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Vom stockenden Verständnis fließender ZusammenhängeSchwarz, Marcus A. 13 June 2016 (has links) (PDF)
Einfache oder komplexe dynamische Systeme stellen Individuen und Gesellschaften gleichermaßen vor mitunter große Herausforderungen, wie regionale und globale Krisen immer wieder zeigen. Ein basales und allgemeines Verständnis dynamischer Zusammenhänge scheint daher nicht nur wünschenswert, sondern mit Blick auf ausgewählte aktuelle Krisen sogar notwendiger denn je. Doch auch in alltäglichen Situationen oder im Schulkontext kann ein fundamentales Verständnis dynamischer Systeme die individuellen Entscheidungen oder den mathematischen Erkenntnisgewinn unterstützen.
Allerdings zeigt eine breite Basis empirischer Befunde, dass bereits relativ einfache Dynamiken, wie Fluss-Bestands-Systeme (FB-Systeme), nur unzureichend erfasst zu werden scheinen. Diese Dissertationsschrift verfolgt daher die generelle Fragestellung, wie sich ein basales Verständnis formal einfacher FB-Systeme fördern oder generieren lassen könnte. Aufgrund einer bislang fehlenden einheitlichen theoretischen Beschreibung des FB-Verständnisses und dessen Einflussfaktoren basiert die vorgestellte Untersuchungsserie einerseits auf drei ausgewählten generellen theoretischen Perspektiven und daraus abgeleiteten Einflussfaktoren. Zusätzlich wurden einzelne weitere theoretische Modelle und eine Vielzahl spezifischer empirischer Befunde, zur Wirksamkeit verschiedener Präsentationsformate auf kognitive Fähigkeiten, für die Begründung der experimentellen Manipulationen herangezogen. In einer Serie von sieben experimentellen Untersuchungen wurden diverse Möglichkeiten grafischer Darstellungen, isoliert und in Wechselwirkung mit verschiedenen Personenmerkmalen, empirisch bezüglich ihres Einflusses auf das basale Verständnis illustrierter FB-Systeme überprüft. Unter Anwendung geltender wissenschaftlicher Standards und durch Nutzung moderner inferenzstatistischer Verfahren erlauben die gewonnen Ergebnisse eine fundierte Beurteilung der untersuchten Einflussfaktoren.
Organisiert in drei Teilen, konnten in einer Folge von einfachen statischen Abbildungen, über passive dynamische Repräsentationen, bis hin zu interaktiven animierten Interventionsformaten, zahlreiche Illustrationsvarianten in ihrer Wirkung auf ein basales FB-Verständnis beurteilt werden. In den Experimenten 1 bis 3 wurden zunächst ausgewählte statische Darstellungsformate, spezifische Kontexteinbettungen und adaptierte Instruktionsansätze überprüft. Dabei zeigte sich keiner der manipulierten Darstellungsaspekte als genereller Wirkfaktor auf das basale FB-Verständnis. Weder kombinierte oder angepasste Diagrammdarstellungen, noch Zusatzinformationen oder überlebensrelevante Kontexteinbettungen führten zu den erwarteten Verbesserungen des FB-Verständnisses. Selbst, auf etablierten pädagogischen Interventionen basierende Instruktionsformen zeigten keinen systematischen Einfluss auf die Lösungsraten von FB-Aufgaben. In den anschließenden Experimenten 4 bis 6 konnten unter passiven dynamischen Darstellungen – rezipierende Animationen ohne Eingriffsmöglichkeiten – gleichfalls keine generell wirksamen Formate identifiziert werden. Ob fließend oder segmentiert, einmalig oder repetitiv, einzeln oder kombiniert: Keine der untersuchten passiven Animationsarten schlug sich in verbesserten Lösungsraten nieder. Im letzten Teil der Dissertation wurden schließlich interaktiv dynamische Formate am Beispiel von eigens konzipierten computerspielbasierten Lerninterventionen empirisch untersucht. Erneut zeigten sich keine Haupteffekte für die Attribute dieser Art der Informationsvermittlung. Einerseits bieten die gewonnenen Daten insgesamt keine konkreten Hinweise darauf, welche Formate generell geeignet sein könnten, FB-Zusammenhänge verständlich zu kommunizieren. Andererseits ließen sich wiederholt relevante Individualfaktoren identifizieren, die, spezifisch und in Wechselwirkungen mit den Repräsentationsformaten, das Ausmaß des individuellen FB-Verständnisses substanziell zu beeinflussen scheinen.
