisse und die verbreitete Auffassung von einer internationalen Guerillabewegung zur Gründung einzelner militanter Gruppen, darunter in der BRD die Tupamaros Westberlin bzw. München (1969), die RAF (1970) und die Bewegung 2. Juni (1972). Dabei ist der Antifaschismuskonsens auch für militante Gruppen wie die RAF ein konstituierendes Element wie anhand der produktiven Rezeption in Reden oder Texten deutlich wird. 3) Die antifaschistische Haltung konstituierte sich dabei nicht nur psychologisch oder biografisch, d.h. durch die individuelle Entwicklung und äußere Einflüsse, sondern auch textuell, d.h. über konkrete Texte, die innerhalb der Protestbewegung kanonisch bzw. allgemein anerkannt waren. Aus diesen Thesen resultieren Fragen, die ich im zweigegliederten Hauptteil der Arbeit erörtern werde. Allem voran steht im Teil I die Frage der zeitlichen und individuellen Perspektive. Dadurch soll, um einem wichtigen didaktischen Kriterium gerecht zu werden, der Bezug zum Prinzip der Multiperspektivität hergestellt werden. Es gilt, anhand von Beispielen eine konzise Grundlage für eine differenzierte und kritische Betrachtung der Primär- und Sekundärliteratur zu erarbeiten (→ Kap. I.1). Anschließend wird der Hauptbegriff meiner Arbeit, Antifaschismus, in seinen Facetten erörtert (→ Kap. I.2 / These 1). Danach versuche ich den Zusammenhang zwischen Antifaschismus und Entnazifizierung in der BRD zu klären und herauszuarbeiten, inwiefern von einem Kontinuum des Nationalsozialismus gesprochen werden kann (→ Kap. I.3 / These 1). Den ersten Teil abschließend soll die Relevanz des Antifaschismuskonsenses für die Konstituierung der Protestbewegung aufgezeigt werden (→ Kap. I.4 / These 1 u. 3). Im Teil II wird der Fokus auf eine bestimmte Gruppe gelenkt, die RAF. Der Teil beginnt mit einem Exkurs zur Herausbildungung der RAF im Kontext des eskalierenden Konfliktes zwischen dem Staat und der Protestbewegung (→ Kap. II.1 / These 2 u. 3). Daraufhin untersuche ich einzelne Texte der RAF auf die Frage nach den Belegen für eine produktive, d.h. aktive, Rezeption des Antifaschismuskonsenses (→ Kap. II.2 / These 2 u. 3). Dabei geht es schließlich darum, den Zusammenhang zwischen der antifaschistischen Haltung und einer entsprechenden textuellen Konstituierung aufzuzeigen, also um die Frage nach dem Wirken der passiven Rezeption neben beispielsweise psychologischen oder biografischen Einflüssen. Die zeitliche und räumliche Eingrenzung des Gegenstandes der Arbeit richtet sich nach dem inhaltlich gesteckten Rahmen, im Wesentlichen beginnend mit der Entnazifizierung nach 1945 und endend mit der Konstituierung der RAF um 1970. Dresden, Juni 2012:Abkürzungsverzeichnis 2 Einführung 4 I. Antifaschismus als Konsens und Basis des Protestes – Eine Frage der Perspektive 9 I.1 Zur Frage der Perspektive 9 I.2 Zum Begriff des Antifaschismuskonsenses 14 I.3 Entnazifizierung und Kontinuum des Nationalsozialismus – Ein Paradoxon? 19 I.4 Konstituierung der Protestbewegung und Relevanz des Antifaschismuskonsenses: Die Folgen des „gescheiterten Experimentes“ 28 II. Eskalation des Konfliktes – Rezeption und Konstituierung des Antifaschismuskonsenses am Beispiel der RAF 38 II.1 Konstituierung der RAF im Kontext des eskalierenden Konfliktes 40 II.2 Produktive Rezeption des Antifaschismuskonsenses in Texten der RAF 50 Resümee 56 Verzeichnis der Quellen und Literatur 57 A) Quellen 57 B) Sekundärliteratur 61 C) Internet / Onlinemedien 71 Selbstständigkeitserklärung 72

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