Bereits in den ersten Experimenten traten spezifische Personenmerkmale hervor, die sich über die gesamte Untersuchungsserie hinweg als eigenständige Determinanten prädiktiv für das FB-Verständnis zeigten. Das Geschlecht (wobei Männer im Mittel ein besseres FB-Verständnis zeigten) und die mathematischen Fähigkeiten der Versuchspersonen bestimmen offenbar das Verständnis einfacher dynamischer Systeme deutlich stärker, als jedes der manipulierten Darstellungsformate. Gleichfalls scheinen sie für alle untersuchten Varianten der Repräsentationsformate vergleichbar und unabhängig voneinander relevant zu sein – wie statistische Kontrollmaßnahmen zeigen konnten. Vereinzelt, aber weniger stringent, konnten ebenfalls prädiktive Einflüsse motivationaler und kognitiver Faktoren, wie räumliche Intelligenz, beobachtet werden.
Einige dieser Personenmerkmale traten wiederholt, wenn auch ohne erkennbare Systematik, in Wechselwirkung mit den experimentellen Darstellungsvarianten in Erscheinung. In Abhängigkeit von bestimmten Personenmerkmalen wirkten sich demnach einige der untersuchten Darstellungsformen unterschiedlich auf die Leistung in FB-Aufgaben aus. Insbesondere für animierte Präsentationsformate zeigten sich dabei Interaktionseffekte mit dem Geschlecht, wonach Männer und Frauen offenbar von verschiedenen Illustrationsarten profitieren. In nahezu allen Experimenten der Teile II und III konnte ein derartiger Geschlechter-Darstellungsformat-Interaktionseffekt beobachtet werden. Weitaus seltener zeigten sich hingegen Moderatoreffekte von motivationalen oder kognitiven Faktoren. Obwohl die mathematischen Fähigkeiten über alle Experimente hinweg als substanzieller Prädiktor des FB-Verständnisses in Erscheinung traten, fanden sich überdies durchgängig keine Anzeichen für dementsprechende Interaktionseffekte.
Darüber hinaus boten explorative Vergleiche zwischen den verschiedenen Experimenten weitere interessante Hinweise auf die Hintergründe des generell relativ schwach ausgeprägten basalen FB-Verständnisses. Da Experiment 6 in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg durchgeführt werden konnte, ließen sich mathematisch sehr gut vorgebildete Versuchspersonen für die Teilnahme gewinnen. Diese zeigten, im Vergleich zu den Kohorten der vorangegangenen Experimente, ein sehr hohes Verständnis der illustrierten FB-Systeme. Dies unterstreicht, über die Bedeutung individueller mathematischer Fähigkeiten hinaus, dass ein gutes bis sehr gutes FB-Verständnis prinzipiell realisierbar ist. Weitere explorative Analysen deuten überdies auf eine besonders positive Wirkung passiver dynamischer Repräsentationen im Kontext der kreierten computerspielbasierten Interventionen. Die in Experiment 7 ursprünglich als Kontrollbedingung konzipierte Darstellungsvariante führte gegenüber einer vergleichbaren Stichprobe weiblicher Versuchsteilnehmer zu deutlich verbesserten Lösungsraten.
Ergänzend zu vergleichenden Diskussionen der drei separaten Dissertationsteile folgt eine abschließende Generaldiskussion. Neben generellen Aspekten der Ergebnisse werden darin die zentralen Schlussfolgerungen und Erkenntnisse zusammengefasst. Die Erörterung potenzieller theoretischer und praktischer Implikationen sowie die Vorstellung spezifischer Anschlussfragestellungen und zukünftiger Forschungsanstrengungen bilden den Abschluss dieser Dissertationsschrift.
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Развој методе за процену комплексности стехиометријских проблема / Razvoj metode za procenu kompleksnosti stehiometrijskih problema / Development of a method forassessing thecomplexit of stoichiometric problemsHorvat Saša 17 July 2018 (has links)
<p>Циљ овог истраживања је био развој и валидација методе за процену комплексности стехиометријских проблема. Метода за процену комплексности укључује дизајн табеле за процену тежине и интерактивности концепата. Нумерички рејтинг когнитивне комплексности задатака на Тесту одређен је комбиновањем Табеле са методом Кнауса и сарадника. Метода за процену<br />комплексности стехиометријских проблемских задатака је валидирана статистички,корелационом анализом односа ученичког постигнућа и нумеричког рејтинга когнитивне комплексности проблема, као и односом уложеног менталног напора и процењене комплексности. При томе су добијене изузетно високе вредности корелационих коефицијената. Поред статистичке валидације Метода је подвргнута и валидацији применом Теорије простора знања. Применом предложене Методе конструисан је очекивани простор знања, а применом кориговане и минимизиране IITA конструисaн је реални простор знања из ученичких постигнућа на тесту. Простори знања су упоређен применом теорије графова. Очекивани и реални простор знања садрже велики број истих релација претпостављања, чиме је додатно потврђена валидност Методе.<br />Примена КСТ у валидацији Методе омогућила једа се увиде фине разлике између очекиваног и реалног простора знања на основу чега је указано на могућности даљег побољшања наставе стехиометрије.</p> / <p>Cilj ovog istraživanja je bio razvoj i validacija metode za procenu kompleksnosti stehiometrijskih problema. Metoda za procenu kompleksnosti uključuje dizajn tabele za procenu težine i interaktivnosti koncepata. Numerički rejting kognitivne kompleksnosti zadataka na Testu određen je kombinovanjem Tabele sa metodom Knausa i saradnika. Metoda za procenu<br />kompleksnosti stehiometrijskih problemskih zadataka je validirana statistički,korelacionom analizom odnosa učeničkog postignuća i numeričkog rejtinga kognitivne kompleksnosti problema, kao i odnosom uloženog mentalnog napora i procenjene kompleksnosti. Pri tome su dobijene izuzetno visoke vrednosti korelacionih koeficijenata. Pored statističke validacije Metoda je podvrgnuta i validaciji primenom Teorije prostora znanja. Primenom predložene Metode konstruisan je očekivani prostor znanja, a primenom korigovane i minimizirane IITA konstruisan je realni prostor znanja iz učeničkih postignuća na testu. Prostori znanja su upoređen primenom teorije grafova. Očekivani i realni prostor znanja sadrže veliki broj istih relacija pretpostavljanja, čime je dodatno potvrđena validnost Metode.<br />Primena KST u validaciji Metode omogućila jeda se uvide fine razlike između očekivanog i realnog prostora znanja na osnovu čega je ukazano na mogućnosti daljeg poboljšanja nastave stehiometrije.</p> / <p>The main goal of this dissertation was to develop and validate the Method for estimation of the complexity of stoichiometric problems. The Method for assessment of complexity involves the design of a table for assessment of difficulty and interactivity of the concepts. The numerical rating of the cognitive complexity of tasks on the Test is determined by combining the Table with the Knaus et al. (2011) method. Method for estimation of the complexity of stoichiometric problems is validated by a statistically significant correlation analysis between students' performances and cognitive complexity, as well as between students'evaluation of invested mental effort and cognitive complexity. In doing so, extremely high values of correlation coefficients were obtained. In addition to statistical validation, the Method was subjected to validation using the Knowledge Space Theory. Using the proposed Method, the expected knowledge space was constructed, and by applying the corrected and minimized IITA, a real knowledge space from student achievement on the test was constructed. Knowledge spaces are compared using graph difference. The expected and real knowledge space contained a large number of the same surmise relations, which additionally confirms the validity of Method. Differences between theknowledge space pointed to some facts that teachers often do not see with their students.The application of KST in the Method validation pointed out the fine differencesbetween the expected and real knowledge space, indicating possibilities for further improvement of stoichiometry teaching.</p>
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Tillämpa Root Cause Analysis på återkommande problem med administrativa symptom : En explorativ studie av materialdifferenser inom Volvo Car Body ComponentsWedelin, Erik, Carlström, Philip January 2015 (has links)
Root Cause Analysis (RCA) är en metodik som kan användas vid problemlösning för att gå till botten av en problemsituation och lösa ut de grundläggande orsakerna bakom problematiken. Problemet med RCA är att denna metod har främst undersökts och använts i sammanhang då ett problem med fysisk händelse, ett praktiskt symptom, har inträffat. En enligt studenterna förbisedd del av denna forskning berör problem där symptomet inte kan kopplas till en fysisk händelse – ett administrativt symptom. Syftet med denna studie är att tillämpa RCA på ett problem med administrativt symptom för att sedan ställa detta resultat i relation till andra studier med praktiska respektive administrativa symptom. Därefter gör studenterna bedömningen huruvida RCA är en lämplig metodik vid tillämpningen av ett administrativt symptom eller inte. Denna studie har genomförts på Volvo Cars Body Components (VCBC) i Olofström där det undersökta problemet med administrativt symptom har varit VCBCs materialdifferenser på produktionsmaterialet plåt. Utifrån denna studie framkom sex rotorsaker bakom VCBCs problematik, vilka alla oberoende av varandra gav upphov till problematiken. Denna trend kunde uppvisas i annan studie med administrativt symptom, men kunde inte uppvisas i någon studie då ett praktiskt symptom studerats. En slutsats av denna studie visar på att skillnaden mellan ett problem med ett praktiskt respektive administrativt symptom ligger i själva ursprunget till den grundläggande rotorsaken. I fall med praktiska symptom kan denna direkt hänvisas till en mänsklig faktor som ursprung till problematiken, en trend som inte framgår i de fall då ett administrativt symptom undersökts. Det är också studenternas slutsats att RCA är en lämplig metodik att använda vid problem med administrativa symptom. / Root Cause Analysis (RCA) is a method that can be used in problem solving to get to the bottom of a problem situation and solving the root causes behind the problems. The problem of RCA is that this method has mainly been studied and used in contexts where a problem with the physical event, a practical symptom occurred. According to the students, an overlooked part of this research addresses problems where the symptom cannot be linked to a natural event – an administrative symptom. The purpose of this study is to apply RCA to a problem with an administrative symptom in order to then set the result in relation to other studies with practical and administrative symptoms. Thereafter the students will do the assessment whether RCA is a suitable methodology to apply on an administrative symptom or not. This study was conducted at Volvo Cars Body Components (VCBC) in Olofström where the investigated problem with an administrative symptom has been VCBCs material differences in the production material sheet. Based on this study six root causes were revealed to be behind VCBCs problems, where all, independent of each other, gave rise to problem. This trend could be presented in another study with administrative symptom, but could not be produced in any study where a practical symptoms was studied. One conclusion of this study show that the difference between a problem with a practical respectively administrative symptom lies in the very origin of the fundamental root cause. In cases of practical symptoms, this may actually refer to a human factor as the origin of the problem, a trend which is not clear in cases where an administrative symptom is investigated. It is also the student's conclusion that RCA is an appropriate methodology to use in case of problems with the administrative symptoms
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Finns det naturligt förekommande grupper av ungdomar som använder olika kombinationer av copingstrategier när de stöter på utmaningar i livet? / Are there naturally occurring groups of young people who use different combinations of coping strategies when they encounter challenges in life?Selvert, Chris, Silvén, Patrik January 2020 (has links)
Syftet med denna studie var att undersöka om det finns naturligt förekommande kombinationer av copingstrategier i ungdomsåren.Vårt andra mål med studien var att utröna om dessa olika kombinationer av copingstrategier är relaterade till ungdomars grad av depression, självkänsla och somatiska symptom. Med färdiginsamlad data från Youth & Sports Project, Örebro Universitet utfördes studien. Vårt urval bestod av 638 ungdomar boende i Sverige (Målder = 14.09, SD = 0.39; åldersspann: 13-17; 46 % flickor). Med klusteranalys fann vi 5 distinkta kluster innehållande olika nivåer av de tre copingstrategier, problemlösande coping, internaliserande coping och externaliserande coping som vi har med i denna studie. Våra resultat visar att olika kluster och nivåer av studiens copingstrategier har en inverkan på den enskildes grad av depression, självkänsla och somatiska symptom. Att identifiera kluster av copingstrategier kommer ge bättre förutsättningar att nå ungdomar som behöver stöttning under ungdomsåren in i vuxenlivet. / The aim of this study is to examine if there are naturally occurring combinations of coping strategies in adolescence. The second goal with the study was to find out if these different combinations of coping strategies are related to young people's degree of depression, self-esteem and somatic symptoms. With pre-collected data from Youth & Sports Project, Örebro University, we conducted the study. Our sample included 638 adolescence living in Sweden (Mage = 14.09, SD = 0.39; age range: 13-17; 46 % girls). With cluster analysis we found 5 distinctive cluster with different levels of our three coping strategies that our study investigated, problemsolving coping, internalizing coping and externalizing coping. Our result show that different cluster and levels of the studies coping strategies have an impact on the individual's degree of depression, self-esteem and somatic symptoms. Identifying clusters of coping strategies will provide better conditions for reaching young people who need support during adolescence into adulthood.
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Vom stockenden Verständnis fließender Zusammenhänge: Darstellungs- und personenbezogene Einflussfaktoren auf das basale Verständnis einfacher dynamischer SystemeSchwarz, Marcus A. 25 May 2016 (has links)
Einfache oder komplexe dynamische Systeme stellen Individuen und Gesellschaften gleichermaßen vor mitunter große Herausforderungen, wie regionale und globale Krisen immer wieder zeigen. Ein basales und allgemeines Verständnis dynamischer Zusammenhänge scheint daher nicht nur wünschenswert, sondern mit Blick auf ausgewählte aktuelle Krisen sogar notwendiger denn je. Doch auch in alltäglichen Situationen oder im Schulkontext kann ein fundamentales Verständnis dynamischer Systeme die individuellen Entscheidungen oder den mathematischen Erkenntnisgewinn unterstützen.
Allerdings zeigt eine breite Basis empirischer Befunde, dass bereits relativ einfache Dynamiken, wie Fluss-Bestands-Systeme (FB-Systeme), nur unzureichend erfasst zu werden scheinen. Diese Dissertationsschrift verfolgt daher die generelle Fragestellung, wie sich ein basales Verständnis formal einfacher FB-Systeme fördern oder generieren lassen könnte. Aufgrund einer bislang fehlenden einheitlichen theoretischen Beschreibung des FB-Verständnisses und dessen Einflussfaktoren basiert die vorgestellte Untersuchungsserie einerseits auf drei ausgewählten generellen theoretischen Perspektiven und daraus abgeleiteten Einflussfaktoren. Zusätzlich wurden einzelne weitere theoretische Modelle und eine Vielzahl spezifischer empirischer Befunde, zur Wirksamkeit verschiedener Präsentationsformate auf kognitive Fähigkeiten, für die Begründung der experimentellen Manipulationen herangezogen. In einer Serie von sieben experimentellen Untersuchungen wurden diverse Möglichkeiten grafischer Darstellungen, isoliert und in Wechselwirkung mit verschiedenen Personenmerkmalen, empirisch bezüglich ihres Einflusses auf das basale Verständnis illustrierter FB-Systeme überprüft. Unter Anwendung geltender wissenschaftlicher Standards und durch Nutzung moderner inferenzstatistischer Verfahren erlauben die gewonnen Ergebnisse eine fundierte Beurteilung der untersuchten Einflussfaktoren.
Organisiert in drei Teilen, konnten in einer Folge von einfachen statischen Abbildungen, über passive dynamische Repräsentationen, bis hin zu interaktiven animierten Interventionsformaten, zahlreiche Illustrationsvarianten in ihrer Wirkung auf ein basales FB-Verständnis beurteilt werden. In den Experimenten 1 bis 3 wurden zunächst ausgewählte statische Darstellungsformate, spezifische Kontexteinbettungen und adaptierte Instruktionsansätze überprüft. Dabei zeigte sich keiner der manipulierten Darstellungsaspekte als genereller Wirkfaktor auf das basale FB-Verständnis. Weder kombinierte oder angepasste Diagrammdarstellungen, noch Zusatzinformationen oder überlebensrelevante Kontexteinbettungen führten zu den erwarteten Verbesserungen des FB-Verständnisses. Selbst, auf etablierten pädagogischen Interventionen basierende Instruktionsformen zeigten keinen systematischen Einfluss auf die Lösungsraten von FB-Aufgaben. In den anschließenden Experimenten 4 bis 6 konnten unter passiven dynamischen Darstellungen – rezipierende Animationen ohne Eingriffsmöglichkeiten – gleichfalls keine generell wirksamen Formate identifiziert werden. Ob fließend oder segmentiert, einmalig oder repetitiv, einzeln oder kombiniert: Keine der untersuchten passiven Animationsarten schlug sich in verbesserten Lösungsraten nieder. Im letzten Teil der Dissertation wurden schließlich interaktiv dynamische Formate am Beispiel von eigens konzipierten computerspielbasierten Lerninterventionen empirisch untersucht. Erneut zeigten sich keine Haupteffekte für die Attribute dieser Art der Informationsvermittlung. Einerseits bieten die gewonnenen Daten insgesamt keine konkreten Hinweise darauf, welche Formate generell geeignet sein könnten, FB-Zusammenhänge verständlich zu kommunizieren. Andererseits ließen sich wiederholt relevante Individualfaktoren identifizieren, die, spezifisch und in Wechselwirkungen mit den Repräsentationsformaten, das Ausmaß des individuellen FB-Verständnisses substanziell zu beeinflussen scheinen.
Bereits in den ersten Experimenten traten spezifische Personenmerkmale hervor, die sich über die gesamte Untersuchungsserie hinweg als eigenständige Determinanten prädiktiv für das FB-Verständnis zeigten. Das Geschlecht (wobei Männer im Mittel ein besseres FB-Verständnis zeigten) und die mathematischen Fähigkeiten der Versuchspersonen bestimmen offenbar das Verständnis einfacher dynamischer Systeme deutlich stärker, als jedes der manipulierten Darstellungsformate. Gleichfalls scheinen sie für alle untersuchten Varianten der Repräsentationsformate vergleichbar und unabhängig voneinander relevant zu sein – wie statistische Kontrollmaßnahmen zeigen konnten. Vereinzelt, aber weniger stringent, konnten ebenfalls prädiktive Einflüsse motivationaler und kognitiver Faktoren, wie räumliche Intelligenz, beobachtet werden.
Einige dieser Personenmerkmale traten wiederholt, wenn auch ohne erkennbare Systematik, in Wechselwirkung mit den experimentellen Darstellungsvarianten in Erscheinung. In Abhängigkeit von bestimmten Personenmerkmalen wirkten sich demnach einige der untersuchten Darstellungsformen unterschiedlich auf die Leistung in FB-Aufgaben aus. Insbesondere für animierte Präsentationsformate zeigten sich dabei Interaktionseffekte mit dem Geschlecht, wonach Männer und Frauen offenbar von verschiedenen Illustrationsarten profitieren. In nahezu allen Experimenten der Teile II und III konnte ein derartiger Geschlechter-Darstellungsformat-Interaktionseffekt beobachtet werden. Weitaus seltener zeigten sich hingegen Moderatoreffekte von motivationalen oder kognitiven Faktoren. Obwohl die mathematischen Fähigkeiten über alle Experimente hinweg als substanzieller Prädiktor des FB-Verständnisses in Erscheinung traten, fanden sich überdies durchgängig keine Anzeichen für dementsprechende Interaktionseffekte.
Darüber hinaus boten explorative Vergleiche zwischen den verschiedenen Experimenten weitere interessante Hinweise auf die Hintergründe des generell relativ schwach ausgeprägten basalen FB-Verständnisses. Da Experiment 6 in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg durchgeführt werden konnte, ließen sich mathematisch sehr gut vorgebildete Versuchspersonen für die Teilnahme gewinnen. Diese zeigten, im Vergleich zu den Kohorten der vorangegangenen Experimente, ein sehr hohes Verständnis der illustrierten FB-Systeme. Dies unterstreicht, über die Bedeutung individueller mathematischer Fähigkeiten hinaus, dass ein gutes bis sehr gutes FB-Verständnis prinzipiell realisierbar ist. Weitere explorative Analysen deuten überdies auf eine besonders positive Wirkung passiver dynamischer Repräsentationen im Kontext der kreierten computerspielbasierten Interventionen. Die in Experiment 7 ursprünglich als Kontrollbedingung konzipierte Darstellungsvariante führte gegenüber einer vergleichbaren Stichprobe weiblicher Versuchsteilnehmer zu deutlich verbesserten Lösungsraten.
Ergänzend zu vergleichenden Diskussionen der drei separaten Dissertationsteile folgt eine abschließende Generaldiskussion. Neben generellen Aspekten der Ergebnisse werden darin die zentralen Schlussfolgerungen und Erkenntnisse zusammengefasst. Die Erörterung potenzieller theoretischer und praktischer Implikationen sowie die Vorstellung spezifischer Anschlussfragestellungen und zukünftiger Forschungsanstrengungen bilden den Abschluss dieser Dissertationsschrift.
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